Re: Wie beeinflusst Bulimie euer Leben?

#17
Ich habe dadurch starkes Untergewicht, kann das insofern gar nicht verbergen; dazu kommt dass ich in der Öffentlichkeit nichts zu mir nehmen kann. Mittlerweile lebe ich sowieso nur noch von Flüssigem und Breiigem, aber auch damit kann man "Anfälle" haben. (Ursprung war eigentlich der, dass ich Angst hatte, dass mir die Speiseröhre sonst reissen könne; und auch, dass die Beweglichkeit dieser scheinbar mittlerweile eingeschränkt, diese irgendwie "schockgelähmt" ist; habe ein Gefühl als ob mir alles Festere im Hals stecken bliebe).

Dann kommt einfach dazu, dass es vielfach an Kraft, Antrieb und den "Nerven" fehlt; ich kann mich schwer wirklich für etwas interessieren oder mich auf andere ehrlich einlassen, habe eine starke Tendenz mich zu isolieren. Wünsche mir oft, dass meine Leistungsfähigkeit besser wäre.

Du siehst, auch nicht wirklich viel besser.

Wie kam es denn bei dir so weit? War es auch ein jahrelanger Prozess?

Ehrlichgesagt denke ich, dass ab einer gewissen Zeit in einer Klinik das Leben einfach nur noch aus dem einen Thema besteht; logisch besteht dann das eigene Handeln und Denken auch nur noch daraus. Man wird darauf beschränkt; oder was gäbe es schon an Alternativen dort?

Mir haben Kliniken nie wirklich was gebracht, das Problem teilweise eher verschlimmert. Dies ist aber meine ganz eigene Erfahrung, und mag sich bei anderen Menschen komplett anders verhalten (vielleicht macht man es sich da auch oft zu leicht, und die anderen kämpften mehr, das kann ich nicht beurteilen).

Hast du denn eine Alternative, das heißt: Was wäre würdest du "entlassungsfähig"? Gäbe es ein Ziel? Oder wäre diese Aussicht eher beängstigend, weil du in ein "Loch" fallen würdest?

Solange eine Entlassung keine wirklich gute Alternative scheint, man danach genau so allein und leer wäre, dann versucht man unbewusst auch, diese hinauszuzögern. Oder wenn man sich die Ziele, die man für danach hat, nicht zutraut, weil sie zu hoch gesteckt sind.

Gibt es denn realistisch etwas, was du danach tun könntest, wo du hingehen könntest? Hat man dich da beraten? Wie steht dein Umfeld dazu, hast du eine Vertrauensperson?

Diese Fragen wären glaube ich ganz wichtig für dich momentan. Mir fällt auf, dass du darüber wenig gesprochen hast; aus Angst?
Zuletzt geändert von Mallory Weiß am Mi Jul 18, 2012 22:14, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Wie beeinflusst Bulimie euer Leben?

#18
also früher: hat meine Familie kaputt gemacht, verstehe mich nicht mehr mit meinen Eltern, habe seither Verdauungsprobleme wegen AFM m*ssbr**ch, habe Zeit verschwendet, habe meine Freunde vernachlässigt, hab mein Leben nicht gelebt, sondern meine Teenagerzeit "weggekotzt"

heute: immernoch Probleme mit der Familie, habe durch Bulimie zugenommen, kann mich nicht im Spiegel ansehen, vermindertes Selbstwertgefühl, Müdigkeit, Trägheit, Geldmangel.....

Auch wenns blöd klingt: Ich würde mein Leben nocheinmal so leben, da es mich geprägt hat. Es hat mich zu dem gemacht was ich bin und ich denke das ist gut so. Wer weiß wie mein Leben geworden wäre wenn es anders gewesen wäre.
Es gibt keinen Applaus für die Vergangenheit.

Re: Wie beeinflusst Bulimie euer Leben?

#19
Pretty-Face hat geschrieben:


Auch wenns blöd klingt: Ich würde mein Leben nocheinmal so leben, da es mich geprägt hat. Es hat mich zu dem gemacht was ich bin und ich denke das ist gut so. Wer weiß wie mein Leben geworden wäre wenn es anders gewesen wäre.
das geht mir ganz genauso. und das ist irgendwo schon ziemlich krass.

Re: Wie beeinflusst Bulimie euer Leben?

