Hi!

#1
Hallo ihr lieben,

ich lese schon länger in diesem Forum und habe nun beschlossen mich selber anzumelden. Vielleicht auch, weil ich kaum jemanden habe über meine ES zu reden. Mittlerweile fühle ich mich kühl und abgeklärt , wenn es um "meine" Bulimie geht, als hätte ich die Krankheit als festen Teil meiner Person akzeptiert. Seit 7 Jahren bin ich nun an Bulimie erkrankt und bin 23. Langsam schaffe ich es einfach nicht mehr. Es gibt selten mal einen Tag an dem ich normal essen kann. Ich habe jeglichen Bezug zum Essen verloren, habe weder Hunger, noch ein Sättigungsgefühl. Nur diese kranke Obsession wahllos Sachen in mich hineinzustopfen. Mein soziales Leben (und wie ich finde auch meine sozialen Kompetenzen) sind stark zurückgegangen. Das macht mich am meisten traurig, da ich eigentlich immer ein sehr gesellig und fröhlich war. Heute zählt nur noch Betäubung durch Fressflashes. Über die Jahre habe ich mir den Reflex zum Erbrechen so gut antrainiert, das es keine zusätzliche Arbeit mehr erfordert Gegessenes loszuwerden. Das und die Tatsache, dass man Essen nicht einfach aus dem Leben streichen kann, macht es sehr schwer für mich aufzuhören.

Nunja ... ich will eigentlich keine kilometerbriefe schreiben. Ich hoffe hier viele nette Leidensgenossen zu finden, denen es genauso geht wie mir und die bereit sind wieder normal leben und genießen zu können.

Vieeeele liebe Grüsse! :-)

Re: Hi!

#2
hallo marsmaedchen, willkommen im forum!
du hast recht, wir können essen nicht wie andere suchtkranke aus unserem leben streichen - wir müssen einen gesunden und normalen umgang damit lernen. das ist für uns natürlich ähnlich schwer zu schaffen wie für einen alkoholiker, nie mehr einen tropfen zu trinken. hast du dir schon mal überlegt, dir professionelle hilfe zu holen? dein leben scheint ja komplett von der essstörung bestimmt zu werden.

Re: Hi!

#3
Hey marsmädchen:)

Ich wollte auch nur mal kurz Hallo sagen!
Ich finde es gut, dass du dich hier angemeldet hast! Manchmal hilft alleine schon der Austausch von Gedanken oder Gefühlen, mit Leuten, denen es genauso geht.
Mir wurde hier jedenfalls schon viel geholfen und ich bin auch erst seit kurzem hier!:)

Ich freu mich drauf mehr von dir zu lesen und wünsche dir alles Gute und viel Kraft für deine Genesung!!
LG
Jamie:)

Re: Hi!

#4
Hallo Marsmädchen :)

auch von mir ein herzliches Hallo und Herzlich Willkommen hier! Ich bin mir sicher, du wirst hier auf interessante "Gespräche" und Menschen treffen.

Ich bin übrigens auch 23, an Bulimie leide ich seit dreieinhalb Jahren etwa (glaube ich :roll: ) Weißt du denn, was die Ursachen für deine Essstörung sind?

Das mit der sozialen Isolation kenne ich, wie wahrscheinlich viele hier, nur allzu gut. Ich war irgendwann an einem Punkt angelangt, wo ich echt dachte "Wenn ich jetzt in die Vorlesung gehe oder in einem Café sitze, wie verhalte ich mich dann eigentlich?? Was soll ich sagen? Über was spricht man heutzutage?" oder ich wurde mega nervös, wenn ich unter Menschen war. Echt krass, was diese Krankheit mit bzw. aus einem macht. Früher bin ich quasi auf JEDER party rumgesprungen, hatte viele Freunde & war beliebt, spontan.. wo ist das alles hin?

