Hey Tauriger,
Zuerst mal vielen Dank für den Schritt, hier nach Hilfe zu suchen. Ich glaube, Du bist hier richtig. Dein "Avatar"-Bild ist etwas herbe, es mangelt anscheinend an innererem/äußeren Frieden in Deinem Leben. Da solltest Du wirklich heran gehen.
Ich bin seit 25 Jahren bulimisch, hatte allerdings "nur" ein paar wirklich harte, akute Phasen. Die längste dauerte ca. 3/4 Jahr.
Die Eßstörung, also die Unfähigkeit, mich halbwegs vernünftig und regelmäßig zu ernähren, hatte ich aber die ganze Zeit über. Seit zehn Jahren lebe ich abstinent von der Bulimie, nach einem "Eßplan" der anonymen Eßsüchtigen, (Overeaters Anonymus, OA)
http://www.overeatersanonymous.de/shop/ ... hop_param=
Meß- und Wiegegruppen
(dieser entspricht ca. dem empfohlenen Ernährungsplan, für einen durchschnittlichen Erwachsenen, der deutschen Gesellschaft für Ernährung, 2000) .
Ich persönlich glaube daran, daß es immer einen Weg aus der Krankheit gibt, wenn man es wirklich ernsthaft versucht.
Ich habe sehr viel Therapie gemacht, stationär, ambulant, Psychoanalyse, Verhaltenstherapie, Gruppen- und Einzelgesprächstherapie, Bewegungstherapie, Selbsthilfegruppen (Anonyme Eßsüchtige s.o., selbstgegründete Initiativen), Nachsorgegruppen zu Klinikaufenthalten, Selbsterfahrungsgruppen, später auch esoterische Kurse zu Themen wie Entspannung, Selbstwertgefühl, Kommunikation, Vergangenheitsbewältigung, Gedankenkraft usw.. Außerdem einige Ernährungsberatungen und diverse Kochkurse. In 25 Jahren kam einiges zusammen. Manchmal war es schwer. Doch ich bin immer wieder mit Freude und Hoffnung vorwärts gegangen.
Es lohnt sich wirklich, mir geht es inzwischen sehr gut.
Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, eine Sucht zu überwinden. Wenn man denn will. Wenn man aber keine Motivation aufbringen kann, hilft gar nichts. Und mit den Jahren zementiert man die negativen Verhaltensmuster so stark, der Leidensdruck hingegen schleift sich dem gegenüber so ab, daß es immer schwerer wird, zu einer ausreichenden Motivation zu gelangen.
Es gibt außerordentlich gute Kliniken, gerade in Deutschland und auch in Österreich (in denen man auch durchaus länger als drei Tage bleiben darf). Die, immerhin immensen Kosten für einen Aufenthalt, zwischen ca. 6.000-15.000 € ohne Nachsorgekosten, trägt in der Regel die Krankenkasse.
Es gibt zahllose Therapeuten und Institutionen die ambulante Therapien und Selbsthilfegruppen anbieten (kostenlose, auf Krankenkasse oder gegen Bezahlung aus eigenen Mitteln). Wenn Deine Frau gerne Befreiung aus Ihrer Negativität erfahren würde, hätte Sie sich wahrscheinlich schon darum bemüht. Man kann niemand "gesund reden". Das ist bloß Zeit- und Energieverschwendung.
Stattdessen wäre es vielleicht jetzt für Dich der Moment, dich mit dem Thema "Co-Abhängigkeit" (engl. Co-Dependency)
z.B.
http://www.suchtprozesse.de/angehoerige.htm
zu beschäftigen, und damit einfach mal etwas für Dich zu tun. "Co-Abhängigkeit" bedeutet, sich mit der Suchterkrankung nahestehender Personen (z. B. der Familie/ des Freundeskreises) zu arrangieren, und diese durch adäquates Verhalten zu decken, damit es zu keiner Gefährdung der "Familiensicherheit" kommt (Bsp.: deiner Frau die Lebensmittel besorgen, damit Sie bei Laune bleibt; beim Arbeitgeber Deiner Frau anrufen, wenn Sie sich aufgrund Ihrer Attacken krank fühlt, und zu sagen Sie hätte Grippe; den gemeinsamen Aktivitäts-/ Terminkalender so zu gestalten, daß immer ausreichend Zeit für Ihre Suchtattacken bleibt; und nicht zu letzt: sich an Institutionen/ Personen zu wenden mit der Bitte, sie mögen Deiner Frau helfen, usw.).
Häufig sind solche Personen dafür anfällig, die in ihrer Geschichte bereits mit Suchtkranken konfrontiert waren, bzw. von ihnen abhängig waren (z.Bsp. erwachsene Kinder von Suchtkranken).
Es gibt viel Informationen im Internet, Bücher, Vorträge und auch Selbsthilfegruppen zu dem Thema (z.B. OA für Angehörige,s.o., , CoDA, Co-Dependents Anonymus)
http://www.coda-deutschland.de/
Vielleicht kannst Du da erst einmal etwas auftanken, und neuen Mut fassen. Denn wenn Du Dich änderst, wird Deine Frau sich auch verändern können/müssen, wie auch immer das dann aussehen mag.
Was die Wechseljahre betrifft, bulimische Frauen können erheblich früher in die Wechseljahre kommen. Die Ausprägung von Beschwerden hängt von der körperlichen Verfassung ab. Ich habe seit ca. zehn Jahren Wechseljahressymptome, hauptsächlich aufsteigende Hitze, sonst eher wenig. Kann gut damit leben, ohne Hormone.
Ich hoffe, ich konnte Dir etwas brauchbares berichten, und etwas Hoffnung geben. Ich wünsche Dir und Deiner Frau daß Ihr Euch auf den Weg machen könnt, um neue Lebensfreude zu erfahren und den persönlichen Heilungsweg zu finden.
Wenn Du noch etwas wissen möchtest, ich beantworte Dir gerne Deine Fragen, so weit ich es kann.
Viele liebe Grüße,
Mary Mary