Re: Das Leben mit meiner Freundin...

#16
@ rainbow:

Ja.. bestimmt habt ihr recht. Ich sehe das anders, weil ich einen anderen bezug zu meinem freund habe :? tut mir leid... aber ich hab nie wirklich aus konsequenzen was gelernt bzw. mein freund könnt sagen "hör auf, sonst verlasse ich dich" (vorausgesetzt: Ich würde ihn abgöttisch lieben)... und ich würde es nicht tun... ich wüsste, dass nix geschieht.. und wenn, würd ich die beziehung trotzdem hinkriegen...hmm
Wie die Schauspieler eine Maske aufsetzen, damit auf ihrer Stirn nicht die Scham erscheine, so betrete ich das Theater der Welt - maskiert.

.Descartes.

Re: Das Leben mit meiner Freundin...

#17
Naja, ob es wirklich was bringt weiß ich auch nicht.
Aber sie hat mir eine Mail geschrieben, in der sie sich entschuldigt und schreibt, dass sie so auch nicht weiter machen will, aber die ES ihr momentan einen großen Halt gibt, sie "fast am Leben" hält (total der Widerspruch, aber so hat sie es geschrieben). Aber gleichzeitig ihr ganzes Leben bestimmt... und das will sie so nicht.
Nachher geht sie zu ihrer Therapeutin. Und spricht mit ihr über einen Klinikaufenthalt.

Aber ich werde nicht gleich wieder nachgeben. Habe vor heute Nacht bei meinen Eltern zu schlafen. Dann morgen Deutsch-Abi schreiben und dann wieder zu ihr zu fahren (aber ist wahrscheinlich auch keine gute Idee).


Nun, ich werde ja sehen wie's kommt!
Werde jetzt erts nochmal versuchen zu schlafen, die Nacht war viel zu kurz.


Ganz liebe Grüße,
Basti
Eines Tages wird man offiziell zugeben müssen, dass das, was wir Wirklichkeit getauft haben,
eine noch größere Illusion ist als die Welt des Traumes.

Salvador Dali

Achte auf deine Gedanken, sie sind der Anfang deiner Taten.
chinesischesSprichwort

Re: Das Leben mit meiner Freundin...

#18
lieber basti,

du hast meinen vollen respekt. deine art, wie du mit deiner freundin umgehst, zeigt, wie sehr du sie lieben musst. du würdest alles für sie tun. davor kann ich nur meinen hut ziehen.

das ist die eine seite. du sorgst dich enorm um deine freundin. du kümmerst dich um sie wie um eine kranke. nun, sie ist auch krank. dein verhalten ist das naheliegenste und keiner kann dir einen vorwurf dafür machen. im gegenteil. ich denke, wir alle sind hier ziemlich beeindruckt, weil du ein ganz besonderer mensch sein musst. viele angehörige scheitern daran, einen essgestörten menschen zu begleiten. so intensiv, wie du es tust, schaffen es nur ganz wenige. das zeigt mir wieviel kraft du hast.

allerdings solltest du dieses kraft effektiver nutzen.

ich sage es mal knallhart, was ich auf der anderen seite darüber denke: du begibst dich gerade in eine art co-abhängigkeit - und damit ist keinem geholfen. wenn du dich immer darum kümmerst, dass deine freundin isst, sie zum arzt bringst, ja sogar ins krankenhaus (was an sich super ist), dann kann das schnell kippen: deine freundin wird irgendwann deine helfende hand brauchen. und du wirst dich irgendwann daran gewöhnen, immer zu helfen, immer der starke zu sein, immer alles zu veranlassen, zu motivieren und so weiter. nur: irgendwann werden sich auch deine kräfte dem ende neigen. das problem ist, dass in ihrem kopf jetzt was ganz blödes passieren kann: die essstörung kann als mittel betrachtet werden, noch mehr liebe und aufmerksamkeit, noch mehr sorge und kümmern zu bekommen. solange sie krank ist, könnte sie jetzt denken, kann sie auch schwach sein, weil es andere gibt, die sich um sie sorgen udn für sie handeln. sowas kann sich verfestigen. im schlimmsten falle mit dem tod deiner freundin enden, weil sie nicht mehr die kraft haben wird und auch keinen sinn mehr darin sieht, für sich zu kämpfen, weil es ja andere schon zu genüge für sie tun. im besten fall, der aber auch sehr tragisch wäre, mit dem ende eurer beziehung, weil du es irgendwann nicht mehr tragen kannst.

ich hoffe, du nimmst mir meine ehrlichen worte nicht übel. ich denke nur, dass du auf keinen fall so weitermachen kannst.

sie vor eine wahl zu stellen, war auf jeden fall ein richtiger schritt. hilf ihr nicht dabei, ihre füße nach vorne zu bewegen, sondern hilf ihr dabei, dass sie es aus eigener kraft schafft, einen fuß vor den anderen zu setzen.

wie das gehen soll? motiviere sie weiterhin. sei für sie da. aber versuche, von der symptomatik wegzukommen. es bringt nicht allzu viel, wenn du sie immer zum essen überredest oder motivierst. es ist naheliegend und verständlich. aber wichtiger wäre, wenn du fragst, wie es ihr geht, ihr einfach körperliche liebe schenkst. sie in den arm nimmst, streichelst, ihr klar machst, dass sie der wichtigste mensch für dich ist und du sie nicht verlieren willst. sende ich-botschaften: sag ihr, was das ganze mit DIR macht und hör auf, dich an die zweite stelle zu stellen. mir hat es damals viel mehr geholfen, wenn meine freunde gesagt haben, dass es sie selbst total fertig gemacht, als wenn sie die starken gespielt haben. denn damit kam der punkt, wo ich eingesehen habe, dass es so nicht weitergeht. denn plötzlich ging es nicht mehr nur um mich - und ich war mir ja eh egal. hab keine scheu, ihr zu sagen, wenn es dir mal zuviel wird. und hör auf, dich so dermaßen zu vernachlässigen.

dass sie mit der thera über eine klinik redet, ist super. damit sind wichtige schritte in die wege geleitet. begleite sie dabei. nehme ihr die angst davor, indem du mit ihr darüber sprichst. vielleicht schafft ihr es auch, über ihre konkreten ängste zu reden.

es wäre das beste für sie, für dich, und auch für eure beziehung, wenn du deine hilfe nun auf professionelle hände verlagerst und dich ein bisschen mehr um dich kümmerst. hilf ihr noch, bis dahin zu kommen, aber zieh dich dann auch mal zurück und vertraue darauf, dass menschen, die sich damit beruflich beschäftigen, ihr damit auf jeden fall helfen können.

manchmal muss man loslassen, um etwas zu gewinnen. ich glaube, du musst in diesem fall wirklich loslassen. aber zugleich achtsam sein, was passiert. ich glaube nicht, dass sie auf dem boden aufprallen wird. ich glaube, sie wird gestärkt zu dir zurückkehren.

lg, jen
Lauf der Sonne entgegen, anstatt auf sie zu warten...

Re: Das Leben mit meiner Freundin...

#20
Ich kann mich ebenfalls nur Jen´s Worten anschließen.

In allem, was Du schreibst, steckt mir zu viel "Aktionismus", Du bist so ein bischen die "Glucke", die über der Freundin sitzt und versucht alles Böse und Schädliche von ihr fern zu halten.
Mag sein, daß Du damit zu Beginn sogar Erfolge erzielst, wie z.B. einen Besuch bei einem Therapeuten oder der Gedanke an eine Klinik. Auch etwas essen zu wollen. Aber es besteht dabei die Gefahr, dass sie es Dir zuliebe tut.
Eine Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Therapie ist aber nicht, daß sie "überzeugt" wurde, dass es ihr hilft, sondern sie muß es selber begreifen und wollen, dass dieser Schritt notwendig ist. Weil weder der Therapeut noch die Klinik sind einfach, wenn es dann eben nicht an die Symptome, sondern an das "Eingemachte" geht. An die Psyche. Und wenn die Bereitschaft des sich auch öffnen wollens nicht wirklich vorhanden ist, wird sie daran scheitern.

So, wie Du ihr Verhalten beschreibst, tut sie das, was Du für richtig hältst, aber nicht das, was sie kann oder will. Es geht nicht darum ihr zu helfen, Basti, das kann sie nur alleine. Es geht darum, sie zu begleiten. Deine Aufgabe wäre nicht die Omnipräsenz, die sich hier langsam aufbaut, sondern Deine Aufgabe besteht darin, ihr einen Hafen zu bilden. Sie muß das Schwimmen alleine lernen, auch bei hohem Wellengang, aber sie braucht das Gefühl, daß wenn sie des Schwimmens überdrüssig wird, oder ihr die Kräfte ausgehen, es eben diesen Hafen gibt, in dem sie verweilen darf. Dort, bei Dir, kann sie Gefühle und Emotionen leben. Und Du mußt nicht bei jedem Tränenausbruch hinterfragen, warum und weshalb die gerade kommen. Noch erwartet sie von Dir, daß Du permanent Lösungen und tolle Ratschläge für sie parat hast.

