Wieder angefangen. Dad totkrank

#1
Hey,

Eure Naturelle, die alte Looserin ist back.

Ich hab die letzten 2 Wochen wieder ab und zu gekotzt.
Dass meine situation nicht leicht ist, dass ich Angst hab das Studium nicht zu packen (Erstsemester) , dass ich arbeiten und pendeln muss und dass meine Mum fast gestorben wär Ende Oktober und ich Liebeskummer hab, hab ich ja schon mal gepostet.

Jetzt liegt mein Das seit 4 Wochen im KH. Magenkrebs und keine Heilungschancen mehr...
Das Studium geht im Moment den Bach runter, die Konzentration ist im A**** und ich mag einfach nimmer.

Ach Leut :cry: Was soll man dazu noch sagen?

Bin gnadenlos überfordert.

Und wollt es mal loswerden,

eure Naturelle

#2
Hallo Naturelle!

Das ist echt eine Scheiß-Situation, und mich wundert es nicht, dass du rückfällig geworden bist...

Das heißt aber nicht, dass du schwach bist, überhaupt nicht, du hast ja echt schon so viel erreicht.

Aber so viele belastende Dinge auf einmal...

Da ist es echt kein Wunder...

Bitte mach dir selbst keine Vorwürfe.

Schreib dir deinen Kummer von der Seele, und gib niemals dir die Schuld!

ich weiß nich, was ich noch sagen soll... ich hoffe, es kommen bald wieder bessere Zeiten!

Petra

#3
hallo meine liebe

was looserin? ey! das hat gar nichts - überhaupt nichts - nicht im geringsten mit looser zu tun!
weisst du, ich erzähl dir mal ne geschichte von meiner freundin:
sie hatte magersucht, die zeiten kamen und gingen, dieses jahr lernte ich diese tolle dame im schulseminar kennen. wir verstanden uns super, haben uns irgendwie auch schnell erzählt das wir ES haben / hatten.
nach dem sechswöchigen kurs gingen wir wieder nach hause, sie freute sich einfach darauf nach hause zu kommen, ihren freund - sie waren da über drei jahre zusammen - in die arme zu schliessen, auch wenns nur für einen tag ist, weil sie dann das "neue leben" in einem total anderen ort starten musste - ihr praktikum begann.
doch genau an diesem wochenende, als sie nach dem prüfungsstress nach hause kam, trennte sich ihr freund von ihr - zack! sie hat das nicht im geringsten geahnt!
es war ziemlich lang ein hin und her.. sie war dann in der neuen stadt. weit weit weg von allem was ihr lieb war, was ihr bekannt war. die arbeit war auch nicht gerade das tollste, das sie erwischen konnte.
die hoffnung ihren schatz zurückzubekommen schwand nie. sie machte alles. doch es klappte nie! er machte ihr nur hoffnung..
dann kamen die ersten prüfungsresultate - DURCHGEFALLEN. der nächste niederschlag für sie.
nach wechselnden arbeiten und vielem neuen traf die nachricht ein, dass ihr geliebter grossvater im sterben lag - das war etwa september dieses jahres - in ihrer freizeit fuhr sie also noch mehr nach hause oder sogar ins südtirol zu ihren grosseltern oder in den spital. probleme mit ihrer schwester kamen hinzu. jedesemal was neues... sie kam nie zur ruhe, die MS holte sie teilweise ein - bedauerlicherweise - dann stand im oktober der nächste prüfungstermin an. wir mussten elf prüfungen schreiben, zusammengefasst etwa 14 fächer. nun versuchte sie sich darauf zu konsentrieren, was mit den familiären problemen gar nicht einfach ist. sei es nun auch noch der abstand und das alleine sein. zudem half sie zuhause immer wieder aus, wenn jemand ausfiel - an ihren freien tagen, an denen sie schon ziemlich ne lange fahrt hinter sich hatte!!
in solchen fällen kommt einem sogar die schweiz elendlich gross vor.
ihr grossvater starb kurz vor den prüfungen. doch sie liess sich nicht dazu hinreissen alles liegen zu lassen - sie machte weiter!!!
heute haben wir zusammen telefoniert. Sie erzählte mir, dass ihr anderer grossvater einen schlaganfall hatte und im krankenhaus lag. letzte woche hatte sie EIGENTLICH ferien. sie war in österreich, aber der stress mit der wohnung, der familie und alles half ihr nicht wirklich ein wenig herunterzukommen. nun ist sie zuhause und muss im familienbetrieb arbeiten - in ihrer ferienzeit!! und ehrlich.. wir hätten ferien dringends nötig, da wir nächstes jahr nicht eine woche haben! rein gar keine ferien!
wie auch immer.. ein paar stunden später erfuhren wir ihre prüfungsresultate: durchgefallen!
jetzt stell dir mal vor, wie es bei ihr aussehen muss?! zudem erfuhr sie dann noch, dass sie mit keinem von uns beiden in der klasse ist, wie sie eigentlich die schullteitung darum bat. sondern ich und die andere sind in einer klasse... d.h.. wir sehen uns auch nicht immer...
und weisst du was? sie ist so stark, dass sie weitermacht. meine freundin und ich stehen mehr als nur hinter ihr. wir werden für sie da sein, wir werden mit ihr lernen so gut es geht, WIR sind da für SIE. wir stehen hinter ihr, stützen ihr den rücken.
und wenn du das auch nicht immer siehst, bei dir wird auch jemand auf deiner seite stehen, dich halten, egal auf welche seite du fällst.
es kommt immer alles auf einmal. das war bei mir auch immer der fall! doch irgendwie zogen mich immer wieder leute aus dem grausamen loch hinaus.

