#19
von Djinn
Selbstakzeptanz muss man lernen, wenn man sie nicht in die Wiege gelegt bekommen hat. Und das Lernen ist ein langsamer, mühsamer Prozess. Ich empfinde das wie eine Art Umprogrammieren, muss mir jeden Tag sagen "ich bin ok so wie ich bin", muss mir auf die Schulter klopfen (bildlich gesprochen) und mir "freundlich und wohl gesonnen sein" auch wenn ich versagt habe (gemäß meiner alten Weltanschauung).
Man muss akzeptieren, dass man krank ist und dass diese Krankheit nicht von heute auf morgen verschwindet. Dass es gute Tage gibt, auf die schlechte Tage folgen, dass ein paar gute Tage eben noch lange nicht bedeuten, dass man geheilt ist und dass es vielleicht sogar gar keine endgültige, totale Heilung gibt.
Und: dass man sich nicht so verhält und so fühlt, weil man dumm ist und anders langweilig wäre, sondern weil aufgrund von Umständen, Prädispositionen und Erlebnissen eben diesen Weg gewählt hat, um damit klar zu kommen. -> für mich ein ganz entscheidender Faktor um mich akzeptieren zu können.
Vielleicht ist das auch ein Erklärungsansatz für dich , para, warum du immer wieder in schlechte Phasen kippst, obwohl du weißt, dass sie schlecht sind. Übrigens glaub ich, dass man sich das nicht rational erklären kann, weil die Störung/Sucht/Krankheit/was auch immer eben nicht rational sondern genau gegen deine Rationalität handelt. Je mehr du kontrollieren willst, desto mehr kämpft sie gegen deine Kontrolle und deinen Verstand an. Wie ein trotziges Kind, dass immer und immer wieder das Fläschchen runter schmeißt solange du es aufhebst.
Ich verstehe deine Verzweiflung, ich kenne das beim Essen auch sehr gut. Warum esse ich immer wieder viel zu viel, wo ich doch genau weiß, dass ich mich am nächsten Tag absolut mies fühle (-> ich behalte die Essanfälle)? Keine Ahnung. Ist einfach schon ein Automatismus, der sich eingefahren hat und gar nicht mehr wirklich einen Zweck erfüllt (so wie zu Beginn). Hat irgendwas mit Belohnung im Gehirn zu tun, entzieht sich dem Willen und springt tatsächlich automatisch an. Ist glaub ich eine ganz schön mühsame Sache, das wieder loszuwerden, verlangt viel Disziplin. Ich versuche mich 1. den "gefährlichen" Situationen nicht mehr auszusetzen, 2. die "Drogen" (SChoko & Co.) nicht mehr zu Hause zu haben, 3. die Mengen zu reduzieren und 4. die Abstände zwischen den FA auszudehnen. Leider kann man ja Essen nicht entziehen (wie Alkohol und andere Drogen), deshalb bleibt ja nur der langsame und schleichende Entzug.
oder hat jemand andere Strategien?