Re: bulimie & übergewicht...

#62
Hallo zusammen,

ich wollte auch mal hierzu meine Erfahrungen kundtun. Ich hatte vor meiner Bulimie auch viel ÜG. Habe dann auf normalem Wege abgenommen und bin dann, als ich schon NG hatte, in die Bulimie gerutscht. Wahrscheinlich habe ich mich dadurch auch im NG gehalten :oops: . Das ging dann mehr als 10 Jahre so. Ich hatte immer Angst, das jemand etwas von meiner ES "sehen" würde, denn es gab auch Phasen in denen ich Hamsterbacken hatte :oops: .

Im letzten Jahr habe ich allerdings, dadurch das es mir psychisch schlecht ging, stark abgenommen, bis ins UG. Ich kann nur sagen, das es das nicht leichter macht, denn jetzt "sieht" man mir an, das etwas "nicht stimmt". Einerseits traut man sich kaum noch unter Menschen aus Angst angesprochen zu werden, andererseits erhöht es auch den Druck etwas gegen die ES zu tun, jedenfalls ist das bei mir so :o . Mir ist klar das die Motivitation etwas gegen die ES zu tun nicht die sein kann es anderen Menschen recht zu machen, man muss es für sich selber wollen :!: . Ist also ziemlich zwiespältig...

Mitleid wollte und will ich nicht von meinen Mitmenschen ernten für die ES, weder im ÜG, noch als NG oder UG.

Mein Fazit: Die Bulimie an sich ist schlimm genug um um Hilfe zu bitten, dabei spielt das Gewicht in meinen Augen keine Rolle. Ich kann jedoch nachvollziehen, das man leichter um Hilfe bitten kann, wenn die ES "offensichtlich" ist. So sollte es aber nicht sein, ausschlaggebend ist der individuelle Leidensdruck!!!!!

So, das war mein Wort zum Pfingstsonntag :mrgreen: .

Ich wünsche allen ein schönes und sonniges Pfingstwochenende!!!

LG
Lisa

Re: bulimie & übergewicht...

#63
Ja, ich wollt mich mal wieder melden... Ich bin mittlerweile wieder dreistellig. :(

Ich schaff es nicht mehr, Diät zu halten. Auch kcal-zählen mach ich nur halbherzig.
Alles in allem: Meine Ernährung ist wieder ziemlich chaotisch.

Und ein Therapieplatz ist auch weiterhin in nächster Zeit nicht in Sicht... :(
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Und ich möchte von meinem Erlebnis mit meinem Vater erzählen.

Mein Mann und ich sind einige Tage zu ihm geflogen, seinen 70. zu feiern.
Er weiß mittlerweile von meiner kompletten Krankheitsgeschichte.
Er weiß auch, dass ich zwar wieder schon viel abgenommen habe, aber auch schon einiges wieder drauf habe.

Und so hat er mich die ganzen Tage terrorisiert.
Er war sehr geizig mit dem Essen, ermahnte mich ständig, nicht mehr zu essen.
Er verbot mir sogar, zu essen. Ständig Anspielungen auf Gewicht...
(Auch mein Mann war genervt, und hatte ständig Hunger.)

Er bevormundete mich total und ich ließ es zu.
So aß ich nicht "normal", sondern war hin und her gerissen zwischen betont gesundem Essen: Nur Obst zum Frühstück z.B.
und trotzdiger Gegenreaktion: Am Nachmittag Torte und später noch Eisbecher...
End von der Geschicht:
Ich habe zum ersten Mal im Zuhause von einem meiner Eltern gek*...
Mitten in der Nacht. Und danach hätte ich heulen können vor Scham und Wut. :cry:
Unterdrückte die Tränen aber, da mein Mann neben mir lag.

Gesagt habe ich nichts. Ich wollte keinen Streit hervorrufen.
Und zudem ist mein Vater nicht gut auf gesundheitliche Probleme zu sprechen, seit er wegen Prostata-Krebs behandelt werden musste.
Ich sage mir, er ist alt, er ist krank, er wird sich sowieso nie ändern.

Ich habe die Wahl.
Zwischen Erdulden und mich darin zu üben, mir ein dickeres Fell zuzulegen, mit dem Risiko psychisch überfordert zu werden.
Und der Möglichkeit mich zu wehren, mit dem Risiko, die Beziehung zu ihm zu gefährden, da er sehr rigoros Schlussstriche zieht, wenn ihm was nicht passt.
(Hab ich schon einmal erlebt, nach einem eigenentlich harmlosen Streit - ich war 12 - meidete er mehrere Jahre den Kontakt.)

Ich denke, ich werde mich im Erdulden üben...
Liebe Grüße, kugel

Zu lernen, es als einen Teil von sich zu akzeptieren ohne es auszuleben...
Zu vergeben, wenn man schwach geworden ist...
Zu jubeln, wenn man stark geblieben ist...

