Immer neu anfangen: das pack ich nichtmehr

#1
Ich nehme mir nach jedem Anfall vor, es morgen wieder besser zu machen, aber im letzten Moment lass ich ihn doch noch zu, weil ich den Kampf dagegen immer auf morgen verschiebe. Ich will langsam nichtmehr immer neu anfangen müssen, dieses ewige wiederaufrappeln pack ich einfach nicht mehr. Ich weiß echt nicht,wie ich es schaffen soll... Kennt ihr das?
Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg! Merkt's euch...

Re: Immer neu anfangen: das pack ich nichtmehr

#2
ohhh.. ja ich kenn das zu gut... wenn ich gut bin schaffe ich es bis 18 Uhr und dann geht die ganze scheiße wieder los.. mich nervt es alles ziemlich.. immer wieder das gleiche,bloß weil man nicht die Kraft hatte innerlich zu sagen nein.Du isst jetzt anständig abendbrot und die schlechten Gefühle die du in dir hast hälst du aus. Es hat lange gedauerd,um zu verstehen das die Bulimie mein Ventil ist um die ganzen Aggressionen und schlechten Gefühle abzulassen...
ich kann dich sehr sehr gut verstehen.. aber es ist zu schaffen man muss nur genug Willen haben..ich hatte es schon mal geschafft und mir ging es sogut,ich vermisse diese Zeit so sehr..bin wieder voll drin..

lg red rose

Re: Immer neu anfangen: das pack ich nichtmehr

#3
hi du :)

geht mir genau gleich!!
vielleicht haben wir auch durch die strikten regeln, die wir uns aufstellen, beim kleinsten überschreiten schon das gefühl, dass es nun e auch schon zu spät ist... und wir lassen es weiter zu, weil wir wissen im nachhinein gehts uns schlecht und dieses gefühl wollen wir noch laaange vermeiden... vielleicht sollten wir uns keine gedanken machen über den nächsten tag und ihn einfach kommen lassen. wir sollten uns einreden, egal, wie sehr wir in der früh am nächsten tag hunger haben, der körper bekommt es. und wenn er schoko will, dann kriegt er sie auch! ich glaube, dass wir zu sehr auf den gedanken versteift sind, am nächsten tag alles gut machen zu müssen- was dann wahrscheinlich bedeutet "dem körper zu wenig zu geben"... und kaum gönnen wir uns dann ein stück, ist der schranken so zu sagen für kurze zeit geöffnet und wir holen uns aaaaaaaalles, was wir wir wollen und wir uns sonst normal verkneifen würden...
ich weiß, dass ist alles leichter gesagt, als getan und ich scheitere kläglich daran, aber vl is für dich was wahres dabei!
mach dir wenns daneben geht, nicht zu viel stress, leider kann mans nicht mehr ändern. lass den nächsten tag auf dich zukommen und bestraf dich nicht!?

ich bemerke da bei mir auch immer einen richtigen konflikt zwischen meinem ES und ÜBER ICH *g*
das Über Ich, das sagt "das isst du jetzt nicht, das macht dick und du bist e schon so ...."
und das Es, das sagt "von dir lass ich mich net noch einmal so untermauern, wegen dir war ich schon mal so ein hungerhaken und hab mir alles verkniffen, dass mach ich nicht nochmal mit und beweis ich dir jetzt in dem ich alles fresse, was ich finde"

aber bei mir is das auch immer so abends. drum bin ich auch immer so lange munter, weil ich seit neuestens immer in die nacht hineinesse und dann nicht gleich ins bett mag :(
für mich ist dann auch der ganze tag verhaut, der teilweise so nett war. haben heute abend film geschaut und so,... und dann is mein freund ins bett und ich kam so richtig in fahrt :-(
Zuletzt geändert von erdbeere230 am Di Apr 05, 2011 2:42, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Immer neu anfangen: das pack ich nichtmehr

#4
Schon allein mit dem Satz..morgen hör ich auf..setzt man sich so sehr unter Druck das man wenn es nicht klappt immer weiter in ein Loch fällt..Hört auf euch irgendetwas vorzunehmen..Hört auf etwas zu erwarten was den nächsten Tag betrifft..Wenn ihr es wirklich schaffen wölltet dann würde es auch gehen...Es ist ein harter Kampf das weiß ich selber aber es gibt einen Weg nach draußen..nur leider ist das ZULASSEN immer einfacher wie das DAGEGEN KÄMPFEN...

ES gibt einen schönen Satz..Willst du Leiden? Ja ich will Leiden sonst hätte ich schon längst etwas verändert...

