Re: gestern, heute, morgen und immer

#20
erdbeere230 hat geschrieben:danke uebrigens, dass du mir immer zurueckschreibst, das tut ungemein gut.
gern geschehn. ich weiß, wie gut das tut ..



hm, ich kenn wenige die so "orchideenfaecher" wie ich schon abgeschlossen und einen job haben, aber ja, ich hoffe auch, dass es halbwegs gut ausgeht. nun mal schritt fuer schritt. letzte pruefungen absolvieren, dann diplomarbeit. und dann schau ich weiter.
stimmt schon, seit einigen semestern stresst mich das studieren ziemlich. ich mach mir selbst viel druck, moeglichst gut und schnell zu sein, hab hohe ansprueche an mich. aber es hat sich seit ein paar semestern total umgedreht, anstatt bessere leistungen zu erbringen, hab ich mich blockiert und meine leistungen sind enorm gesunken.
mir ist bewusst dass man in seinem leben wahrscheinlich mehr zeit mit arbeiten verbringt als mit studieren, aber ich hab ein unaushaltbares schlechtes gewissen wenn ich neben dem studium nicht arbeite. eben weil immer geld fuer mich da war, mich meine eltern immer unterstuetzt haben finanziell und ich ihnen eigentlich nicht laenger was wegnehmen will. obwohl sie eh genug haben. und wahrscheinlich weil ich in einem freundeskreis aufgewachsen bin, in dem geld nie da war, also die familien meiner freundinnen hatten immer zu wenig geld und finanzielle sorgen, da fuehlte ich mich mittendrin wahnsinnig unwohl weil wir genug hatten, ich schaemte mich fast dafuer ..
meine eltern arbeiten beide auch viel, aufmerksamkeit bekam ich in meiner kindheit genug, zu viel vielleicht, so richtig liebe spueren konnte ich aber nicht .. es gab kaum umarmungen, kuscheleinheiten oder koerperkontakt, das hat mich in der pupertaet sehr einsam gemacht. ich weiß (von andeutungen und blicken, manchen worten her, glaube ich) dass sie mich lieben und ich ihnen wichtig bin, aber so richtig gespuert hab ich es sehr selten. sie kommen mir sehr zurueckhaltend vor, unerfahren und verklemmt was verbale und koerperliche ausdrucksform von wertschaetzung, komplimenten und liebe betrifft.
mein verhaeltnis zu ihnen ist zur zeit ziemlich angespannt, von meiner seite aus .. seit ein einhalb jahren hat sich eine distanz aufgebaut, weil sie nicht wissen was bei mir passiert, was ich erlebe, was in meinem kopf abgeht. sie wissen also nichts von der es, nein. sie merken dass ich ueberwiegend enorm gereizt bin, unruhig, unausgeglichen, launisch, muerrisch, aggressiv - so bin ich wenn ich sie treffe - und seltsam esse, mal streng kalorienarm, mal offen kalorienbombig, mal versteckt kalorienbombig, mal strikt keine kohlenhydrate, mal alles durcheinander. sie meinen, ich sol doch mal normal essen und mich nicht so in dem thema verstricken, sondern mich auf die "wichtigeren dinge konzentrieren". auch sagen sie oefters, dass ich "viel zu kompliziert denke", so "wortgenau" bin, solle "nicht alles so ernst nehmen" .. wenn sie mich auf die uni ansprechen raste ich meist aus oder reagiere gereizt, meine, ich hab viel andres im kopf sodass ich mich nicht so auf die uni konzentrieren koenne zur zeit. sie haben immer so einen vorwurfsvollen ton drauf wenn sie danach fragen. sie wollen unbedingt dass ichs abschließe. sie wollen es, weil sie meinen, dass es "fuer mich gut waere/ mir gut taete".
in den letzten monaten hab ich mich immer mehr zurueck gezogen. wir sehn uns fast nur einmal in der woche bis alle zwei wochen. sie wuerden mich gern oefters sehen, sagen auch dass sie mich vermissen. aber es wuerde nichts bringen wenn ich ihnen von der es erzaehlen wuerde, sie wuerden es weder verstehen noch mir helfen koennen. ich wohn ja nicht mehr bei ihnen, ich bin jz fuer mich verantwortlich, ich manage meinen alltag, nicht sie.
allerspaetestens wenn das mit der klinik aktuell wird, also es fix ist, dass ich gehe, werde ich es ihnen sagen. kann ja schlecht mal so 3 monate ohne erklaerung verschwinden.

wie ist das mit dir und deinen eltern ?


ja doch, ich wuerde gerne mal entspannungsuebungen probieren, zur zeit mache ich (leider zu selten) yoga. an was fuer entspannungsuebungen haettest du gedacht ?
ja, vielleicht fang ich mal wieder an mit dem singen, zur zeit aber hab ich genug zu tun mit der einen pruefung die bald kommt und den zwei hausarbeiten die ich abschließen will bevor das semester zu ende ist. reiten wuerde ich zb auch gerne mal wieder gehen, das letzte mal war ich mit 10 jahren und es hat mir irre spaß gemacht. ueberhaupt wuerd ich gern mehr mit tieren zu tun haben, mein kaetzchen das vor ein paar jahren erst verstorben ist fehlt mir sehr. zu irgendwas koerperlichem ziehts mich zur zeit hin, eben mehr yoga oder fitness machen, sport.
ja, hobbies tun der seele irrsinnig gut. vielleicht war das wirklich ein sackgassenweg und mitgrund fuer ausbruch der es dass ich alles immer mehr runtergeschraubt hab, weil meine pflichten so viel zeit einnahmen.

