Re: Bericht einer Ehemaligen

#197
Zimmer sieht aus wie ein Saustall. Halt wegen dem Streichen.

Aber es gefällt mir wahnsinnig gut, das Weiße. Gelb war es sehr düster gewesen.
Das wird wohl noch einen Tag Arbeit in Anspruch nehmen.
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Weiß ist halt keine Farbe. Da habt ihr schon Recht.
Aber man kann ja auf weiß aufbauen.

Weiß ist eben weiß. Weiße Flecken, weiße Inseln, weiße Blätter. Wenn man etwas entdecken oder schreiben will, scheint's ein guter Anfang.
Ich werde eine Ecke gelb lassen. Vorerst.


Bin sehr froh, dass ich zwei - nicht in etwa nur eine - Wochen "frei" "genommen" habe.

Ich habe ein ziemlich krassen Abschlußarbeitsthema. Habe es mir nicht ausgesucht, Prof hat es mir - nachdem ich wohlbemerkt gefragt hatte - gegeben. Ich müßte es nicht machen. Kann das hier schlecht 'diskutieren'.
Naja, ich werde wohl morgen mal zu meinem Prof gehen, der hat da Sprechstunde.
Na, ich mache das NACH meinen zwei Wochen!!
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Hm.
Ich muß bereit sein, zu arbeiten. Bislang war ich das nicht gewesen. Ich fand alles so unfair in meinem Leben.
Und für diese 'Unfairness' habe ich mir nun sozusagen auch zwei Wochen frei genommen.
Einmal mehr oder minder laut sagen (indem ich mich ja entsprechend von den Kursen abgemeldet habe): bei mir war nicht alles einfach Butter gewesen.
Warum auch immer: Ich will durchaus, das andere das von mir sehen. Jetzt gerade jedenfalls wollte ich das haben. Ich wollte es nicht quasi 'bis in den Tod verschweigen'.

Ich bin durchaus bereit zu laufen und zu arbeiten (weil ich zumeist ja auch Spaß dran habe; sonst würde ich es garnicht machen), aber einmal wollte ich doch sagen können: Das war ganz großer Mist gewesen. (dieser andere, vergangene Teil von meinem Leben)
Ich hatte ein Recht, das mal zu sagen.
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Oh Gott, aberlustige Quellen habe ich gelesen. (historische Quellen, zu meinem Fach, meinem Thema usw.) Da kann man manchmal 'Zeugs' finden - unglaublich.
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Ich hatte also in der Tat den Wunsch, das (von meiner Bulimie) einmal auszusprechen. (Ich habe es sonst nie ausgesprochen.)

Re: Bericht einer Ehemaligen

#198
So als Anregung für alle Eßgestörten hier:
Es ist viel schöner, Essen zu genießen, als es 'in sich hineinzustopfen'.

Und es ist wohl sozusagen auch eine gewisse "Kunst", das Leben zu genießen. (Nachdem man es evtl. davor in sich hineingestopft bekommen hatte. Um im Bild zu bleiben.)

Ich freue mich, wenn der ein oder andere, die ein oder andere, das hier liest, und evtl. etwas für sich daraus 'schöpfen' kann.
Ich habe es ja schonmal gesagt: Tips kann ich so gar keine geben. Es ist halt alles sehr individuell im Leben. (Vielleicht wäre das zu erkennen schon ein Fortschritt...?)

Oh Gott, ich habe Jahre lange Therapien hinter mir. Mir ist das völlig ausgeschlossen, davon auch nur irgendwas zu berichten.
Es ist halt eine ziemlich besch..eidene Krankheit; anders kann man's nicht nennen.
Ich habe nicht vor jemals zu verheimlichen, dass ich es mal hatte. Vermutlich werde ich es nicht ständig erwähnen, aber ich würde es auch nicht verschweigen. Aus meiner Sicht heißt das nicht viel weniger als: Ich würde sozusagen 'Euch' niemals 'verschweigen'.
Das ist jetzt nicht grad viel (was ich da nur 'liefern' kann), aber naja, vielleicht ist es mehr, als andere vermissen.

