Hallo Bianca und MissSunshine,
ich glaube ich schreibe jetzt hier rein, weil ich irgendwie hoffe, dass ich euch vll. ein bischen helfen kann.
Wie ihr seht, habe ich mich heute erst angemeldet, weil ich heute zum ersten Mal hier bin. Ich habe in diesem Thread nicht alle Beiträge gelesen, aber einige. Besonders die ersten und von den letzten viele.
Bianca, deine Geschichte kommt mir sehr sehr bekannt vor.
Ich erzähle mal meine:
Ich bin jetzt 20 Jahre alt.
Seitdem ich 11 war, achtete ich auf Essen, Gewicht und versuchte immer etwas abzunehmen. Nie gelang das natürlich so richtig.
Als ich 16 war starb ein von mir sehr geliebter Mensch an einem Unfall und ich muss auch sagen, das habe ich bis heute nicht so ganz verkraftet. Jedenfalls war das wohl der Auslöser meiner Bulimie. Wie ich nachher in meiner Therapie herausfand, war das nicht die Ursache für das ganze Drama.
Ich wollte auf einmal mehr abnehmen. Zwei Monate lang aß ich
wenig am Mittag und sonst nichts. Ich lernte einen Jungen kennen, wollte ihn beeindrucken, noch mehr abnehmen. Meinte durch einen festen Freund glücklicher zu sein. Selbstbewusster zu werden. Das war natürlich Unsinn.
Wir kamen zusammen und ich merkte, dass ich nicht die Disziplin hatte immer so wenig zu essen (denn ich wollte ja auf keinen fall zunehmen).
So ich fing an, wie ihr auch, sich nur "ein einziges mal" zu übergeben. und dann noch einmal, und noch einmal usw.
Das habe ich zwei Jahre lang gemacht. Es gab Tage an denen ich wohl 5 dieser Attacken hatte, kurz: ich pendelte den ganzen Tag zwischen Küche und Bad.
Mir war klar, dass ich damit aufhören müsste. Und wie ihr auch, versuchte ich es, möglichst viele Tage ohne Fressen und Übergeben.
Ich schaffte es dann mal, 7, mal 13 Tage. Und ich versuchte es über einige Monate, aber es gelang mir einfach nicht.
Und das ist auch, was ich euch eigentlich sagen will: Ihr schafft es ohne Hilfe nicht. Ich bin ein sehr sehr willenstarker Mensch und schaff eigentlich immer alles was ich will

, aber das war einfach ein Teufelskreis.
Es war sehr schwer, aber ich sagte es meinem damaligen Freund. Der hat das ganze nicht wirklich verstanden (kann man wohl auch nicht erwarten) aber meinte natürlich immer "du musst aufhören damit" (leichter gesagt als getan). Ich versuchte es weiter.
Was dann wohl wirklich ein bedeutender Schritt war, dass ich es einige Monate später meiner Mutter gesagt habe. Die hatte sich das irgendwie auch gedacht, hat mir aber später ganz ehrlich gesagt, dass sie meinen stundenlangen Badaufenthalt einfach verdrängt hat, weil sie es nicht wahr haben wollte. Ich habe eine tolle Mutter, auch wenn sie mir bei meiner Bulime eigentlich nicht geholfen hat.
Doch dass ich es ihr gesagt habe, war entscheidend. Es gibt nichts was mir so schwer gefallen ist, wie dieser Schritt. Schon immer hatte ich große Probleme damit, meine Eltern zu enttäuschen (übrigens eine Ursache meiner Essstörung).
Wir versuchten es noch einmal zusammen. War natürlich erfolglos. Dann kümmerte sich meine Mutter darum, dass ich eine Therapeutin bekam.
Anfangs ging ich zweimal die Woche und dann musste ich "nur" noch einmal die Woche zu ihr. Und ganz ehrlich. Die Frau hat mir das Leben gerettet

!
Weshalb ich schreibe: Es ist so schwer, aber ihr müsst (!) euch überwinden und es jemandem sagen. Am besten jemandem der euch dazu drängt eine Therapie zu machen. Ich hab so fest daran geglaubt, dass ich es alleine schaffen könnte. Aber man schafft es nicht. Nicht auf dauer.
Vielleicht schafft man es aufzuhören, für ein paar Tage, ein paar Wochen. Aber nicht auf Dauer, denn erst die Therapie bringt euch dazu das Denken zu verändern! Erst da habe ich gelernt, wie unwichtig essen und wie wichtig das Leben ist. Viel zu kurz um die schönsten Jahre mit Essen und Übergeben zu verbringen. Nicht durch einen Freund oder Abnehmen, habe ich Selbstbewusstsein gewonnen, sondern in meiner Therapie (und das obwohl ich zugenommen habe, aber das gehe ich im Moment an: auf normalem Wege

). Währenddessen haben mein Freund und ich uns dann auch getrennt, weil er zu mir passte, als ich nicht selbsbewusst war. Jetzt habe ich einen Freund, der zu der selbstbewussten Lisa passt

.
Ich will gar nicht so apostolisch reden, aber als ich eure einträge gelesen habe, hat mich das irgendwie bewegt, weil ich das doch selbst erlebt habe und weiß, dass ich ohne meine Therapeutin nicht herausgekommen wäre.
Wirklich, macht es wie ich und sagt es jemandem. Umso eher ihr eine Therapie anfangt unso eher könnt ihr wieder leben.
Viel Erfolg!
Lisa