Frage des Gewissens

#1
Ich bin gerade sehr verzweifelt.
Ich studiere im 1.Semester Biologie und muss seit letzter Woche in einem Zoologie-Praktikum Tiere sezieren. Habe aber damit ein Riesenproblem. Es ist nicht nur Ekel, der sich mit Überwindung bewältigen ließe, sondern eher eine Frage der Einstellung. Ich kann diese Tiere einfach nicht töten bzw.will nicht, dass sie so sinnlos getötet werden, nur damit wir ihre Anatomie "live" sehen können. Wenn ich mich weigere an dem Geschnippel teilzunehmen, bekomme ich keinen Schein und das Studium ist so gut wie gelaufen. Mein Prof macht keine Ausnahmen und ist für solche Dinge auch nicht ansprechbar. Er ist Jäger...
Letzte Woche habe ich entgegen meiner Bedenken einen Regenwurm aufgeschnitten. Es war schrecklich. Ich saß mit Tränen in den Augen da und hab mich so gehasst. Mach mir immernoch Vorwürfe deswegen... Die wenigsten verstehen das. Ich werde ausgelacht, weil "ich mich so habe". Aber es tut mir weh...
Morgen stehen Tintenfische auf dem Lehrplan. Ich mag nicht hin. Aber so riskiere ich mein Studium...
Was soll ich bloß tun?
Zuletzt geändert von polli am Sa Jun 04, 2005 19:22, insgesamt 1-mal geändert.

#2
für mich würde so ein studium nie in frage kommen, da ich die ausbildung kenne und das unmöglich für mich wäre--->bin vegetarierin.

#3
Hallo polli!!

Oh man, das is echt hart.

Hm, was soll man Dir da raten? Irgendwie musst Du rausfinden, was Dir "wichtiger" ist. Bzw. ob es Dich kaputt macht oder ob Du damit leben kannst, die Tiere zu sezieren.

Ich mein mal ganz ehrlich: Wenn Du bei nem Regenwurm in Tränen ausbrichst (ich kanns echt nachvollziehen...ich könnte kein Tier sezieren und würde auch voll heulen) wie willst Du dann, Studium mal hin oder her, mit anderen Tieren klarkommen.

Ich halte das für sehr schwierig und eigentlich gibt es nur 2 Möglichkeiten. Entweder kommst Du damit klar oder Du kommst nicht damit klar. Und wenn Du nicht damit zurecht kommst, wie willst Du dann das Studium schaffen, ohne Dich psychisch total kaputtzumachen?

Du musst echt abwägen, ob Du das kannst oder nicht, aber ich denke es macht wenig Sinn sich für ein Studium derart fertig zu machen.

Dann solltest Du vielleicht überlegen, ob Du nicht etwas anderes studieren solltest.

Echt ne schwierige Sache und ich hoffe, Du findest das für DICH Beste heraus!

Wünsche Dir viel Kraft und ganz liebe Grüße!

Nadine

#4
Hi Pollli

Zualler erst wünsch ich dir mal ganz viel kraft. Ich kann dich verstehen. Bei mir ist es zwar nichts mit den Tieren - würde für mich nicht in die Frage kommen - aber es geht ums Kochen. Denn ja.. wie soll genau ich mit meiner Krankheit im August 06 die Hotelfachschule hinter mich bringen?? Schwer schwer.. Aber ich glaube an mich und ich werde es schaffen.
Ich denke, dass dir dieses Studium total wichtig ist. Irgenwie klingt das jetzt sicher dumm: es gibt immer dinge im "beruf" die man nicht gerne macht.
Aber ich verstehe dich sofort, denn naja.. wie du gesagt hast: nur um das live zu sehen...
Einen Rat geben kann man dazu wohl wirklich einfach überhaupt nicht. Ich hoffe einfach, dass du dich richtig entscheidest. Es muss in dir tief drinn stimmen...

küsschen und aufmunterungsknuddel

#5
Hallo polli,

wenn Du schon grundsätzlich Probleme damit hast Tiere zu sezieren, frage ich mich warum Du Dich für ein Biologiestudium entschieden hast. Es muss Dir doch schon vorher klar gwesen sein was da auf Dich zukommt?!

