hallo berta,
Ich sehe das doch etwas anders als du: du schreibst, dass schon lange etwas nicht stimmen kann, da ich mich das erste mal seit langer zeit wieder selbstverletzt habe. Ich glaube nicht, dass man das so sagen kann, da in den 10 jahren, in denen ich mich nicht geschnitten habe, auch keinerlei Wunsch danach bestand. Die ES habe ich auch erst seit 7 Monaten.
Ich habe übrigens 6 Jahre Einzeltherapie hinter mir, da ich chronisch traumatisiert bin/war (?).
Ich erkläre mir das ganze so, dass ich seit einem guten halben Jahr einfach keine Bewältigungsstrategien habe, weil die Situation einfach doch zu viel für mich ist. Und daher greife ich auf Strategien zurück, die ich früher angewandt habe.
Also ich erkläre jetzt doch mal kurz die Situation:
Ich hatte eine Freundin, mit deren Partner ich mich langsam angefreundet habe. Wir haben uns oft mit unseren Kindern getroffen, oft auch ohne diese Freundin und wir haben uns immer näher kennengelernt. Wir sahen, dass wir uns sehr ähnlich sind in unserem Denken. Daher kam es zu einer Intensität, die ich nie für möglich gehalten hätte. Unsere Basisgedanken sind fast komlett gleich, daher kommen wir im Gespräch in Tiefen, die ich vorher nicht für möglich gehalten habe, wie schon gesagt. Es ist schwierig diese Intensität wirklich nahe zu bringen. Es wird normalerweise bagatellisiert. Dieser Mann, mit dem ich dann sehr gut befreundet war, und ich haben uns ineinander verliebt, ist ja schon fast naheliegend. Und wir hatten von juni 2009 bis september 2009 eine s*x**ll* Beziehung zueinander, die wir verheimlicht haben. Einerseits war es eine wunderschöne Zeit, da ich eine Intensität erlebt habe, die ich vorher nicht kannte. Aber andererseits war die Situation grauenhaft. Ich habe mich minderwertig gefühlt, da ich immer unter der Partnerin stand, so ist das eben in der Position der Geliebten, und andererseits habe ich das Heimliche und das Betrügen nicht ertragen. Daher habe ich dann im September gesagt, dass ich das nicht mehr aushalte. Er hat im übrigen immer gesagt, dass er seine Partnerin imer noch liebt, im gleichen Ausmaß wie mich, er hat mir also nie etwas vorgelogen und er sagte mir auch immer, dass er seine Partnerin nicht verlassen wird.
So, nun in Kurzfassung was danach geschehen ist: Er hat ihr alles erzählt. Wir haben gesagt dass wir versuchen nur mehr befreundet zu sein, da es unvorstellbar war, dass wir unsere Verbindung lösen, da wir beide einander als einen Menschen entdeckt haben, wo wir nicht dachten, dass es das geben kann, da wir innerlich so dermaßen gleich sind. An diesem Punkt hat nun meine Bulimie begonnen, da ich die Liebesbeziehung umstellen musste, also in eine Freundschaft und da ich das erste Mal direkt damit konfrontiert war, dass ich diesen Mann nie als meinen Partner haben werde. Ich hatte das zuvor meistens verdrängt, weil es so schmerzhaft war.
Bis November haben wir dann versucht befreundet zu sein, aber es war fürchterlich, da wir uns innerlich so nahe waren und auf einer Partnerschaftlichen Gefühlsebene.
Ich sagte dann, dass ich nicht mehr kann und habe den Kontakt ganz abgebrochen. Der Verlust war irrsinnig schmerzhaft und die Bulimie wurde zu dieser Zeit immer schlimmer. Schon nach wenigen Wochen hatten wir dann wieder regelmäßigen Emailkontakt. Seit Anfang Februar treffen wir uns jetzt wieder, weil wir es nicht aushalten, getrennt voneinander zu sein. Wir versuchen es nun anders, wir sagen, dass wir uns lieben, leben aber nichts s*x**ll* aus. Seine Partnerin weiß von alledem und hat natürlich ein Problem damit, dass wir uns sehen. Sie will es ihm aber nicht verbieten.
Das Problem ist nun, dass ich keine Lösung aus dieser ganzen Situation sehe. Eigentlich leiden wir alle drei. Und vor zwei Tagen, als ich den FA bekommen habe, waren zuvor beide bei mir und wir haben das erste Mal seit Herbst versucht, zu dritt über das ganze zu sprechen. Es war sehr, sehr anstrengend und schmerzhaft, für alle. Als sie dann weg waren, hatte ich diese irrsinnige Anspannung. Gestern nun war seine Partnerin alleine bei mir, weil sie weiterreden wollte, und bevor sie gekommen ist habe ich mich selbst verletzt weil ich so angespannt war.
