völlig am Ende

#1
Hallo zusammen,

ich weiß eigentlich gar nicht wo ich anfangen, wo ich aufhören soll. Alles dreht sich im Kreis. Alles ist mir zuviel. Ich kann nicht mehr. Und doch weiß ich nicht, was das eigentliche Problem ist. Ich weiß, was ich machen müsste, und doch kann ich nicht. Darauf folgt das schlechte Gewissen, die Angst, die Panik. Tägliche Unruhe und Anspannung. Ich nehme jetzt zusätzlich zu meinem Antidepressivum nach Bedarf noch Promethazin. Es hilft mir auch nicht wirklich weiter. Die Folge des Ganzen sind Fressattacken mit den üblichen Folgen oder Phasen, in denen ich gar nicht esse. Keine Regelmäßigkeit. Ich hasse mich dafür das ich esse, dafür das ich nicht lernen kann, dafür das mein Haus nicht so perfekt ist, wie ich es mir vorstelle, dafür das ich mir zuwenig Zeit für mich selbst nehme (und wenn ich sie mir nehme, hasse ich mich dafür)... ich hasse mich dafür, dass ich lebe, dass ich überlebt habe. Ich wollte nicht überleben!
Jetzt muss ich leben. Jetzt habe ich Verantwortung: Mein Mann würde vielleicht alleine klarkommen, meine Freunde sowieso, aber meine Kinder nicht. Ich würde damit auch Ihr leben zerstören. Und das kann und werde ich nicht machen.
Also muss ich weiterhin durch dieses Leben. Muss überleben und mit meinem Selbsthass klarkommen. Es kotzt mich so an. Sprichwörtlich.

Lg
traumsternchen :cry:
"Lebe Deinen Traum und träume nicht Dein Leben"

Re: völlig am Ende

#2
oh man traumsternchen du spichst mir aus der seele. sei gedrückt kann dir leider net helfen nur das ich dich verstehe
die angst in der eigenen leere zu versinken ist wie wein stich ins herz.. wer nicht kämpft hat schon verloren.

Re: völlig am Ende

#3
traumsternchen hat geschrieben:Und doch weiß ich nicht, was das eigentliche Problem ist. Ich weiß, was ich machen müsste, und doch kann ich nicht.
Liebe Traumsternchen,

du hörst dich sehr verzweifelt und tapfer an. Allerdings verstehe ich nicht genau, wo das Problem liegt? Ich meine, dass ein Haus nicht perfekt ist, ist doch nicht schlimm. Also weswegen genau geht es denn gerade mit der ES und allem so schlecht. :?

lg

aire

Re: völlig am Ende

#4
Liebe aire,

hmm, ich mache seit über einem Jahr über ein Fernstudium mein Fachabitur -
(neben der Betreuung von zwei kleinen Kindern 3 und 5 Jahre alt, zwei Babykatzen, meinem Mann, der gerade massive Probleme in der Arbeit hat - mobbing und einen cholerischen Chef, was bedeutet, dass uns evtl. ein ordentlicher sozialer und finanzieller Abstieg bevorsteht; ein großes Haus mit Garten, das irgendwann geputzt werden will, meine ehrenamtlichen Tätigkeiten im Kindergarten und Verein, usw.)
- das ich vor kurzem zur Hälfte (hatte in den Nebenfächern bereits die Abschlussprüfungen) bestanden habe.
Das Fachabitur ist mein Hauptproblem. Ich steigere mich so dermaßen da rein. Mir wurde von meinen Erzeugern immer eingetrichtert, ich wäre zu allem zu blöd, zu nichts zu gebrauchen,....
Ich MUSS mir selbst (denn meine Eltern werden es hoffentlich niemals erfahren) beweisen, dass das nicht so ist.
Ich definiere im Moment meinen Wert als Menschen nur über meine Noten - und die waren bei den Prüfungen vor kurzem nicht sehr gut. Ich muss das alles schaffen, um meinen Lebenstraum, mein Ziel umsetzen zu können. Ich möchte im nächsten Herbst mit einem Sozialpädagogik Studium beginnen. Es gibt für mich derzeit keine Alternative, die kein Versagen darstellen würde. Das ist ein Teufelskreis. Umso mehr ich mich reinsteigere, umso schlimmer werden (schon jetzt - obwohl erst Ende Mai Abschlussprüfungen sind) meine Prüfungsängste, meine Versagensängste. Meine Anspannung steigt ins unermessliche - mit der Folge, dass ich mich nicht aufs Lernen konzentrieren kann. Dazu kommt meine Vergangenheit, die ständigen Alpträume und Flashbacks, die Selbstverletzungen, die Bulimie, mein Verfolgungswahn. Es ist so schwer. So aussichtslos. Und gleichzeitig meine einzige Hoffnung, das alles hinter mir zu lassen.