Wenn Du keine Tiere sezierren willst, dieses aber für ein erfolgreiches Studium unumgänglich ist, dann würde ich an Deiner Stelle so bald wie möglich mein Studienfach ändern. Du bist erst im 1. Semester, dann ist es ja nicht so schwierig. Eine andere Möglichkeit fällt mir nicht ein.

lg Matinka

#6
Danke für eure Antworten!
Ich wusste, dass der Kurs angeboten wird, aber nicht dass er verpflichtend ist. Ich hatte gehofft, dass ich besser damit klar komme und ließ den Regenwurm auf mich zu kommen. Aber, wie gesagt, ich kann es einfach nicht und will es auch nicht. Krümelchen, du hast Recht, ich muss entscheiden, was wichtiger ist... Der Preis fürs Studium ist mir zu hoch. Es weiß nicht, ob ich mir die nächsten Male Schnippeln verzeihen könnte. Ist zwar schade ums Studium, aber lieber schlafe ich nachts ruhig.
Nun muss ich mir bloß noch überlegen, wie ich das meinem Vater beibringe. Er hat für sowas wenig Verständnis und wird mich mit Ignoranz strafen... Naja, da muss ich wohl durch.
Liebe Grüße, Polli

#7
hi polli,
hat das letzte schnitzel geschmeckt, der fisch auch?! du hast, so wie die meisten menschen, noch kein tier sterben sehen. das ist kein grund, ein studium sausen zu lassen. trau dich, setze dich mit dem tod auseinander. lerne, wie man tötet, ohne dem tier unnötige schmerzen zu bereiten. die tiere, die da sterben mssen, haben gegenüber uns menschen einen entscheidenden vorteil: wenn du es geschickt anstellst, sterben sie in einem moment des glücks. das gelingt beim menschen nicht, denn in neunundneunzig prozent der fälle "weiß" er/sie es. der tod gehört zum leben. er steht uns allen bevor. es steht uns nicht zu, ihn wegzuschieben. wir sollten damit umgehen lernen. das ist eines der größten probleme unserer zeit. du hast die möglichkeit, dich ihm zu stellen. lauf nicht weg. es wird dein leben zum positiven verändern, ich bin mir sicher.
bezügl. prof.: ein guter jäger schießt das wild "aus dem leben". er bereitet keine schmerzen. das wild sollte, wenn es am boden aufkommt, schon tot sein.
lg, Gert

#8
Hallo Gertl,
ich esse vegetarisch und da ich seit meiner Kindheit Haustiere halte, habe ich sehr wohl schon Tiere sterben sehen.
Mir ist auch bewusst, dass der Tod zum Leben dazu gehört und dass man sich früher oder später mit ihm auseinander setzen muss, doch nicht auf diese Art.
Ich finde, dass es nicht mein Recht ist willkürlich zu entscheiden, wann und wessen Leben ich beende. Du würdest ja auch keinen Menschen töten, hoffe ich zumindest... :wink: Wieso also soll es gerechtfertigt sein, wenn es sich um ein Tierleben handelt? Ist das Leben eines Tieres weniger wertvoll? Wer entscheidet das?
Mir ist auch klar, dass es fleischfressende Tiere gibt, die anders nicht überleben könnten. Überleben - das ist wichtig, hat einen Sinn. Aber im Biostudium rumschnippeln, nur um zu entdecken, was schon 1000 andere entdeckt haben - das hat in meinen Augen keinen Sinn.
Ich bin absolut nicht der Meinung, dass Tiere es gar besser haben als Menschen, weil sie "in einem Moment des Glücks sterben". Wie kannst du das einschätzen?
LG Polli

#9
Hi!

Ein Gutes hatte Gertls Beitrag: Ich glaube Du bist Dir Deiner Entscheidung noch sicherer geworden! Und das wichtigste ist doch, dass Du das, was Du machst, aus Überzeugung machst und dahinter stehst.

Das wird auch Dein Vater akzeptieren müssen, ob ers nun versteht, anderer Meinung ist ,oder nicht.

Wünsche Dir viel Glück und hoffe Du findest auch ein anderes Studium, das Dir Spaß macht und Dich erfüllt!