Mein Problem ist, dass ich ihn zutiefst liebe. Aber es ist nicht nur diese Liebe. Aufgrund seiner Gleichheit im Denken, die bei ihm aber in eine sehr positive Richtung geht, versteht er mein Innenleben. Aufgrund dessen hat er mir seit ich ihn kenne bei meinen innersten Problemen anders geholfen als man es normalerweise kennt. Er hat mir Wege aus meinem negativen Denken gezeigt, er hat mir gesagt, wie ich es machen kann, dass ich meine Gedanken ordne, dass ich zu mir selbst Zuneigung empfinde, er hat mir gesagt, was wichtig ist, er hat mir die Gedanken nahegebracht die ich brauchte um zu erkenne, dass ich wertvoll bin, er hat meine Versagensproblematik mit mir bearbeitet, er hat mir den Weg gezeigt, wie ich die Problematik mit meinen Eltern bearbeiten kann usw. Das ist der Punkt, den ich hier sicher nicht wirklich erklären kann, da ich das Ausmaß dessen einfach nicht erklären kann. Weil ich es selbst nie für möglich gehalten hätte, dass es soetwas überhaupt gibt.
Als wir keinen Kontakt hatten ging es in einer Negativspirale immer weiter runter in meinem Denken. Ich war irgendwann wieder an einem Punkt wie in meiner sehr depressiven Zeit. Nicht ganz so extrem, aber es ging eben in diese Richtung. Ich war rückwärtsgewandt. Seit wir wieder Kontakt haben, geht es mit meinem Denken wieder in die andere Richtung, weil er mir dabei hilft, weil wir explizit und direkt an diesen Sachen arbeiten.
Es ist traurig, wenn ich das so schreibe, denn ich befürchte, ich wäre ohne seinen Input gedanklich noch ganz woanders. Dadurch habe ich auch ein gewisses Gefühl von Abhängigkeit und ich habe große, große Angst, ihn zu verlieren.
Für mich ist die Situation momentan sehr schwer, da wir uns eher selten sehen können und es bis zum letzten Augenblick ungewiss ist, ob wir uns überhaupt sehen werden, da seine Partnerin leidet und im Grunde nicht will, dass wir uns sehen. Sie sieht mich als Konkurrentin und sagt, dass sie nicht will, dass ich mit ihr auf einer Ebene stehe. Dieses Gefühl vermittelt sie mir auch permanent und das ist sehr schwer für mich, da im Herbst das Gefühl, minderwertig zu sein, sehr sehr stark für mich war und dies war im Grunde auch der wirkliche Grund für meine Bulimie. Ein Selbstwertproblem. Mit diesem Problem habe ich mich massiv auseinandersetzen müssen und es ging auch in eine positive Richtung. Aber es ist nicht gerade förderlich, von ihr immer hinuntergedrückt zu werden.
Gestern haben wir nun über mögliche Lösungsvorschläge geredet. Sie kann sich eben vorstellen, dass er und ich eine tiefe Freundschaft haben, aber dass es klar ist, dass nur sie in der partnerschaftlichen Ebene ist und nur sie mit ihm Intimität erlebt. Das ist leicht gesagt aber wenn ich zu ihr sage, sie soll das genau durchdenken und definieren weiß sie keine Antwort mehr. In der Realität ist alles viel schwerer als in ein paar Zeilen ausgedrückt werden kann... Wo sind die Grenzen?
Ach ich könnte noch so viel schreiben und es ist doch immer nur ein Ausschnitt. Aber ich denke, dass Grundproblem ist geschildert. Und auch die Ausweglosigkeit die ich empfinde. Ich weiß einfach keinen Weg. Er sagt, dass wir keine Freundschaft haben können. Er würde am liebsten mit uns beiden zusammen sein. Aber das will seine Partnerin nicht und ich im Grunde auch nicht... Ich habe mich mittlerweile damit abgefunden, dass ich nie mit ihm zusammensein werde. Aber diese verstandesgelenkten Dinge existieren auf der Gefühlsebene nicht. Wenn wir uns treffen berühren wir uns, wir sagen wie sehr wir uns lieben und wir begehren uns sehr stark. Auf der Gefühlsebene sehne ich mich nach Vereinigung und Verbindung mit ihm. Da kann ich vom Verstand her noch so genau wissen, dass das nicht geht.
Ja, das ist in etwa die Problematik...