Re: Immer neu anfangen: das pack ich nichtmehr

#5
ich glaube, dass viele hier deine ansichten nicht ganz nachempfinden koennen jeany. aber, ganz ehrlich, du hast vollkommen recht. du sagst es ja nicht, um uns mitzuteilen, dass wir faul waeren, sondern weil du es selber am besten kennst und wir einfach nicht aufgeben sollen. weil nur wir koennen an der situation was veraendern. und zulassen, leiden und essen ist immer der einfachere weg... den anderen weg hab ich nur leider noch nicht unter kontrolle...

Re: Immer neu anfangen: das pack ich nichtmehr

#6
Ich weiß aber das du es irgendwann unter Kontrolle haben wirst...Ich hab auch 12 Jahre gebraucht und konnte mir ein Leben ohne es nicht vorstellen..und heute bin ich glücklich und auch wenn ich mich kaputt gemacht habe bin ich froh das ich es geschafft habe..Es wird der Tag kommen Erdbeere wo sich bei dir der Schalter umlegt...Leider war es bei mir erst soweit als ich so krank wurde..also viel zu spät..aber irgendwie ist es nie zu spät oder? Gib die Hoffnung nicht auf..

Re: Immer neu anfangen: das pack ich nichtmehr

#8
Ich finde, noch viel wichtiger als sich jeden Tag nur vorzunehmen es besser zu machen ist, sich klar zu machen, dass die Bulimie auch ihre Funktion hat!

Wenn ich es nicht schaffe, meinen Gefühlen wirklich Ausdruck zu geben, werde ich weiter fressen müssen. Ich hoffe ihr versteht das nicht falsch, aber ich will nicht gegen die Bulimie kämpfen, ich will etwas für mich selbst tun, um sie endlich loslassen zu können. Klar, es ist auch eine Art Kampf, aber mir geht es besser wenn ich vor Augen habe, dass es darum geht liebevoll zu mir selbst zu sein und mir meine Wut, Traurigkeit, etc. zuzugestehen.

Wenn man keine anderen Möglichkeiten findet, seinen Gefühlen freien Lauf lassen zu können und die Probleme, die dazu führten, aufzuarbeiten, bleibt jeder Versuch "es morgen sein zu lassen" zum Scheitern verurteilt. Und das führt dann nur zu noch mehr Selbsthass.
Es gibt Tage, wo man so traurig ist, dass man sich noch trauriger machen möchte. Gustave Flaubert

Wahrscheinlich kann man vom Nichtwollen seelisch nicht leben; eine Sache nicht tun wollen, das ist auf Dauer kein Lebensinhalt. Thomas Mann

Re: Immer neu anfangen: das pack ich nichtmehr

#9
Pustekuchen hat geschrieben:Ich finde, noch viel wichtiger als sich jeden Tag nur vorzunehmen es besser zu machen ist, sich klar zu machen, dass die Bulimie auch ihre Funktion hat!

Wenn ich es nicht schaffe, meinen Gefühlen wirklich Ausdruck zu geben, werde ich weiter fressen müssen. Ich hoffe ihr versteht das nicht falsch, aber ich will nicht gegen die Bulimie kämpfen, ich will etwas für mich selbst tun, um sie endlich loslassen zu können. Klar, es ist auch eine Art Kampf, aber mir geht es besser wenn ich vor Augen habe, dass es darum geht liebevoll zu mir selbst zu sein und mir meine Wut, Traurigkeit, etc. zuzugestehen.

Wenn man keine anderen Möglichkeiten findet, seinen Gefühlen freien Lauf lassen zu können und die Probleme, die dazu führten, aufzuarbeiten, bleibt jeder Versuch "es morgen sein zu lassen" zum Scheitern verurteilt. Und das führt dann nur zu noch mehr Selbsthass.

ja, ich finde, das ist defintiv einer der schluesselerkenntnisse:

sich alle gefuehle, egal welche, zugestehen und erlauben, ihnen freiraum und ausdrucksmoeglichkeit geben, sie nicht verurteilen, also nicht werten sondern einfach zulassen. aufmerksam und liebevoll zu unserem koerper, zu uns selbst sein.

das sind wir uns und unsrem koerper schuldig.
sun will set

Re: Immer neu anfangen: das pack ich nichtmehr

#10
ja... nur sind mir persoenlcih oft meine gefuehle nicht bewusst. ich hab oft keine ahnung, was mich zum essen veranlasst, weil keine emotionen da sind ? waere ich traurig und es waere mir bewusst, dann waere ich auch traurig und wuerde vl nicht an essen denken. ausserdem wie geht man mit gefuehlen richtig um? oft wenn was passiert, was mich irgendwie mitnimmt, kommen nicht gleich die traenen, da ist oft leere... die unterdruecke ich nicht mit absicht, aber da ist oft nichts. ich weiss, ihr koennt mir diese fragen auch nicht beantworten, ich will nur damit sagen, dass ich dazu bereit waere zu kaempfen, aber wie geh ich vor? vl gibt es dinge in der therapie die hinweise fuer die es darstellen, aber wie veraendere ich sie, wenn sie nicht zu aendern sind ?

