Hallo LaLove,
das tat jetzt gut von dir zu lesen. Mach mir da immer so einen immensen Druck mit dem Antworten und Schreiben, dabei soll es doch für mich sein und nicht, um irgendwen zufrieden zu stellen
So, jetzt aber mal zu dir, was du geschrieben hast!
Es herrscht eine Unzulänglichkeit in mir, die mich in die FAs treibt!? Nun, das kann ich so nicht unterschreiben, denn ich weiß, dass ich nicht unzulänglich bin! Absolut nicht, ich bin in Ordnung so, wie ich bin mit meinen FAs und allem drum und dran. Aber ich bewerte mein Verhalten und werte mich als ganze Person ab mit der Sucht - und dieses Abwerten, diese Gedanken dazu bezeichne ich als innerer Kritiker. 'Er' sagt mir also (ist natürlich ein Teil von mir), dass ich unzulänglich sei. Naja, Wissen und Glauben, dass es ins Herz übergeht, sind zwei Paar Schuhe.
Somit würde ich nicht von
Unzulänglichkeit sprechen, sondern einer Unzufriedenheit, einem Selbsthass, die aber durch den sehr strengen Kritiker erst entsteht und Auslöser ist (u.a.) für viele FAs. Aber ja, diesen halte ich dann nicht mehr aus.
Vielleicht meintest du es auch so
Es sind ja NUR Gefühle, aber die können so weh tun...
Ich weiß genau, was du meinst: Wir wissen, wir schaden uns und tun uns nicht gut. Wir gehen nicht liebevoll mit uns um, sei es körperlich, aber auch psychisch. Wie oft liest man in so Ratgebern, die solch einen Umgang ändern wollen: Würden Sie Ihre beste Freundin so behandeln? Oh Mann, nein, natürlich nicht. Bei mir ist es zumindest so, dass mich auch solche Aussagen: "Geh doch gut mit dir um, du hast nur diesen Körper!" ebenso sehr unter Druck setzen.
Ich will hin zu:
"Ja, ich fresse und kotze. Ich bin mir dessen bewusst. Ich brauche es gerade." (Akzeptanz der Bulimie, einer Krankheit, einer Sucht, die ich mir mit Sicherheit nicht ausgesucht habe.)
"Ich möchte mir gut tun, etwas Gutes für mich tun."
Hin zu:
"Ich bin mir wichtig und ich möchte mir gut tun. JETZT habe ich den FA nicht und versuche anders mit dem Problem umzugehen." (Klappt manchmal, nur nicht abends)
Da bin ich dabei...und es ist schwer, denn ich habe immer wieder diesen Hass auf mich, dass ich fresse und kotze und zwar regelmäßig, jeden Tag, obwohl ich doch alles weiß, was ich tun müsste, ich doch einfach mal nur essen müsste, diszipliniert sein, Willen haben, wie es hier so oft im Forum anklingt: Man muss nur gesund werden WOLLEN...Ich hasse diesen Satz, vielleicht auch, weil es bei mir nicht so ist (doch, ist so, denn sonst würde ich nicht kämpfen), ich an meinem Willen zweifle, an mir selbst und immer habe ich im Hinterkopf meine Mutter!!!!!!!!!!! Ich könnt gerade....ich bin sooooooooooooooo wütend, so wütend auf sie, auf ihre Inakzeptanz meiner Person, egal, ob als Mädchen in der Pubertät (Ich mach ihre Ehe kaputt, wenn du dich weiter so verhältst, bring ich dich in ein Heim, nur Zoff...; dann jetzt (daher kommt es jetzt auch wieder hoch, wir hatten ein Gespräch, welches absolut grenzüberschreitend war) Wie oft brichst du denn noch? Regelmäßig? Du müsstest nur arbeiten gehen, dann hättest du gar nicht mehr die Zeit zu kotzen, du brauchst Freunde, du weißt, dass du deinem Körper schadest, du weißt, dass 20% sterben, du willst doch gar nicht gesund werden, meinst du denn, du könntest überhaupt arbeiten gehen? Ne, ich versteh dich auch nicht. Ich bin nicht süchtig. Versuch es doch, du musst nur wollen...dann auch immer diese Mimik dabei, dieses 'Wie kann meine Tochter nur? Sie macht mich kaputt!'
Ja, ich kann sie verstehen, total und mach mir selbst größte Vorwürfe, ihr diese Sorgen zu bereiten und fühl mich für ihr Wohl verantwortlich. Ich bin es nicht, ich weiß, aber ich habe immense Schuldgefühle, dass ich nicht so bin, wie ich sein soll: gesund, bloß nicht süchtig, und das immer noch!!!
Und auf der anderen Seite kommt so langsam endlich mal die Wut, diese unterdrückte Wut auf sie. Man, sie ist auch nicht perfekt, sie hat Fehler gemacht, macht sie immer noch, manche ihrer Verhaltensweisen sind ebenso krank und sie verletzt andere damit...ich bin immer nur verständnisvoll. es ist doch meine Mutter, die mich liebt und die sich Sorgen macht und die doch nur will, dass ihr Kind gesund ist.
Ich denke, dass ich diese Wut rauslassen muss. Mein Therapeut hat mich mal gefragt, wo sie denn sei. Ob ich denn auch mal wütend wäre. Nein, eher nicht, ich habe Schuldgefühle, bin traurig, aber wütend, was ist denn das? Ich darf das doch gar nicht sein!!!!
Ich unterdrücke sie immer wieder, bzw. ich weiß gar nicht, wie ich sie rauslassen soll. Ich fresse und kotze lieber und lass es an mir aus! Aber bitte, soll ich meiner Mutter alles an den Kopf werfen? Wohl kaum ,hat sie nicht verdient und verstehen würde sie es sowieso nicht. Wenn ich mal mit Kritik ankomme, macht sie dicht oder schiebt es auf meinen Vater. DAS

