ich kann Dich so gut verstehen...Habe gerade angefangen meine Doktorarbeit zu schreiben. Seit 4 1/2 Jahren arbeite ich jetzt daran, und die meiste Zeit nichts als Misserfolg...Und jetzt soll ich diesen Scherbenhaufen zusammenschreiben? Dauernd das Gefühl das es meine Schuld ist, das ich - hätte ich härter gearbeitet - vielleicht ein besseres Ergebnis hätte erzielen können. Obwohl ich weiß, das es fast allen meine Kollegen genauso geht. Obwohl mein Chef mir von sich aus angeboten hat, nach der D.-Arbeit noch zu bleiben, um mein Projekt fortzuführen. Obwohl die Projekte, an denen ich für andere Leute arbeite, gute Ergebnisse erzielt haben...Ich denke immer, ich weiß nicht genug, wie soll ich das alles lesen, und wenn ich es lese, mir den ganzen Kram merken, und dann auch noch die Prüfung bestehen...???

Das Wichtigste ist angefangen zu haben, und das hast Du doch schon, wenn ich Dich richtig verstehe? Das ist der aller-, aller-, allerwichtigste Punkt!!! Du kannst es schaffen! Das Schlimmste ist doch zu zögern überhaupt damit zu beginnen. Ich finde es toll das Du versuchst Dich zu strukturieren.
Man kann sogar WÄHRENDDESSEN gegen die ES kämpfen. Mir tut es gerade ganz gut das ich zu Hause schreiben kann. Das gibt mir die Möglichkeit ausreichend zu schlafen (muß ja nicht früh auf der Arbeit sein...), meine Einkäufe in Ruhe zu machen und mir zu überlegen was ich essen könnte, was GUT für mich ist. Ich habe zwar das Gefühl immer bekloppter zu werden - aber es hilft trotzdem.
Heute hatte ich die TK-Pizza schon aus der Plastik-Hülle gefriemelt und den Ofen an - und dann hab ich wie eine Irre in der Küche mit mir selbst geredet: "Du mußt das nicht machen. Du hast die Wahl. Das hilft Dir auch nicht weiter..." etc. pp.
Und hab' die verdammte Pizza zurück ins Tiefkühlfach gelegt. Jetzt bin ich sooooo stolz auf mich....Komisch wie solche "Kleinigkeiten" einen aufbauen können, aber für mich war das der Hammer, auf den letzten Drücker noch davongekommen zu sein!
Und vor ein paar Tagen habe ich schon morgens gemerkt, das ich tierisch "Freßdruck" habe. Die ersten Gedanken waren: "Du schreibst jetzt mindestens 5 Seiten, und danach gehst Du ins Fitnessstudio. Dann wird das schon.". Darauf folge direkt tiefe Verzweiflung: "Ich kann nicht, ich bin zu müde, ich schaff das alles nicht...". Und zum ersten Mal war ich in der Lage mir meine Gefühle genau anzusehen, und auch wie ich darauf reagiere. Ich verspüre Druck - ich mache mir Druck um drüber weg zu kommen. Um mich 'in den Griff zu bekommen'. Etwas zu leisten. Etwas wert zu sein. Und mir wirde klar das das genau das falsche ist.
Also habe ich beschlossen an diesem Tag NICHT zu schreiben, NICHT zum Sport zu gehen, und vor allem: KEIN SCHLECHTES GEWISSEN DESWEGEN zu haben! Also habe ich einfach gegammelt, fern geschaut, mir etwas gesundes zu essen gemacht. Und am nächsten Tag wieder weiter gemacht. Es ging.
Wahrscheinlich ist das kein Patentrezept. Aber vielleicht hilft es Dir ja zu lesen, das es irgendwie weitergehen kann...?
Glaub an Dich. Du hast es bis hierher geschafft, dann bekommst Du den Rest auch noch hin!
Ich wünsche Dir alles Gute und ganz viel Kraft für den Rest des Weges!
Liebe Grüße,
Bela