Kämpfen ist gut, aber niemals völlig verbissen. Das ist mein "Rat".
Ich bin nicht Therapeutin. Ich kann auch deshalb keine "Tipps" geben.

Vielleicht schaue ich hier herein, und schaue, wie es Euch geht.
Und - davon mal ganz abgesehen - vielleicht habe ich ja auch in den nächsten Tagen noch mehr zu berichten...


Fare well, my friend.

Re: Bericht einer Ehemaligen

#199
Guten Morgen.

Wäre ne ziemliche Zumutung, zu 'verlangen', dass einer all das hier lese. Ich will es nur sagen; denn ich würde es nicht verlangen.

Meine Wohnung sieht jetzt dann ganz bald so aus, wie sie aussah, als ich vor langen Jahren hier eingezogen bin.
Ein kleines Eck fehlt noch, und der Großteil der Decke.

Das Weiß macht den Raum offener, größer und auch weiter.
Die Farben der Dinge im Raum kommen jetzt wieder besser zur Geltung.

Die Decke zu streichen ist relativ sehr anstrengend.

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Will mal kurz sagen, was mich belastet:

Als ich das Medizinstudium "beendet" (abgebrochen) habe, da meinte mein Vater: Jetzt entweder in die Psychiartrie oder sofort anderes weiterstudieren.

Das war so ziemlich der größter Hammer und Schock in meinem Leben.
Und vielleicht wird verständlich, warum ich nie eine Pause eingelegt habe: Ich dachte: Dann muß ich in die Psychiartrie.

LG

Re: Bericht einer Ehemaligen

#200
na da weiss man wieder mal woher sie kommt, die Leistungsorientiertheit!!!

Kein Wunder Anna, dass du schwer zur Ruhe kommst, die Aussage deines Vaters war ja wohl wirklich unter jeder Kritik - unglaublich!!

Da freut's mich um so mehr, dass du dir jetzt wirklich mal 2 Wochen (teilweise) Ruhe gegönnt hast!

Und ich mach dir einen Vorschlag für die Zeit: MALEN!!!!
Das Bild finde ich nämlich sensationell! Würd mich freuen wieder mal eins begutachten zu dürfen :wink:

Schick dir Muße und Entspannung,
Lebensfreude

Re: Bericht einer Ehemaligen

#201
Ja, da hast Du Recht: Keine Ruhe. (Danke für das Bild-Kompliment. Freut mich, wenn's gefällt!)

Das Zimmer ist nun - bis auf eine gemütliche Ecke, die gelb geblieben ist - fast komplett weiß. Nur die Decke muß ich noch fertig pinseln.
Es ist sehr ordentlich und 'sauber'. Das gefällt mir auch so gut daran.

Es hat auch den Zweck, mich nicht mehr (für verauchtes Zimmer usw.) zu schämen, sondern ungezwungen Leute auch mal zu mir einzuladen.

Morgen werde ich mal noch ein paar Dinge zum Schrott schaffen, und dann habe ich auch schon das neue Leben.

Ich habe meinen Eltern mit meinem Verhalten sicherlich auch sehr viel 'Angst eingejagt'. Das möchte ich hier mal noch fairer Weise dazu sagen.

LG!

Re: Bericht einer Ehemaligen

#202
Um das mal noch auszuführen, die Eltern-Perspektive:

Was macht man, wenn man Eltern ist, und ein Kind hat, das im wahrsten Sinne des Wortes 'nicht richtig isst'?
Und hat man nicht auch Angst, es sozusagen 'in die Hände eines wildfremden (Therapeuten) zu geben'?
Man wünscht es sich ja wohl doch, alles in der Familie zu regeln. Also ich kann das schon verstehen.

Es war alles sicherlich nicht nur für mich erschöpfend, schwierig, teils 'zermarternd' gewesen.