LG Nadine

#10
@polli:
vegetarisch - könnt´ich nie. ich hab halt schon viel beim schlachten geholfen...und ich halte nichts von den tierärzten, die da einschläfern und dafür fleißig kassieren. ich werd nie vergessen, wie ich mich auf eine alte stute draufknien mußte, damit der studierte die nadel `rein bringt. ich hab´s getan, weil aus dem stall `raus konnte sie nicht mehr, und die ganze bescherung drinnen zu haben(der jäger stand bereit, der tierarzt war schneller)... ich muß immer an den letzten satz vom "Gebet des Pferdes" denken, der da geht:"...und wenn es zu Ende geht, oh Herr(Besitzer, Halter), so gib mir einen schnellen Tod." mir steigt die gänsehaut auf, wenn ich das schreibe. ich hab den gaul echt gern gehabt, hab auf ihm reiten gelernt, sie hat mir vertraut. sie gehörte mir allerdings nicht. wäre es nicht besser gewesen, sie, als absehbar war, dass sie nicht mehr wird, aber noch gehen konnte, aus dem stall zu führen, sie zu streicheln, und ihr mit einer großkalibrigen waffe das hirn "weg zu blasen"?! die kugel zerstört, wenn richtig verwendet, so schnell, dass kein schmerz mehr entstehen kann. die hat den tierarzt immer gehaßt. in letzter konsequenz wußte sie, warum.
andere situation: ein angefahrener bock. becken gebrochen, hinterläufe gebrochen, zehn autos, die stehen geblieben sind, keiner, der das arme vieh erlöst. holen sie einen jäger! weißt, wie lang der braucht, bis der kommt, wie das vieh leidet, bis er da ist? ist es da nicht besser, ihm die kehle durchzuschneiden, bzw. ihn zu "knicken"(genickstich)?! ich finde, es gehört zur allgemeinbildung dazu, zu wissen, wie ich leben schnell und, wenn es irgendwie geht, schmerzlos zu beenden kann.
dein argument, dass du schneidest, wo schon tausende vor dir geschnitten haben, zieht für mich nicht. es gehört zum lernprozess dazu, zu wissen, wo man schneidet, wo was zu finden ist. wenn es dich noch so graust, es "gehört einfach dazu". diese tiere sind labortiere. sie haben den einzigen zweck, für versuche da zu sein.
ich lehne das übrigens absolut ab. die lebensbedingungen dieser armen vieher sind haarsträubend(für mich).
wie gesagt: ich find nix dabei, auch wenn es mich manchmal sehr traurig stimmt. die tante meiner frau hat landwirtschaft und gasthaus; sie produziert ihre schnitzel selber. das hat mich sicher geprägt.
bezügl. EU: diese regulierer wissen nicht, was sie den viehern antun, die unbedingt im schlachthof geschlachtet werden müssen(schlachtraum). tiere merken das. die riechen blut viel weiter als wir.
ich akzeptiere, respektiere deine meinung und lebensanschauung als vegetarier.
die mehrheit unserer gesellschaft findet den verzehr tierischen eiweisses normal. ich bin ein teil von denen. die mehrheit bestimmt auch, wie ein studium zu gestalten ist.
lg, Gert

#11
Hallo Gertl,
danke für deinen Beitrag! Diesmal bin ich sogar teilweise deiner Meinung... :wink:, z.B.was das schnelle Töten eines totkranken Tieres angeht. Ich hatte mal ein Meerschweinchen, dass furchtbar an einer Lungenentzündung litt. Damals bin ich jeden Tag zum Tierarzt gerannt und hab das arme Tierchen spritzen lassen, natürlich in der Hoffung, dass es genesen würde. Der Tierarzt wusste(!) von Anfang an, dass die Aussicht auf Besserung gegen Null ging, wie er mir mitteilte als das Schweinchen nach tagelanger Qual endlich starb. Heute würde ich anders handeln und nicht mehr meine Bedürfnisse denen des Tieres so grausam vorziehen.
Wenn ich die halbtoten Leidenden in den Krankenhäusern sehe, die nur noch von Maschinen dem Tod vorenthalten werden, finde ich aber auch, dass aktive Sterbehilfe bei Menschen erlaubt sein sollte.
Ich begreife diesen Unterschied zwischen den Werten von Menschen- und Tierleben nicht, der für viele so selbstverständlich ist...
Tiere aus dem Grunde aufzuschneiden, weil es "zum Studium einfach dazu gehört", rechtfertigt für mich gar nichts und auch nicht, dass die Mehrheit der Gesellschaft das bestimmt. (Stell dir vor, es wär Krieg und keiner geht hin...)
Sicher, im Medizinstudium müssen Menschen seziert werden, damit die angehenden Ärzte nicht erst bei der ersten Operation am lebenden Patienten feststellen, wie die Organe aussehen. Der Punkt ist aber, dass diese Menschen nicht extra zu diesem Zwecke "gezüchtet und getötet" werden, sondern sie stellen ihren Körper nach ihrem natürlichen Tod freiwillig zur Verfügung. In diesem Fall hätte ich kein Problem mit meinem Gewissen. Hinzu kommt die Aussicht, dass es wirklich Sinn macht das Schneiden als angehender Mediziner zu üben, was bei Biologen nicht der Fall ist.
LG Polli