Die Beziehung zu meinem Freund hat mir sehr dabei geholfen, wieder öfter rauszugehen, sich zu trauen und einfach "normale" Dinge zu tun. Bist du in einer Beziehung? Oder hast du eine sehr gute Freundin, bei der du dich wohl fühlst? Ich finde immer, dass wenn man sieht, wie andere ihr Leben führen (und damit meine ich WIRKLICH sehen, wie andere ihren Alltag gestalten und nicht das aus der Ferne sehende bei-denen-ist-alles-perfekt Denken), wird einem vieles über das eigene Leben bzw. dessen Gestaltung klar.

Sorry, falls das alles etwas umständlich formuliert ist - wenn man jeden Tag englisch spricht, verkümmern die Kenntnisse in der Muttersprache doch ein wenig :shock:

Liebste Grüße,
black_white
Auf Regen folgt Sonne.

Re: Hi!

#5
Ohh hab meinen Beitrag hier total vergessen. (Ich bin so dusselig :roll: )

Hi nochmal zusammen und vielen dank für die Antworten :D

joliana: Ich habe mich 2011 das erste mal aufgerafft und eine Therapeutin aufgesucht. Allerdings wollte ich nur reden und nicht wirklich meine Bulimie loslassen. Letztes Jahr im Herbst erst, habe ich den Entschluss gefasst, dass ich nicht mehr meiner Lebensjahre an die Bulimie verlieren möchte. Deshalb habe ich Hilfe in der Uni gesucht. Es klappt so lala.. falle öfters noch in alte Verhaltensmuster zurück, aber ich denke das gehört dazu. babysteps... und Hoffnung nicht aufgeben.

jamie: Vielen Dank! Ich stimme dir voll und ganz zu. Meine Eltern und meine Schwester sind die einzigen , die von meiner ES wissen, aber irgendwie ist Thema Essen immer noch ein rotes Tuch. Deshalb hab ich mich auch hier angemeldet, weil ich sonst (außer der Therapeutin) niemanden habe, dem ich mich anvertrauen kann. Und von meinen Eltern kann ich auch nicht verlangen, dass sie das verstehen und nachvollziehen können. Wünsch dir auch viel Kraft! :)

black_white: Hi! :D Wie ich sehe wohnst du in Melbourne? Ich lieeeeeeeeeebe Australien. Habe paar Tanten väterlicherseits , die in Sydney und Brisbane wohnen ... und(!) ich lieeeeeeeebe die Australian Open!!! hahaha (sorry, dass ich so vom Thema abdrifte). Beneide dich sehr!