Und die Probleme, die wir so hatten, dafür konnte niemand so wahrlich etwas. Das waren mehr oder minder die 'Probleme der Welt' gewesen.
Ich habe mich nicht ganz gut verhalten, meine Eltern teils auch nicht, und so kam halt quasi Eins und Eins zusammen.
Wir (Menschen) stecken halt nun einmal nicht in allem drin, und wir können nicht alles regeln. Manchmal muß man Dingen solchen Zufällen, schlechten Ereignissen oder wie auch immer quasi 'überlassen'.
Es ist ja doch so, dass wir durchaus alle davon lernen. Und mehr geht halt auch nicht, mehr kann man nicht erwarten.

LG

Re: Bericht einer Ehemaligen

#203
Daran und an anderem nicht zu verzweifeln, das ist dann glaub auch einfach eine der großen Lektionen.

Ich bin nicht hier - wie niemand -, um über andere oder anderes zu "richten". Ist sozusagen nicht in meiner Macht, in irgendeiner Weise über 'die Ordnungen' zu 'verfügen'.
Und andere hätten das aber sicher auch gerne getan, nur um die Dinge eben - so, wie man es selbst tatsächlich glaubte - gut zu machen.

Ich habe also keinerlei so etwas wie in etwa 'feindselige' Emotionen. Überhaupt nicht. Im Gegenteil: Ich liebe, achte, respektiere meine Eltern von ganzem Herzen, und ich weiß, dass sie das auch ganz genauso machen.

Es ist ein Entschluß, zu Kotz.. Jedenfalls bei mir war es ein Entschluß gewesen. Und das vielleicht in einem Moment, da irgendwer eine Entscheidung treffen mußte. Und also habe ich eine solche getroffen.
Dass diese jetzt nicht gerade gut war, das vielleicht besser andere evtl. zu weiseren Entscheidungen gefunden hätten haben sollen - das steht nochmals auf einem anderen Blatt geschrieben.
Ich habe - in meinem Denken durchaus auch zum Wohle aller - mich eben nuneinmal in dieser Weise dazu (zum 'Problem-Komplex' oder wie auch immer man es nennen möchte) verhalten. Ich habe das getan, was mir als sinnvoll erschienen war. Das, wovon ich glaubte, es würde zu den besten Lösungen für alle führen. Mit einem starken Gewicht auf meinen eigenen Interessen; das ist klar.
Und so wäre auch jede Entscheidung eines anderen, sicherlich auch erstmal auf eigenen Interessen gewesen.

Und, zudem: Ich habe in der Tat sozusagen sehr viel 'Einfluß' mit meinem Verhalten genommen. Ich war in gewisser Weise auch ein 'Tyrann' gewesen.
Das ist, so denke ich, einfach die Welt und das Leben.

LG

Re: Bericht einer Ehemaligen

#204
Übel ist nur, dass ich manchmal nichts machen kann, sondern in so 'semi-therapeutische' Beziehungen 'schippere'. Und die sind dann vermutlich schlecht für alle Beteiligten.

Leute haben andere Jobs und Aufgaben, als sich um mich zu kümmern.

Wünschen würde ich mir:
Okay, okay, ist alles gut, ich habe schon verstanden. Keine Sorge!

Das ist dann halt übel. Man hängt am Vertrauen, das man dem anderen gegeben hat.

Wenn meine Eltern gegen Therapie sind, dann ist klar, wie gut die funktionieren.

Ich werde das Nerven also sozusagen 'wettmachen'.

Ich wünschte, man würde das Positive sehen, und wieviel ich vertraue. Nicht dass ich mich blöde, absonderlich, nervend oder unverständlich verhalte.
Ich wünschte man würde die Logik und den Fortschritt sehen.

Ich sehe das so: Ich habe es ihm ja auch zugetraut zu verstehen. Das mache ich gewiss nur selten.

Da, wo ich Fortschritte mache, da mache ich eben auch Rückschritte. Nur temporäre Rückschritte. Eben eher Seitschritte, wie ich es nenne.

