Hey!
Zu den Definitionen kann ich dir soweit etwas sagen: es gibt nach verschiedenen Gesellschaften/ Vereinigungen von Ärzten, Psychiatern, Psychologen etc. festgelegte Kriterien, sowohl für physische, als auch für psychische Erkrankungen, um sie einigermaßen klassifizieren und einteilen zu können. Oftmals ist das allerdings eine sehr schwammige Angelegenheit, weil nicht alle Symptome auf alle Erkrankte zutrifft etc und viele dieser Definitionen werden sehr kritisiert. Meist gibt eine Gesellschaft eine Definition heraus, die alle paar Jahre überholt wird.
es gibt z.B..: die Definitionen nach DSM = Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM) herausgegeben von der American Psychiatric Association (APA genannt) (liegt momentan in der Auflage DSM-4-TR auf, 2000 erschienen...DSM-5 wird voraussichtlich Anfang 2013 veröffentlicht): (übrigens wird daruaf hingewiesen, dass das DSM nicht von Laien verwendet werden soll(te), um sich selbst zu diagnostizieren!!)
es handelt sich um ein kategorisches Klassifikationssystem mit Prototypen, denen die Patienten bei größter Übereinstimmung zugeordnet werden. Es beschreibt die Störungen in 16 diagnostischen Hauptgruppen auf 5 Achsen (weitere Infos siehe z.B.:
http://en.wikipedia.org/wiki/DSM-IV hier die genaue Ausführung, welche Störungen dazuzählen:
http://en.wikipedia.org/wiki/DSM-IV_Codes )
hier wird ausgeführt:
- Bulimia Nervosa: wiederholte FA`s (binge eating Episode: hier definiert als Episode des Überessens mit dem Gefühl, die Kontrolle zu verlieren), gefolgt von Kompensationsmethoden, um eine Gewichtszunahme zu verhindern. (z.B.: AFM, Sport, Erbrechen,...). (es wird auch erwähnt, dass es schwer zu diagnostizieren ist, weil viele Betroffene nicht die vollen Diagnosekriterien erfüllen - es wird nur diagnostiziert, wenn das Verhalten nicht zu dem Anorexie-Symptom-Komplex gehört und eine übermäßige Fixiertheit auf Körpergewicht und Aussehen besteht) - Diagnose, wenn das Verhalten (FAs/Erbrechen) mehr als 1x pro Woche über 3 Monate auftritt
Es wird hier zwischen 2 Subtypen unterschieden:
* Purging type: selbst herbeigeführtes Erbrechen, Verwendung von AFM, Einläufen und Laxantien (=entwässernde Medikamente)
* Non-purging type: (von der APA auf 6-8% der diagnostizierten Bulimie-Fälle geschätzt) Kompensation durch Sport, Fasten. (kann beim vorhergehenden Typus auch auftreten, aber als Sekundärmaßnahme zur Gewichtskontrolle)
- Anorexia Nervosa: hier definiert als Weigerung der Annahme eines gesunden Körpergewichts (hier basierend auf dem BMI; ein Gewicht, dass über 85% des erwarteten Körpergewichts für ein gewisses Alter und eine gewisse größe als Minimum eines gesunden Gewichtes gilt --> Anhaltspunkte für Mediziner entsprechend diesem Kriterium: BMI-Wert bei Erwachsenen (ab 18J) unter 17,5; bei Kindern u Jugendlichen ein Wert 15% unter dem Minimalstgewicht entsprechend der zugehörigen Altersgruppe entsprechender Größe), eine vereinnahmende Angst Gewicht zuzunehmen zurückführend auf ein gestörtes Selbstbild. 3 ausbleibende Blutungszyklen (Amenorröh), das fehlende Eingeständnis der Gefährlichkeit des Gewichtsverlustes, eine gestörte Körper- und Gewichtswahrnehmung.(es wird weiters darauf hingewiesen, dass AN, wie viele psychische Erkrankungen, mit körperlichen Erkrankungen wie virale/ bakterielle Infektionen, Hormonschwankungen, neurodegenerative Erkrankungen und Gehirntumoren etc einhergehen können und immer von einem kompetenten Mediziner untersucht und diagnostiziert werden soll(t)en - Schwierigkeiten der Unterscheidung phyischer Erkankungen von funktionellen psychiatrischen Erkrankungen auf der Basis von psychatrischen Symptomen alleine).