#12
hallo polli,
die aktive sterbehilfe hat eine schaurige vergangenheit. die deutschen/österreicher haben damit während des dritten reiches leidvolle erfahrungen gemacht. daher ist sie quasi tabu. ich gebe dir schon recht, dass es eigentlich wenig unterschied in dieser sache zwischen mensch und tier geben sollte. der springende punkt ist sicher, dass der mensch weiß, das tier nur sehr eingeschränkt. der andere, noch springendere ist die frage: wo fängt es an, wo hört es auf??? die definition "nicht lebenswertes leben" hat es schon einmal in unserem kulturkreis gegeben. diese zeit hat allen beteiligten viel kummer und schmerzen gebracht. wir sollten gedenken und mahnen, damit sie nie zurück kommen möge. dass das alles gar nicht so weit weg ist, zeigt ein blick in den kosovo...
unsere gesellschaft betrügt uns in gewissen, entscheidenden dingen von allen seiten. es gibt für alles auf der welt produktantworten, die lösungen versprechen. für die nicht ganz perfekte lösung gibt´s dann ein noch perfekteres produkt...ein produkt kann nie perfekt sein. in dem sinne, dass ich es nicht noch weiter perfektionieren könnte. eine spirale beginnt sich zu drehen, die immer schneller wird. unsere sucht geht bis zu einem gewissen grad sicher auf das suchen und niemals finden, ankommen zurück.
unsere gesellschaft hat auf den tod eine dieser antworten gefunden: institutionalisierte sterbeeinrichtungen, in krankenhäusern, steril, alleine. der tod wird von der masse ferngehalten. es wird ihm sein vielfältiges gesicht genommen. es wird immer mehr tabu, sich mit ihm auseinander zu setzen.
die frage: "woher komme(n) ich(wir), wohin gehe(n) ich(wir)?" wird möglichst nie gestellt. die antworten darauf werden nie endgültig sein, mit ihnen läßt sich sehr schwer geld verdienen. diese antworten können keine produktantworten sein. die beschäftigung mit dieser frage ist zwar mühsam, sehr wahrscheinlich trägt sie mehr zur zufriedenheit bei, als ein neues radio, telefon, auto...
bezügl. tierarzt: die eine seite ist die ethische(leiden lassen), die andere die finanzielle(je kränker der hund, desto besser für den viehdoktor). dein meerschwein ist ein gutes beispiel. stell dir das als pferd vor, wenn der dein geld vergeigt, obwohl er sicher weiß, dass eh nix zu machen ist. mehrfach erlebt(bei pferden), alles unter dem deckmantel des tierschutzes. :evil: wenn ich tierarzt sehe, sehe ich fast rot. :evil:
lg, Gert

#13
Hallo polli,

Das ist ein sehr sensibles Thema, das Du da anschneidest und Du musst es ganz allein für Dich entscheiden. Bei mir war es damals ein Grund dafür, dass ein Biologie-Studium nicht in Frage kam. Heute sehe ich es mit etwas anderen Augen. Es gehört zum Studium wohl dazu, dass man auch etwas emotionalen Abstand zu Tieren bekommt, denn wissenschaftliches Denken ist angesagt. Aber dieses wissenschaftliche Denken hat auch seine positiven Seiten. Ohne die Biologie könnten viele Probleme nicht gelöst werden, würden Arten vielleicht weniger geschützt werden, würde man Menschenaffen heute noch als gefühlslose Tiere betrachten, um nur einige Beispiele zu nennen. Wenn man das ganze sieht, spielt das einzelne nicht mehr so ein Rolle. Unter diesem Aspekt könnte ich mir heute ein Biologie-Studium für mich vorstellen. Vielleicht braucht diese Branche gerade Menschen, die Tiere eben nicht nur nach ihrem Nutzen beurteilen und dann gerade hier viel bewirken können.