Danke, dass Du Dich dafür interessiert hast, warum es mir überhaupt so geht. Ich habe nämlich zur Zeit das Gefühl, ich und meine Situation interessiert sowieso niemanden. Ratschläge, wie "Du musst halt weniger machen" oder so helfen mir auch nicht weiter. Das einzige, was ich möchte ist einfach reden können oder dürfen. Ich weiß nicht einmal so genau, worüber, aber einfach nicht immer so tun zu müssen, als hätte ich alles 100%ig im Griff.

LG
traumsternchen
"Lebe Deinen Traum und träume nicht Dein Leben"

Re: völlig am Ende

#5
Liebe Traumsternchen,

interessieren tut es mich schon. Lieber Gott, das ist ja ein ganzer Haufen, der da über dir zusammenstürzt... Ich setze mich heute Abend noch mal intensiver damit auseinander, muss jetzt weg, okay?

lg

aire

Re: völlig am Ende

#6
Ich würde dir raten ein paar deiner Aufgaben abzugeben. Auch wenn dus nicht hören willst ;) Kein Wunder dass du damit überfordert bist! Das ist einfach viel zu viel was du dir aufhalst! Das wäre für jemand Psychisch stabilen schon schwer zu bewältigen! (besonders in so einer Situation mit deinem Mann). Konzentrier dich erstmal auf das was am wichtigsten ist! Auf dich nämlich! Auch wenn dich viele Leute brauchen (Kinder und vl auch Mann) musst du dennoch schauen dass es dir auch gut geht! Immerhin willst du ja noch länger und Gesund für sie da sein! Vielleicht solltest du ein paar der erlässlichen Arbeiten für eine Weile abgeben (KIndergarten und Verein vor allem). Und denk nicht du versagst nur weil du einmal eine Auszeit brauchst! Ich bin mit Studium und "Leben an und für sich" oft überfordert, ich fühl mich wenn ich das hier lese wie eine versagerin ^^ Also bitte! Sei nicht so streng mit dir selber, so wird das nämlich nicht gut enden. Schau auf dich und sei nicht böse wenn du dir zeit für dich nimmst, sowas ist einfach wichtig, die Maschine muss ja geschmiert werden damit sie läuft. Weiss nicht ob dir das großartig hilft, aber ich hoffe ich kann dir irgendwie klar machen dass du alles andere bist als eine Versagerin, egal was passiert. Was ist überhaupt ein Versager? Für mich ist das jemand ders nicht einmal versucht (obwohl ich das Wort versager überhaupt nicht mag eigentlich). Und du tust dein allerbestes. Und überhaupt, durch gute Noten zeichnet sich kein Mensch aus, glaub mir.
Zuletzt geändert von floraflora am Di Dez 02, 2008 15:56, insgesamt 1-mal geändert.
Frauen machen Diäten während Männer Karriere machen. - A. Schwarzer

Re: völlig am Ende

#7
Hallo floraflora,

ich kann im Moment nicht noch mehr reduzieren. Ich habe das in den letzten Monaten bereits getan. Ich habe meinen 400,-€ Job den ich zusätzlich noch hatte aufgegeben, ich habe mich aus der Vorstandschaft des Sportvereins in dem ich sehr aktiv tätig war, zurückgezogen, ich habe mein Amt im Elternbeirat abgegeben. Aber ich kann und will mich nicht völlig rausnehmen. Das kommt für mich einem kompletten sozialen Rückzug gleich und würde mich noch depressiver machen. Ich brauche zumindest einen gewissen Kontakt zu anderen Menschen, da ich ja dadurch das ich noch in Elternzeit bin, nicht berufstätig bin. Ich habe das wirklich schon auf ein absolutes Minimum eingeschränkt. Die Schule kann ich nicht aufgeben. Die mache ich nur für mich. Ich muss mir beweisen, dass ich das schaffen kann.
Ich weiß, das genau dass das Problem ist. Das genau diese Sichtweise, dieses Verbissene rangehen, mich daran hindert, es einfach lockerer zu sehen. Ich probiere es immer wieder. Aber ich schaffe es nicht.
Ich würde es ohne Probleme schaffen, wenn mich nicht immer wieder meine Vergangenheit einholen würde. Tag für Tag und Nacht für Nacht. Die Flashbacks und Alpträume, die sind mein Problem. Aber wie kann man die reduzieren oder verhindern? Ich weiß es nicht.
Du hast schon Recht, dass ich eigentlich keine Versagerin bin. Das ich schon sehr viel geschafft habe und immer wieder schaffe, wo andere es noch nicht einmal versucht hätten. Rein intellektuell kann ich das schon nachvollziehen. Bei anderen würde ich das genauso sehen. Aber in MEINEM Gehirn kommt das leider nicht an.
Da sind nur drei Dinge wirklich wie eingebrannt: Schuld, Versagen und ich sei eine Lügnerin