Es wird wieder zwischen 2 Subtypen unteschieden:
* binge-eating/purging type: abnormal große Mengen an Nahrung werden augfgenommen, gefolgt von Fastenperioden und/ oder Erbrechen (also dazu zählt auch Erbrechen "normaler"/ kleiner Nahrungsmengen)
*restricting type: Hungern und Fasten.
Es gab viel Kritik zu den genauen Definitionskriterien, wie diese 85% des Körpergewichtes und das 3-malige Ausbleiben der Periode, weil manche Patienten alle Symptome für AN aufwiesen, aber trotzdem ihre Periode bekamen. Diese wurden dann mit ED-NOS diagnostiziert. Auch kritisiert wurden die Subtypen, da es oft zu einer Überlappung und einem hin- u herswitchen zwischen den Typen gibt etc...
- Rumination Syndrome
- ED-NOS (nicht genau spezifizierbare Essstörung): meistens bei Patienten verwendet, bei denen nicht alle Kriterien von Bulimie oder Anorexie zutreffen; u.a. gehört auch Chewing and Spitting (Kauen und Wiederausspucken) dazu. Auch Orthorektiker zählen dazu (Orthorexie = ausgeprägte Fixierung auf die Auswahl von "gesundem" Essen, Vermeidung von "ungesundem" Essen - kein als eigenständig anerkanntes Krankheitsbild)
Orthorexie u ähnliche nicht eigenständig anerkannte Krankheitsbilder werden oft daran gemessen, wieviel Leidensdruck sie erzeugen.
Auch Binge Eating disorder fällt nach der APA unter diese Definiton, und auch "nicht häufig genug auftretende bulimische Episoden, um sie als Bulimie zu definieren"
Anfang Februar gab es allerdings bei der APA eine Veröffentlichung von Änderungen der ES-Definitionen für das nächste Manual -->
http://the-f-word.org/blog/index.php/20 ... diagnoses/
z.B.: purging disorder: Erbrechen etc ohne FA`s (binge eating) und NES (night eating syndrome); Anorexia Nervosa: Änderung der Definition von "Weigern" der Annahme eines gesunden Körpergewichts zu "Unfähigkeit" und das Weglassen des Diagnosekriteriums Amenorröh, damit mehr Patienten (und auch Männer) diagnostiziert werden können.
Bulimie: Änderung von Diagnose bei Auftreten von mehr als 1x pro Woche über 3 Monate auf nur 1x die Woche über die letzten 3 Monate. Entfernung Subtyp non-purging, weil es mehr zur Binge-Eating Definition passt (FA`s und danach Sport zur Gewichtskontrolle). Übergewicht. weiterhin nicht als psychische Erkrankung definiert. Binge Eating Disorder wird im DSM-5 als eigenständiges Krankheitsbild anerkannt.
Es gibt auch noch den ICD = International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems in seiner 10ten Revision (ICD-10), herausgegeben von der WHO (Welt Gesundheits Organisation) 1992. Beinhaltet eine "Kodierung" für Krankheiten und Zeichen, Symptome, Abnormalitäten, Beschwerden, soziale Umstände und externe Auslöser für Verletzungen oder Krankheiten. Die ICD-10 ist ein hierarchisches System mit 10 Hauptgruppen und 398 Störungsdiagnosen.