ich könnte dir noch eine andere geschichte erzählen, von einer anderen freundin, der es noch schlimmer ergangen ist. aber das lassen wir glaube ich lieber :)

wollte dir nur sagen: du bist nicht alleine und du hast jemand, der an dich glaubt, auch wenn du dich alleine fühlen magst!

#4
Liebe naturelle,

wie geht es dir zwischenzeitlich? Deine Situation berührt mich sehr, da sie mich ein wenig an eine ähnliche Zeit bei mir erinnert wo es mir auch sehr sehr schlecht ging.

Bitte hör auf dir Vorwürfe zu machen u. dich als Versagerin zu sehen! Ich hab deinen Thread oft gelesen, den du gestartet hast im August d. J.
Ich hab nur nichts geschrieben, weil es mir selbst oft nicht gut ging und ich wohl keine große Hilfe / Motivation für dich gewesen wäre...
Jedoch muss ich sagen ich bewundere dich sehr für deinen Kampfgeist u. dein Durchhaltevermögen. Du hast dich so wacker geschlagen - du hast meinen vollsten Respekt!

Das du nun rückfällig geworden bist, ist überhaupt nur verständlich glaub ich...Da wäre ja jeder gesunde Mensch überfordert, geschweige denn jemand der gegen die ES kämpft.

Ich hoffe es geht doch wieder etwas bergauf. Ich wünsche es dir von ganzem Herzen. Und ich hoffe dass ein Wunder geschieht u. dein Dad doch noch Chancen auf Heilung hat - ich schließ dich u. deine Familie in mein Abendgebet ein!

Alles, alles Liebe,
Kim
In my shoes, just to see, what it's like, to be me
I'll be you, let's trade shoes, just to see what it'd be like to

Feel your pain, you feel mine, go inside each other's minds
Just to see, what we'd find, look at shit through each other's eyes

Eminem

#5
Hey Du...

Leider kenne ich die Situation wie es ist, wenn alles zur gleichen Zeit zusammenbricht... Ich stecke gerade auch in einer ähnlichen Situation. Es ist einfach unfair, dass alles zur gleichen Zeit kommt. Schuld hat daran niemand, und von "Looser" kann auch nicht die Rede sein. Man darf den Kampf niemals aufgeben, auch wenn die Situation noch so schlimm ist.

Ich wünsche Dir alles Gute... Nicht aufgeben !

#6
Liebe Naturelle,

kann verstehen dass dir momentan nach allem anderem zumute ist als hier zu posten ... aber dennoch würd ich mich über ein kurzes Lebenszeichen von dir freuen ... mache mir echt Sorgen um dich! :?

Wie ist zwischenzeitlich der Stand der Dinge? Wenn du nicht drüber sprechen möchtest respektier ich das natürlich! Ich hab dich u. deine Familie weiterhin in mein Abendgebet eingeschlossen!

*dich in Arm nehm und drück*

Gruß,
Kim
In my shoes, just to see, what it's like, to be me
I'll be you, let's trade shoes, just to see what it'd be like to

Feel your pain, you feel mine, go inside each other's minds
Just to see, what we'd find, look at shit through each other's eyes

Eminem

#9
Hey, hey, nur keine Sorge Mädels, ich leb noch und hatte/hab nur viel Stress.

