#10
von Schlafquala
Hallo an euch, vielen lieben Dank für eure Antworten und Anregungen. Ja, seine Meinung interessiert mich natürlich und das bringe ich noch mit hinein.
@bumble-Bee: Tolle Situation, wirklich, so in der Art stelle ich mir das auch vor. Habe ja meinen Brief etwas abgeändert und ist auch drin enthalten…
@elisabeth: Erzähl ihr davon, wirklich! Es ist sau schwer, aber es erleichtert…
@aschenputtel: Sag ihm, wenn dir seine Meinung od seine Unterstüzung nicht wichtig wäre, dann würdest du ihn jetzt nicht damit konfrontieren.
Das ist ganz wichtig – danke!
habe hier noch eine Version, etwas abgeändert…
Ola ma Scha,
ich möchte und muss mit dir über etwas sehr, sehr Wichtiges reden und ich sehe keine andere und bessere Möglichkeit, dies mit Hilfe eines Briefes zu tun.
Ich bin auf der einen Seite sehr glücklich mit dir. Es gibt viel zwischen uns, was mich stärkt und mir Halt gibt, doch ist da etwas, was in unserer Beziehung fehlt, mir sehr fehlt. Ich habe es lange nicht definieren können und doch gespürt. Mittlerweile glaube ich, erkannt zu haben, was mich so bekümmert macht und dass du daran wirklich etwas ändern kannst, wenn du willst.
Es geht um meine Gedanken, meine Gefühle, meine Person, mich MIT der B*. Sie ist da und ich habe es dir damals im Vertrauen erzählt. Es hat sich daraus eine Hoffnung entwickelt, dass du mit mir dieses Problem angehst und mich als Lebenspartner unterstützt. Doch du schließt es aus deinem Leben nahezu vollständig aus und tust so, als würde es dich als Partner nichts angehen. Ich weiß es leider nicht besser auszudrücken.
Ganz so ‚dramatisch‘ ist es nicht, immerhin fragst du ja wenigstens einmal im Monat, wie es mir gehe und wie ich so vorankomme. Ich schreibe es extra so salopp daher, da es genau so bei mir ankommt. Hauptsache man fragt mal nach, damit es nicht ganz unter dem Tisch verschwindet. Von den schlechten Eigenschaften meines Problems möchtest du nichts hören, es interessiert dich nicht, du schiebst es von dir weg. Erfolge werden von dir zwar gelobt, aber es kommt auch darauf an, über Dinge zu sprechen, die nicht so angenehm sind, wie Erfolge. Ängste, meine Gedanken oder was auch immer.
Du hast mir erklärt, dass du dich jetzt nicht damit beschäftigen magst, weil es dir selber nicht gut geht und du dich dadurch zu sehr runterziehen lassen würdest. Das verstehe ich und akzeptiere es auch, aber was ist mit den Jahren davor? Du merkst, ich will Unterstützung und ich erwarte sie von dir, von meinem Partner. Probleme soll man in einer Partnerschaft gemeinsam lösen und nicht alleine. Natürlich macht der Betroffene die ‚Arbeit‘, doch der andere sollte unterstützen und da sein, wenn man reden will oder was auch immer. Vielleicht denkst du jetzt, aber ich bin doch da! Ja und nein. Ich fühl mich bei dir mit meiner Krankheit nicht angenommen, nur wenn ich so tu als sei sie nicht da.
Gestern waren wir ja in Wall-E, ‚A Wall-EEE‘ *l*. Ich wusste, dass ich dem Druck am Nachmittag zu Hause alleine nicht standhalten werde und hatte mir überlegt, zu dir zu kommen. Doch ich wollte nicht. Eigentlich schiebe ich ALLES sofort auf meine Sucht. Und das ist sicherlich ein Teil des Grundes für das ‚Nicht-Wollen‘. Doch habe ich dann versucht, etwas mehr in mich hinein zuhören (mithilfe einiger Mädels im Forum habe ich es auch geschafft, denn dazu braucht man auch mal einen Gesprächspartner). Ich fragte mich, warum hast du dann einen FA – was hätte ich denn eigentlich gerne? Und da fielen Worte wie Geborgenheit, Wärme, vollkommendes Annehmen und Verständnis. Es kamen Bilder von dir und mir, fest umarmend, die Liebe des anderen spürend und ein Gefühl von: Du bist da. Du weißt, dass es mir in dem Moment nicht gut geht und willst mir durch die Umarmung Kraft und Geborgenheit geben, mir beiseite stehen. Ich spüre, du liebst mich auch mit der Krankheit, in dieser Situation und verachtest mich nicht dafür. Ich fühle mich vielleicht sogar etwas beschützt vor der Krankheit. In mir kommen in der Vorstellung keinerlei Zweifel.
So. Und da ist der Punkt, denn Zweifel, Bedenken, Scham und Angst überrollen mich, wenn ich in Realität daran denke, zu dir kommen und bei dir zu bleiben.
Bitte versteh mich nicht falsch. Es ist nicht so einfach und deshalb erklär ich es dir so detailiert. Vielleicht willst du mir sogar das alles geben? Es fühlt sich aber leider nicht so an.
Der Satz (ich erwarte Unterstützung von dir) überrascht dich wahrscheinlich und bereitet dir Unbehagen/Unverständnis? Mir ist dabei auch nicht wohl, weil ich mich nicht traue, das von dir zu erwarten. Du wehrst dich dagegen und verunsicherst mich dadurch, ob ‚man‘ das als Partner überhaupt erwarten darf.
Doch mein Verstand sagt mir, dass man es darf. Ich mochte diesen Satz kaum aufschreiben wollen, aber ich tu es trotzdem, denn ich habe noch Hoffnung, dass du mir helfen kannst, wenn du willst. Du kannst das wirklich, mein Schatz, auch wenn du immer wieder gesagt hast: „Ich kann das nicht. Es ist deine Entscheidung, was du tust.“ Was bei mir ungefähr so ankommt wie: „Mach du mal. Mir ist egal, wie und was – nur halt mich daraus. Ich bin dann zwar da (körperlich), aber doch nicht so richtig bei dir. (seelisch)“, so dass es bei mir so ankommen würde wie oben in der Vorstellung beschrieben. Die Aussage zeigte Ablehnung und eine abweisende Haltung gegenüber mir mit meiner Erkrankung. Ohne, so wie du mich sehen willst (habe ich oft das Gefühl), nimmst du mich an. Weißt du, das Entmutigende an dem, was du schon oft gesagt hast, ist nicht der Wortlaut, sondern die Geste dazu, an die du dich wahrscheinlich nicht erinnern kannst, weil es einfach und unbewusst aus deinem Inneren heraus geschehen ist. Ein Schulterzucken und ein Blick von mir weg…Stell dir mal vor, du würdest mir wieder erzählen, dass es dir gerade aufgrund deiner inneren Unruhe nicht gut geht und ich würde sagen: „Keine Ahnung, ich kann dir nicht helfen.“ Dabei würd ich dann (interessenlos) wegschauen und mit der Schulter zucken. Wie fühltest du dich dann? Im Stich gelassen? Ignoriert? Abgelehnt? Oder vielleicht doch, dass ich mit dir fühle? Wohl kaum…
Ich weiß noch nicht, wie ich den Brief enden lassen soll. Kann mir da vielleicht auch einer von euch helfen. Wie findet ihr ihn jetzt? Ich will auf jeden Fall noch etwas liebes sagen, ihn beruhigen oder so.
Ganz lieben Gruß,
Schlafquala
Verstehen kann man das Leben rückwärts, leben muß man es aber vorwärts.