Hallo Aire,
Oh Mann, ich bin total übermüdet, da ich seit gestern füh um 8 Uhr wach bin, und nur mal kurz gedöst hab heut früh nach meinr Nachtschicht. Aber bevor ich ins Bett geh muss ich unbedingt noch was posten:
Ich hab mein Leben lang immer alles mit mir machen lassen, ich war es gewohnt nicht als der Mensch, der ich war respektiert zu werden. Ich wurde daheim von meiner Mutter geschlagen, vom Vater manipuliert, damit ich funktionierte, wie ers wollte, von allen bevormundet, im Kindergarten und in der Schule gehänselt, verspottet, geschlagen...
Ich hatte keine Grenzen, keinen Bezug mehr zu meinem Körper und meinen Bedürfnissen.
Wenn ich nicht funktionierte, wie ich sollte, dann wurde mir ein schlechtes Gewissen eingetrichtert, wie egoistisch und rücksichtslos ich doch sei, dass ich nur Flausen im Kopf habe, etc...
Ich traute mir 23 Jahre meines Lebens nichts zu und versuchte immer nur zu leben, wie vor allem mein Vater und meine Mutter es gut heißen würden. TEILWEISE UNBEWUSST.
Erst dieses Jahr nach meinem Umzug, als ich alleine auf mich gestellt war fing ich auf sehr harte Art und Weise an meine Grenzen und Bedürfnisse zu entdecken.
Ich hab immer viel zu viel von mir verlangt ohne jemals Rücksicht auf meinen Körper zu nehmen, ich machte den Umzug alleine, schlief wenig und arbeitete nebenbei, ich trieb mich so oft an meine Grenzen, auch die letzten Wochen, nur um alles perfekt zu machen. Alles was ich erreichte war viiiieeeeeeeeeeel zu wenig, und doch stresste ich mich so lange und so sehr, dass ich kaum noch Schlaf hatte und mein Körper nicht mehr wirklich mitmachte.
Ich wollte immer meinen Vater beeindrucken, indem ich mir soviel abverlangte und seine Liebe und Bewunderung sichern. Meine Schwester tut das nicht und von ihr ist er ständig "enttäuscht". Aber auf mich hält er ja so viel, weil ich versucht hab alles zu tun um es ihm recht zu machen.
In Großen Teilen geschah das unbewusst.
Ich stresste mich so sehr, leistete einiges und hielt mich doch glatt für faul (ein Aspekt des falschen Selbstbildes, den ich jetzt erkannt hab, den Ruhephasen und Hobbies sollte jeder haben - auch ich). Mein Leben bestand nur noch aus Pflichten, Arbeiten, Leistung, Uni... Papa beeindrucken. Nur nicht Geld für Unnötiges wie mal ne DVD ausgeben, denn Papa würde das nicht gutheißen...
Neue Unterwäsche? Wozu, die alte ist kaputt und löchrig, aber tuts doch noch (genau wie Papa denken würde)...
Bei Zuwiderhandlungen folgte immer ein übelst schlechtes Gewissen, obwohl Papa gut 300km entfernt ist unds net mitbekommt
Meine Mutter ist wie gesagt psychotisch. Ich hab einiges von ihrem Verfolgungswahn übernommen, dadurch, dass ich von klein auf mit ihren verkorksten Wahnvorstellungen aufgewachsen bin.
Noch heute traue ich mich nciht die Tür zu öffnen, wenns klingelt und ich nicht weiß wers ist (dabei fahre ich
paradoxerweise furchtlos die Taxinachtschicht), ich traue mich nicht ans Telefon, wenn ich die Nummer nicht kenne.
Das beruht noch auf Situationen in meiner Kindheit, als ich, wenn es an der Tür läutete oder das Telefon klingelte nicht ran durfte. Meine Mutter nahm meine Sis und mich immer beiseite in nen anderen Raum, während Papa rangehn oder Tür öffnen musste.
Das hat mich irgendwie geprägt. Daher kann ich furchtlos die Nachtschicht beim Taxi fahren, aber habe Angst, wenns an der Tür läutet oder ich ne Telefonnummer net kenne.
Meine Mutter trichterte mir auch ne totale Angst ein aufreizend auf Männer zu wirken, weshalb ich schon nur bei der Konfrontation mit Männern immer angst hatte, ich würde aufdringlich wirken.
Bei dezentem Makeup bildete ich mir ein wie ne Schlampe auszusehn oder zu auffällig zu wirken, etc...
Ich hatte erst einen Freund und gerade 3 mal Ex mit meinen (in ner Stunde) 24 Jahren. Krass, oder?
Nach meiner Affaire mit dem Typen von dem ich geschrieben hab (und Sex ist auch was, was mir Angst macht, durch meine verkorkste Erziehung, denn ich fühlte mich danach wie ne Schlampe), gerade nachdem er anfing sich zu distanzieren, konnte ich kaum noch in den Spiegel sehn. Ich hatten total gegen das gehandelt, was meine Eltern gut geheißen hätten - wenn die wüssten, dass ich Sex hatte - ne Affaire - OH GOTT.
Ich konnte nimmer in den Spiegel sehn und in meinen blonden Haaren sah ich irgendwie die Bestätigung: Schlampe. Auch verankert im unterbewusstsein. Blonde Frauen bezeichnete meine Mutter immer als Schlampen.
Gerade in dieser Zeit, es war Anfang November, spuckte mich ein wildfremder Kerl einfach so mitten auf der Straße an. Klar wusste ich, dass es ein Idiot war, der wohl ein Problem mit meiner Visage hatte. Es war NICHTS geschehn, was das gerechtfertigt hätte, ich hab ihn nicht angestarrt, beleidigt oder sonstwas. Einfach im Vorbeigehn spuckte er plötzlich.
Ich wusste, es war nicht meine Schuld. Und dennoch unterbewusst flüsterte mir ein Teil in mir ein: Das liegt dran, dass du ne blonde Schlampe bist.
Blödsinn, wie ich real wusste, aber DAS hätte von meiner Mutter kommen können und ich bekam dieses Denken nicht aus mir heraus.
Ich ertrug mein Spiegelbild nicht mehr und färbte meine schönen Haare braun

Bereue ich jetzt sehr.
Das sind so BLOCKADEN, die unterbewusst ablaufen/abliefen. Klar weiß und wusste ich, dass blonde Frauen keine Schlampen sind, dass man ruhig an Telefon und Tür gehn kann und nix passieren muss, dass Sex zu haben nichts schlampenhaftes ist, etc....
Aber dennoch waren da unterbewusst diese Blockaden gewesen... Ich weiß es nicht anders zu beschreiben.
Man weiß, dass etwas schwachsinnig ist und dennoch kommt man nicht davon los... Blockade eben.
Das lösen dieser Blockaden empfinde ichals ziemlich schmerzhaft - seelisch. Und sobald mir klar wird, worin eine solche Blockade bestand und wo ihr Ursprung ist in meiner Kindheit fühlt es sich an, als sei ein Knoten gelöst.
Schwer zu beschreiben, aber so gehts mir im Moment. Das ist eine Entwicklung, die in die Aufsicht einer Therapie gehört - meine Meinung.
Mir wird erst jetzt nach und nach bewusst, wo meine Eltern realitätsfern dachten, denn auch mein Vater ist auf neurotische Weise zu übervorsichtig.
Ich fange an auszusortieren, was in meiner Erziehung brauchbar ist und was eher schädlich für mich, weils schwachsinnig ist und mich einschränkt.
Ich werde ein eigenständiger Mensch und das erst mit 24 Jahren

Ich lege so vieles ab, was einfach realitätsfern war in meiner Erziehung und fange an mein "eigenes Ding" durchzuziehn.
Ich schrieb heute früh an meine Freundin:
Jedenfalls wurde mir erst an den Weihnachtsfeiertagen klar, wie sehr ich immer funktionieren musste.
Meine Ellis haben Kinder bekommen - MEINER MUTTER ZULIEBE. Damit die arme depressive Frau sich nimmer so einsam fühlt und wieder ne Lebensaufgabe hat.
Ich les grad ein Buch für meine Hausarbeit (Das Drama des begabten Kindes) und find mich so sehr drin wieder. Da geht um Eltern, die selbst seelische Defizite haben und die dadurch ausgleichen, dass da plötzlich kleine Wesen sind, die von ihnen abhängig sind. Kinder sind ja praktisch: Is das Ego angekratzt bekomm einfach n Kind, das kannste formen wie du willst und du bist plötzlich der Boss, das Kind muss parieren wies dir passt und du kannst damit umgehn wie du willst - merkt ja keiner.
Na ja, bei meiner Mutter wars halt auch immer so. Die hätte nie Kinder bekommen dürfen.
Mir kam an Weihnachten erst wieder hoch, wieviel ich zurück stecken musste nur um meine Mutter glücklich zu machen.
Heut frag ich mich, wie ich SO nur aufwachsen konnte ohne einzugehn.
Völlig eingesperrt in ne Wohnung auf nem kleinen Kaff, keine Freunde, nur rausgehn um in die Schule zu gehn, um mit Papa einzukaufen und ab und zu zu Oma (das höchste aller Gefühle) zu können. (Anmerkung: Ich durfte nie weg, weil jemand auf meine Mutter aufpassen musste - kleine Kinder im Grundschulalter! Auf ne psychotische aggressive Frau aufpassen!)
den ganzen Tag vorm Fernseher sitzen und mich Fettfressen vor Langeweile und Frust und hoffen, dass Mama im Bett liegen bleibt, bevor sie wieder rauskommt und aggressiv rumtobt, während Papa nicht da war.
Uns wurde schon früh eingetrichtert, dass wir niemandem sagen dürfen, wies daheim ausschaut, weil sonst was "Schlimmes" passiert, weil das Jugendamt uns wegnehmen würde. Das fand ich als Kind schon schlimm, denn man ist ja extrem abhängig von den Eltern und möchte natürlich net weg, ganz gleich, was sie einem antun.
Das war der Tagesablauf: Frühs von Papa in die Schule gefahren werden, die schön weit weg war von daheim, immer Mama geheim halten, keiner durfte wissen, dass was zu Hause net stimmte. Ich war ein total scheues und verängstigtes Kind und redete eh nicht viel mit anderen.
Dann von der Schule abgeholt werden, heimfahren, den Rest des Tages vor der Glotze fressen, während Papa arbeitete und wie gesagt hoffen, dass sie im Bett liegen blieb.
mit ihr bekam man so schnell Ärger, wenn man nur ne Kleinigkeit falsch machte. Die brachte es fertig mir wegen nem Blick, den sie als abwertend interpretierte eine zu scheuern. Ich hatte immer Angst was falsch zu machen und sie zu verärgern.
Wie ich dann am 25. bei ihr im Pflegeheim war und sie mich so rumkommandierte "Hol mir mal Wasser" "Leg mir ein Handtuch untern Rücken" "Hilf mir das Unterhemd zu wechseln"... "Alles was du machst muss die Krankenschwester schon mal net machen" (na danke, sehr nett, da weiß ich, was ich wert bin).... Da fühlte ich mich so zurück versetzt in das kleine Kind, was ich mal war, das auch dauernd ohne Bitte oder Danke im Befehlston gescheucht wurde. Damals hätte ich nicht im Traum ein bitte oder Danke erwartet, denn damals war ich schon froh, wenn alles zu ihrer Zufriedenheit war, hatte bei allem was ich tat Angst wieder angeschrien oder geschlagen zu werden. Irgendwie hatte ich das alles "vergessen" und plötzlich wars halt wieder da.
dann die ganzen gut gemeinten Bevormundungen meiner Oma, die Manipulationen meines Vaters...
diese ganze scheiß Familie, die ich dennoch wahnsinnig lieb hab wollte meine Schwester und mich immer zu ihren Zwecken, wie sie uns haben wollten hinbiegen.
So oft hab ich von meinem Vater, nachdem er sich mit meiner Mutter gestritten hat aufgetragen bekommen meine Mutter zu trösten.