Vielleicht komm ich dazu hier noch ausfürhlicher zu antworten heut.

Stecke heute gerade in Vorbereitungen, weil ich morgen Geburtstag hab und in nem ganz kleinen Kreis feiern werd.

Nur eins: Ich lass mich nicht unerkriegen, mein Kampfgeist ist noch nicht erloschen und ich mache psychisch weitrhin Fortschritte, verarbeite immer mehr, was in meiner Kindheit schief ging und stecke in einem Prozess die wahre Naturelle immer mehr zu erkennen und das verzerrte Selbstbild Stück für Stück aufzulösen.

Es geht aufwärts, wenn auch langsam - trotz der Umstände.

Mehr, wenn ich Zeit hab und danke, dass ihr an mich denkt, ich bin total gerührt!!!!!!!

Eure Naturelle

#10
So, hier wär ich wieder. die wohnung ist sauber und der Besuch kann morgen kommen.

Ich hab nie aufgegeben zu versuchen mir das Leben schön zu gestalten. So sehr hängen lassen hab ich mich echt nicht.
Morgen kommen 2 Freundinnen, eine davon meine Beste und wir werden uns nen schönen Tag machen, Schlittschuhlaufen gehn, schön gemütlich Kaffee trinken (ich werd morgen mal bebackt *froi* klingt irgendwie seltsamer als "bekocht" LOOOL), nen schönen Abend bei mir zuhause machen....
Silvester zusammen feiern.
Schade halt, dass meine Schwester (Zwilling) net da sein wird, die ist im Urlaub. Ich bin daheim geblieben, damit wenigstens eine von uns da ist, wenn was mit den Ellis sein sollte.

Ja im Moment siehts nicht so rosig aus.

Mein Dad wird bald die nächste Chemo bekommen, aber der Krebs ist ziemlich aggressiv.

Phasenweise ist mir alles egal, ob er überlebt, oder stirbt - mir wurscht. Ich denke, das ist ein Abwehrmechanismus.
Dann ist das Leben nur noch total trist und ich bin total abgeschnitten von meiner Gefühlswelt. Das einzige, was ich noch in der Lage bin zu fühlen ist Traurigkeit und Angst.

Rückfälle hatte ich einige.
An Weihnachten war ich zusammen mit meiner Sis und ihrem Freund bei meiner Oma. Wir wohnen ja alle nicht in der Nähe wo meine Ellis und die Oma leben.

Es war irgendwie ne schöne, aber auch ne schwierige und besch... Zeit.

Schön, weil ich die Zeit genossen hab wieder dort zu sein, wo ich aufwuchs und meine sis mal ein paar Tage um mich zu haben. Ich vermiss sie schon ziemlich sehr...

Scheiße, weil ich mit so viel schlimmen Dingen aus meiner kindheit konfrontiert wurde und die Wut wuchs, mir wieder einiges klar wurde, WAS dazu führte, dass ich heute die Probleme hab, die ich habe.

Irgendwie hab ich ein Stück weit meine Vergangenheit wieder bearbeitet und bewältigt und bin einem realistischeren Selbstbild näher gekommen, aber es war schmerzhaft.
Ich poste evtl. noch was hierzu, was ich heute früh meiner besten Freundin in ner Mail geschrieben hab.

Na ja, es war halt so, dass ich 2 Tage (Heilig Abend und am 1. Feiertag) nicht nur fettreicher essen musste (bei Oma schwimmt alles im Fett und dauernd soll man essen), sondern auch Abends extrem viel - und ich meine WIRKLICH EXTREM VIEL Schokolade und Plätzchen in mich reingestopft hab aus Traurigkeit.
Es ging soweit, dass ich so extrem vollgestopft war, dass mein Bauch total spannte und mir kotzübel wurde.
Es waren echt große Mengen, nicht nur 1 oder 2 Täfelchen...

Na ja, ich habs drin gelassen und mich heimlich verzogen und geheult.
Die Aufregung wars nicht mal wert, da es im Nachhinein kaum angesetzt hat :shock:

Die Waage kommt jetzt jedenfalls ENDGÜLTIG WEG, ich mach mich eh nur unnötig verrückt für NIX.

Und ich werde auch nicht in das Denken verfallen: einmal ein Rückfall, also kann man gleich wieder anfangen und FA's planen, weil mans eh net schafft.

Nein, nein Leute, ich hab im August angefangen zu kämpfen. Nicht nur gegen die Bulimie, sondern auch gegen die Geister der Vergangenheit, gegen mein verzerrtes Selbstbild und gegen alles, was mich zu einem depressiven Menschen gemacht hat,
Für ein besseres Leben ohne ES, für mehr gesunden Egoismus (musste leider erkennen, dass ich, die ich mich immer für TOTAAAAAAL egoistisch gehalten hab, zu selbstlos bin und nahezu ein Helfersyndrom hab :shock: ), für Glück und für ganz viel Stärke.

An Stärke und kraft nehm ich immer mehr zu die letzten Monate, auch an Gelassenheit, Selbstverständis und ich achte mehr auf mein Wohl und meine Bedürfnisse.

Das muss ich mir erhalten und weiter dafür kämpfen.

So trüb alles auch erscheinen mag und so schelchts mir wieder gehn wird, ich weiß dennoch, dass das Leben weitergeht und es immer wieder schön sein kann.

Im Moment ists halt so, dass mein Leben schon ziemlich hart und aussieht. Ich ertrags auch kaum bei meinen Mitstudenten zu sehn, dass deren Leben in vielen Fällen leichter zu sein scheint. Dinge, die für sie selbstverständlich sind, sind für mich was Besonderes. Ich neide niemandem was, aber es zieht mich oft runter, dass das Leben auf mich mit mehr Härte einprügelt (auch in meiner Kindheit).
Klar habens andere noch schwerer und ich hab das Unglück nicht gepachtet, aber ich frag mich oft, warum kann ich nicht zu den wenigen gehören, dies immer schöner und leichter hatten.

Manchmal versinke ich in Resignation und Selbsmitleid, aber das bringt nix. Denn meinen Kampfgeist und die unwarhscheinliche Kraft hätte ich nciht, wenn ich so behütet und verhätschelt aufgewachsen wäre und vom Schicksal verwöhnt worden wäre, wie manche in meinem Umfeld.
Da bin ich gerne stark ;-)

Na ja, heute mal etwas optimistischere Worte, denn heute gehts mir mal wieder besser im ewigen Auf und Ab des Lebens.

Es ist jedenfalls schön auf die letzten Monate zurück zu blicken. Sie waren manchmal verdammt rauh und knüppelhart, aber ich bin dem Sumpf der Bulimie und der damit verbundenen seelischen Probleme ziemlich gut entkommen, hab mich super geschlagen, find ich (darf das bissl Stolz sein?) und mich gut entwickelt von nem naiven jungen Menschen, der keine ahnung um seine Bedürfnisse hatte und immer zurück steckte, zu einer jngen Frau, die sich auch mal durchsetzen kann, selbstsicherer ist, sich viiiieeeeeeeeeel besser kennt und weiterhin viel besser kennenlernt, ihre Meinung vertreten kann und kein Fähnchen im Wind mehr ist.

Meine psychotische Mutter hat mir auch vieles an verschrobenen Denkweisen mitgegeben. Es sind bildlich gesprochen Blockaden, die sich immer mehr lösen :D

Ich werde immer mehr zu einem eigenen Menschen und lasse das, was meine Eltern aus mir im negativen Sinne gemacht haben zurück.

Insofern gehts mir in dem ganzen Chaos, der Überforderung und allen beschissenen Umständen dennoch besser als zuvor.

Soviel erst mal von mir.

Ich lass mich nicht hängen. vielleicht phasenweise mal, aber ich steh jedesmal wieder auf, versprochen,

eure Naturelle

#11
Liebe Naturelle,

macht mich nachdenklich, diene Beiträge. Positives und negatives hält sich ziemlich die Waage...

Auf jeden Fall schön, dass du wieder da bist. Würde mcih auh interessieren, wie du dein verzerttes selstbild auflöst, und warum es chmerzhaft ist/war.

lg

aire

#12
Hallo Aire,

Oh Mann, ich bin total übermüdet, da ich seit gestern füh um 8 Uhr wach bin, und nur mal kurz gedöst hab heut früh nach meinr Nachtschicht. Aber bevor ich ins Bett geh muss ich unbedingt noch was posten:

Ich hab mein Leben lang immer alles mit mir machen lassen, ich war es gewohnt nicht als der Mensch, der ich war respektiert zu werden. Ich wurde daheim von meiner Mutter geschlagen, vom Vater manipuliert, damit ich funktionierte, wie ers wollte, von allen bevormundet, im Kindergarten und in der Schule gehänselt, verspottet, geschlagen...