Danke für Deine Antwort
Lg
traumsternchen
"Lebe Deinen Traum und träume nicht Dein Leben"

Re: völlig am Ende

#8
Hallo Taumsternchen,

habe deinen thread nicht vergessen. :wink: Mmmh. Ich denke, am wichtigsten ist, dass du erst mal in deine eigenen Kräfte vertraust. Dass du die sätze von deinen Eltern "vergisst", dass du ja eh nichts kannst. Ich denke, mit der nötigen inneren Ruhe und Gewissheit, dass du dieses Fachabitur schafftst, wirst du es auch hinkriegen! Ich glaube, du bist schon in Therapie, oder?

lg

aire

Re: völlig am Ende

#9
Hallo Taumsternchen,

habe deinen thread nicht vergessen. :wink: Mmmh. Ich denke, am wichtigsten ist, dass du erst mal in deine eigenen Kräfte vertraust. Dass du die sätze von deinen Eltern "vergisst", dass du ja eh nichts kannst. Ich denke, mit der nötigen inneren Ruhe und Gewissheit, dass du dieses Fachabitur schafftst, wirst du es auch hinkriegen! Ich glaube, du bist schon in Therapie, oder? Das erscheint mir noch die sinnvollste Idee? Hast du vielleicht jemanden, der für dich mal auf die Kinder ufpassen kann, oder dir beim Haushalt unter die Arme greift, dass du ein Ruhe lernen kannst?

lg u drück dich

aire

Re: völlig am Ende

#10
Hallo aire,

ja, wenn ich die nötige Ruhe und Gewissheit hätte, würde ich das Fachabitur sicher schaffen. Aber gerade das fehlt mir im Moment.
Ich weiß, mir kann da keiner wirklich weiterhelfen oder mir Tipps geben. Meine Therapeutin ist gerade jetzt (seit Anfang November bis Anfang Januar) im Ausland und auch per mail nicht zu erreichen.
Du und auch alle anderen hier fragen sich jetzt vielleicht, was ich dann überhaupt will. Ich weiß es eigentlich selbst nicht so genau. Denn ich kämpfe ja bereits. Mit allen Mitteln, die mir zur Verfügung stehen. Ich versuche wirklich (und habe es auch bereits getan), Hilfe und Vorschläge anzunehmen und umzusetzen. Aber im Moment bin ich an einem Punkt, an dem ich mit offensichtlichem Handeln nicht weiterkomme und einfach keine Besserung mehr sehe.
Ich habe glaube ich einfach das Bedürfnis zu reden. Einfach meinen Schmerz teilen oder jemandem mitteilen zu können. Nicht mehr so alleine, so innerlich leer zu sein. Einfach in den Arm genommen zu werden und zu spüren, dass jemand einfach Anteil nimmt. Ich weiß nicht, ob ich das so beschreiben kann, wie es grade in mir aussieht.
Meine Kraft ist einfach so aufgebraucht im Moment.
In mir bricht grade einfach soviel wieder in sich zusammen. Neue Erinnerungen kommen hoch. Es arbeitet einfach alles. Und es fällt mir so schwer, das alles alleine (vor allem auch ohne meine Therapeutin) durchstehen zu müssen.
Ich habe zwar einige gute Freunde und meine Familie, aber ich kann meine Gefühle, diesen ganzen Schmerz nur immer ganz dosiert und in kleinste Portionen verpackt loswerden und das belastet mich auch sehr. Nicht einfach mal authentisch sein zu können. Nicht einfach mal wirklich die ganze Bandbreite meiner Gefühle zeigen zu dürfen. Nirgends. In mir steckt einfach zuviel Schmerz. Ich war zu schwer verletzt, um das wirklich komplett zeigen zu können. Damit kann leider kaum jemand umgehen.

