bulimie & übergewicht...

#1
Hallo ihr alle,

ich bin neu hier und hatte mich schon kurz im Neulings-Forum vorgestellt.

Jetzt frage ich mich, ob es hier auch jemanden gibt, der wie ich Bulimie hat, aber nicht schlank, sondern übergewichtig ist?

Ich trage eine zweistellige Zahl Übergewicht mit mir rum, schon seit meiner Pubertät.
Und trotz der Bulimie bin ich nur einmal 2003 auf ein Normalgewicht gekommen. Vorher und nachher - naja, deshalb nenne ich mich auch kugel. (das passt einfach zu mir)

Während meines Kuraufenthalts vor einigen Jahren war ich in der Bulimie-Gruppe, aber alle um mich rum waren schlank - das war ganz schrecklich für mich!
Und später versuchte ich es mal mit einer Selbsthilfegruppe in meiner Stadt. Auch da waren alle um mich rum ganz schlank!
Ich konnte da nicht bleiben!
Wie die mich angeguckt haben! Ungläubig (die hat doch niemals Bulimie!) und abwertend, angeekelt (ist die fett!).
Und auch behandelt haben die mich voll verständnislos. :cry:

Hier im Forum sieht man sich ja nicht, das tut gut. So ist der äußerliche Faktor zum Austausch schon mal voll irrelevant.

Und doch würde ich gerne wissen, ob es hier noch andere übergewichtige Bulimiker gibt, zum Erfahrungsausstausch in diesem speziellen Thema.
Zuletzt geändert von kugel am Mo Apr 20, 2009 11:05, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße, kugel

Zu lernen, es als einen Teil von sich zu akzeptieren ohne es auszuleben...
Zu vergeben, wenn man schwach geworden ist...
Zu jubeln, wenn man stark geblieben ist...

Re: noch jemand hier mit bulimie und übergewicht?

#2
Hey meine Liebe,

Zuerst mal etwas rein Sachliches, es gibt schon viele übergewichtige Bulimiker, und auch Bulimiker, deren Gewicht extrem schwankt, du bist also absolut nicht allein. Und es ist auch nicht ungewöhnlich, auch, wenn es sich vielleicht so anfühlen mag.

Ich war zu Bulimiezeiten auch immer obere Grenze des Normalgewichts, und im Verlauf der letzten Jahre auch aufgrund der Essstörung öfters mal übergewichtig. Mir ist klar, dass man sich nicht toll damit fühlt. Aber letzlich geht es darum, dass man sich so akzeptieren und lieben muss wie man ist, um gesund zu werden und mit seinem Leben klarzukommen. Und dann ist das Gewicht auch absolut nebensächlich, solange man nicht gesundheitliche Beschwerden hat, die wirklich *nur* auf das Übergewicht zurückzuführen sind. (Ja, ich zweifle daran immer, als Medizinstudentin.)
Deswegen...

Du schaffst das, nochmal herzlich Willkommen.

Colourful
If defeat is for quitters, then the victory remains in the try.

Re: noch jemand hier mit bulimie und übergewicht?

#4
Danke euch.

Ich glaube auch, dass wir Bulimiker hier uns verstehen, egal welches Gewicht wir haben, denn die Problematik liegt ja in uns.

Ich muss ja leider aus gesundheitlichen Gründen auf ein Normalgewicht kommen, das erschwert mir einfach die Arbeit mit der ES.
Ich hab schon so viele Ernährungsberatungen hinter mir und tausende Diäten und millionen von Zeitschriftenartikel diesbezüglich und mir schwirrt einfach nur noch der Kopf davon, weil ich gar nicht weiß, was für mich und meinem Körper die richtige Ernährungsweise ist, um gesund abzunehmen!

Mir fehlt auch das Vertrauen zu mir selbst!

Deshalb halte ich mich am kcal-zählen fest, mit fett- und zucker-armer Ernährung, viel Vollkorn und Proteine, Obst und Gemüse.

Aber wenn die Essattacken durchkommen, dann stopf ich mir ja alles mögliche rein! Und natürlich vorzugsweise Dinge wie Chips, Schokolade, Pizza etc. Und weil das ja "ungesunde", nicht "abnehmgeeignete" Sachen sind, kann ich die dann nicht drin lassen!