Ich hatte keine Grenzen, keinen Bezug mehr zu meinem Körper und meinen Bedürfnissen.

Wenn ich nicht funktionierte, wie ich sollte, dann wurde mir ein schlechtes Gewissen eingetrichtert, wie egoistisch und rücksichtslos ich doch sei, dass ich nur Flausen im Kopf habe, etc...

Ich traute mir 23 Jahre meines Lebens nichts zu und versuchte immer nur zu leben, wie vor allem mein Vater und meine Mutter es gut heißen würden. TEILWEISE UNBEWUSST.

Erst dieses Jahr nach meinem Umzug, als ich alleine auf mich gestellt war fing ich auf sehr harte Art und Weise an meine Grenzen und Bedürfnisse zu entdecken.

Ich hab immer viel zu viel von mir verlangt ohne jemals Rücksicht auf meinen Körper zu nehmen, ich machte den Umzug alleine, schlief wenig und arbeitete nebenbei, ich trieb mich so oft an meine Grenzen, auch die letzten Wochen, nur um alles perfekt zu machen. Alles was ich erreichte war viiiieeeeeeeeeeel zu wenig, und doch stresste ich mich so lange und so sehr, dass ich kaum noch Schlaf hatte und mein Körper nicht mehr wirklich mitmachte.

Ich wollte immer meinen Vater beeindrucken, indem ich mir soviel abverlangte und seine Liebe und Bewunderung sichern. Meine Schwester tut das nicht und von ihr ist er ständig "enttäuscht". Aber auf mich hält er ja so viel, weil ich versucht hab alles zu tun um es ihm recht zu machen.
In Großen Teilen geschah das unbewusst.

Ich stresste mich so sehr, leistete einiges und hielt mich doch glatt für faul (ein Aspekt des falschen Selbstbildes, den ich jetzt erkannt hab, den Ruhephasen und Hobbies sollte jeder haben - auch ich). Mein Leben bestand nur noch aus Pflichten, Arbeiten, Leistung, Uni... Papa beeindrucken. Nur nicht Geld für Unnötiges wie mal ne DVD ausgeben, denn Papa würde das nicht gutheißen...
Neue Unterwäsche? Wozu, die alte ist kaputt und löchrig, aber tuts doch noch (genau wie Papa denken würde)...

Bei Zuwiderhandlungen folgte immer ein übelst schlechtes Gewissen, obwohl Papa gut 300km entfernt ist unds net mitbekommt ;-)

Meine Mutter ist wie gesagt psychotisch. Ich hab einiges von ihrem Verfolgungswahn übernommen, dadurch, dass ich von klein auf mit ihren verkorksten Wahnvorstellungen aufgewachsen bin.
Noch heute traue ich mich nciht die Tür zu öffnen, wenns klingelt und ich nicht weiß wers ist (dabei fahre ich paradoxerweise furchtlos die Taxinachtschicht), ich traue mich nicht ans Telefon, wenn ich die Nummer nicht kenne.
Das beruht noch auf Situationen in meiner Kindheit, als ich, wenn es an der Tür läutete oder das Telefon klingelte nicht ran durfte. Meine Mutter nahm meine Sis und mich immer beiseite in nen anderen Raum, während Papa rangehn oder Tür öffnen musste.
Das hat mich irgendwie geprägt. Daher kann ich furchtlos die Nachtschicht beim Taxi fahren, aber habe Angst, wenns an der Tür läutet oder ich ne Telefonnummer net kenne.

Meine Mutter trichterte mir auch ne totale Angst ein aufreizend auf Männer zu wirken, weshalb ich schon nur bei der Konfrontation mit Männern immer angst hatte, ich würde aufdringlich wirken.
Bei dezentem Makeup bildete ich mir ein wie ne Schlampe auszusehn oder zu auffällig zu wirken, etc...

Ich hatte erst einen Freund und gerade 3 mal Ex mit meinen (in ner Stunde) 24 Jahren. Krass, oder?