oder habt ihr NUR fressanfaelle als wirklich logische folgen, wie schlechte nachrichten, bloede telefonate,...?

bin ich jetzt gespannt, was kommt.
lg
Zuletzt geändert von erdbeere230 am Di Apr 05, 2011 15:03, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Immer neu anfangen: das pack ich nichtmehr

#11
oh doch, erdbeere, ich kann dir da eine antwort geben: du bist mitten drin in der sucht, zu verdraengen. du hast dich bereits so stark betaeubt dass du gar nicht mehr weiß, warum du fa's hast. auch die leere spricht dafuer.

wie du vorgehst ? werd dir darueber bewusst dass du nicht emotionslos an sich bist, sondern dass du deine emotionen durch das essen immer wieder erstickst.

ich empfehle dir (und auch allen andren) das tolle buch "die frau die im mondlicht aß" von anita johnston (http://www.bulimie.at/board4/viewtopic.php?f=13&t=9154). wenn ich koennte, wuerd ich dir alles was ich da (heut zb wieder) drin gelesen hab und als nuetzlich seh, abtippen, aber es ist so viel, das geht leider nicht (aber vl schaff ich ein paar stellen daraus abzutippen).

besorg es dir, es ist sehr liebevoll und augen oeffnend geschrieben. vielleicht kann es dir wirklich weiterhelfen.
sagst du bescheid, wenn du es liest ?
Zuletzt geändert von equilibre am Di Apr 05, 2011 15:57, insgesamt 3-mal geändert.
sun will set

Re: Immer neu anfangen: das pack ich nichtmehr

#12
Danke jeany.. das was du schreibst stimmt und baut mich sehr auf..

ist das Buch wirklich sogut(die Frau die im Mondlicht aß??ich habe mir jetzt brave Mädchen essen auf bestellt bin noch am Anfang aber find es nicht so toll..

ich bin genauso ein Mensch ich komme mit meinen Gefühlen nicht klar, umso länger die Bulimie anhält umso schlimmer ist es geworden.. wenn ich nenn FA freien Tag versuche bin ich Abend nur am heulen und hab weinkrämpfe.. ich denke immer ich dreh durch.. es hat sich so viel angestaut..und ich hbae manchmal nicht die Kraft das auszuhalten..

lg red rose

Re: Immer neu anfangen: das pack ich nichtmehr

#13
Ja, Die Frau die im Mondlicht aß kann ich auch sehr empfehlen, tolles Buch!

Es dauert sicher, bis man sich bewusst wird, welche Gefühle man genau versucht zu unterdrücken. Natürlich ist ein FA nicht immer an ein konkretes Ereignis geknüpft, das heißt ich kann jetzt auch nicht immer sagen "heute hab ich gefressen weil das passiert ist". Aber in der Therapie kann ich mich reflektieren und habe erst wirklich begriffen, was ich da eigentlich alles runterstopfe (und lerne schön langsam Alternativen). Es ist ein langer Prozess, aber ich hatte heute einen wahnsinns Fortschritt in der Therapiestunde und bin gerade voll mit Hoffnung :) .

Das mag jetzt vielleicht hart klingen und einigen auch nicht gefallen, aber: Meiner Meinung nach kann man die Bulimie ohne Hilfe (und damit meine ich professionelle Hilfe) nicht dauerhaft loslassen. Dieses alleine vor sich hinwurschteln ist finde ich nur Selbstbetrug. Natürlich haben einige schlechte Erfahrungen gemacht und viele Therapien hinter sich, aber wenn man noch an den Symptomen festhält ist das für mich ein Zeichen, dass da noch etwas in einem sitzt, was raus will. Ich weiß, dass viele, die keine Therapie machen, das anders sehen, aber das ist halt nur meine subjektive Sichtweise, daher bitte nicht böse sein :wink: .
Es gibt Tage, wo man so traurig ist, dass man sich noch trauriger machen möchte. Gustave Flaubert

Wahrscheinlich kann man vom Nichtwollen seelisch nicht leben; eine Sache nicht tun wollen, das ist auf Dauer kein Lebensinhalt. Thomas Mann

Re: Immer neu anfangen: das pack ich nichtmehr

#14
Das mag jetzt vielleicht hart klingen und einigen auch nicht gefallen, aber: Meiner Meinung nach kann man die Bulimie ohne Hilfe (und damit meine ich professionelle Hilfe) nicht dauerhaft loslassen.
:arrow: Und du denkst ernsthaft das geht durch Therapie? Das dir Psychologen, Psychotherapeuten einfach deine Gedanken an Kalorien zählen, kotzen, AFM u.s.w. wegzaubern könen?