Essen an sich ist für mich "gefährlich", weil es "dick macht". Selbst nach meinem Frühstück heute (Müsli+ Banane+Sojamilch light -Mengen-Angaben gelöscht) habe ich das Gefühl: "Das war nicht richtig, das war zu viel, das hält mein Gewicht." Ich fühl mich voll und hasse diesen Druck im Magen! Trotzdem werde ich nicht ko... Denn es war doch eine "gesunde" Mahlzeit! Und ich WILL doch gar nicht ko...! :(

Ich hasse das! Ich will auch mal mit gutem Gewissen und gutem Gefühl essen können! Und in Maßen!

Ich will ein Gefühl für mich haben, was mir gut tut und dem vertrauen und danach handeln können!

Sch..., mir ist einfach nur nach heulen! :cry:
Zuletzt geändert von kugel am Sa Feb 28, 2009 12:40, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße, kugel

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Re: noch jemand hier mit bulimie und übergewicht?

#7
Zum Thema des Abnehmens, ich habe die Erfahrung gemacht und bin mir auch sehr sicher, dass du gar nicht abnehmen darfst, solange du noch essgestört bist, solange du das Essen noch mit soviel negativen Gefühlen verbindest. Diäten und Essstörungen sind nämlich auf jeden Fall kontrainduziert. Und was bringt es dir und auch deinem Körper, wenn dein Typ II Diabetes (?) sich bessert, die Zellen nicht mehr so insulinresistent sind, wenn du deiner Psyche durch die Diät dann doch so sehr schadest?
Das Beste ist eigentlich immer, wenn man sich erstmal um die Essstörung kümmert, gesund wird und sich dann einigermaßen vernünftig und nach Hungergefühl/Appetit (:!:) ernährt und sich bewegt. Die Erfahrung habe ich gemacht und das ist auch das, was ich in vielen Seminaren gelernt habe.

Vor allem schwingt da bei mir immer die Frage mit, ob die Krankheiten überhaupt wirklich vom ÜG kommen, oder, ob es da auch andere Ursachen gibt. Denn Ärzte machen es sich oftmals wirklich viel zu leicht, schieben vieles aufs Gewicht, auch, wenn da vielleicht etwas anderes dahintersteckt. :!:

Nur mal so als Denkanstoß. Und ja, du musst ja auch gesund und vernünftig essen. Und niemand braucht Light-Sojamilch...
;)

Alles Liebe, Colourful
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Re: noch jemand hier mit bulimie und übergewicht?

#8
Hi Kugel!

Ich bin auch übergewichtig, zwar nicht soooo sehr, aber halt schon einige Kilos.
Ich lese im Moment grad das Buch "Zucker und Bulimie" von Inke Jochims und befolge jetzt mal, was sie schreibt und ich hatte echt die ganze Woche noch KEINEN EINZIGEN FA !!!!!! Und das, obwohl es im Moment in meinem Leben echt drunter und drüber geht und ich im Moment viel Stress habe! Ich esse zwar viel, aber das hab ich schon immer. Ich hab auch vorher schon als ich noch "normal" war, also nicht essgestört schon Mengen verdrückt, die andere zum Staunen gebracht haben. Daher auch jetzt noch mein Übergewicht.
Das Buch kann ich hier jedem empfehlen!!! Hab sogar GANZ NORMAL, nur ein paar Süßigkeiten gegessen gestern Abend! Wie jeder andere normal essende Mensch! Das ist schon ein sehr gutes Gefühl. :P

Re: noch jemand hier mit bulimie und übergewicht?

#9
hey kugel,

das buch "zucker und bulimie" kann ich auch empfehlen - da stehen eine menge wahre sachen drin. allerdings solltest du das alles auch nicht zu streng sehen... essen soll ja noch spaß machen :wink:
und was dein gewicht angeht: arbeite daran gesund zu werden, dann wird sich dein gewicht auch wieder regulieren. das eine geht ja mit dem anderen einher :!:

Re: noch jemand hier mit bulimie und übergewicht?

#10
also ich hab auch übergewicht... und ich denke auch, dass das der auslöser für meine krankheit war.. zusammen mit ein paar anderen sachen noch.
ich hab einfach die nase voll von meinem schwabbel und will den so schnell wie möglich loswerden... klappt natürlich nicht v_v.. und jetzt sitz ich zwischen den fressattacken fest :(

Re: noch jemand hier mit bulimie und übergewicht?