Nach meiner Affaire mit dem Typen von dem ich geschrieben hab (und Sex ist auch was, was mir Angst macht, durch meine verkorkste Erziehung, denn ich fühlte mich danach wie ne Schlampe), gerade nachdem er anfing sich zu distanzieren, konnte ich kaum noch in den Spiegel sehn. Ich hatten total gegen das gehandelt, was meine Eltern gut geheißen hätten - wenn die wüssten, dass ich Sex hatte - ne Affaire - OH GOTT.
Ich konnte nimmer in den Spiegel sehn und in meinen blonden Haaren sah ich irgendwie die Bestätigung: Schlampe. Auch verankert im unterbewusstsein. Blonde Frauen bezeichnete meine Mutter immer als Schlampen.

Gerade in dieser Zeit, es war Anfang November, spuckte mich ein wildfremder Kerl einfach so mitten auf der Straße an. Klar wusste ich, dass es ein Idiot war, der wohl ein Problem mit meiner Visage hatte. Es war NICHTS geschehn, was das gerechtfertigt hätte, ich hab ihn nicht angestarrt, beleidigt oder sonstwas. Einfach im Vorbeigehn spuckte er plötzlich.
Ich wusste, es war nicht meine Schuld. Und dennoch unterbewusst flüsterte mir ein Teil in mir ein: Das liegt dran, dass du ne blonde Schlampe bist.
Blödsinn, wie ich real wusste, aber DAS hätte von meiner Mutter kommen können und ich bekam dieses Denken nicht aus mir heraus.
Ich ertrug mein Spiegelbild nicht mehr und färbte meine schönen Haare braun :-( Bereue ich jetzt sehr.

Das sind so BLOCKADEN, die unterbewusst ablaufen/abliefen. Klar weiß und wusste ich, dass blonde Frauen keine Schlampen sind, dass man ruhig an Telefon und Tür gehn kann und nix passieren muss, dass Sex zu haben nichts schlampenhaftes ist, etc....

Aber dennoch waren da unterbewusst diese Blockaden gewesen... Ich weiß es nicht anders zu beschreiben.

Man weiß, dass etwas schwachsinnig ist und dennoch kommt man nicht davon los... Blockade eben.

Das lösen dieser Blockaden empfinde ichals ziemlich schmerzhaft - seelisch. Und sobald mir klar wird, worin eine solche Blockade bestand und wo ihr Ursprung ist in meiner Kindheit fühlt es sich an, als sei ein Knoten gelöst.

Schwer zu beschreiben, aber so gehts mir im Moment. Das ist eine Entwicklung, die in die Aufsicht einer Therapie gehört - meine Meinung.

Mir wird erst jetzt nach und nach bewusst, wo meine Eltern realitätsfern dachten, denn auch mein Vater ist auf neurotische Weise zu übervorsichtig.
Ich fange an auszusortieren, was in meiner Erziehung brauchbar ist und was eher schädlich für mich, weils schwachsinnig ist und mich einschränkt.

Ich werde ein eigenständiger Mensch und das erst mit 24 Jahren :( Ich lege so vieles ab, was einfach realitätsfern war in meiner Erziehung und fange an mein "eigenes Ding" durchzuziehn.

Ich schrieb heute früh an meine Freundin:

Jedenfalls wurde mir erst an den Weihnachtsfeiertagen klar, wie sehr ich immer funktionieren musste.

Meine Ellis haben Kinder bekommen - MEINER MUTTER ZULIEBE. Damit die arme depressive Frau sich nimmer so einsam fühlt und wieder ne Lebensaufgabe hat.
Ich les grad ein Buch für meine Hausarbeit (Das Drama des begabten Kindes) und find mich so sehr drin wieder. Da geht um Eltern, die selbst seelische Defizite haben und die dadurch ausgleichen, dass da plötzlich kleine Wesen sind, die von ihnen abhängig sind. Kinder sind ja praktisch: Is das Ego angekratzt bekomm einfach n Kind, das kannste formen wie du willst und du bist plötzlich der Boss, das Kind muss parieren wies dir passt und du kannst damit umgehn wie du willst - merkt ja keiner.

Na ja, bei meiner Mutter wars halt auch immer so. Die hätte nie Kinder bekommen dürfen.