Das Schlimmste, was passieren kann: Ich verliere meine Abschlußarbeitsbetreuung. Dann müßte ich da eine neue finden.
Mich würde es emotional "kränken", weil man hätte mich dann völlig falsch verstanden.
Mir tut's immer weh/ leid, Menschen zu verlieren, die ich mag und ganz hoch schätze. Wenn ich denke sie sind mir ähnlich in manchen (in anderem gar nicht) usw.
Trotzdem muß ich mich da von meinen 'emotionalen Querelen' trennen, und das komplett nüchtern sehen. (Und das ist jetzt mal bei Gott nicht leichter geworden.)
Wenn man's überlebt, soll man daran wachsen.
Von dem Standpunkt aus betrachtet: Wie groß soll ich denn noch werden.

LG

Re: Bericht einer Ehemaligen

#205
Also nicht, dass ich obersensibel bin, aber ich kann das hier (Forum) nicht gut aushalten. Und ich nehme das mal als Zeichen, dass ich eben schon viel zu sehr 'auf der anderen Seite' oder wie auch immer man es nennt stehe. (Und dann aber auch nicht so sehr, um jetzt hier gleich zu helfen.)

Das (hier helfen) werde ich vielleicht in 10 Jahren nochmals versuchen.

Ich bin für heute mit mir zum Theater verabredet. Muß deshalb auch gleich gehen.

Das klingt irgendwie alles relativ lächerlich, was ich hier schreibe, da ich weiß, was andere hier quasi so 'um mich herum' schreiben.

Naja. Nichtsdestotrotz werde ich jetzt mal zum Theater watschen.
LG!
Zuletzt geändert von Antja am Do Nov 20, 2008 19:20, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Bericht einer Ehemaligen

#206
Mein Dozent war für mich halt mal wieder wie ein Vater. Und ich wünsche mir den glaub nur einmal, und dass er mir dann hilft.
Mein eigener kann das nicht, und wenn er's wollte, würde ich ihn nicht lassen.

Das ist total beschissen, ich 'verliere' mich immer wieder in diesen 'e-mail-Geschichten'.
Und dabei ist es gar nicht viel, was fehlt, und die Chancen stehen gut, dass der mir 'helfen' könnte.

Ich kann das nicht erklären, das ist mir jetzt selbst zu kompliziert. (Ich könnte, aber ich will nicht.)

Re: Bericht einer Ehemaligen

#207
Ich bin immer an so scheiß unwichtigen Dingen gehangen. Hab in der Zeit nichts gesehen vom Leben.

Und dann immer wieder so ne emotionale Scheiße, die man nicht aussprechen kann. "Hallo Dozent, können Sie mal eben so tun, als wären Sie mein Vater, und mir dann helfen?" - kommt nicht gut an.
Der denkt eh schon ich wolle mich einschleimen oder so, um dann dadurch gute Noten oder was zu bekommen.
Noten gehen mir so am Arsch vorbei. Pardon. Natürlich nicht, aber - schon in diesen Relationen.

Re: Bericht einer Ehemaligen

#208
Erst weiß man nicht, was man sagen will, dann denkt man es ist ganz easy, dann redet man so lange um den heißen Brei herum, bis die anderen schon gar keinen Nerv mehr haben, noch länger zuzuhören.
Zwischendrin weiß man, was man will, kann es aber nicht aussprechen, dann schämt man sich, dann fürchtet man sich halb zu Tode, irgendwann platzt man dann, aber es ist alles schon vergessen.

Bei mir jemals an die Psychiartrie zu denken, ist so falsch, wie es falscher gar nicht sein könnte.

Ich habe eine Eßstörung überstanden, ich habe ein Studium gemeistern usw. - ich bin nicht krank in einem solchen Sinne.

Re: Bericht einer Ehemaligen

#210
Kommt mir alles so bescheuert vor. Wie kann man sich nur so blöde anstellen.

Und dann denke ich wieder: Kann es nicht so sein, wie in Filmen? Kann es denn nicht so etwas einfach auch mal geben? Und gibt es diese Filme nicht überhaupt nur, weil es das gibt?
Und warum kann ich nicht die sein, der's passiert.

Und warum können andere das nicht 'kapieren'.

Ich will doch nichts. Nur zwei Sekunden, dann bin ich schon für's ganze Leben mehr als bloß zufrieden.