Zu den Ursachen...ich würde sagen, deep down in mir...ist es einfach dieses "Alleinsein". Obwohl ich ein ziemlich fröhliches Kind war, mit vielen Freunden usw, konnte ich mich nie wirklich jemandem anvertrauen oder reden. Habe auch nie wirklich mit meinen Eltern geredet. Zum anderen sind es z.T. auch die Medien gewesen, diese Schillerwelt, zu der ich mich hingezogen gefühlt habe. (Eine Art Sehnsucht oder Flucht). Ich war auch nie dick! Mit 14 bin ich mit einer Freundin shoppen gegangen und wir wollten beide den gleichen Pullover haben, aber es gab nur noch einen. Also sagte meine Freundin damals "du bist eh viel zu fett dafür". Das war so ziemlich genau der Auslöser. Kann mich auch noch sehr genau daran erinnern. Also fing ich an abzunehmen , ganz klassisch mit Verweigerung von Nahrung. (Btw. meine Schwester war zu dem Zeitpunkt Magersüchtig, was mich noch mehr angespornt hat) Irgendwann war ich dann dünn genug, dass meine Freundin das bemerkte und mich gehänselt hat mit "Du bist magersüchtig wie deine Schwester, schau dich doch an wah wah" Irgendwann hat sich der ganze Frust in mir zusammengestaut und ich fing an zu essen, wie eine wahnsinnige. Konsequenz: Jojo, ganz klar. Ich begann eine 2. Diät, wurde immer frustrierter. Mir kam mir dann die Idee mit dem selbstinduzierten Erbrechen und es hat funktioniert. Zuvor hatte ich schon damit rumexperimentiert, Süßigkeiten erbrochen, so aus Spass, weil das ein cooler Trick war. Doch dieses Mal schien mir das der Schlüssel für all meine Probleme zu sein. Das war für mich vermutlich die glücklichste zeit meines Leben. Ich arbeitete neben der Schule noch als Hostess in einem Konzerthaus und bekam immer Komplimente wie viel Gewicht ich von Tag zu tag verliere. Habe immer gesagt: "ach das ist nur der stress, die schule...einfach alles soooo stressig"
Meinen ersten Tiefpunkt hatte ich dann beim Abitur. Zum ersten Mal merkte ich...Lernen und Bulimie ist verdammt schwer! Mein Abi Schnitt war am Ende dann zwar noch ganz gut, aber...ich bin in einer Prüfung durchgefallen und vor meiner mündlichen Geographieprüfung habe ich 10 Tage lang NICHTS gegessen!!! Total krank. Naja Schuld eigen.
Hab es dennoch im selben Jahr an die Uni geschafft, doch es wurde immer schlimmer mit der ES zu leben, zumal ich nun alle Freiheiten der Welt hatte. Eine eigene Wohnung, genug Geld auf dem Konto...
Habe Abend im Konzerthaus gearbeitet, kam heim, hab bis in die frühen Morgenstunden gekotzt, frühs in die Uni gefahren. Irgendwann
ging es dann soweit, dass ich während eines Brahms Konzerts im Saal umgekippt bin und der Theaterarzt mich da rausholen musste.
3 Jahre konnte ich so leben, bis ich dann so besessen vom Essen war, dass ich nicht mehr zur Arbeit, noch zur Uni gegangen bin.
Schlussendlich habe ich diesen Job gekündigt
Das schlimmste aber ist ...ich hatte 4 sehr gute Freundinnen dort gefunden und habe den Kontakt zu ihnen abgebrochen. Einfach so, weil mir die ES wichtiger war. Sie haben sich nach mir erkundigt und alles, aber ich habe abgeblockt. Habe seit Jahren kein Kontakt mehr zu ihnen, was mich unglaublich traurig macht.
Zum Thema Freund ... ich hatte nie eine wirklich feste Beziehung. Mich plagen immer Selbstzweifel. Ich fühl mich so hässlich und unnormal, deformiert. Kann mir auch gar nicht vorstellen, dass mich jemand mag. Obwohl die Sehnsucht nach jemanden existiert, block ich meist ab oder will einfach nicht wahrhaben, dass mich jemand liebt.
Es gab einige Jungs, die hatten Interesse an mir gezeigt, waren ziemlich offensiv... doch ich hab es nicht geschnallt hahaha
Einer war sehr verliebt in mich, doch ich konnte nicht verstehen, dass es etwas liebenswertes an mir geben kann. Erst durch meine Freundinnen wurde mir klar, dass ich dem ein oder anderen das Herz gebrochen habe. Das alles , die misslungene Abiturprüfung, der Verlust meiner Freunde, das Umkippen in einem Saal voll 2000 Menschen und eine potentielle Liebschaft ist alles meine Schuld. Mein Selbsthass hat sich über die Jahre vervielfacht und mich zu einem unsicheren , verschlossenen Wesen verwandelt. Deshalb versuche ich Wege dort hinaus zu finden, weil mir die Bulimie so viele Jahre und all meine Erfahrungen nimmt :(

Find es sehr schön (und beneidenswert), dass du einen Freund hast, der dich an die Hand nimmt und dir den Lebensmut zurückgibt!
Hätt ich auch gern :oops:
Wenn man erstmal jemanden hat, dann merkt man erstmal, wie lebenswert das Leben sein kann...

Herzlichst


(sorry, wenn das wieder so lang ist :shock: )

Re: Hi!