Mir kam an Weihnachten erst wieder hoch, wieviel ich zurück stecken musste nur um meine Mutter glücklich zu machen.
Heut frag ich mich, wie ich SO nur aufwachsen konnte ohne einzugehn.
Völlig eingesperrt in ne Wohnung auf nem kleinen Kaff, keine Freunde, nur rausgehn um in die Schule zu gehn, um mit Papa einzukaufen und ab und zu zu Oma (das höchste aller Gefühle) zu können. (Anmerkung: Ich durfte nie weg, weil jemand auf meine Mutter aufpassen musste - kleine Kinder im Grundschulalter! Auf ne psychotische aggressive Frau aufpassen!)
den ganzen Tag vorm Fernseher sitzen und mich Fettfressen vor Langeweile und Frust und hoffen, dass Mama im Bett liegen bleibt, bevor sie wieder rauskommt und aggressiv rumtobt, während Papa nicht da war.
Uns wurde schon früh eingetrichtert, dass wir niemandem sagen dürfen, wies daheim ausschaut, weil sonst was "Schlimmes" passiert, weil das Jugendamt uns wegnehmen würde. Das fand ich als Kind schon schlimm, denn man ist ja extrem abhängig von den Eltern und möchte natürlich net weg, ganz gleich, was sie einem antun.
Das war der Tagesablauf: Frühs von Papa in die Schule gefahren werden, die schön weit weg war von daheim, immer Mama geheim halten, keiner durfte wissen, dass was zu Hause net stimmte. Ich war ein total scheues und verängstigtes Kind und redete eh nicht viel mit anderen.
Dann von der Schule abgeholt werden, heimfahren, den Rest des Tages vor der Glotze fressen, während Papa arbeitete und wie gesagt hoffen, dass sie im Bett liegen blieb.
mit ihr bekam man so schnell Ärger, wenn man nur ne Kleinigkeit falsch machte. Die brachte es fertig mir wegen nem Blick, den sie als abwertend interpretierte eine zu scheuern. Ich hatte immer Angst was falsch zu machen und sie zu verärgern.

Wie ich dann am 25. bei ihr im Pflegeheim war und sie mich so rumkommandierte "Hol mir mal Wasser" "Leg mir ein Handtuch untern Rücken" "Hilf mir das Unterhemd zu wechseln"... "Alles was du machst muss die Krankenschwester schon mal net machen" (na danke, sehr nett, da weiß ich, was ich wert bin).... Da fühlte ich mich so zurück versetzt in das kleine Kind, was ich mal war, das auch dauernd ohne Bitte oder Danke im Befehlston gescheucht wurde. Damals hätte ich nicht im Traum ein bitte oder Danke erwartet, denn damals war ich schon froh, wenn alles zu ihrer Zufriedenheit war, hatte bei allem was ich tat Angst wieder angeschrien oder geschlagen zu werden. Irgendwie hatte ich das alles "vergessen" und plötzlich wars halt wieder da.
dann die ganzen gut gemeinten Bevormundungen meiner Oma, die Manipulationen meines Vaters...
diese ganze scheiß Familie, die ich dennoch wahnsinnig lieb hab wollte meine Schwester und mich immer zu ihren Zwecken, wie sie uns haben wollten hinbiegen.

So oft hab ich von meinem Vater, nachdem er sich mit meiner Mutter gestritten hat aufgetragen bekommen meine Mutter zu trösten.
Dauernd machte er mir ein schlechtes Gewissen, wenn ich mich weigerte für sie zu funktionieren (gute Laune aufzusetzen, auch wenn mir nicht danach war zum Beispiel, sie zu trösten, obwohl ich Angst hatte sie würd mir wieder eine scheuern, etc...) oder mich negativ über sie äußerte (bei allem was sie getan hat ist es kein wunder, denn Liebe kann man nicht erzwingen).

Irgendwie ist das doch ne totale "Zweckentfremdung" eines Kindes. Ich war wohl nur ein "Antidepressiva" für ne psychisch schwer kranke Frau. Wie ich mich fühlte zählte dabei nie.
Und dennoch weiß ich noch im Nachhinein, dass ich immer spürte, dass Papa ein schlechtes Gewissen hatte, aber dennoch war sein Wunsch meine Mutter glücklich zu sehn immer wichtiger als meine Sis oder ich.
Heute ist das immer noch so.


