Offenes Verständnis?

#1
Ich hab mal ne Frage.. ich stelle mir manchmal vor wie das wäre ... sich mit jemand zu unterhalten der auch unter dieser Krankheit leidet und der genauso tief drin steckt oder steckte und sämtliche Höllen kennt... ich meine richtig unterhalten, den anderen in die Augen schauen und komplett offen über alles miteinander reden. Hat das schon jemand gemacht?
Ich hab noch nicht mal jemand kennengelernt in der "realen Welt" der so ist wie ich.
Fühlt man sich dann verstanden und ein bisschen getröstet oder nur noch mießer?
Wie ist das? Lohnt es sich?
Gib das was du dir am meißten wünscht nicht für etwas auf was du gerade nur willst

Re: Offenes Verständnis?

#2
Hey viva.
das ist mal ne gute frage... meine beste freundin hat ebenfalls eine esstörung. ich weiss das von ihr schon lange. sie von mir wusste das erst später. jedenfalls haben wir damals schon oft geredet, aber nur über sms und mail! Wenn wir uns getroffen haben, kam nie ein wort darüber... irgendwann mit der zeit wurden wir echt offener.. wir haben so ein weinchen-ritual.. so hats angefangen, dass wir teilweise schon über einzelne situationen sprechen konnten. so wirklich! und mit der ziet wurde es immer leichter und erst sonntag hab ich mich mit ihr getroffen. und wir haben einfach geredet.
und ich kann dir sagen es ist unglaublich schn und befreiend, wenn man weiss, dass der andere einen genau versteht. selbst wenn man nur wirres zeugs redet. ich geh jedenfalls immer nach hause und hab den kopf freier.. oft ist es den tag dann auch so, dass ich ( und sie auch!) wirlich uns fragen, ob es das alles wert ist. wir können uns einfach verstehen und gegenseitig stützen. das ist unglaublich toll. und es gibt einem erstmal ein wenig kraft!
aber ich muss auch sagen, manchmal ist es schwr.. man sieht zwar wie die freundin auch leidet., aber andererseits bin ich auch manchmla echt neidisch auf sie, weil sie so perfekt ist ( in meinen augen).. trotzdem! wenn du jemanden kennst der das gleiche auf eine art durchmacht wie du selbst, das hilft wirklich sehr. Ich kann ihr schreiben, wenn es mir schlecht geht und sie sehen. es reichen manchmal nur blicke, oder dass sie einen in den arm nimmt..
puh. ne kleine frage eigentlich, aber ich schätze das so so sehr. Man kann zusammen ,,leiden`` quasi. man kann einfahc mal das aussrepchen, was sonst niemand verstehen würde. vieles läuft bei us auch noch über Mails und sowas. manches kann man so unter vier augen immernoch nicht sagen. aber es ist wirklich sehr befreiend.

Liebe Grüße :)
remember that if you don’t have a good day today, there is always tomorrow and the day after that.

Re: Offenes Verständnis?

#4
Puh Milena, ich weiss grad gar nicht ob ich das schön finden soll, was du schreibst, oder echt gefährlich..
milena hat geschrieben:ich kann immer mit ihr reden..und weiss sie versteht es...ohne das man groß was erklärn muss...nicht verurteilt...einfach schön....aber ich fühl mich auch immer mehr von ihr abhängig...
das ist traumhaft. dieses verständnis auch wenn man nicht alles ausspricht.. aber ich kann auch diese abhänguigkeit verstehene... fragst du dich auch vllt manchmal, wennihr beide nicht diese kranheit hättet, ob ihr trotzdem so gute freundinnen geworden wärd? ch frag mich das nämlich oft... ich meine, wir haben viele gemeinsamkeiten, können über ALLES reden..aber trotzdem nimmt die krankheit so viel platz ein zwischen uns.
milena hat geschrieben:weil man sich auch wenns unbewusst ist ,immer noch gewisser maßen vergleicht und eifert...
jaa, das meinich.. dieses neidisch sein, bzw vergleichen .. das ist so hart..dass man es sogar bei der besten freundin nicht lassen kann! Wenn sie mir sagt, ich soll einfach mal geniessen und leben, oder ich ihr sage, dass ein eis in der sonne doch echt okay ist, dass SIE es sich erlauben darf... dann denk ich insgeheim trotzdem, dass ich dies und jenes erst recht nicht essen darf, weil SIE ja auch niht issst... wenn sie abnimmt steigt in mir auch der druck... auch wenn ich weiss, dass die krankheit nich leiciht ist für sie. das ist alles so unbewusst..man will dass SIE gesund wird. aber wenn sie noch weiter abnimmt und verzichtet, muss man es auch irgendwie...
Aber so stark sich das bei dir anhört, so ist es bei mir echt nicht, bei mir überwiegt eher diese vertrautheit, das gefühl dass man eine zweite hälfte hat, die genau das kennt was man fühlt. da sind diese momente des Eifersüchtig seins oder des wetteiferns echt unbewusst und ja, vpn mener stimmung abhängig..

ehm milena.. hab ich das richtig verstanden? geht das mit der krankheit also so lange weiter, bis einer von euch nicht mehr kann? wenn einer von euch anfängt, gesund sein zu wollemn, wenn einer dem anderen mal zeigen würde was es heisst, zu LEBEN, glücklich zu sein! meint ihr nicht, dass eure abhängigkeit und eure verbundenheit auch in diese richtung gehen könnte? anstatt euch immer wieder anzuspornen, die krankheit zu leben...könnt ihr euch anspornen, einmal auszubrechen und ZUSAMMEN gesund werden? klar das ist immer so leicht gesagt.. aber denk mal drüber nach.
oder willst du am ende sagen, dass du dich mit deiner BESTEN freundin zerstört hast? anstatt ihr und dir zu helfen?
puh, entschuldigung wennndas nicht alles unbedingt zum thema passt... :/

Liebe grüße
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Re: Offenes Verständnis?