finde ich übrigens auch zum Kotzen. Meinen Vater schlecht machen, sogar wenn er dabei ist...grausam...ich weiß, sie ist verletzt, ich weiß, sie hatte eine schwere Kindheit, aber ich zum Teil auch, zumindest für mich subjektiv und das soll mal ernst genommen und nicht negiert werden, auch wenn ich viel bekommen habe und meine Mutter immer auch viel Liebe gezeigt hat...
Oh mann, entschuldige LaLove und auch Gratulation, wenn du bis hierhin durchgedrungen bist.
Ich kann noch nicht mal sagen, dass es jetzt schon gut tat. So viel ist da gerade da und durch das Gespräch letzte Mal hervorgeholt.
Ja, wir sollten diese Worte: Erfolg, Maßstab, Weg überdenken - was denkst du? Was ist deine Meinung? Setzt dich dieser Gedanke: Verdammt, ich schade mir doch, warum mach ich das nur? nicht total unter Druck? Wer ist denn bei dir dein innerer Kritiker? Woher kommt er? Warum kannst du deine Essanfälle nicht akzeptieren? Warum nicht? Es ist ein Mittel zum Zweck, es ist ein Symptom. Unbd nein, damit machen wir es uns nicht zu leicht. Es ist ein Fakt! Wir haben es so gelernt, wir benutzen das Essen und vor allem sind wir dabei, wie auch immer, das Stückchen für Stückchen abzulegen. Da bin ich mir sicher. Jeder kämpft hier. Jeder! Und damit meine ich nicht, dass man es von außen her sehen müsste. Auch gedanklich geht viel ab...und ja, ich weiß, Praxis ist auch wichtig, und wird vor allem mehr mit der Zeit. Andere Verhaltensweisen aufzubauen, mal etwas anders zu tun, ist schwer und kostet Überwindung. Hat aber auch den größten Effekt. Nur erwarte nicht zu viel von dir, LaLove. Erwarte am besten nichts. Vielleicht wünschst du dir, dass du heute ein wenig gut zu dir bist. Dich verwöhnst. Ein paar kleine Glücksmomente hast, denn du schadest eigentlich niemanden mit deinen FAs, nur dir selbst. Und dann ist es so. Ich schade mir auch selbst, aber ich merke, dass ich immer mehr auch mir gut tun will, indem ich mehr esse, das esse, was ich mal will, dass ich mich mal hinlege und ausruhe, dass ich mich überwinde, rauszugehen, zum Freund zu fahren, dass ich vom Freund annehme udn das zb mehr und mehr ohne schlechtes Gewissen. Ich bin mir also etwas wert und dieser Wert wächst und ist irgendwann so groß, dass ich mir auch mal etwas weniger mit meinen FAs schaden will und anderes vorziehe. So denke ich und hoffe ich, auch wenn dieses Denken gerade zumindest durch die Begegnung mit meiner Mutter nicht mehr glaubwürdig ist, und die andere Geschichte mit Selbsthass und Zweifeln hoch kommt, die mich direkt in den FA ohne Hoffnung laufen lässt...und dann heißt es für mich mittlerweile immer öfter: Was könnte mir jetzt denn gut tun? Wie kann ich von diesem Denken weg zum Neuen?

Auch wenn ich heute Abend 2 FAs wie immer haben werde? Darf ich das überhaupt so denken??? Eigentlich nicht, oder? Ich müsste

doch versuchen zu denken: Nein, ich versuche es heute Abend ohne, aber allein diese Formulierung steckt voller negativer Selbstwirksamkeitserwartungen, im Sinne von: Es klappt eh nicht. Ich bin ein Versager, cheiße, ja wie du siehst, meine negativen Gedanken sind der Renner und sehr stark, so übermächtig, daher ja auch dieser Faden hier. Das andere positive, liebevolle Denken über sich braucht Übung und Geduld.
So, jetzt reichts. Wenn du es bis hier geschafft hast, danke
LG
Christine
Verstehen kann man das Leben rückwärts, leben muß man es aber vorwärts.