Viele liebe Grüße Kendra
Carpe Diem

#14
Liebe Polli

ich verstehe dich und deine entscheidung und wenn dir diese überzeugung wichtiger ist als das biologie studium (und ich bewundere dass du so zu deiner überzeugung stehst) wirst du sicher ein andres studium finden, das mehr zu dir und deinen werten passt.
ich selbst habe biologie/genetik studiert und so sehr ich tiere achte (bin auch vegetarierin und hatte/habe seit meiner kindheit haustiere) siegt bei mir in diesem fall die neugier/liebe zur wissenschaft.
ich hab diese praktikas alles andre als gern gemacht, v.a weil ich im sezieren eines wurms nicht wirklich einen nutzen für mich sah, aber mir war das studium eben wichtiger.
jetzt mache ich mein doktorrat und zu meinem projekt gehören unter andrem auch tierversuche
es ist nicht so dass ich damit absolut glücklich bin oder das wollte, aber ich versuche das ganze eben professionell zu sehen.
nachdem ich in einem krankenhaus forsche sehe ich den nutzen meiner arbeit
speziell für organtransplantationen - und nachdem meine tante eine herztransplantation hinter sich hat weiss ich wie wichtig diese forschung ist

ich kann mein bestes geben meine mäuse nicht leiden zu lassen, tratzdem geht es mir schlecht wenn irgendwas nicht 100% funktioniert.
ich kann meine mäuse auch nicht als die kleinen lieben tiere sehen die sie sind, sonst könnte ich nicht arbeiten, ich kann sie auch nicht umbringen, aber wenn sie anesthesiert sind sind sie für mich genauso forschung wie eine zellkultur in einer petrischale

ich hoffe du denkst jetzt nicht schlecht über mich weil ich diesen weg gewählt habe, ich wollte dir nur mal "von der andren seite" erzähle

#15
Aber nein, engelsmaus, ich denke doch nicht schlecht über dich. Wie gesagt, ich selbst habe an dem Regenwurm versucht professionell damit umzugehen. Aber ich kann es nicht. Vielleicht habe ich in ein paar Jahren auch eine andere Einstellung dazu - so wie es bei Kendra der Fall ist. Doch jetzt würde ich gegen meine Überzeugung arbeiten und das habe ich schon viel zu oft getan, weil ich so erzogen wurde und als Kind kaum eine Chance hatte zu mir und meinen Ansichten zu stehen. Ich glaube, dass meine Entscheidung auch durch diesen Aspekt sehr wichtig für mich ist. Ich habe zwar Angst meinem Vater mein "Versagen" zu beichten (denn so wird er es auslegen), aber ich weiß, dass ich das Richtige tue. Das Richtige für mich ganz allein. Das ist ein großer Schritt und es fühlt sich gut an. Ich schaffe es neue Maßstäbe in meinem Leben zu setzen. Es ist mir zum ersten Mal bewusst wichtiger, was ich will und nur zweitrangig, was andere darüber denken. Früher hätte ich mir nicht zugetraut gegen Widerstand meinen Willen durchzusetzen. Wahrscheinlich hätte ich mich durchgequält und mir zu Hause die Seele aus dem Leib gekotzt, weil ichs nicht ausgehalten hätte. Durch die Auseinandersetzung mit euch allen bin ich mir sicherer geworden. Danke!

@gertl: Hmmm...zu entscheiden, wann ein leben nicht mehr lebenswert ist, ist wirklich eine sehr schwierige, wenn nicht unmögliche Angelegenheit, vorallem wenn man den Betroffenen nicht selbst fragen kann. Es lässt sich mit genügend Abstand leicht und halbwegs logisch darüber reden, aber wenn ich mir vorstelle, dass es um meine Oma gänge, sähe die Sache sicher anders aus. Meine Oma soll nicht sterben. Ihr Tod wäre etwas Schreckliches. Wie paradox, der Tod ist doch Teil des Lebens! Warum dann haben wir soviel Angst davor?
Es stimmt, es wird so gut wie nie über ihn geredet. In anderen Kulturen wird anders damit umgegangen. Warum verdrängen wir ihn so?
Ich weiß noch, als ich ein kleines Mädchen war, hab ich nachts bitterlich geweint, weil ich daran denken musste, dass eines Tages jemand sterben wird, den ich liebe. Hmmm...bedeutend anders geht es mir beim Gedanken daran immernoch nicht...