#6
Hey Marsmärchen,

Ja, deine frühere Lebenslust schimmert aus dem Text irgendwie doch ganz versteckt teilwese etwas raus!!
Zu den Ursachen deiner ES: Schuldgefühle und Vernachlässigungen bzw. Abblockungen kenne ich auch nur zu gut. Ich habe das vor ein paar Jährchen wegen SVV gemacht-.- Aber nachdem ich das erkannt habe, habe ich mich bei meinen ehemaligen guten Freunden, die mir wirklich wichtig waren, wieder gemeldet. Anfangs waren sie natürlich sauer und verletzt, aber ich habe ihnen meine Situation erklärt und sie um die Chance gebeten, ihnen zu "beweisen", dass ich ihre Freundschaft möchte. Bei 2 hat es wirklich gut geklappt und ich verstehe mich heute mit ihnen besser als zuvor. Natürlich hat es einiges an Überwindung gekostet sich so zu öffnen und Menschen, mit denen man lange keinen Kontakt hatte, das anzuvertrauen, was man allen anderen verheimlicht...aber letzten Endes hat sich gelohnt. (Auch wenn ich ehrlicherweise zugeben muss, dass es auch bei 3 nicht geklappt hat - sie wollten nichts mehr von mir wissen...) Aber wie die neuseeländer sagen: "No risk, no fun"... Vllt kannst du dir ja auch vorstellen zu versuchen den Kontakt wieder herzustellen?

Und wegen dem Thema Beziehungen... Versuch es ganz langsam angehen zu lassen...Es muss ja nicht von heute auf morgen sein, aber wenn du einen Kerl nett und interessant findest, dann versuch doch mal ganz oberflächlich mit ihm Kontakt aufzubauen. Du musst ihm ja nicht beim 3. Date deine ganze Lebensgeschichte erzählen. (Ich habe meinem Freund erst nach 6 Monaten beziehung den Grund von meinem SVV erzählt, weil ich es vorher nicht konnte/wollte...[auch wenn er die Narben natürlich vorher gesehen hatte...]) Glaube mir, ohne zu wissen wie du aussiehst oder wie du charakterlich bist - du bist zu 100% ein liebenswerter Mensch!!!!! Ich verstehe Selbstzweifel wirklich gut (ich habe sie selbst...) aber wie schon meine Oma zu sagen pflegte: "Auf jeden Topf passt ein Deckel!" Und DU bist garantiert die perfekte Frau für einen Mann da drausen!! Es mag vllt. nicht für den ersten Mann in deinem Leben stimmen, aber ich glaube, dass du ihn irgendwann finden wirst, wenn du es denn willst!!!
Das "schöne" ist, dass du erkennen kannst, dass die B oder generell dein Essverhalten dich da reingetrieben hat, und Erkenntnis ist ja bekanntlich der erste Schritt richtung Besserung!! Es wird kein leichter Weg werden, aber auch der noch so kleine Schritt Richtung Gesundheit, ist ein Erfolg für dich!!!

Ein Tipp, was mir damals sehr geholfen hat, ist, sich jeden Tag vornehmen etwas gutes zu tun! Ganz kleine Sachen, aber so, dass du dir jeden Abend 3 Dinge überlegen kannst, die du heute gut/richtig gemacht hast! Also, zum Beispiel deiner Mama/Freundin eine Blume schenken, eine Freundin/Bekannte, die du schon lange nicht mehr gesehen hast, anrufen, deiner Oma einen Brief schreiben, einem Kumpel beim Auto putzen helfen, dir ein schönes Bad gönnen, dir eine Massage geben lassen, deine Nägel lackieren usw.usw... Also einfach Sachen, die zwar nicht viel Aufwand bedeuten (ich weiß, manchmal kann der Alltag sehr stressig sein...) aber andere oder auch einfach nur dich erfreuen. Das erhöht zum einen mal deinen Kontakt mit Menschen, die du eigentlich magst und zum anderen gibt es einem ein gutes Gefühl am Ende des Tages!! Ich habe damals versuch jeden Abend in eine Art Tagebuch 3 Dinge / Situationen aufzuschreiben, die mich glücklich gemacht haben, bzw. in denen ich glücklich war. (Natürlich sollten es möglichst jeden Tag andere Dinge sein!) Manchmal ist das ganz schön schwer, aber auf Dauer hat es mir wirklich geholfen:)

Hm, mehr fällt mir grad nicht ein (ist auch schon wieder viel zu lang - sorry dafür!) Hoffe du kanst damit ein bisschen was anfangen:)

LG
Jamie

Re: Hi!