Re: bulimie & übergewicht...

#64
Hallo Kugel,

ich kenne Dich zwar nicht (habe noch nie von Dir hier gelesen), aber nach Lesen Deines Beitrags eben, da dachte ich, ich "müsse" sagen:
Ich denke, ich werde mich im Erdulden üben...
Das, das halte ich für falsch, nicht gut für Dich, vielleicht für niemanden.

Wie gesagt, das ist nur mein erster spontaner Gedanke, und ich weiß, dass Situationen (also wenn sie dann wirklich sind, und man selbst eine tragende Rolle darin spielt) oftmals einen anderen Entschluß als den hier von Dir genannten quasi geradezu 'nicht erlauben'.
Trotzdem finde ich die wohl eher sehr rabiate Reaktion von Deinem Vater - wenn Du Dich denn mal ihm und seinen 'Kommandos' entziehst - alles andere als gerechtfertigt, und eigentlich ist es er, der für so etwas "bestraft" werden sollte, und nicht Du (indem Du Dir dann noch mehr Gedanken, Vorwürfe usw. machst).

Es gibt so einen Song von Mike and the Mechanics: In the living years.
Vll. kennst Du ihn. Er singt da von Generationen und auch von seinem Vater (und wohl auch irgendwo von sich selbst als Vater), und dass er sich wünscht "I could have told him in the living years".
Vielleicht wäre einmal Deinem Vater sozusagen allen Frust, alle Wut, alle Enttäuschung, Verletzung usw. zu 'geigen' sozusagen bedeutend besser, als einfach - und darauf würde es ja hinauslaufen - 'auf seinen Tod zu warten'. Vll. würdest Du ihm damit mehr Emotionen entgegenbringen, als er es sich jemals vorstellen könnte, und vll würde er 'es' oder 'etwas' dann sogar 'kapieren'.

"Jedes Herz ist eine revolutionäre Quelle" - das habe ich gestern irgendwo gelesen. Und auch innerhalb von Familien können ja solche 'Revolutionen' geschehen. Und vll, weil es lange keine gegeben hat (ich kenne ja nuneinmal nicht dein ganzes Leben, geschweigedenn die Situationen in deiner Familie oder deinen Familien, auch der deines Vaters in etwa usw.) in deiner Familie, so eine 'Revolution', vll ist es dann nun an dir, das ganz zu 'durchbrechen'. Weil du es bemerkst, und weil dein Körper (und im Grunde ja aber dein Hirn, Herz und Psyche) sagt (bzw. sagen), und zwar klar und deutlich und eigentlich ja auch sogar offensichtlich (dreistellig sozusagen): Es kann so einfach nicht gehen (man muß reden!).

LG,
Laona

Re: bulimie & übergewicht...

#65
hallo kugel! ich hab mich auch schon lange nicht mehr gemeldet. das dein vater so reagiert laesst darauf schliessen,dass er dich einfach vor dir selber schuetzen will und dich damit aber nur noch mehr in gefahr bringt. meine eltern haben das am anfang auch probiert und sie kommen immer noch nicht mit meinem essverhalten klar,aber sie lassen mir trotzdem meinen freiraum. (vor allem mein vater).

ich weiss ehrlich gesagt keinen guten rat,was deinen vater anbelangt.vielleicht solltest du doch mal probieren mit ihm zu reden. ich finde es einfach nicht richtig,dass er gesundheitliche themen wegen prostatakrebs meidet. mein grossvater musste auch deshalb operiert werden,doch er probiert das beste daraus zu machen und scheut sich ehrlich gesagt auch nicht ueber gesundheitliche probleme im alter zu sprechen (er ist auch 70).

ich hoffe sehr,dass du eine loesung findest unter der du nicht leiden musst. viele gruesse restina
Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentlich ist für die Augen unsichtbar. (Aus "der kleine Prinz")

Re: bulimie & übergewicht...

#66
@Laona: Danke für deine Antwort.
Nun, ich denke auch, dass ich meinen Eltern (auch meiner Mutter) mal gehörig die Meinung sagen sollte.
Alles verbal auskotzen, was ich sonst immer in Realität im Klo verschwinden lasse...
Leider fehlt mir dafür noch immer der Mut.
Gerade heute habe ich es gemerkt, meine Mutter nervt mal wieder gehörig und ich konnte mich richtig schön aufregen, als ich mich mit meinem Mann darüber unterhalten habe. Aber als ich dann mit ihr telefonierte, da war ich wieder mucksmäuschen still.
Später redete mein Mann mit ihr, stellte auf laut, und ich schrieb ihm einen halben Roman, als Reaktion auf sie, was er ihr sagen sollte. Aber es ihr selber sagen - nein, das wagte ich nicht.
Genauso ist es mit meinem Vater.