F00-F99 befasst sich mit den psychischen und Verhaltensstörungen (
http://en.wikipedia.org/wiki/ICD-10_Cha ... _disorders)
(F50–F59) Behavioural syndromes associated with physiological disturbances and physical factors
* (F50.) Eating disorders: Einteilung in:
# (F50.0) Anorexia nervosa: Def. ähnlich APA, aber speziell erwähnt: 1) Maßnahmen, die Betroffene zur Gewichtsverringerung oder des Haltens eines niedrigen Gewichtes anwenden (fette Nahrung vermeiden, selbstinduziertes Erbrechen, übermäßige Bewegung, übermäßige Verwendung von Apetitzüglern, Diuretika,...)
2) Bei Erkankung vor der Pubertät kann die (körperliche) Entwicklung dadurch gestoppt/ beeinträchtigt werden.
3) Erkrankung einhergehend mit verschiedenen physiologischen Symptomen (endokrinologische Erkrankungen, Amenorröh, Verlust von s*x**ll* Interesse und Potenz, körperliche Beeinträchtigung bei der Bildung von Hormonen, erhöhte Chortisonwerte, Änderungen im periphären Thyroidhormonmetabolismus udn Abnormalitäten des Insulinspiegels
# (F50.1) Atypical anorexia nervosa: wenn nicht alle Kriterien von AN zutreffen
# (F50.2) Bulimia nervosa: wiederholte Phasen des Überessens und ein Übermaß an Gewichtskontrolle (Erbrechen, AFM, Laxantien etc). Teilt viele psychologische Kriterien mit AN, z.B.: eine übermäßige Beschäftigung mit Körperform und Gewicht. Oftmals einhergehend mit einer früheren Episode von AN.
# (F50.3) Atypical bulimia nervosa: wie bei atyp.AN: manche Kriterien zutreffend, aber nicht alle.
# (F50.4) Overeating associated with other psychological disturbances: Überessen bei Stress, kritischen Lebensereignissen wie Versterben nahestehender Personen, Geburten, Unfällen etc...
# (F50.5) Vomiting associated with other psychological disturbances: wiederholtes Erbrechen, welches bei Dissoziativen Störungen und Hypochondriellen Störungen auftritt, welches nicht nur auf Umstände klassifiziert außerhalb dieser Definition zurückzuführen ist. Kann ebenfalls zutreffend sein zu Def O21 (= exzessives Erbrechen während der Schwangerschaft), wenn emotionale Faktoren prädominant sind.
# (F50.

Other eating disorders
* Pica in adults (Pica = seltene Essstörung bezeichnet,bei der Menschen Dinge zu sich nehmen, die allgemein als ungenießbar oder auch ekelerregend angesehen werden. Die ebenfalls übliche Bezeichnung Pikazismus wurde früher für ungewöhnliche Essgelüste Schwangerer verwendet. Verzehrt werden u.a. Dinge , die nicht primär dem menschlichen Verzehr dienen, wie etwa Erde, Asche, Kalk, Lehm, Sand, Steine, Papier, Farbschnipsel oder Pflanzenteile. Manchmal werden auch Dinge verzehrt, die im allgemeinen als ekelerregend gelten, wie etwa Exkremente, Staub und Abfall. --> weitere Def nach DSM-4: Dinge, die keine Lebensmittel sind, keinen Nährwert besitzen (für mind 1 Monat), entspricht einem nicht geistigen altersgemäßen Entwicklungsstand, Ernährungsgewohnheiten entsprechen keiner kulturellen Norm, so schwerwiegend, dass es besonderer Behandlung bedarf (zusätzlich zu den miteinhergehenden psychischen Dispositionen etc)
# (F50.9) Eating disorder, nicht näher bezeichnet
Übergewicht wird bei keinem Klassifikationssystem als psychische Krankheit definiert.
Es gibt übrigens auch eine "Nationalassociation of Anorexia Nervosa and Associated Disorders (
http://en.wikipedia.org/wiki/National_A ... _Disorders) und ähnliches...
lg Corda