#7
Hi Jamie!

Find es wahnsinnig bemerkenswert, dass du den Versuch gestartet hast, dich bei deinen Freunden wieder zu melden :shock: WOW!!!
Ich glaub ich hätte nicht den Arsch in der Hose. Fühle mich so schlecht, weil ich so egoistisch war, ich meine...diese Menschen haben sich ernste Sorgen gemacht :(
Aber vielleicht muss ich den Schritt wagen und mich überwinden.

Das Thema Beziehungen hab ich erstmal ad-acta gelegt. Weiß nicht wieso hahaha. Habe die Hoffnung in die Topf-Deckel-Theorie aufgegeben. Es ist einfach... diese Furcht vom Wachstum einer Beziehung. Die Anfangsphase ist immer toll, aber sobald es tiefgründiger wird, vergeige ich es oft und block ab. Vielleicht lege ich mir aber auch selbst Steine in den Weg oder hab zu hohe Ansprüche und Erwartungen.
Gepaart mit meiner Wahrnehmungsstörung ist das echt nicht einfach mich längerfristig auf Jemanden einzulassen.

Deine Tipps klingen echt gut, vielleicht sollte ich mir wirklich bewusst 3 Dinge aufschreiben/vornehmen. Üblicherweise schenk ich so kleinen Dingen wenig Beachtung, weshalb die ES einen so hohen Stellenwert hat.
Guter Vorschlag, den Dingen eine neue Gewichtung zuzuteilen. Danke! :)

Liebe Grüsse von hier nach da!

Re: Hi!

#8
Hallo Ihr Lieben

Ich lese schon eine Weile eure Beiträge und bin jetzt bereit, auch etwas zu schreiben. Ich bin 22 Jahre alt und leide leider schon eine Weile an Bulimie. Meine Eltern und meine Schwester wissen davon, aber wirklich reagieren sie nicht. Sie sagen immer, ich müsse aufhören und ich sei ja nicht dumm. Aber sie verstehen das nicht. Es ist ein Drang und man kann nicht einfach aufhören. Essen muss jeder. Aber sobald ich mich zusammen reisse und dann etwas mehr esse, sind die guten Vorsätze wieder weg. Es gibt Tage, da muss ich nicht erbrechen. Aber an anderen Tagen - und das ist meistens so - gehe ich in den Supermarkt und kaufe wahllos Sachen zusammen und stopfe diese dann in mich hinein. Aber jetzt ist Schluss. Ich will wirklich damit aufhören. Ich habe vor zwei Jahren eine Therapie begonnen mit einer sehr lieben Therapeutin. Sie wollte aber vor allem über meine familiären Verhältnisse sprechen - die sind nämlich nicht sehr besonders. Meine Mutter leidet seit Jahren an Alkohol-Tabletten-Kaufsucht. Mein Vater hat sich vor einem Jahr von ihr getrennt, hat jetzt eine neue Freundin und ich schmeisse sozusagen den Haushalt, studiere und arbeite nebenbei. Da ist das Essen wie ein Ventil, bei dem man Druckablassen kann. Kennt ihr das?

Ich hoffe, dieses Forum hilft mir.

Liebe Grüsse

Re: Hi!