#20
Hallo !
Bei mir fing es mal ähnlich an wie bei dir. Ich wollte unbedingt abnehmen und hatte das auch gut geschafft. Ich war dann kurz davor in die Magersucht hinein zu schlittern, aber meine Mutter ist Apothekerin und hat daher ein ganz gutes Auge was Ernährung und normales Essverhalten betrifft (Auch wenn sie es oft übertreibt zu meinen Ungunsten) Anfangs wollte ich es noch nicht einsehen und habe es schließlich begriffen, dass ich kurz davor war ab zu stürzen. Innerhalb dieser ein/zwei Übergangswochen ins "normale" Essen hat es sich plötzlich ergeben, die anfänglichen Heißhungerattacken, das Schamgefühl, die Angst zu zu nehmen und schließlich das Gefühl des Stolzes wenn alles wieder meine Speiseröhre hinaufkam. Mittlerweile sehe ich es als Qual und ich stecke zur Zeit in einer der heftigsten Phasen fest. :evil: Meine Mutter hat davon durch einen unglücklichen Umstand erfahren vor ca 1 Monat und ich dachte mir es würde vlt besser werden, und ich sollte es positiv sehen. Nada, es hat sich eher verschlimmert und sie hat es bereits wieder verdrängt und dachte wohl es währe nur so eine Phase nach der "Beinahemagersucht" ins "Normalverhalten". Am schlimmsten ist es bei mir mit Teigwaren : Mehlspeißen aller Art, Brot (Weißbrot !!!) & auch Nudeln bzw. Reis. In letzter Zeit kam auch immer öfter Heißhunger auf Süßes/Saures hinzu obwohl ich eigentlich nie so etwas gegessen habe.
Im Grunde kostet mich das alles unedlich viel Kraft, Nerven und auch Zeit aber ich denke man lernt damit zu leben. Ich würde alles davür geben um wieder normal essen zu können.

Re: Wie beeinflusst Bulimie euer Leben?

#21
Hey,

in guten Phasen hat die Bulimie kaum noch Einfluß auf mein Leben, dann esse ich normal, koche viel und gesund und kann auch mal mit Freunden essen gehen (auch wenn das immer noch mit Stress verbunden ist).
In schlechten Phasen habe ich schon eine Woche vor Grillfesten/Buffetveranstaltungen/Parties Angst davor, eine längere Zeit mit viel Essen in einem Raum verbringen zu müssen. Ich sage oft ab, ziehe mich zurück, trinke mehr Alkohohl als sonst, bin niedergeschlagen bis ernsthaft depressiv und empfinde mich als inkonsequent, wertlos und fett, fett, fett... :( Das übliche eben.
Glücklicherweise dauern die guten Phasen immer länger, Tendenz also aufwärts, und wenn ich wieder in's Loch falle komme ich schneller wieder heraus als früher. Ich habe einfach nach über 20 Jahren ES (davon ca. 15 Bulimie :roll: ) die Schnauze voll von diesem ewigen Kreislauf und schaffe es inzwischen besser auf meinen "unperfekten" Körper Rücksicht zu nehmen und ihn immer öfter auch wohlwollend betrachten zu können. Was hat der im Lauf der Jahre schon alles mitgemacht...Diäten über Diäten, Hungern, Fressen, Brechen, zuviel Sport, gar kein Sport, Alkohol im Übermaß, zuviel Nikotin...und immer noch ist er "das Heim meiner Seele" und läßt mich nicht im Stich.
Eigentlich ein Wunder, wo ich mir doch so viel Mühe gegeben habe ihn kaputt zu kriegen. Tapferes Ding. :wink:
Ich versuche ihn nicht mehr als meinen Feind zu betrachten, den es zu bezwingen gilt ("Du MUSST jetzt einfach dünner werden, verdammt, gib das Sch***-Fett endlich her!!!") sondern als einen Teil meiner selbst, der instinktiv nur das Gute und Richtige für mich möchte, der eigentlich oft sehr viel besser weiß, was ich brauche, als mein verwirrter Kopf mit seinen zwanghaften Gedanken.
Klappt leider noch nicht immer, aber nach 20 Jahren mehr oder minder bewussten Fehlverhaltens kann ich wohl keine Spontanheilung erwarten...Wie auch immer, ich bleibe dran. :)

@Darkgreen:
Puh, Deine Signatur finde ich gan schön heftig...Ist das wirklich das, was Du empfindest? Niemand erwartet dass man immer lächelt, egal wie man sich fühlt - niemand außer Dir selbst. Ganz viel Kraft für Dich (und für alle anderen natürlich auch!).

Alles Liebe.
Bela
Aufstehen - Staub abklopfen - weitermachen.

Re: Wie beeinflusst Bulimie euer Leben?

#22
geldmangel ende des monats
schwindel kreislauf
kaum soziale kontakte
bin nicht mehr oft draussen
depressiv
schuldgefühle
will meinen freund nicht damit belasten
(bin aber soweit es geht ehrlcih zu ihm)
halsschmerzen(v.a WUnden im Rachen udn Halsbereich(wegen der Zahnbürste):(
den gedanken es wird nie besser
Selbsthass
uvm
Bulimie ist eine ernst zunehmende Krankheit und es geht so schnell da hatsie dich im grifff so schnell kannst du gar nicht gucken
....!!!
Mach Kaputt ,was dich kaputt macht

Re: Wie beeinflusst Bulimie euer Leben?

#23
@Bela, ja leider sind das meine Empfindungen. Ich versuche irgendwo wohl immer auch "perfekt" zu sein wie es so viele Leute mit ES versuchen. Das krasse, ich weiß es kann mich aber nicht davon abbringen. Aber wem hier geht es denn nicht so ? ....
@Marilyn3, ich kann dir nur zustimmen, B ist ernst zu nehmen und man hat es nicht mehr im Griff.