Andere "verkraften" solche Dinge eben besser, weil sie auch eine gefestigtere, stabilere Persönlichkeit haben. Das war bei dir nicht der Fall, das sagtest du ja auch schon.
Meine Sexualität hab ich schon als Kindergartenkind entdeckt. Ich hab erst lernen müssen, dass ich ganz allein bin mit "dieser Sache" und es auch erstmal noch seeeehr lange Zeit bleiben werde. Das ist schon komisch: ich kannte es bevor ich wusste wie es heißt.
Aber ich glaube nicht, dass es mir in irgendeiner Weise (zumindest in s*x**ll* Hinsicht) geschadet hat, zumindest hab ich noch nie darüber nachgedacht...
Wobei es mir schon oft so vorkommt "alles schon durch zu haben", dass es eben keinen wirklichen Reiz mehr gibt, das ist ja nun echt nicht toll... aber vielleicht liegt das auch an anderen Dingen - ich weiß nicht.
Als ich langsam ins Alter kam wo der erste Sex anstehen könnte, hieß es immer von allen Seiten: "was? die is noch Jungfrau? boah geil! die knack ich!". Jeder wollte der erste sein. Zudem war ich die Schwester vom berühmt berüchtigten Gregor. Manche zog das um so mehr an. Aber meinem Bruder wäre es sowieso egal gewesen, selbst wenn ich in ne Massenvergewaltigung geraten wär...
Mein Pech war auch: ich stand ja damals schon auf "reifere" Männer, um die 30. Die hätten alle gern nochmal ne knackige 16jährige entjungfert. Das ist doch bei denen DIE Fantasie schlecht hin. Ich genoss es zwar Aufmerksamkeit von denen zu bekommen, aber ich wusste nicht, dass sie eigentlich allein meiner Jungfräuligkeit galt und nicht mir.
Ich hatte dann auch mal eine kleine "Affaire" mit dem Bruder der Freundin meines Bruders. Mein Bruder und seine Freundin fanden das ekelhaft. Irgendwie gab es da eben soeinen kleinen Beigeschmack von Inzest...
Ich hielt das nicht lange aus.
Der Typ war ja wirklich ganz schön gut-aussehend, charmant, humorvoll, sportlich, pünktlich, hat sich um mich gekümmert wo er nur konnte, ich bekam Komplimente zu Hauf, wurde erst-klassig unterhalten, bekam jeden Wunsch erfüllt, wurde auch seinen anderen Freunden vorgestellt, alles was man sich nur so wünschen kann und ich glaube ich war auch die einzige und "beste" für ihn, eben das was er wollte.
Aber er wollte mich nur als seine "Trophäe" umherzeigen, die Schwester vom tollen Gregor, vor dem alle urigen Respekt hatten.
Er ließ auch mal den Spruch ab: "Gregor ist jemand den man lieber zum Freund will, als zum Feind." mit sonem Anflug von Angst in der Mimik.
Mein Bruder reagierte auf dieses Spiel allergisch und da der Typ ja lieber sein Freund als sein Feind sein wollte, hat er mich ständig hintergangen und vor den Augen meines Bruders n völlig falsches Spiel gespielt, in dem er mich vor allen lustig machte.
Das hat mich damals ganz schön gekränkt. Schließlich verachtet mein Bruder mich ohnehin schon und alle trampelten sie wild drauf rum. Ich fand das so schlimm, weil er mir davor (oder währenddessen schon?) sogar noch mit dieser "dein Bruder und du, ihr müsst zusammenhalten, euch verbindet soviel! Ihr habt diese ganze Scheiße mit eurer Mutter durchlebt" - Masche kam! Der wusste genau, dass das der wunde Punkt ist!!
Als ich ihm irgendwann sagte, dass er mir einfach "zu dumm" wär, war eben Schluss mit Lustig. Gott hab ich mich schmutzig und verraten gefühlt.
Ich war aber zum Glück nicht mit ihm im Bett.
Aber unabhängig davon: Ich bekam zu der Zeit das Gefühl alle Männer der Welt haben zu können, weil man überall Intresse an mir zeigte.
Aber: Alle Typen die sich um mich bemühten in dieser Zeit, egal in welchem Alter, für die ich auch ansatzweise Gefühle entwickelt hatte, ließen mich fallen wie ne heiße Kartoffel als sie n halbes Jahr später erfuhren, dass ich zwischenzeitlich bereits nen ersten Freund und ersten Sex hatte...
Es war nicht so, dass sie ganz klar sagten: ich interessiere mich nicht mehr für dich, weil du keine Jungfrau mehr bist.
Nein. Sie ließen es mich indirekt irgendwie spüren, dass ich jetzt minderwertige Ware bin.
Ich hatte mich ja kein bisschen verändert, nur dass ich eben nicht mehr jungfräulich war...
Seit dem zeigte keiner mehr wirklich Interesse, denn jetzt bin ich 18 und keine "sweet 16" mehr, jetzt könnte ich theoretisch in die Pornobranche einsteigen, jetzt bin ich schon 8934890348 mal durchgef**** und total schmutzig und verhurt.
So fühlt sich das an. Das ist überspitzt dargestellt, klar, aber irgendwie bekomme ich dauernd dieses Gefühl es wäre so, dass alle Männer jetzt so denken. Dass alles besondere an mir nun weg ist...
Vielleicht denke ich auch nur so, weil ich damals so ziemlich das erste mal wirklich Aufmerksamkeit und Zuwendung geschenkt bekam. Und da das eigentlich nur in meiner Jungfräulichkeit begründet lag, fühle ich mich jetzt natürlich noch unzulänglicher und schmutziger als je zuvor.