#6
Danke für die ausführlichen Antworten! Kann mir jetzt ganz gut vorstellen wie das ist mit einer gleichgesinnten befreundet zu sein. Dieses Konkurrenzdenken kenn ich auch, sind zwar nur Bekannte aber man möchte immer besser (dünner) sein... Aber je länger ich diese Personen nicht sehe desto weniger ist das auch in meinem Kopf drin. Bei einer richtigen Freundschaft ist das anders, kann sich sicher sehr kontraproduktiv für den Ausstieg aus der B auswirken.
Ich bin der Meinung, komplett ehrlich ist man doch nie zueinander, man behällt immer Gedanken für sich, wie ihr auch gesagt habt das man insgeheim denkt das und das darf ich dann auch nicht essen... ob mans auf diese Weise auch zusammen schafft?

An ne richtige enge Freundschaft hab ich gar nicht gedacht als ich meine Frage gestellt habe (kenn so was nicht deswegen), eher so an ein Wunder, jemand treffen, reden, sich gut fühlen, Kraft gewinnen für ne Zeitlang.... also das was es sonst nicht gibt :?
Naja jetzt wirds unrealistisch.
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Re: Offenes Verständnis?

#7
wow, die antworten hier waren fuer mich total interessant und ueberraschend!! :)
denn mein erster gedanke war 'ohjaa, wie gut das waer...'
vivalostioz hat geschrieben:eher so an ein Wunder, jemand treffen, reden, sich gut fühlen, Kraft gewinnen für ne Zeitlang.... also das was es sonst nicht gibt :?
und sowas koennte man doch in einer gruppentherapie oder selbsthilfegruppe finden oder?! ich wuerde mich auch gern mal mit jemandem austauschen, der weiss wie's ist. so ganz real, bei einem treffen.
Enemies
They stick to my head
They run with my feet
I'm doomed to be bad

Re: Offenes Verständnis?

#8
mary jane hat geschrieben:wow, die antworten hier waren fuer mich total interessant und ueberraschend!! :)
Ja für mich auch... obwohl ich nicht alle so positiv empfunden habe, wie sie vl sein hätten sollen...

Ich selbst empfinde es als sehr bereichernd mit jemanden darüber reden zu können, mir ging das schon bei der Gruppentherapie so... Aber ich muss auch ehrlich sagen, dass es bei mir 1. auf den Menschen ankommt, der mir gegenübersitzt (also egal ob Bulimie/sonstige ES oder was auch immer, er muss mir einfach sympatisch sein) und 2. ich mich oft schon sehr überwinden muss :) obwohl ich weiß, dass es mir eigentlich gut tut
Es ist nicht genug zu wissen - man muss auch anwenden.
Es ist nicht genug zu wollen - man muss auch tun.

Re: Offenes Verständnis?

#9
Ich finde es schon einfach befreiend zu wissen, dass man nicht alleine damit ist. In "gesunden Gruppen" fühle ich mich häufig als die Kranke, die sich eigenartig verhält, auch wenn niemand von der Es weiß. Auch zu wissen, dass einige Denkweisen und Verhaltensweisen nicht ICH bin, also mein Charakter, sondern dass es das ist, was diese Krankheit mit mir und aus macht, finde ich beruhigend.

Re: Offenes Verständnis?

#10
Mein Mann fände es gut, wenn ich mich von dieser Seite abmelde da er meint (womit er schon recht hat) jedesmal wenn ich am PC war bin ich ganz anders, habe diesen leeren Blick und laß ihn nicht an mich ran, kapsel mich total ab. Naja ich weiß das natürlich aber kriegs nicht so mit wie er. Kann verstehen das ihn das stört. Er denkt das es mir nicht gut tut das ich hier bin weil mir das mehr schadet als hilft.
Ich lese mehr als das ich schreibe und klar sind wir ne Art Familie hier die außenstehende auch nicht versteht. Ist beruhigend zu lesen das es vielen schlechter geht wie mir :? und so weiter...ihr wisst selbst warum wir hier sind.
Seitdem ich hier mitlese befasse ich mich mehr wie vorher mit meiner B., immer ist das nicht hilfreich.
Weiß noch nicht wies weitergeht.
Ich hatte schon immer nen Hang dazu mich an manchen Abenden in der Melancholie zu verlieren (kommt dem Selbstmitleid teilweise sehr nahe :cry: ) also sind manche Abende am PC besser wie übern Klo oder? Und danach ist der Kopf erst mal freier.
Naja werds reduzieren wenn er da ist und versuchen mehr darauf zu achten wie ich mich verhalte.

Gibts noch jemanden der minutenlang in die Leere klotzen kann ohne zu denken ohne es zu merken?
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Re: Offenes Verständnis?

#11
Passiert mir auch ständig. Ich weiß auch gar nicht, was oder worüber ich denke, was in meinem Kopf vor geht. Merke auch nicht, wann mir das passiert, erst, wenn mich jemand anspricht und mich sozusagen zurück holt. Dann merke ich, dass ich irgendwie woanders war.
Mein Mann steht der Seite auch skeptisch gegenüber. Glaube, er versteht nicht, was wir hier machen und warum das Bedürfnis nach Austausch besteht.