wie ist das bei dir, hast du hobbies ?


hui, ich frag dich ob du ug bist und du sprichst gleich davon dass dick sein eine qual fuer dich waer. als waere nicht-ug sein gleich dick-sein bei dir ..?
du bist nicht "schuld", das schrieb ich vorhin ja grad, es ist eine natuerliche und legitime reaktion deines koerpers, das er sich jz wieder holt, was ihm genommen wurde. verstehst du ?
was bedeutet "dick sein " bei dir, warum hast du davor so große angst ?


ich bin diagnostiziert mit "atypischer bulimie/ bulimia non purging type", ich kotze also nicht .. sondern habe "nur" fa's bzw fresse durchgehend bis ich wieder eine zeit habe, in der ich weniger esse oder viel sport mache, um die kalorien wieder abzubauen .. seit ein paar wochen fuehre ich aber keine kompensationsmaßnahmen mehr durch, sondern esse einfach, kann nicht mehr damit aufhoeren .. durcheinander, viel sueßes/ "verbotenes", obwohl ich mich immer fetter fuehle und wahrscheinlich auch werde, mich eklig und furchtbar abscheulich fuehle waehrend ich (fr)esse, ueberall meine masse spuere .. trotzdem hoer ich nicht auf/ kann ich nicht aufhoeren :cry:

seltsame therapeutin/ "aerztin" hast du da .. warum verlangst du nicht dass sie dich durchcheckt/ durchchecken laesst ?
und, wie waers wenn du das angebot von deinem zahnarzt annimmst und mal mit demjenigen sprichst, den er kennt, der dir helfen koennt ?
einfach mal alles ausprobiern, verliern kannst du nichts.
Zuletzt geändert von equilibre am Mi Apr 13, 2011 21:20, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: gestern, heute, morgen und immer

#24
hui, gleich 3 beitraege, sollte dir oefters mehr zeit lassen :wink:

haltest du dich oefters so lang wach ?

kenne das aus meiner staerksten depressionszeit bzw aus der zeit als ich noch keine antideps nahm, da war ich auch wochenlang die halbe nacht wach, wollte mich "nicht schlafen gehen lassen".
wie wohnst du eigentlich, mit deinem freund zusammen (wenn ja, was sagt er dazu dass du so lang wach bleibst ?), allein oder in ner wg ? bist du mit deinen wohnform zufrieden ?

hm, na zumindest faellt/ fiel deinen eltern lob leicht, auch das kommt/ kam bei meinen immer nur sehr verhalten, zoegerlich, umstaendlich und geziert formuliert. aber ich kanns eh verstehn, die beiden haben selbst ja auch ihre eigene geschichte, wenn ich an die und deren eltern denke wundert es mich nicht.
glaube auch dass es in den meisten familien so ist, aber nur weil es eine norm ist heißt das noch lang nicht, dass es ok ist ! ich will gern die kette durchbrechen und meinen eigenen kindern (falls ich irgendwann mal welche hab) oder jeglichen kindern mit denen ich intensiveren kontakt hab, weder die komplexe meiner eltern noch die meinigen mitgeben ..

ich merk bei dir dass du vieles relativierst, runterspielst .. das sind soweit ich weiß typische merkmale fuer ms oder depression. kann es sein dass du vieles weniger ernst nimmst als es tatsaechlich ist ? da musst du aufpassen ..


oh mann, wenn sowieso schon ein elternteil (oder beide) eine essstoerung (oder eine andere psychische stoerung) haben, und es auch noch offensichtlich ist, macht mich das ziemlich wuetend - wie kann man sowas nur unter den tisch kehren, das ist doch mehr als verantwortungslos den kindern gegenueber :evil:
hat deine mutter therapien hinter sich ?

hm, autogenes training hab ich noch nie gemacht. mir faellt es sehr schwer, richtig zu entspannen, alle schwirrenden gedanken abzuschalten oder auszublenden, gefuehle leichter zu machen .. auch yoga hab ich mehr als sport gesehen (mache da so eine mischform aus pilates und yoga: "flow yoga"). aber du hast schon recht, sollte ich auch als entspannungsmoeglichkeit sehen und ausprobieren, es gibt ja viele yoga-arten. nur, irgendwie sind 50 minuten ziemlich kurz, fur die minuten bin ich zwar damit "beschaeftigt mich zu entspannen" bzw was fuer meinen koerper zu machen, aber danach ? da reicht ein falsches lebensmittel und mein koerpergefuehl ist wieder im keller. es haelt also nicht wirklich an ..