Dauernd machte er mir ein schlechtes Gewissen, wenn ich mich weigerte für sie zu funktionieren (gute Laune aufzusetzen, auch wenn mir nicht danach war zum Beispiel, sie zu trösten, obwohl ich Angst hatte sie würd mir wieder eine scheuern, etc...) oder mich negativ über sie äußerte (bei allem was sie getan hat ist es kein wunder, denn Liebe kann man nicht erzwingen).
Irgendwie ist das doch ne totale "Zweckentfremdung" eines Kindes. Ich war wohl nur ein "Antidepressiva" für ne psychisch schwer kranke Frau. Wie ich mich fühlte zählte dabei nie.
Und dennoch weiß ich noch im Nachhinein, dass ich immer spürte, dass Papa ein schlechtes Gewissen hatte, aber dennoch war sein Wunsch meine Mutter glücklich zu sehn immer wichtiger als meine Sis oder ich.
Heute ist das immer noch so.
Noch immer sollen sie und ich einfach funktionieren, damits ihr gut geht. Ein harmloses Beispiel: Ich soll ihr jetzt ne Neujahrskarte schreiben, wie lieb ich sie hab. Von ihm inszeniert, aber soll von mir ausgeführt werden, damit sie sich freut.
Ich werde praktisch wieder dazu benutzt, damit er ihr indirekt ne Freude machen kann. Werd ich überhaupt gefragt ob ich das will?
Würde ich es ablehnen kämen wieder Vorwürfe, dass mir das doch net weh tun würde, dass ich das ruhig tun könne und wie egoistisch ich sei meine eigenen Mutter net mal ne kleine Freude machen zu wollen, etc.
Die Leiher kenne ich noch zu gut aus Situationen, in denen ich mich weigerte derartige Dinge zu tun, weil ichs NICHT KONNTE, weils meine Gefühle kein positves Gefühl für sie zuließen, wenn mal wieder was vorgefallen war... Natürlich konnte ich mich hinsetzen und ne Karte schreiben, hingehn und sie in den Arm nehmen, sie beruhigen, sie trösten oder sonstwas tun, aber ich musste dabei immer meine Gefühle außen vor lassen, denn sonst hätte ich es nicht gekonnt. Und ich find an mich selbst nicht mehr wahrzunehmen.
Das ist nun wirklich ein harmloses Beispiel mit der Karte. Gibt noch andere, in denen er zum Beispiel forderte, dass ich mir ne Menge Stress mach, hergefahren komm nur um meine Mutter zu beruhigen, weil sie sich wegen KLEINIGKEITEN verrückt machte. Für mich ne ganze Menge Stress und Umstände, wo ein kleines Telefonat vielleicht auch geholfen hätte. Ich wurde immer instrumentalisiert um das Glück meiner Mutter zu sichern, ohne Rücksicht auf mich und meine Gefühle.
Welches Kind, das vor ner Stunde wegen irgendeiner Kleinigkeit, die's net wert war, von ner psychisch kranken Mutter verprügelt wurde geht nach ner Stunde gern zu dieser Mutter und nimmt sie in den Arm, weil der Vater sich mit ihr gestritten hat, sie weinend in der Küche sitzt und der Vater aber will, dass es ihr wieder besser geht. Statt sie selbst zu trösten wird das kind, das eh schon Angst hat hingeschickt.
Benutzt.... einfach nur benutzt....
Für mich waren solche dinge immer normal.
Erst heute merke ich, wie schlimm das alles war. Und DAS ist es was weh tut.
Plötzlich sehe ich mein Leben und meine Erziehung und den Menschen der ich bin in objektiverem Licht und nicht mehr durch die durch Erziehung verzerrte Brille.
Das schmerzt.
Ich bin kein egoistisches, selbstsüchtiges, maßloses monster, das starker Kontrolle bedarf, wie ich immer dachte...
Die Realität sieht ganz anders aus.
Ists klarer geworden, aire?
Und jetzt wünsch ich ne gute Nacht, ich bin totmüde.
LG Naturelle (die sich freut wieder ein Stückerl weiter zu sein

)