Noch immer sollen sie und ich einfach funktionieren, damits ihr gut geht. Ein harmloses Beispiel: Ich soll ihr jetzt ne Neujahrskarte schreiben, wie lieb ich sie hab. Von ihm inszeniert, aber soll von mir ausgeführt werden, damit sie sich freut.
Ich werde praktisch wieder dazu benutzt, damit er ihr indirekt ne Freude machen kann. Werd ich überhaupt gefragt ob ich das will?
Würde ich es ablehnen kämen wieder Vorwürfe, dass mir das doch net weh tun würde, dass ich das ruhig tun könne und wie egoistisch ich sei meine eigenen Mutter net mal ne kleine Freude machen zu wollen, etc.
Die Leiher kenne ich noch zu gut aus Situationen, in denen ich mich weigerte derartige Dinge zu tun, weil ichs NICHT KONNTE, weils meine Gefühle kein positves Gefühl für sie zuließen, wenn mal wieder was vorgefallen war... Natürlich konnte ich mich hinsetzen und ne Karte schreiben, hingehn und sie in den Arm nehmen, sie beruhigen, sie trösten oder sonstwas tun, aber ich musste dabei immer meine Gefühle außen vor lassen, denn sonst hätte ich es nicht gekonnt. Und ich find an mich selbst nicht mehr wahrzunehmen.

Das ist nun wirklich ein harmloses Beispiel mit der Karte. Gibt noch andere, in denen er zum Beispiel forderte, dass ich mir ne Menge Stress mach, hergefahren komm nur um meine Mutter zu beruhigen, weil sie sich wegen KLEINIGKEITEN verrückt machte. Für mich ne ganze Menge Stress und Umstände, wo ein kleines Telefonat vielleicht auch geholfen hätte. Ich wurde immer instrumentalisiert um das Glück meiner Mutter zu sichern, ohne Rücksicht auf mich und meine Gefühle.

Welches Kind, das vor ner Stunde wegen irgendeiner Kleinigkeit, die's net wert war, von ner psychisch kranken Mutter verprügelt wurde geht nach ner Stunde gern zu dieser Mutter und nimmt sie in den Arm, weil der Vater sich mit ihr gestritten hat, sie weinend in der Küche sitzt und der Vater aber will, dass es ihr wieder besser geht. Statt sie selbst zu trösten wird das kind, das eh schon Angst hat hingeschickt.

Benutzt.... einfach nur benutzt....

Für mich waren solche dinge immer normal.

Erst heute merke ich, wie schlimm das alles war. Und DAS ist es was weh tut.

Plötzlich sehe ich mein Leben und meine Erziehung und den Menschen der ich bin in objektiverem Licht und nicht mehr durch die durch Erziehung verzerrte Brille.

Das schmerzt.

Ich bin kein egoistisches, selbstsüchtiges, maßloses monster, das starker Kontrolle bedarf, wie ich immer dachte...
Die Realität sieht ganz anders aus.

Ists klarer geworden, aire?

Und jetzt wünsch ich ne gute Nacht, ich bin totmüde.

LG Naturelle (die sich freut wieder ein Stückerl weiter zu sein :D )

#13
Liebe Naturelle,

das ist schon echt heftig, was bei euch zu Hause gelaufen ist hinter verschlossener Türe. Und natürlich war es normla für dich, du bist isoliert aufgewachsen und kanntest ncihts anderes.

Es sprengt meine Vorstellungskraft. Ich finde es ganz wunderbar, was du erreicht hast und tust: Studium, Arbeit, Kampf der Bulimie und den Geistern der Erziehung!

lg

aire

#14
Hallo naturelle,

ich bin ehrlich schockiert was bei euch zu hause abgelaufen ist.... Bin richtig sprachlos. Es macht mich auch wuetend wenn ich mir das so vorstelle... Ein Kind, dass es seinen Eltern recht machen will muss miterleben wie die Mutter Depressionen hat...wie sie niemand aus diesen Launen rausholen kann und sie dann diese noch an den unschuldigen Kindern auslaesst...Kinder kriegen um sein Leben "aufzufrischen" :roll: :x

Also ich weiss nicht wie mich sowas mitgenommen haette an deiner STelle. Und es ist wohl nur verstaendlich dass dich diese Erinnerungen und die jetzige Situation mit deinem Dad rueckfaellig lassen werden.

ABER, ich bewundere dich fuer deinen Kampfgeist. Dass du trotzdem weiter gegen die Krankheit vorgehst und nicht aufgibst macht mich so froh zu hoeren. Ich bin ehrlich stolz auf dich!!!

Wenn du reden willst kannst du mir gern auch ne PN schreiben / bin ehrlich gern da fuer dich!

Ich drueck dich ganz lieb und schick dir ne riesen Portion Kraft und Trost!

Liebe Gruesse,
Kim
In my shoes, just to see, what it's like, to be me
I'll be you, let's trade shoes, just to see what it'd be like to

Feel your pain, you feel mine, go inside each other's minds
Just to see, what we'd find, look at shit through each other's eyes

Eminem