#11
die-noni, mir geht es auch so.
Mein Übergewicht ist nicht die Ursache, aber letztendlich der Auslöser gewesen und noch immer der Grund,
warum ich so schwer davon loskomme...
In den zwei Jahren, in den ich FA+Brechfrei war, habe ich total viel zugenommen, so dass ich extrem Adipös war.
Und dadurch bin ich u.a. auch wieder rückfällig geworden.

Ich finde es so verdammt schwer, das Überwicht "Beiseite" zu lassen und sich erst um die psychische Genesung zu kümmern!
Vor allem, da ich wegen dem ÜG auch gesundheitliche Probleme bekommen habe!

ARGH! Das macht mich voll Wahnsinnig!!!
Wenn das ÜG mit ein Grund für die FA's ist, wie soll ich es "Beiseite" lassen können???
Außerdem will ich nicht noch fetter werden! :cry:
Blöder Mist-Kreislauf!...
Liebe Grüße, kugel

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Re: noch jemand hier mit bulimie und übergewicht?

#12
sag mal kugel, hast du während der ganzen zwei jahre so sehr zugenommen?
das man ein bisschen zunimmt, dass ist ja nicht ungewöhnlich - aber so sehr...
kann es evtl. sein, dass sich deine es nur verschoben hat? evtl. von bulimie zu binge eating?
wenn ja, dann ging es deiner psychse wahrscheinlich immer noch nicht besonders gut oder?
essstörung ist essstörung, eagl wie sie aussieht!

Re: noch jemand hier mit bulimie und übergewicht?

#13
Ja, wenn ich so drüber nachdenke, muss es wohl so sein. Meine ES fing ja auch mit Binge Eating an.
Und in den 2 B-freien Jahren hatte zwar öfter kleinere FAs, die ich noch rechtzeitig stoppen konnte,
muss aber wohl unbewusst und demnach unbemerkt wieder ins Binge Eating reingerutscht sein.
Was anderes macht ja auch keinen Sinn, denn meine Schilddrüse arbeitet gut. (Also nichts "körperliches").

Ach ja, so einfach ist das eben doch nicht...

Übrigens, den Tipp mit dem Buch "Zucker und Bulimie" werde ich mal nachgehen! Danke euch!
Liebe Grüße, kugel

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Re: noch jemand hier mit bulimie und übergewicht?

#14
hey.
ich bin auch übergewichtig aber ich will eigentlich noch nicht sagen, dass ich bulimie habe, weil ich bei den meisten gelesen haben das sie dieses problem schon jahrelang haben.
bei mir erst seit einigen monaten.
es hat begonnen das ich immer gekotzt habe, wenn ich mich betrunken habe. jedes wochenende.
früher hab ich es öfter probiert, also mich übergeben nach dem essen, hat selten funktioniert.
dadurch hab ichs aber 'gelernt'. jetzt kommt das oft vor.
eigentlich habe ich keine lust aufzuhören ich fühl mich so extrem fett wenn ich zwischen den *kg körpern meiner freundinnen rumschwabbel.
tut mir leid das von mir nichts aufmunterndes oder hoffnungsvolles kommt aber ich hab mir gedacht wieso soll ich dir nicht antworten.
liebe grüße

Re: noch jemand hier mit bulimie und übergewicht?

#15
@somewhere Das ist Bulimie...tut mir leid. Länge hat damit nichts zu tun. Vielleicht kann man sich bei der Intensität streiten, wenn es nur alle paar Monate mal einmal vorkommt...dann liegt vielleicht eine leichte und keine schwere Störung vor, aber die psychische Disposition ist da - und kann Dir auch noch ganz anders als mit Essstörungen Probleme machen.


@kugel

Ich roll mich mal zu Dir :mrgreen:
Ich kenne das Problem absolut und ich glaube, bei der Therapie ist ein Problem, dass Bulimie immer als eigenständige Krankheit angesehen wird; ich finde aber, dass die Grenzen sehr fließend sind. Und ich denke, Bulimie kann auch ein Ausweg aus Magersucht oder Esssucht sein; entweder weil man das Hungern nicht mehr durchhält oder aber das Vollstopfen nicht erträgt.
Diät und Gesund werden gehen nicht zusammen und die Bulimie schadet Dir sicherlich mehr als Adipositas, zumindest schneller. Aber das "gesunde" Gewicht ist ein schöner Grund, weiter abzunehmen, nicht wahr? :wink:

Für Dich gilt genau wie für andere, dass der emotionale Hintergrund der gestörten Selbstwahrnehmung - sowohl des Körpers als auch des Charakters (Selbsthass) - geklärt werden muss, um das emotionalisierte Essen zu beenden.
Ich frage mich immer wieder, wo die Grenze zwischen Unzufriedenheit mit der Figur (Bauchspeck tut beim Sitzen am Hosenbund nunmal weh und schöne Mode gibt es auch nicht mehr!) und Essstörung liegt, wenn man diese nunmal schon hatte. Mir ist es gelungen, gesund viel abzunehmen, mit dem Ergebnis, dass ich in einem extremen narzisstischen Hoch war, mein Leben nicht mehr realistisch beurteilt habe und beinahe mit meinem Studium so richtig auf die Schn**** geflogen bin. Ich war dünn, aber mein Leben nicht besser. Ich habe dann durch Stress wieder total zugenommen - denn ich hatte ja immer noch keinen vernünftigen Umgang mit allem gelernt - und erst in den letzten Monaten findet bei mir eine Entemotionalisierung des Essens statt.

Wenn Du gesund abnehmen willst, dann darf Dein Gewicht Dein Leben nicht bestimmen - Übergewicht abbauen kann je nachdem ein halbes bis zwei Jahre dauern - in diesen musst Du trotzdem leben! Und es darf keine Strafe für Deine vorherige Zügellosigkeit sein. Es darf auch nicht als emotionaler Verlust betrachtet werden. Der Weg dahin ist schwer.

Ich halte viel von Programmen wie Weight Watchers, denn sie zielen darauf ab, die Mengenzusammenstellung der Ernährung zu verschieben, den Schwerpunkt auf richtige Nahrung zu legen und Emo-Essen oder Lifestyle-Trends auszuschließen. Dabei ist es wichtig, dass Du aber eine bestimmte Menge am Tag isst. Das heißt, sie hebeln bereits diesen einen Faktor einer Essstörung - übermäßig diszipliniert und daher ein Stückchen besser zu sein als sonst - aus. Du darfst es nicht perfekt machen. Gleichzeitig gibt es keine Verbote, die man perfekt erfüllen und sich dann deshalb besser fühlen kann. Das Programm hat etwas sehr vernünftiges und faires. Wer sich einfach nur so Facts zusammenliest - gerade als Essgestörte - neigt dazu, sich ein rigides Programm zusammenzustellen, dass eher dem eigenen Wunsch entspricht, perfekt zu sein. Es gibt auch Orthorexia nervosa - der Zwang, besonders richtig und gesund, meist ökologisch, zu essen. Meistens werden dabei bestimmte Nahrungsmittel ausgeschlossen oder verteufelt, bei Weight Watchers werden Nahrungsmittel in ein gesundes Verhältnis zueinander gestellt. Außerdem ist die Ernährung sehr gut und fängt dadurch körperliche Nebenwirkungen der Bulimie schnell auf.

Ich denke, meine Karriere war Esssucht, Bulimie, kurz aufgefangen durch eine Orthorexie, dann Bulimie, Esssucht, starke Reduktionsdiät (war nie MS, definitiv nicht), Fressen, Bulimie, Abnahme aber ohne emotionale Verbesserung, aber auch ohne Kotzen, emotionaler Totalcrash, Fressen, jetzt ist das Ziel, mein Essen zu entemotionalisieren. Ich orientiere mich dabei an Weight Watchers und hoffe, dass mein Wunsch, Essen auf seine normale Funktion zu reduzieren und dabei von einer Gewichtsabnahme zu profitieren in den nächsten Monaten mich nicht wieder in eine Falle meiner Essstörung lockt. Wichtig wird dabei für mich sein, dass ich mein Leben aktiv gestalte und positive Erfahrungen nicht von meiner Optik abhängig mache, sondern realistisch bleibe. Wenn ich es nicht schaffe kriegt ihr es schon mit :roll:
Zuletzt geändert von aymone am Mo Mär 23, 2009 12:05, insgesamt 2-mal geändert.
Man ist nicht negativ anders als andere, man nimmt sich nur so wahr, weil es einem eingeredet wurde. Daher verhält man sich anders und erfährt dafür Ablehnung, nicht für die eigene Person.