Ein Begleiter einer suchtkranken Person ist kein Pfleger und kein Helfer. Er ist ein Freund. Es ist nicht die Aufgabe des Begleiters zu therapieren. Seine Aufgabe ist es zu verstehen.

liebe Grüße
Caruso
Zuletzt geändert von Caruso am Mi Mär 25, 2009 13:24, insgesamt 1-mal geändert.
Die Weisheit lief mir nach, doch ich war schneller .....

Re: Das Leben mit meiner Freundin...

#21
Danke für eure ehrlichen Worte. Und ich nehme sie auch keinem von euch übel!

Ich werde meine Freundin bis Freitag abend nicht mehr sehen, weil ich erstmal bei meinen Eltern bleibe. Ich weiß zwar nicht, ob das die richtige Entscheidung ist, aber so kann ich mich wenigstens auf meine Prüfungen konzenrieren...

Meine Freundin hat aber glaub wirklich kapiert, dass sie handeln muss. Sie hat den Termin bei ihrer Therapeutin wahrgenommen und mit ihr über einen Klinikaufenthalt und über ihre Ängste gesprochen.

Ich denke, der Anfang ist gemacht.


Liebe Grüße,
Basti
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Re: Das Leben mit meiner Freundin...

#22
Sie hat den Termin bei ihrer Therapeutin wahrgenommen und mit ihr über einen Klinikaufenthalt und über ihre Ängste gesprochen.
heyy... ganz toll! :D

Würd ich ihr gern persönlich sagen, aber ich denke mal, du richtest ihr das aus, oder?!

Oder weiß sie gar nicht, dass du im Forum hier bist? :roll:

glg
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.Descartes.

Re: Das Leben mit meiner Freundin...

#23
Ja, das werde ich ihr ausrichten.
Freu mich immer noch darüber, dass sie es selbst geschafft hat :)

Und ja, sie weiß, dass ich in einem Forum bin, aber sie weiß nicht, dass ich in diesem bin. Das wollte sie nämlich gar nicht genau wissen.


Grüße
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Re: Das Leben mit meiner Freundin...

#24
Freu mich immer noch darüber, dass sie es selbst geschafft hat
Ohne Deine Euphorie und Freude bremsen oder trüben zu wollen.
"Geschafft" ist noch gar nichts.

Sie hat eine Therapeutin, das ist wirklich prima und sehr gut. Aber ab jetzt beginnt erst der eigentliche Weg. Aber erhoffe Dir nun bitte nicht, dass nach ein paar Terminen sie gesund wird, so wie man gesund wird, wenn man von einem Hausarzt zurück kommt. Ab jetzt wird es richtig Arbeit für sie und nicht alle haben die Kraft, es auch bis zum Schluß durchzuziehen. Jetzt beginnt der Weg der kleinen Schritte. Manchmal auch einen vorwärts und zwei zurück. Du wirst nun fast noch mehr als Freund gebraucht, als vorher. Weil nun Dinge u.U. ans Tageslicht kommen, die sie verarbeiten muß. Und nach 45 Minuten einer Therapiestunde sind nicht alle Emotionen und Gefühle verarbeitet. Du bist dann für sie der nächste Ansprechpartner. Und solche Gespräche sind fast noch anstrengender, als die, die Du bisher geführt hast.

Ich will nicht bange machen, Basti. Noch Dir die Freude verderben. Aber es ist so, dass der Beginn einer Therapie in die Zukunft betrachtet eben nicht bedeutet "alles wird gut". Sondern es ist der Beginn eines noch langen Weges.

lG
caruso
Die Weisheit lief mir nach, doch ich war schneller .....

Re: Das Leben mit meiner Freundin...

#25
Ohne Deine Euphorie und Freude bremsen oder trüben zu wollen.
"Geschafft" ist noch gar nichts.
Oh, eigentlich habe ich das auch gar nicht so gemeint.
Habe eigentlich mit "geschafft" nur den Besuch bei der Therapeutin gemeint. Weil sie wollte erst auf keinen Fall gehen und ist dann doch von ganz alleine gegangen.


Mir ist auch bewusst, das der steinige und harte Weg jetzt erst richtig beginnt. Aber ich bin bereit ihn mit ihr zu gehen. Aber sie muss selber laufen, ich kann sie nicht mehr tragen, nur an der Hand nehmen...
Zuletzt geändert von smilieboy am Do Mär 26, 2009 15:57, insgesamt 1-mal geändert.
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