LG
traumsternchen
"Lebe Deinen Traum und träume nicht Dein Leben"

Re: völlig am Ende

#11
Liebe Traumsternchen,

du bist ja schnell im Schreiben.. scheint so, als ob gerade alles aus dir heruassprudelt. Oder vieles. Ich freue mich, wenn Reden dir wenigstens ein bißchenErleichterung bringt. Wann kommmt deine Therapeutin denn wieder?

Für mich sieht es nicht so aus, as wüßtest du nicht, was du willst. Im Gegnteil, du weißt, du brauhst dein Fachabitur, um Sozialpädagogik studieren zu können....

Biete dir gerne virtuell eine Schulter zum Ausheulen und Knuddeln an...

lg

aire
Zuletzt geändert von aire am Di Dez 02, 2008 23:44, insgesamt 1-mal geändert.

Re: völlig am Ende

#12
Liebe aire,

ganz liebes Dankeschön für Deine virtuelle Schulter....
Ja, es sprudelt grade wirklich grade so aus mir heraus. Ich bin fast am zerplatzen, soviel passiert grade wieder.
Und ich habe kein wirkliches Ventil dafür. Meine Therapeutin kommt leider erst am 04. Januar zurück. Am 05.01. habe ich wieder einen Termin bei Ihr.
Aber wenigstens hier kann oder darf ich ein bisschen was loswerden.
Meinen Mann, der mich ja normalerweise wirklich sehr stark unterstützt und für mich da ist, kann ich momentan nicht auch noch mit meinen Problemen belasten. Er hat es grade selbst schwer genug.
Keine leichte Situation immo.
Aber das krasseste sind die Alpträume. Ich habe richtig Angst vor dem schlafen momentan.

traumsternchen
"Lebe Deinen Traum und träume nicht Dein Leben"

Re: völlig am Ende

#13
Liebe Traumsternchen,

zum glück hatte ich noch nie langfristig Alpträume. Deshalb kann ich auch nicht wirklich sagen, was dagegen hilft. Ich sage mir halt immer, es ist nicht real. Aber vermutlich können einen Alpträume segr mitnehmen, was ich von anderen mitgekriegt habe. Ich stele mir beim Einschlafen imer was Schönes vor, dass jemand bei mir auf der Bettkante sitzt und mir über den Rücken streicht mit der Hand z.B. Ich kann mir vorstellen, dass du Abends im Bett deine Probleme durchkaust, die dich verfolgen, und dann einschläfst - vielleicht kommen daher die Alpträume?

Vier Wochen sind vrdammt lang, gerade wenn man auf Hilfe wartet... :(

lg

ratlose aire

Re: völlig am Ende

#14
ja, sie sind wirklich verdammt lang, diese 4 Wochen, da hast du sehr Recht, liebe aire.
Ich erwarte ja auch keine konkrete Hilfe, ich weiß, im Endeffekt kann ich mir nur selbst helfen. Aber mir fehlt einfach im Moment die Unterstützung dazu. Einfach jemand, mit dem ich wirklich reden kann, ohne darauf achten zu müssen, ob derjenige damit umgehen kann, oder nicht. Auch über meine Verzweiflung, meine Ängste, meine Panikattacken, meinen Selbsthass und die Ekelgefühle... Es ist einfach sovieles in mir, was raus muss.

Und deshalb einfach nochmal Danke, dass Du da bist und warst. Tut mir so unendlich gut grade. Einfach dieses Gefühl nicht ganz unterzugehen, nicht ganz unwichtig zu sein.

Das mit den guten Gedanken vorm einschlafen probiere ich schon auch. Ich meditiere auch, mache Muskelentspannung nach Jacobsen. Versuche runterzukommen, mich zu entspannen. Aber es ist einfach krass, wenn sich wieder neue Erinnerungen aufdrängen. Es kommt einfach ein Punkt, an dem man das nicht mehr wegschieben kann und sich damit auseinandersetzen muss. Aber ich habe Angst davor.

LG und einen schönen Tag noch
traumsternchen
Zuletzt geändert von traumsternchen am Mi Dez 03, 2008 13:13, insgesamt 1-mal geändert.
"Lebe Deinen Traum und träume nicht Dein Leben"