Beide haben (auf verschiedene Weise) sehr starke, dominante Persönlichkeiten und ich habe es bisher noch nicht geschafft, mich selbst so zu festigen, mich ihnen vollkommen entgegenstellen zu können.

Dafür schaffe ich es aber schon, mich etwas zu entziehen.
Das ist schon der erste Schritt. Und darauf bin ich stolz. Ob es eines Tages auch zu mehr kommen wird? Ich hoffe es...


@Restina: Ja, das habe ich mir auch schon gedacht.
Ich erlebe es auch manchmal mit meinem Mann.
Er fühlt sich hilflos und will mir helfen und weil er nie weiß, in welcher "Verfassung" ich gerade bin (in Diät, in "alles egal", in "nur" gesunder Ernährung), ermahnt er ich auch manchmal, das Essen betreffend. Aber damit komme ich zurecht. Bzw. ihm trau mich entgegen zu stellen, mit ihm zu reden, zu streiten...
Aber bei meinem Vater...
Es ist schon sehr verzwickt.
Da offenbart man sich und die Problematik mit dem Essen verstärkt sich anscheinend, weil die wissenden Umgebenden nicht wissen, wie sie reagieren sollen.

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Ich finde es :evil: , die "Kranke" zu sein (habe neben B noch andere Erkrankungen), man wird nicht normal genommen.
Viel falsche Rücksicht oder verletzende Ausgrenzung oder unbeholfende Abwendung ist die Folge.

Aber wenn keiner von etwas weiß, wird man auch nicht normal genommen, weil man das Leben eben nicht wie andere auf die Reihe kriegt und das auch auffällt.
Dann ist man die, die nichts kann, nicht belastbar ist, nicht mitmacht, sich selbst ausgrenzt...

Nun, und das blöde daran ist, man ist ja auch nicht normal...

Zudem wird einem als Übergewichtige(r) immer nur unterstellt, man hätte einfach nur keine Disziplin und wäre faul.

Also hätte einen schlechten Charakter, wäre ein schlechter, minderwertiger Mensch.
Und so fühle ich mich dann auch. Und rede mir das auch ein. Das fällt mir besonders leicht, weil ich tatsächlich auch immer wieder Phasen der Disziplinlosikkeit und Faulheit habe...

Das aber Krankheiten dahinter stehen, egal ob pysisch oder psychisch, dass ist den Menschen meist egal.

@Lisa: Das oben geschriebene ist auch ein wenig eine Reaktion auf deinen Beitrag.
Wenn man zu dünn ist, dann fällt es ebenso auf wie zu dick.
Der Unterschied ist nur:
Die ersten Vorurteile: "zu dünn" = krank, benötigt Hilfe / "zu dick" = faul, undiszipliniert
Beides ist natürlich blöd. Beides nicht zu wünschen.
Liebe Grüße, kugel

Zu lernen, es als einen Teil von sich zu akzeptieren ohne es auszuleben...
Zu vergeben, wenn man schwach geworden ist...
Zu jubeln, wenn man stark geblieben ist...

Re: bulimie & übergewicht...

#67
Was würde Dir denn Mut machen?
Eine schlanke Figur?

Also wenn zwei 'Parteien' in einem solchen (psychischen) Abhängigkeitsverhältnis stehen, dann sind es trotzdem vermutlich sehr oft beide 'Parteien', die davon irgendwie profitieren.

Was ist Dein Profit aus der Sache?

Deine Eltern sind - wie Du sagtest - sehr dominant.
Waren sie auch sehr starke, 'führende' (in Positivstem Sinne) Eltern gewesen? Waren sie ein guter Anhaltspunkt im Leben und 'um' zu leben?

Liebe Grüße,
Laona

Re: bulimie & übergewicht...

#68
Laona, Mut.. hm, eine schlanke Figur nur, wenn ich das dazugehörige Selbstbewusstsein habe.
Als ich vor 6 J. mal schlank war, hatte ich es (noch) nicht. Daher denke ich, dass mein Körper da keinen Mut bringt, es kommt vom Kopf/Herzen her...

Ich denke, ich werde den Mut dafür haben, wenn ich mich nicht mehr abhängig fühle.
Also ohne Probleme das Risiko eingehen kann, meine Eltern durch einen Streit zu "verlieren".
Denn mein Vater stafte mich stets mit Liebesentzug, wenn ich nicht brav genug war, meine Mutter mit Schuldgefühlen...
Beides Mist.
Und noch heute versuchen sie es.
Nur sehr langsam schaffe ich es, da etwas Abstand von zu gewinnen und sie als ebenbürdige Menschen (inkl. ihrer Schwächen) zu sehen und nicht als "Übermenschen" auf einem Podest. Aber es geht vorwärts, denke ich zumindest.

