Re: schwierig die "Neuen" zu verstehn

#16
CoCoRiCo hat geschrieben:Kann sich denn nach zwei, drei Monaten oder einem halben Jahr wirklich eine Art "Suchtcharakter" entwickelt haben, so dass man nicht mehr Herr seiner Sinne ist?
Einfache, wie erschreckende Antwort: JA !

Es kommt darauf an, wie Du den Begriff "nicht mehr Herr seiner Sinne" definierst.

Jeder Alkoholkranke, bis derjenige in der Endstufe, wird Dir immer wieder erklären und beschwören, er ist Herr der Lage und Herrscher des Verfahrens und hat alles unter Kontrolle. Bulimie ist, im Gegensatz zu Alkohol, eine "weiche Droge", sie macht nicht körperlich abhängig. Hier ist der Übergang in das Suchtverhalten noch fließender,als bei Alkohol, zumal die "Droge" Essen ja täglich ausgeübt werden muß, um nicht zu sterben.
Und es ist tatsächlich möglich bereits in sehr kurzer Zeit die typischen Anzeichen eines Suchtkranken aufzuweisen.

Deswegen irritieren mich auch immer Aussagen wie "ich bin nicht drin in der Krankheit, ich habe sie ja erst seit einem Jahr" immer wieder aufs Neue. Natürlich ist man drin nach einer solchen Zeit, man mag es bloß nicht wahrhaben (siehe Kontrolle und Ableugnen des Alkoholikers).

Deswegen kann ich die Neuzugänge sehr gut verstehen, weil man es nicht sehen will, daß es bereits so ist. Man windet sich und man dreht sich und hofft insgeheim auf eine Bestätigung nach der Beschreibung der Symptome, daß noch alles gut ist und alles im grünen Bereich. Und das es sich ja auch nicht um eine Suchtkrankheit handelt, die wie andere Süchte auch, zum Tode führen kann, sondern man es immer in der eigenen Hand hat, wie Nahe man die Sucht an sich heranläßt. Ein fataler Denkfehler, denn man hat nicht die Kontrolle über die Sucht, sondern umgekehrt, die Sucht kontrolliert einen.
Es braucht Zeit, bis man es begreift, auf welchem schlimmen Irrweg und Irrglaube man sich befindet. Und natürlich drehen sich dann Threads immer mal wieder um die gleiche Fragen und Themen. Und ich bin den "alten Hasen" hier immer wieder dankbar, wenn sie den "Neuen" sachlich und informatorisch unter die Arme greifen, auch wenn es manchmal mühsam ist. Aber ohne Euch, die ihr aus Erfahrung sprechen könnt, wäre es noch viel schwerer, den ein oder anderen Neuzugang ein bischen die Augen zu öffnen.

Seid nicht "sauer" auf die Neuen, seid stolz auf Euch, daß ihr eben aufgrund Eurer eigenen Erlebnisse und Erkenntnisse weiterhelfen könnt. Vielleicht nicht immer, aber immer öfter ... :wink: :wink: :wink:

einen lieben Gruß an Euch alle - "Neulinge" wie "alte Hasen"

Caruso

lG
Caruso
Zuletzt geändert von Caruso am Fr Feb 19, 2010 23:55, insgesamt 1-mal geändert.
Die Weisheit lief mir nach, doch ich war schneller .....

Re: schwierig die "Neuen" zu verstehn

#17
So, ich habe mir das hier nun alles mal durchgelesen und muss dann doch auch mal meinen Senf dazu geben :wink:

Ihr habt ja alle recht und sicher ist es oftmals schwer die neuen zu verstehen wenn man doch auf dem Weg schon ein ganzen Stückchen weiter ist.
Die Bulimie oder allgemein Essstörung hat so viele verschiedene Phasen und alle hier befinden sich nunmal in verschiedenen Phasen, da ist es nur logisch das es zu Kommunikationsproblemen kommt.
Die Neuen sind oftmals noch in der Phase " da stimmt was nicht mit mir" und wollen ergründen was da denn nun gerade schief läuft. Ihr alle, die ihr hier gerade geschrieben habt, dass oft das Verständnis fehlt habt lange erkannt was da nicht stimmt, das es nicht nur eine doofe angewohnheit ist, sondern eine ernstzunehmende und gefährliche Krankheit/ Sucht und wisst oftmals schon welche Ursachen dahinter stehen, seid am aufarbeiten, ergründen und Hilfe suchen. All diese Schritte haben doch aber unsere Grünschnäbel noch vor sich. Sie wissen doch noch nichtmeinmal weshalb die tun was sie da tun und was sie eigentlich wirklich tun.
So ging es jedenfalls mir am anfang. Ich habe gehandelt ohne zu wissen warum, geschweige denn zu wissen was für langfristige Folgen es hat.
Und es ist doch irgendwo klar das jemand der noch so am Anfang des Weges steht noch nicht unbedingt versteht was ihr versucht mitzuteilen. Wie sollen sie es denn auch verstehen wenn sie doch noch garnicht wissen was sache ist.
Ja, sicher ist es schwer so "untätig" vor dem PC zu sitzen und mit anschaun zu müssen wie jemand anders gerade den gleichen Weg einschlägt wie ihr, wo dieser Weg doch so lang, hart und schwerzhaft ist und dieser Jemand zeigt einfach keine Einsicht.

Ihr sagt es macht wütend, regt euch auf oder vielleicht ist es auch einfach nur traurig das ihr nicht so helfen könnt wie ihr gerne würdet. Es triggert einige hier zum Teil was von den neuen in letzter Zeit geschrieben wird und es wird zum Teil auch emotional. Weil euch das allen einfach noch so unglaublich nahe geht. Weil ihr euch noch seht wie ihr da gestanden habt, an dem Punkt wo man vermeindlich noch hätte umdrehen können.
Aber irgendwann kommt auch eine Zeit, da geht es euch nicht mehr so nahe. Ich bin jetzt seit vielen Jahren nicht nur symptomfrei, sondern gesund. Ich sage nämlich noch immer es geht und es geht zu 100%. UNd ich muss sagen mich tangiert das alles bei weiterm nicht mehr so stark wie euch. In der Zeit wo es mir noch nahe ging und wo ich auch gemerkt habe das es mir nicht gut tut, mich wieder runter zieht da habe ich solche Freds einfach nicht gelesen. Mittlerweile kann ich es lesen mit einer ganz anderen gelassenheit und Sichtweise. Ich weiß das ich nicht helfen kann.
Das mag nun bitter klingen, aber meiner Meinung nach ist das so. Sicher kann man versuchen die augen zu öffnen, aber wenn jemand die augen nicht öffnen will hat es einfach keinen Sinn. Es muss jeder seinen Weg selber gehen. Und nein, auch durch die Berichte von uns "alten Hasen" lassen sich keine Abkürzungen finden.

Das war das Wort zum Sonntag, gute Nacht!
"Die Moral ist immer die Zuflucht der Leute, welche die Schönheit nicht begreifen" Oscar Wilde

Re: schwierig die "Neuen" zu verstehn

#18
Parallelflug beinahe, oder ? :lol: :lol:
Bibi hat geschrieben:Und nein, auch durch die Berichte von uns "alten Hasen" lassen sich keine Abkürzungen finden.
Abkürzungen nicht, aber es läßt sich vielleicht die ein oder andere Einbahnstraße vermeiden. :wink:
Die Weisheit lief mir nach, doch ich war schneller .....

Re: schwierig die "Neuen" zu verstehn

#19
Nur der alte Bär war mal wieder schneller *kuss*

Ja, Einbahnstrassen vielleicht aber du weißt was ich meine, oder? Jeder muss seinen Weg halt selbst gehen, seine eigenen erfahrungen sammeln. Es wird niemand MERKEN wie scheiße Bulimie ist nur weil es jemand anderes sagt. Man muss schon selbst mal unten angekommen sein um das begreifen zu können.
Meine Meinung jedenfalls.
"Die Moral ist immer die Zuflucht der Leute, welche die Schönheit nicht begreifen" Oscar Wilde

Re: schwierig die "Neuen" zu verstehn

#20
Bibi hat geschrieben:Es wird niemand MERKEN wie scheiße Bulimie ist nur weil es jemand anderes sagt.
Einducksvolles Gegenbeispiel hat erst unlängst Larissa1982 in ihrem Thread "ich hab immer das gefühl, es ist noch nicht alles draussen!" geliefert. (Achtung, der erste Beitrag in diesem Thread triggert enorm!) Die macht in ihrem Thread aber echt sowas von einer 180°-Wende, ich war total stolz auf das Mädel!!!! :mrgreen: Aber naja, du hast recht, das ist leider eher ein Einzelfall... :?

