BitterSweet10 hat geschrieben:Danke für eure lieben Worte Cooky und Laona
Schön zu wissen, dass es nicht nur mir so geht. Ist das nicht grausam und erbärmlich, dass man seinen eigenen Eltern und besten Freunden direkt ins Gesicht lügt??? Ich hätte nie gedacht dass ich zu sowas fähig bin..
Ich mache keine Therapie, obwohl ich die ES seit gut 4 Jahren mit mir rumschleppe. Ich habe schon mal in einem anderen Thread geschrieben, dass ich nicht das Gefühl hab eine von "diesen" extrem kranken, abgemagerten und verzweifelten Mädchen zu sein, die sowas brauchen und auch verdienen. Es klingt blöd, aber dafür halte ich mich noch für "zu gesund".Keine Ahnung ob ihr das versteht
Ich frag mich ob es ne möglichkeit gibt, vielleicht einfach einmal die Woche mit jemandem der Ahnung hat sich mit dem Thema auseinander zu setzen, vllt hilft das ja schon. Ich arbeite ja auch und niemand weiß von meiner ES, daher alles etwas schwierig

Hey =)
Ich habe auch lange gedacht, dass ich sicher nicht so krank bin, dass ich professionelle Hilfe brauche. Ich krank? und dann vielleicht auch noch psychisch? Sicherlich nicht.
Es ist schwer sich das einzugestehen, das verstehe ich nur zu gut. Im Inneren war es mir aber immer klar, dass mein Verhalten nicht normal ist und ich Hilfe brauche. Dennoch war ich zu feig, zu sehr mit Ängsten besetzt und habe 5 Jahre lang gewartet.
Die Aussage "nicht genug krank und abgemagert" klingt für mich oftmals wie eine Ausrede um den Schritt nicht machen zu müssen. Ich will dir nichts vorwerfen, auf mich wirkt diese Aussage aber einfach so. Da muss man sich nämlich nicht die Blöße geben zu sagen, dass man Angst hat, sondern sich einfach aus der "Affäre" ziehen.
Nicht persönlich nehmen, aber vielleicht denkst du da mal drüber nach.
Von meiner Essstörung hat auch niemand gewusst. Ich habe damals eine 43-Stunden-Woche gehabt und dennoch mir die Stunde zusätzlich noch Zeit genommen um in Therapie zu gehen. Wenn man will, dann schafft man das. Man muss halt wirklich etwas tun, von alleine passiert da nichts.
Und ja ich gebe dir Recht, es war oft nicht schwierig, aber wenn ich mein jetziges Leben mit dem Leben vor einigen Monaten vergleiche würde ich nie wieder tauschen wollen und es hat sich alles gelohnt und war nicht so mühsam wie gedacht.
Du kannst natürlich alles durchprobieren, vielleicht hilft dir etwas anderes genauso gut wie eine Therapie. Das kann ich nicht beurteilen.
Ich weiß nur, dass ich in den 5 Jahren viele Selbstversuche gestartet habe, die alle nach spätestens einer Woche fehlgeschlagen sind, weil ich mich halt nur irgendwie über die Zeit rübergerettet habe, aber die Grundprobleme gleich stark vorhanden waren und ich mir diese nicht alleine anschauen konnte.
Meine Therapie verlief sehr schnell wirklich gut. Ich habe auch schon vor Beginn 3 Wochen nicht mehr erbrochen gehabt, weil sich da einfach der "Schalter" umgelegt hatte und ich nicht mehr krank sein wollte und konnte.
Ich denke, dass vor allem die Ehrlichkeit mir selbst gegenüber und die daraus resultierenden Gedanken und "Ergebnisse" meiner Selbstanalyse dazu beigetragen haben, dass ich in der Therapie dermaßen gute Fortschritte machte.
Es war schwer ehrlich zu sein, zu mir selbst, aber auch meiner Therapeutin gegenüber. Ich habe ihr die intimsten Gedanken anvertraut, die ich eigentlich für mich behalten wollte, weil sie meine Ausreden und Ausflüchte unterstützten. Da ich diese nicht mehr zur Verfügung hatte war ich extrem ehrlich in der Therapie und im Endeffekt hat mir das sehr geholfen und meiner Therapeutin natürlich auch, weil sie diese Gedanken noch nicht wirklich gehört hatte (eh klar, das sind normalerweise die Geheimnisse, die Menschen mit Bulimie nicht ausplaudern... immerhin soll die Krankheit meistens ja geheim bleiben).
Vor allem war es schwer für mich meine Vermutung für den wahren Grund für meine Bulimie zu äußern, weil das einfach sehr peinlich für mich war und ich normalerweise das nie preis geben würde.
Aber sie hatte mein Vertrauen und ich habe gewusst, wenn ich nicht ehrlich bin dann kann ich mir das Geld für die Stunden sparen und nach Hause dahinvegetieren, meine Zähne langsam verlieren und wenn es blöd kommt irgendwann plötzlich sterben, weil das Herz nicht mehr will, ich an meinem Erbrochenen ersticke oder mein Organismus gesamt nicht mehr mitspielt.
Oder eine "schöne" Alternative wäre noch gewesen, dass ich noch lange lebe, aber nur von Notstandshilfe, weil ich nicht mehr arbeiten kann und vielleicht werd ich dann auch noch kriminell, weil das Essen bezahlt sich in der Regel ja auch nicht von selbst.
Nein - das alles wollte ich nicht für mich. Ich habe so viele Träume und ich denke, die hast du auch.
Also kämpfe für dich, du selbst musst es dir wert sein, sonst wird das nichts!
Ich wünsche dir ganz viel Kraft, es zahlt sich wirklich aus...
Schon alleine das Ehrlich sein können meinen Mitmenschen gegenüber hat mir viel an Last genommen. Es lebt sich leichter ohne Bulimie

Auch wenn der Weg bis dahin vielleicht manchmal steinig ist und man sich ab und zu denkt "Ich schaffs eh nicht" oder dergleichen. Du musst dich durchbeißen, du solltest nicht dein Leben von Essen abhängig machen müssen und das musst du nicht - besorg dir Hilfe! Ich kann es nur weiterempfehlen.
Hoffe du kannst mit meinem Geschriebenen etwas anfangen, ich kann dir nur alles Gute wünschen und hoffe, dass du für dich selbst kämpfst, denn das kann sonst niemand für dich tun! Es liegt an dir.
Alles liebe,
Cooky