Nun, sozusagen ein Vorbild waren/sind sie nur in wenigen Dingen.
Meine Mutter hat das Talent, stets das Opfer zu sein, die Hilflose, Aufopfernde, ständig Kämpfende.
Mein Vater ist der ewig von den "Weibern" enttäuschte. 4 Ehen gescheitert...
Sie hochspirituell, er hochmaterialistisch... (ein Wunder, dass sie es 12 J. miteinander ausgehalten haben, als die Scheidung kam, war ich 5 J.)
Nun, Mein Vater ist Akademiker und hat es beruflich weit gebracht.
(Leider waren lange dementsprechend seine Erwartungen an mich, zum Glück mittlerweile nicht mehr so hoch.)
Meine Mutter ist in ihrem selbstständigen Beruf eigentlich exellent, eigentlich, weil sie sich nicht richtig "verkaufen" kann.
Aber in Beziehungen scheitern beide, da bin ich ihnen derzeit (noch) vorraus. :wink: Diesen Herbst 6 J. glücklich verheiratet...

Mein Profit? Hm, ich würde sagen, dass ich so sicher gehe, meine Eltern nicht zu verlieren.
Natürlich würde ich sie vermutlich nie wirklich verlieren.
Aber vergangene Erlebnisse machen die Angst davor noch zu stark um sie zu überwinden...
Liebe Grüße, kugel

Zu lernen, es als einen Teil von sich zu akzeptieren ohne es auszuleben...
Zu vergeben, wenn man schwach geworden ist...
Zu jubeln, wenn man stark geblieben ist...

Re: bulimie & übergewicht...

#69
Also ich kann nur eines sagen:
Es ist komplett egal, ob man dick, normalgewichtig oder dünn ist, weil es nichts an der psychischen Verfassung ändert.

Ich kann von mir selbst sagen, dass ich ein Problem mit meinem Selbstwertgefühl habe- und das hat sich NIE geändert- obwohl ich mittlerweile alle Gewichtsgruppen "durchlebt" habe.

Nun bin ich im unterem Normalgewicht und ich habe immer geglaubt, dass jetzt endlich alles besser wird- überhaupt nicht!
Ich kann meinen Körper und somit auch mich noch immer schlecht akzeptieren. Langsam geht es einigermaßen, was aber nicht an meinem Gewicht liegt, sondern an der Therapie, die ich mache.

Zudem gibt es so viele Menschen, die dick sind und trotzdem glücklich sein können! Und bei diesen Leuten denkt man sich nicht "Boah ist die faul!", sondern empfindet sie als symphathisch- weil sie eben ihre Glücklichkeit ausstrahlt.

Ist man allerdings dick und denkt das auch über sich, so denken die Leute das auch. Deshalb sagt man ja immer "Lerne dich selbst zu lieben, erst dann können dich andere lieben".
Es stimmt echt!
"Ein positiv denkender Mensch weigert sich nicht, das Negative zur Kenntnis zu nehmen.
Er weigert sich lediglich, sich ihm zu unterwerfen."

Re: bulimie & übergewicht...

#70
Hi Kugel.

Mich hat Deine Antwort wütend gemacht. Und ich versuche mal zu sagen, warum:

Wenn Du das alles so schreibst, dann hört es sich an, als ob doch alles in Ordnung wäre. Es klingt wie: "Ja, schlimm, ne, ich weiß schon; aber das geht jetzt halt grad nicht, noch nicht, anders. :-)"
Und dann denke ich mir: Was willst Du? Willst Du wirklich was ändern oder nicht?
Und mein Eindruck jetzt ist eher der: Du willst nicht.

Ist ja auch völlig okay, denn Du 'mußt' ja überhaupt gar nicht.
Wie schon oft genug gesagt und auch meine absolute Überzeugung: Man kann auch als dickerer (oder dicker; wie auch immer) Mensch absolut gesund und glücklich leben.

Manche sind dünn, manche sind dick - das muß nicht immer an Problemen liegen. Das ist einfach so. Und ich find das sogar gut, denn ansonsten könnten wir unsere Babys ja auch einfach in Fabriken kriegen.

Ich wünsche Dir jedenfalls dennoch alles erdenklich Gute,
mach was aus deinem Leben (Gewicht halte ich für völlig sekundär)!
Liebe Grüße,
Laona

Re: bulimie & übergewicht...

#71
hi laona

mir ist nur grad vorhin noch was in deinem letzten satz aufgefallen. "gewicht halte ich fuer voellig sekundaer"
ich glaube,wenn das bei dir wirklich der fall waere,dann waerst du nicht hier. oder?
Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentlich ist für die Augen unsichtbar. (Aus "der kleine Prinz")