Re: schwierig die "Neuen" zu verstehn

#21
hörnchen, ich wünsche larissa wirklich, dass es ihr die augen geöffnet hat, ABER: als ich hier zu lesen begonen habe, das war im oktober 2009, hatte ich auch mehrere erlebnisse bei denen ich dachte, jetzt hab ichs kapiert, jetzt schaff ich es, das will ich einfach nicht.
aber leider hänge ich immer noch drin. ich glaube nicht, dass ein paar postings das ändern können, dass jemand den weg, den er eingeschlagen hat, schon als schlecht erkennt, bevor er an sich gearbeitet hat.

Re: schwierig die "Neuen" zu verstehn

#22
aber es geht doch auch gar nicht darum, dass einem gesagt wird 'das ist total scheisse' und man dann aufhoert. es geht darum den weg zu finden. den richtigen weg einzuschlagen. unterstuetzung zu finden. verstanden zu werden!
ich habe hier so unheimlich viele denkanstoesse gefunden und dieses forum hat mir so enorm geholfen!!!!!
es ist aber einfach so, dass man eine gewisse bereitschaft zeigen muss damit ueberhaupt etwas bei einem ankommt. die ist bei manchen einfach so nicht vorhanden.
ich verstehe, dass man krankhaft an der bulimie festhaelt. das habe ich auch gemacht, aber wenn man trotzdem gesund werden WILL, dann hilft ein solches forum und die erfahrungen der 'erfahrenen' einfach unheimlich.

natuerlich moechte man helfen und sofort so eine 180 grad wendung sehen, aber im ernst, die gibt es wirklich nicht! ich bin da auch sehr skeptisch. aber man kann leute eben inspirieren, (buecher-) tipps geben etc. bloss, wenn man in so einem forum ist, moechte man schon, dass die auch angenommen werden und es nicht fuer kotztipps m*ssb**ch* wird.... :(
Enemies
They stick to my head
They run with my feet
I'm doomed to be bad

Re: schwierig die "Neuen" zu verstehn

#23
was sich z.B. bei mir an Denkweise gegenüber der ES geändert hat?
je massiver die körperlichen Schäden wurden,umsomehr sag ich mir:"is doch jetzt eh zu spät".
Man ergibt sich der Krankheit.
Es gibt irgendwann keinen Grund/Ziel/Motivation mehr aufzuhören.
Zu spät für die eigentlichen Lebensziele.
Ist zu viel kaputt gemacht worden.
Da ist die ES kein Anreiz,oder Hilferuf mehr,sondern nur noch eine Energie,die von mir zu ihr übergegangen ist.
Ja,ich mein die gesamte Lebensenergie,kommt dann nur noch von dort.

Jani
ich bin kein Opfer!!!

wer soll die Antwort wissen,wenn nicht Du?
von "Jan Eisklar"

Die wirkliche Macht haben Jene,die nichts mehr zu verlieren haben

Re: schwierig die "Neuen" zu verstehn

#24
naja, das ist bei dir leider so. es klingt als wenn du nicht da raus willst.

andere leute finden sehr wohl einen weg raus und nutzen ihre kenntnisse und ERkenntisse.
ich sehe die krankheit mittlerweile sogar als ein grosses glueck an.
ich haette ohne diese verzweiflung niemals so sehr an mit gearbeitet und mich kennen gelernt! ich habe die ES zwar noch nicht ueberwunden, aber ich weiss, dass ich auf dem richtigen weg bin. ich muss sagen ich kannte mich vorher ueberhaupt nicht. ich haette bis an mein lebensende vor mich hingelebt ohne mich jemals selbst gefunden zu haben.
ich habe auch allgemein ueber menschen und psychologie gelernt und das alles hilft mir unheimlich mit ihnen auszukommen und sie zu verstehen! ich bin mir nun dingen bewusst. nicht immer und allen, aber ich arbeite dran! ;)
Enemies
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Re: schwierig die "Neuen" zu verstehn

#25
@ jani und rest: aber trotzdem bist du hier und versuchst es weiterhin oder? Ich mein, du bist hier aktiv und schreibst immer mal wieder etwas rein, das alleine gibt mir den Eindruck dass die Hoffnung in dir noch nicht ganz erloschen ist. Und daran solltest du auch festhalten. Jaa, vielleicht klingt das jetzt wie ein Neuling aber ich mein dafür sind wir auch irgendwie hier und mehr kann man auch nicht groß tun als sich gegenseitig immer wieder daran zu erinnern nicht aufzugeben. Hier sind so viele die es geschafft haben nach so langer Zeit. Und wenn mit "schaffen" nur gemeint ist dass man etwas anderes gefunden hat was einem noch Lebensenergie gibt, wie z.b. dieses Forum.