#9
Hey michi,

erstmal herzlich willkommen:)
ich benutze diesen Gang ins Bad auch als ein Ventil, so wie sehr viele hier! Damit bist du also sicher nicht alleine...
Wenn du damit aufhören möchtest, hast du schon mal überlegt statt "Essen & kotzen", Dinge wie z.B. Sport als Ventil für Wut/Gefühle/unerfüllte Wünsche zu benutzen? Und wissen vllt ein paar deiner Freunde Bescheid, die dir helfen könnten, wenn es deine Familie nicht tut? Weiß deine Therapeutin von der Bulimie? Wenn nicht, solltest du ihr davon erzählen, da sie dir bestimmt wertvolle Tipps für deine persönliche Lage geben kann!!

Ich wünsche dir viel Kraft!!

LG
Jamie

Re: Hi!

#10
Hi Jamie

Ja - ich versuche, oft Sport zu treiben als Ventil. Danach geht es mir oftmals auch viel besser. In letzter Zeit gehe ich sehr gerne spazieren. Die Natur hilft sehr.

Meine Therapeutin wusste davon bescheid und sie hat mir geraten, ein Esstagebuch zu führen. Ich glaube, ihr kennt das sicherlich sehr gut. Ich versuche auch, regelmässig ein solches Tagebuch zu führen - aber meistens nimt man sich gute Vorsätze und am Abend ist alles wieder zunichte.

Liebe Grüsse

Re: Hi!

#11
Hey Michi,

spazieren gehen, Sport treiben (natürlich nur so lange es in geregelten Bahnen verläuft!) sind doch schon mal ein guter Anfang... Jetzt müsstest du anfangen dir nicht nur die Ventile zu suchen, sondern auch nach den Ursachen zu forschen...Also, warum brauchst du diese Ventile genau? Liegen deine Probleme in der Vergangenheit (Kindheit..) oder sind sie bestandteil deiner Gegenwart? Kannst du an den Auslösern für deine ES was ändern?

Sind viele schwere Fragen - ich weiß... Aber, wenn du ihre Antworten kennst, dann bist du schon mal ein ganzes Stückchen weiter... vllt. kann dir deine Therapeutin ja dabei helfen?

Hast du die Möglichkeit abends mit Freunden/Familie zusammen zu sein, so dass du diese FAs eher in den Griff bekommst? Für viele ist es eine Hemmschwelle, wenn andere um sie herum sind...

Liebe Grüße
Jamie

Re: Hi!

#12
Hallo Jamie

Als ich deine Antwort las, bekamm ich Tränen in die Augen. Ich kenne die Antworten sehr gut, ich weiss, was die Auslöser für die FA's sind:

- Meine Mutter leidet seit Jahren an schweren Depressionen - Alkoholsucht, Kaufrausch, Tablettensucht bis hin zu Selbstmordandrohungen. Ich bin jeden Tag von der Schule nach Hause gekommen mit der Angst, meine Mutter betrunken zu erleben. Es war dann auch oftmals so. Ich habe aber alles unternommen, damit sie ins Bett geht: hab das Haus aufgeräumt, für meine jüngere Schwester gesorgt, alles getan, damit mein Vater nicht wütend wird. Er wurde dann aber doch wütend auf meine Mutter und dann haben sie sich gestritten. Ich bin dann weinend ins Bett gegangen. Das ist jetzt schon Jahre her, trotzdem kann ich mich daran erinnern, als wäre es gestern gewesen. Ich war für meine Schwester da, hatte immer ein offenes Ohr für meine Mutter oder meinen Vater. Doch wer war für mich da? Mit meinen Freundinnen wollte ich nicht reden, da es mir peinlich war, wie es meiner Mutter ging. Mit meinem damaligen Freund erst recht nicht. Also hab ich alles Wort wörtlich in mich hineingefressen.. und so ging das Jahre lang weiter. Meine Mutter ist immer wieder einmal so zusammengebrochen, dass sie ins Krankenhaus musste. Mein Vater hat zugesehen und nichts unternommen. Ich hab weiter gefressen. Unterdessen sind meine Eltern geschieden und ich lebe mit meinem Vater und meiner Schwester zusammen. Natürlich bin ich wieder diejenige, die alles im Griff haben sollte. Die den Haushalt schmeisst, immer für alle da ist. Aber wer ist für mich da? Meine Freundinnen hören mir zu, aber verstehen tun sie es nicht so recht, weil sie es nicht selber erlebt haben. Mein jetziger Freund gibt mir Halt, in dem er mich ablenkt und wenn ich bei ihm bin, habe ich Abstand von allem. Aber das Essen bleibt. Der damalige Halt im Essen ist zur Krankheit geworden und jetzt kämpfe ich darum, diese Krankheit wieder loszuwerden. Meiner Mutter geht es nicht besser... sie wohnt alleine. Ich denke, wenn sie so weiter macht, sieht es sehr schlecht aus für sie. Mein Vater hat unterdessen eine neue Freundin, die ja soooo toll ist und die er ja soooo liebt. Aber was ist mit mir?`Sobald sie da ist, bin ich unnütz. Wenn sie aber nicht da ist, muss ich alles machen. Ich studiere zur Zeit noch und möchte im Sommer eigentlich mein Studiengang wechseln und Veterinärmedizin studieren. D.h ich wohne sicher noch ein paar Jahre hier in diesem Haushalt. Manchmal denke ich mir aber, dass die einzige Lösung wäre, von hier wegzugehen und einen neuen Lebensabschnitt in meinen eigenen vier Wänden zu beginnen.

Wenn ich mit meinem Freund zusammen bin, habe ich das Essen sehr unter kontrolle. Ich koche auch gerne und gesund - habe x Bücher über gesunde Ernährung oder Sport gelesen.

Kennst du das?

Liebe Grüsse

Re: Hi!

#13
hey ihr, ich mische mich hier auch mal ein, wenns recht ist?! :)

@michi:
dein text hat mich sehr angesprochen..wollte eigentlich nur mal durchstöber, aber als ich deine Geschichte gelese habe, musste ich jetzt doch antworten.
Das hört sich alles wikrlich sehr schwierig an. Ich hab ähnliche Erfahrungen gemacht. Meine MUtter hatte nach der Trennung von meinem Vater starke Depressionen und ich musste alles machen, und sie hat sich bei mir ausgeheult.
Ich denke wir haben ähnliches erlebt und ich kann dir sagen DAS IST ALLES NICHT DEINE SCHULD! und vorallem ist das was du machst eigentlich NICHT DEINE Aufgabe!
ich habe das auch nie verstanden..man will ja eigentlich nur denen die man liebt helfen.. die familie zusammenhalten.
Aber wie es scheint habt ihr eure rollen vertauscht. du musst die erwahcsene spielen, du musstest viel zu früh erwachsen werden und dir fehlt bestimmt (wie mir..) sehr viel von deiner Kindheit . Kann das sein? Wurde dir da was genommen, was du gerne ausgelebt hättest? Bei mir ist das so. Und ich durchlebe das ganze jetzt mit der Bulimie. Ich will keine verantwortung , ich will, dass man sich um mich sorgt. (ich hoffe du verstehst was ich meine)
Naja also alles in allem, solltest du deinen Eltern mal deutlich ins Gesicht sagen, dass es nicht okay ist , dass du die Erwachsene vernünftige spielen musst während sie sich so gehen lassen. Du bist das Kind, es sollte anders herum sein!
Vielleicht kannst du irgendwo anders ind er famileie hilfe finden? Tante etc.?

ZU dem ausziehe:
wie sich das anhört, würdest du schon gerne einen schnitt ziehen und distanziert von deinen eltern wohnen, oder?
mach dir keine gedanken, dass du das nicht "darfst" oder so. denke an dich und deine gesundheit und treffe so deine entscheidung!

ich hoffe ich konnte etwas helfen, und sorry wenn ich was falsch analysiert hab.
Lg ritaro
Teil dir das Leben gut ein, sonst ist es schneller vorbei als du gucken kannst-

Re: Hi!

#14
Hallo Ritaro

Herzlichen Dank für deine Antwort. Wie war es dann bei dir? Erzähl mal.. Ich denke mir immer, wenn das Studium fertig ist, dann kann ich ausziehen, irgendwann habe ich mein eigenes Leben. Ich hoffe, dass wird in ein paar Jahren der Fall sein. Meine Eltern verstehen das nicht. Ich wollte schon oftmals mit meiner Mutter den Kontakt abbrechen - aber dann hatte ich wieder Mitleid mit ihr, weil ich denke, dass sie nur noch mich hat. Mein Vater sagt dann auch, nein bitte mach das nicht. Immer wird die Verantwortung auf mich geschoben. Ich denke, ich muss einen Weg finden um Nein zu sagen und nicht die Erwachsene zu sein.

Mir fehlt ein Teil meiner Kindheit. Ich hatte nie eine Mutter, der ich alles erzählen konnte. Ich musste immer Angst haben, sie tut sich was an, weil sie sich Sorgen um mich macht. Ich wünschte, mein Vater hätte viel früher etwas unternommen und alles in die Wege geleitet, um meiner Mutter zu helfen. Aber es ist vergangen und ich muss damit umgehen können. Ich hab mich jetzt erneut bei meiner alten Therapeutin angemeldet, ich hoffe, ich bekomme so schnell wie möglich wieder feste Termine, damit ich mit ihr über all das sprechen kann. Sie wird mich verstehen.

Liebe Grüsse und auch dir viel Kraft!

Re: Hi!

#15
Hey Michi,
michi_w hat geschrieben: Ich denke, ich muss einen Weg finden um Nein zu sagen und nicht die Erwachsene zu sein.
Dazu kann ich sagen, dass es für mich das schwerste war zu lernen. Ich hasse dieses Wort, wenn es um Leute geht, die ich eigentlich gern habe... Ich habe es nie gekonnt. Meine damalige Situation war zwar nicht mal annähernd so wie deine, aber "nein" hab ich auch nie gesagt. Um die Umstände zu erklären: Meine Mutter wurde damals chronisch krank und hat mir (ob bewusst oder unbewusst sei mal dahin gestellt) das Gefühl geben (mit [meiner meiner Meinung nach deutlichen] Aussagen), dass ich daran Schuld habe. Ich habe ihr das lange abgekauft und mich dafür selbst gehasst. Im Zuge dieser Krankheit habe auch ich immer mehr Verantwortung übernommen. Hauptsächlich für mich, aber mit 13/14 ist es nicht so einfach, v.a. da ich erst abends nach halb 8 nach Hause kommen wollte, damit ich meine Mutter nicht belaste. Nachts habe ich dann Wäsche gewaschen, Haus geputzt, gekocht, usw. Und Samstag stand dann der Garten auf der Arbeitsliste...
Ich habe lange gebraucht um mich von dem ganzen distanzieren zu können...und auch heute fällt mir das oft sehr schwer... Trotzdem ist es definitiv der richtige Weg!! Du trägst für deine Mutter keine Verantwortung und du musst es schaffen, dich so weit zu distanzieren, dass es dir mit dem Umgang gut geht!! Das bedeutet nicht, dass du den Kontakt abbrechen musst...aber vllt reduzieren. Eben nur so viel wie du ertragen kannst, ohne dass es dir darunter schlecht geht!!!

Dass dir ein Teil deiner Kindheit gefehlt hat, kann ich gut verstehen... das kann dir auch leider keiner zurück geben. Aber wie du selbst erkannt hast musst du versuchen damit zurecht zu kommen... Versuche dich auf die Gegenwart zu konzentrieren und das Vergangene vergangen sein zu lassen... Ich finds gut, dass du dir therapeutische Hilfe suchst...sie kann dir bestimmt noch einige Tipps zeigen, damit es dir besser geht!!

Viel Erfolg auf deinem Weg:)
Jamie
cron