Gerade - und es ist ziemlich spät - hab ich wieder intensivst über mein Leben nachgedacht. oder darüber, was davon übrig ist.
Ich bin nicht glücklich. Eine nackte Tatsache. Ich bin nicht frei in meinem Willen. Ich bin einsam und einmal mehr ohne Perspektive.
Fassen wir zusammen, wie mein Leben aussieht. Montag bis Freitag widme ich mein Dasein von 6 - 21 Uhr der Arbeit. Ja, sie erfüllt mich und gibt mir Halt und Zufriedenheit. Mein Privatleben beschränkt sich auf Aufstehen, im Zug fressen, zuhause noch fressen, kotzen und Schlafenlegen. Trotzdem, die Arbeit gibt mir eine gewisse Genugtuung.
Aber manchmal kommt das Gefühl in mir auf, dass es zuviel Zeit ist, die ich damit verbringe. Vor allem weil sie in den nächsten Jahren bestimmt nicht weniger wird, mir sehr viel Erfolgsdruck auferlegt und ich nebenher NICHTS tun kann.
Denn an den Wochenenden kann ich nichts als schlafen. Fressen, kotzen und schlafen.
Mir kommen langsam meine Freunde abhanden - das hat die Bulimie allein nicht geschafft!! Und an Ausgehen ist gar nicht mehr zu denken, denn ich brauche die 2 Tage, um mich zu erholen. Abgesehen davon werde ich zusehends fetter, so dass ich gar nicht ausgehen will.
Mein liebstes Hobby, meinen seelischen und körperlichen Ausgleich - den Sport - hab ich bereits vollkommen begraben. Was wiederum zu meiner Gewichtszunahme beiträgt.
Die Literatur - mein geistiges Refugium - verstaubt ob der vielen fachlichen Information, die ich ständig aufsaugen muss, in den Regalen. Ich bestelle mir trotzdem laufend Bücher, doch längst nur noch pro forma.
Eben betrachtete ich mich im Spiegel, kotzbäckig, schwammig, blass und überlegte mir, was das Leben noch lebenswert macht. Wo soll ich noch Energie für die weiteren Tage hernehmen? Was will ich überhaupt noch hier?
Ich habe einfach keine Antwort. Und es ist wieder so weit: Ich lebe von einem Tag auf den anderen. Auf meinen Zigaretten steht: Raucher sterben früher. Ein trauriges Lächlen. Bulimische depressive Raucher wohl noch eher.
Und der Wein schmeckt besser denn je.
Was will ich noch hier?
Eine nahezu resignative Paula