Und wenn wir immerhin anderen dadurch helfen.. und es hilft enorm. Mir hat es immer geholfen hier zu sein. Vielleicht nicht so wie ich es mir erwünscht habe, dass ich die Bulimie etc. irgendwann loslassen und so aussehe und lebe wie ich es möchte, aber wie ihr schon meintet einfach um mehr über mich selbst zu erfahren. Ich glaube auch ganz ehrlich dass Menschen, die sowas nie durchgemacht haben sich selber nicht os gut kennen wie wir uns selber. Ich find das gut ich möchte nicht in solch einer Scheinwelt leben.

Ich denke das Forum hilft uns einfach allen sehr, jedem auf eine andere Art und Weise. ich bin so froh zu wissen, auch wenn ich nur virtuell mit euch Kontakt habe (hab aber auch schon einige live kennengelernt), dass ich nicht alleine bin. Es heißt wir wären nur 2% der Bevölkerung. Im Leben nicht... es sind so viel mehr und hier kann man es wenigstens zugeben.

Re: schwierig die "Neuen" zu verstehn

#26
es gibt halt Zeiten,wo man mehr aufgibt und,wo man wieder kämpfen will.
Das Schlimmsten ist für mich,wenn ich in den "Aufgebzeiten" erfahre,das Menschen,die mir etwas bedeuten,das akzeptieren und mich auch aufgeben.
Denn selbst in den dunkelsten Zeiten,glimmt da noch ein Funken Hoffnung,der aber nicht mehr von mir allein genährt werden kann.

Ich denke allerdings,das wirklich jeder selbst diese Erfahrungen machen muss,und das es keine "Spontanheilung" egal wie geben kann.

Jani
Zuletzt geändert von ja,ne,is klar am So Feb 21, 2010 11:09, insgesamt 1-mal geändert.
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wer soll die Antwort wissen,wenn nicht Du?
von "Jan Eisklar"

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Re: schwierig die "Neuen" zu verstehn

#27
Ich find das krass, wie können denn Menschen die dir wichtig sind, dich mit aufgeben wenn du es tust? Das ist doch das schlimmste was Freunde machen können oder? Also so ein Verhalten kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen und ich könnte das niemals bei Freunden machen. Ich denke aber auch, dass man oft den Eindruck bekommt Menschen würden einen aufgeben, weil sie einfach nicht wissen wie sie einem helfen können. Es muss sehr schwer sein Unsereins irgendwie helfen zu können. Und mich nervt es auch tierisch dass keiner meiner Freunde mir helfen kann. Sie hören mir zu, aber wenn ich dann sage: Ich weiß einfach nicht mehr weiter!! Ich finde einfach keinen Ausweg! Dann sagen sie entweder bla Therapie (was aber nicht geht bei mir) oder sagen einfach nur nix mehr oder: mmh.!

Ich denke keiner hier glaubt so richtig an eine Spontanheilung, auch wenn das bei mir schonmal geklappt hat und ich damit die Bulimie für ein paar Jahre aufgeben hatte, aber krank ist man immer noch und äußert es auf andere Art.
Man muss halt an sich arbeiten und das braucht Zeit.

Ich frag mich immer wie es wäre wenn jetzt Krieg wäre oder wir auf einer Insel wären von der wir nicht mehr weg kämen. Also sprich wenn wir darum kämpfen müssten überhaupt etwas zu essen zu bekommen. Wenn wir vor ganz anderen Problemen stünden, wie wir darauf reagieren würden..

Re: schwierig die "Neuen" zu verstehn

#28
Was ich bedenklich finde, ist dass hier Leute hinkommen, bei denen man schon am Namen erkennt, dass da was faul ist :roll:.

Manchmal kommts mir schon vor, als wird das ein Pro Forum.... schon solche Threads wie "Ich bekomme nicht alles wieder raus (ka wie der genau heißt)" sind eindeutig grenzwertig. :roll: