Liebe Helena,
erst einmal herzlich willkommen hier im Forum! Ich finde es schön, dass Du bereits jetzt den Schritt gemacht hast, Dich hier im Forum anzumelden, bevor Du so richtig in die Bulimie hineinschlitterst.
Ich kann Dich so gut verstehen...Ich bin auch seit der 3. Klasse immer fülliger geworden, wurde gehänselt, fette Sau genannt, mein richtiger Name reimt sich leider auch noch prima auf 'die fette'

. Mit 14 die erste Diät, bei der ich viel abgenommen habe. Aber danach war mein Verhältnis zum Essen im Eimer. Ich habe erst angefangen Mahlzeiten ausgelassen, dann tageweise nichts gegessen, manchmal sogar eine ganze Woche. Wenn meine Freunde in der Pizzeria waren, saß ich immer blöd daneben, wenn sie gegessen haben - es war der Horror. Das ging ca. 7 Jahre so, bis ich bulimisch wurde - was ich jetzt seit über 10 Jahren bin

.
Ich habe in Phasen, in denen ich viel erbrochen habe, immer zu- statt abgenommen, und ich denke, damit bin ich nicht alleine. Es gibt viele normal- oder übergewichtige Bulimikerinnen, will heißen:
Erbrechen ist überhaupt kein guter Ansatz, um Gewicht zu verlieren!
Du erziehst Deinen Körper dazu, jede Kalorie, die drin bleibt, 'an sich zu reißen', weil Du ihm die nötige Nahrung immer wieder entreisst. Die Verdauung beginnt jedoch schon im Mund; bei größeren Fressattacken nimmst Du immer noch genug Kalorien auf, und wahrscheinlich wirst Du gar nicht das gesamte Gegessene wieder herausbekommen, und eventuell zu- statt abnehmen. Trotzdem wirst Du meistens Hunger haben, was zur nächsten Fressattacke führen wird...etc.. Der Magen dehnt sich durch die übergroßen Mengen, die man hineinstopft, das heißt, Du bekommst mehr und mehr Hunger, kannst mehr und mehr essen, musst mehr und mehr brechen - ein echt fieser Kreislauf.
Das wäre also Punkt 1: Wirklich abnehmen durch Bulimie funktioniert nicht (zumindest bei mir)!
Punkt 2: Die Folgeschäden:
Wenn Du Dich hier umschaust, wirst Du einiges dazu lesen. Das wiederholte Brechen greift die Zähne an, die langsam aber sicher zebröseln...läßt die Speicheldrüsen anschwellen (Stichwort Kotzbäckchen!), macht verquollene Augen, Kopfschmerzen, Halsschmerzen, Bauchschmerzen, Verdauungsstörungen, Kreislaufstörungen, im Extremfall Speiseröhrenrisse oder Magenschleimhautentzündungen/Geschwüre. Abführmittel können Deinen Darm zerstören, und zwar wirklich zerstören, damit meine ich nicht nur Dauerdurchfall, was ja schon schlimm genug ist.
Punkt 3: die psychischen Folgen:
Am Anfang denkst Du, Du macht 'es' ja nur eine Weile, zum Abnehmen...Du denkst, Du hat alles unter Kontrolle, und wenn Du Dein Wunschgewicht erreicht hast, hörst Du einfach damit auf und freust Dich über Deinen tollen Körper...
Vergiss das ganz schnell!
Selbst wenn Du abnehmen solltest - Du wirst in Deinen Augen niemals dünn genug sein. Du wolltest Kontrolle über Dein Gewicht - stattdessen wird die Bulimie die Kontrolle über Dein Leben übernehmen. Du wirst Dich schämen, wenn Du in Gesellschaft zu ungehemmt isst. Du wirst Dich schämen, wenn Du in Gesellschaft nicht mehr essen kannst, weil Du Angst davor hast, die Kontrolle zu verlieren und alles in Dich reinzustopfen und dann zum Klo schleichen zu müssen, weil Du es nicht ertragen kannst, das Du so voll bist...Irgendwann wirst Du vielleicht gar nicht mehr zu Essenseinladungen gehen. Irgendwann wirst Du Verabredungen absagen, weil Du zu Hause bleiben und fressen/brechen/fressen musst, weil es eine Sucht geworden ist. Du wirst immer mehr Scham empfinden, wirst Dich immer mehr isolieren, eventuell Depressionen bekommen...
Entschuldige wenn ich Dich mit alldem so 'überflute'. Aber Du stehst offenbar noch ganz am Anfang der Bulimie, und ich möchte Dir ganz klar zeigen, für was Du Dich gerade entscheidest! Und Dich inständig bitten es NICHT zu tun.
Wenn Du abnehmen möchtest: keine Radikaldiäten, die machen nur Hunger, dämpfen den Stoffwechsel und am Ende bist Du frustriert. Vielleicht gibt es eine Ernährungsberatung bei Dir in der Nähe, wo man mit Dir einen vernünftigen Plan erstellen kann, mit dem Du auf gesunde Weise ein paar Pfunde verlieren kannst; das dauert zwar etwas länger, aber Du machst Deinen Körper und Deine Psyche nicht kaputt.
Liebe Helena, ich wünsche Dir alles Gute - und lass diesen Scheiss bloß sein!!!
Liebe Grüße,
Bela