Kurz zum Hintergrund:
Wir kennen uns seit September und mir ist damals aufgefallen, dass sie sich ritzt. Ich habe sie ein paar Tage später darauf angesprochen und ihr auch gesagt, dass ich erkenne, dass das keine Katze war. Daraufhin war sie ehrlich zu mir. Wir haben auch was miteinander angefangen, nichts verfängliches. Doch ich konnte spüren, dass es bei uns beiden mächtig gefunkt hat. Sie meinte, sie fände es toll, dass sie so offen über alles mit mir reden könne.
Später erzählte sie mir davon, dass sie eine Essstörung habe, aber bereits monatelang stationär in Therapie gewesen sei und das unter Kontrolle habe. Es sei halt ihre Art zu leben.
Nach einem Suizidversuch kam heraus, dass sie noch nie stationär in einer Therapie gewesen ist und sie mich über viele Dinge belogen hatte.
Ich habe trotzdem zu ihr gestanden und war ihr nicht böse, habe akzeptiert, dass es Teil ihrer Vermeidungsstrategie ist, um sich nicht offenbaren zu müssen. Gemeinsam mit ihr und ihren Eltern haben wir nach dem richtigen Therapieplatz für sie gesucht. Ich stand und stehe voll hinter ihr um ihr den Rücken frei zu halten!
Sicher hat sie auch Borderline Anteile, aber ich halte nichts von Schubladen, jeder Mensch ist ein Individuum.
Wenige Tage bevor sie stationär in Therapie gegangen ist, sind wir zusammen gekommen. Sie hat mir im Laufe ihrer Therapie auch einen Film genannt, der sich mit ihrem Thema Essstörung beschäftigt und meinte, die Protagonistin, das sei 100% sie. Der Film - die Handlung ist recht flau - hat mich geschockt! Wenn DAS sie ist, dann kenne ich von ihr nur die Oberfläche, obwohl wir tief miteinander verbunden sind!

Ich sagte ihr, dass es mir nicht wichtig ist zu wissen, ob sie nach dem Essen auf die Toilette geht, entweder weil sie sich frisch machen will oder aber weil sie erbrechen muss. Das würde nichts daran ändern, wie ich sie sehe. Und das stimmt auch! Sie kann mir davon erzählen, erwarte ich aber nicht von ihr.
Ich habe sie als einen sehr tief empfindenden, starken und lebensfrohen Menschen kennengelernt, dessen Nachtseele melancholisch und äußerst verzweifelt ist und der einen unheimlichen Selbsthass zu empfinden scheint. Zwischen diesen beiden Welten bewegt sie sich anscheinend. So habe ich sie kennen gelernt, über ihre Selbstverletzungen und ihre Essstörung (nur nicht das Ausmaß) wusste ich auch bescheid, bevor wir zusammen gekommen sind. Wie ich jetzt verstehe lag das wohl daran, dass ich ihr gleich zu Beginn gesagt habe, wie sehr ich mich in sie verliebt habe und wie viel sie mir bedeutet und dass ich fühle, dass es ihr andersherum ähnlich geht und ich nicht locker lassen werde, bis wir zusammen sind. Sie schien sich darüber sogar zu freuen und vertraut mir wohl sehr, sonst hätte sie mich nicht so tief in ihr Innerstes hineinblicken lassen.
Und dennoch gibt es Dinge, bei denen fühle ich mich komplett vor den Kopf gestossen, bzw. so als hätte sie mir mit einem Schlag die Luft aus den Lungen getrieben. Und ich weiss überhaupt nicht, wie ich damit umgehen soll, wie ich ihr Verhalten deuten soll, was muss ich ernst nehmen, was ist durch ihren "Film" bedingt und schon am Morgen danach nicht mehr relevant? Was steckt hinter diesen Ablehnungen und Zurückweisungen?
Ich bin sehr verständnisvoll, aber ich will mir auch nicht auf der Nase herum tanzen lassen!