nein, ich fuerchte ich hab kein wirkliches soziales netz mehr .. meinen freund hab ich jeden tag mehrere stunden um mich, wir unternehmen aber sehr selten etwas außerhalb der wohnung. er ist auch ein wenig zurueckgezogen, hat zwar einen besten freund und einen kleinen freundeskreis mit mir zusammen, aber wir unternehmen mit denen allen nicht oft was. 1x im monat wenns hochkommt fuercht ich. von der uni hab ich eine handvoll liebe bekannte, die vl schon ein bisschen mehr sind, freunde vl, aber ich seh die mittlerweile auch sehr selten. ich hab das ganz deutlich gemerkt: in den letzten 1 1/2 jahren ist mein netz ziemlich geschrumpft, ich hab mich ziemlich zurueck gezogen und es weiß auch kein/e einzige/r dieser bekannten und freunde dass meine depressionen wieder staerker geworden sind und ich eine es entwickelt hab. das schafft eine große distanz .. bin auch schnell erschoepft wenn ich mich laenger unterhalte, kann fuer ihre sorgen nicht da sein, weil ich keine kraft hab, ihnen ratschlaege zu geben .. eswird dann auch schnell oberflaechlich .. ich kann es mir auch bei keinem vorstellen dass er/ sie es bzw mich verstehen wuerde oder mir weiterhelfen koennte, es wuerde insofern auch nichts bringen wenn ich es ihnen erzaehle. auch ist mir die es wahnsinnig unangenehm .. ich schaeme mich dafuer zugenommen zu haben und so mit dem essen umzugehen ..

ich empfinde dieses fressen auch als schwaeche, versagen und undiszipliniertheit .. aber ich glaube, das ist es nicht ganz bzw nicht nur. fuer mich ist es schwer, es auch anders zu sehen, aber da steht wohl eher was dahinter, das fressen ist eine ueberlebensreaktion deiner psyche, deines koerpers, deiner seele - es ist kein "versagen" oder eine schwaeche, zu essen ist eine vollkommen natuerliche, ueberlebenswichtige reaktion. dass du zur zeit ganz viel isst, mehr als "normal", bedeutet dass dir was fehlt. und du musst draufkommen was das ist ! du musst aufhoeren dich selbst zu verteufeln und als undiszipliniert anzusehen sondern tief in dich hineinhorchen was es sein kann das du auffuellen/ kompensieren willst. das ist schwer und du musst ganz ehrlich zu dir selbst sein. erdbeere, es wird sich nichts aendern, wenn du dir nichts eingestehst, wenn du dich immer wieder mit essen betaeubst, vor bestimmten gefuehlen fluechtest.

die bessessene beschaeftigung mit dem thema essen und nicht essen ist teil der essstoerung und lenkt dich vom wesentlichen ab.
ich empfehle dir instaendig die buecher "essen als ersatz" von geneen roth und "die frau die im mondlicht aß" von anita johnston.


doch, ich mache mir sehr viele gedanken um mein gewicht und das ganze fett das an meinem koerper ist .. ich will es ja eigentlich immer noch loswerden und ein paar kilos abnehmen, auf keinen fall zunehmen. vorm zunehmen hab ich grad zwar keine "panische" angst, aber ich hab das fixe vorhaben in meinem kopf dass ich auf jeden fall noch abnehmen muss. so bald wie moeglich. gleichzeitig bin ich aber so bessessen davon mich vollzustopfen dass ich immer wieder beim essen lande .. ziemlich idiotisch, widerspruechlich und laecherlich finde ich :evil: :? ..


fuer die klinik hab ich gestern die "behandlungsvorbereitungsboegen" ausgefuellt abgeschickt, per mail. nach 2-3 wochen melden die sich dann bei mir wegen einem persoenlichen erstgespraech vor ort. dort wollen sie mich kennenlernen, ich kann die anlage besichtigen und krieg naehere infos zum aufenthalt, behandlungskonzepten und therapie - und sie sagen mir erst monate spaeter, ob sie mich aufnehmen, soweit ich das verstanden hab. und die wartezeiten koennen bis zu 12 (!) monaten sein :( ..
meine therapeutin hat mir dazu geraten, auch ich hab ab und an dran gedacht und wurde von ihrem vorschlag dann bestaetigt, und hat mir eine bestimmte klinik empfohlen: klinik eggenburg im waldviertel. in oesterreich gibts ja ganz wenige solcher psychosomatischen einrichtungen ..
doch, stell dir vor, ich hab das auch nicht gewusst, die krankenkasse zahlt das ! :shock: weil ich ja eine diagnose hab, meinte meine therapeutin. arg nicht wahr ? ich kenn das ganze prozedere ja nur aus filmen und aus deutschland .. das ist auch noch ziemlich neu in oesterreich ..


das mit den sueßigkeiten/ lebensmitteln kenn ich auch ..

was wichtigest: wie isst du denn so, abseits der fas ? ernaehrst du dich ausgewogen, vollwertig und regelmaeßig ? wenn nicht, haettest du da schon drei weitere argumente warum du fas hast und drei loesungsvorschlaege wie du deine situation veraendern kannst.
Zuletzt geändert von equilibre am Do Apr 14, 2011 10:37, insgesamt 2-mal geändert.
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