Was ich interessant finde ist diese Sache mit deiner Mutter. Also, dass sie ja so verschieden ist zu meiner, aber trotzdem grundähnliche Reaktionen erzeugte.
Das stimmt, du kannst deinen Eltern nicht direkt was vorwerfen. All das zu erklären muss schwer sein. Ich glaube du hast es generell schwerer als ich diesbezüglich. Ich meine: ich brauch z.b. nem Psychologen nur zu sagen, dass ich aus einem "zerrüteten Elternhaus" komme, also sprich: Mutter aggressive Alkoholikerin, die uns prügelte, tyrannisierte, hungern ließ, im Winter aussperrte, öfter mal fast umbrachte oder schlicht ignorierte, Vater zumeist lethargischer Depressiver der sich abschottete und auf nichts reagierte und gelegentlich mal völlig ausrastete und alles kurz und klein schlug - war fast nie da und verschwand irgendwann für ein halbes Jahr mal eben spurlos, Bruder arroganter Machoarsch der mich auch prügelte und heute schlicht ignoriert, als gäbe es mich nicht. Großeltern wollen mich seit ca. 4 Jahren nicht mehr sehen, weil ich ein "schlechtes Kind" bin; beste Freundin hat mich hintergangen: mein Tagebuch wurde von haufenweise Leuten gelesen, 2 Jahre durchweg "hardcore-psycho-mobbing" in Schule. So, 2 Minuten um, schon hat man den Kern meiner Störung gefunden
Und du, der es mindestens genauso scheiße geht, kann nur sagen, dass eigentlich ja alles ok war...

Das machts nicht einfach.
Zu der Vater-Sache: ich glaube man fühlt sich so komisch weil man innerlich weiß, dass es "falsch" ist. Dass es eben schon fast was inzest-mäßiges hat. So genau kann ich es mir auch nicht erklären. Ich denke einfach, dass irgendein Instinkt in uns sagt, dass es verkehrt ist. Kann das ein?
Nach der Trennung hing ich ja ziemlich an ihm und war total viel mit ihm zusammen. Ich war wie ne Klette, bekam mit 11 oder 12 noch totale Heulkrämpfe wenn er nicht da war... echt merkwürdig. Wie son Kleinkind.
Mein Bruder war viel selbstständiger. Er wirkte immer total abgebrüht, als würde er eben immer alles einfach so wegstecken. Er hatte weder ne besonders gute Bindung zu meiner Mutter, noch zu meinem Vater. Es kommt mir so vor als wollte er immer betonen, dass er nicht zu uns gehört, dass er nicht in diese Familie gehört. Als würde er bloß darauf warten endlich abhauen zu können. Er schottete sich ab von uns, aber gleichzeitig war er wütend darüber, dass ich so an unserem Vater hing und so "unselbstständig" war. Ich hingegen war wütend darüber, dass er noch so nett zu meiner Mutter war, nach all dem was passiert war... (ich hasste sie wie die Pest, er anscheinend nicht, er blieb immer neutral und locker)
Und so schaukelte sich unser Hass gegeneinander nochmal zusätzlich hoch.
Nach dem was ich so höre über ihn meldet er sich höchstens mal bei meinem Vater alle halbe Jahre wenn irgendwas in der Wohnung zu bauen ist, was er allein noch nicht schafft. So wie ich auch, sehen wir unseren Vater eher als Kumpel, als wirklich als den Vater...
Ansonsten tut er so als wär nix. Als kannte er mich nicht, als kannte er meine Mutter nicht, als wäre unser Papa nur einer seiner 78347934753 Kumpels, die er mal so flüchtig kennengelernt hat.
Unsere ganze Familie ist irgendwie total zersplittet. Niemand kenn da jemanden wirklich, keiner weiß was er von dem anderen halten soll und niemand will so richtig wahr haben was damals alles passiert ist, bzw. es wird runter gespielt.
Nach der Trennung schlugen wir alle Türen zur Vergangenheit hinter uns zu und drehten uns auch nicht mehr um...
Ähnlichkeiten zu meiner Mutter habe ich kaum. Ich komme ziemlich nach meinem Vater.
Wobei ich schon sagen muss, dass das sone 50:50 Sache ist. In meinem Gesicht sind Mutter und Vater in fast gleichen Anteilen vertreten, aber auf den ersten Bick sehe ich aus wie mein Vater, weil ich eben auch seine schwarzbraunen Augen hab und die ganze Gesichtsform usw.. Von meiner Mutter habe ich so diesen "Freinschliff" bekommen. Also z.b. die Wangenknochen und das Kinn, die Lippenform, schmale Fussfesseln, langer Hals usw. Alles was halt nicht sofort auffällt, dem ganzen aber diesen "femininen Touch" gibt
Charakterlich hab ich glaube ich garnix von ihr. Aber ich kann das auch schwer einschätzen, was ist schon ihr wahrer Charakter? Kenn ich den überhaupt?
Ne Zeit lang hab ich verleugnet überhaupt irgendwas von ihr zu haben, aber mittlerweile kann ich die Wahrheit akzeptieren. Zumal: Sie sah nicht schlecht aus, manchmal denke ich: das einzig gute was sie gemacht hat war mich zu gebären und mir all ihre graziln, femininen Züge zu vererben
Immerhin kann ich es mittlerweile zulassen mich weiblich zu fühlen. In den ersten Jugendjahren wollte ich kein Mädchen sein, ich hab mich wie n Junge gekleidet und wollte unbedingt einer sein, weiß Gott warum...