Nun zum Eigentlichen:
Thema Beziehung:
Sie will eine Beziehung und will sie auch nicht. Sie sagt, sie ist in mich verliebt und dass wir etwas ganz besonderes haben, etwas dass sie so noch nie hatte, und dass es ein Privileg sei, mich zu kennen, dass ich Perfekt für sie sei.
Dann sagt sie Dinge wie: "Ich will keine Verpflichtungen eingehen, Dir keine Rechenschaft schuldig sein, will mich Wochenlang bei Dir nicht melden, wenn ich dazu keine Lust habe und es auch nicht erklären. Setz mich nicht unter Druck!" Das sei Teil ihrer Persönlichkeit.
Das macht mich wahnsinnig wütend! Ich verpflichte sie doch zu gar nichts und wie kann es Druck sein, wenn ich frage: "Ich vermisse Dich. Wie geht es Dir? Wie war Dein Tag?"
Wenn man liebt ist man einfach seinem Herzen verpflichtet! Ich bin doch nicht derjenige von dem sie sich abgrenzen muss, es ist ihre Mutter. Das peile ich einfach nicht.
Thema Sex:
Sie ist schlank, hat eine tolle Figur, sieht gut aus und ist nicht zu dünn. Sie hat einen tollen Busen, zum Glück keinen Six-Pack-Bauch - das mag ich bei Frauen nicht so - sondern einen wohlgeformten, den ich jedoch in ca. 50% aller Fälle nicht berühren darf. Am Besten ich mache einen großen Bogen mit meinen Händen um ihn. Und das obwohl er toll ist und sicherlich auch der ein oder anderen Streicheleinheit bedarf!
Dann sagt sie, sie wolle mit mir schlafen, aber sie fühle sich zu dick. Sie habe tolle Dessous und wolle mich verführen, aber dazu fühle sie sich nicht in der Lage, sie sähe aus wie eine fette Kuh.
Und das würde für sie eine Beziehung ausmachen, dass sie sich attraktiv fühle und mich verführen kann, und deshalb solle mir klar sein, dass es schwierig würde, dass ihre Störung nicht schnell - falls überhaupt - vorbei gehen würde, und dass ich besser zu meiner Ex-Freundin zurück gehen solle da wir toll zusammen gepasst hätten oder ich nur solange bei ihr bleiben soll, bis ich eine "gesunde" Frau gefunden habe.
Ich fühle, dass sie das aus Angst sagt und weil ich ihr sehr viel bedeute und sie mich nicht verletzen will. Nur so wie sie nicht von mir mit Samthandschuhen angefasst werden will "nur" weil sie eine Essstörung hat, so will ich auch nicht von ihr mit Samthandschuhen angefasst werden, "nur" weil meine Freundin eine Essstörung hat.
Thema Aufrichtigkeit und zu mir stehen:
Dieses ewige hin und her von „Ich will Dich und bei Dir sein“ und „hau ab und lass mich in Ruhe“ (das kommt besonders dann, wenn wir zuvor eine gute Zeit miteinander verbracht haben) lässt mich nicht kalt und macht mich ehrlich gesagt wütend.
Da werden Verabredungen kurzfristig abgesagt (bevor sie in Therapie gegangen ist) und sie behauptet dann, so richtig verabredet wären wir nicht gewesen.
Da kommt ihre Mutter zu Besuch in die Klinik und Diane sagt, wie wolle mich am Abend nach dem die Mutter weg ist anrufen, meldet sich aber nicht. Und wenn ich per sms nachfrage ob alles ok ist, liest sie die nicht einmal. Und ich fühle, dass das Gespräch mit ihrer Mutter sehr aufwühlend war. Am nächsten Tag sagt sie, das Gespräch sei toll gewesen und ihre Mutter sei sehr lange geblieben. Von ihrer Mutter weiß ich, dass es so nicht stimmt. Kann sie nicht einfach kurz ne sms schreiben und sowas sagen wie: „Du, meine Mutter ist wieder weg. Der Tag war schön aber auch sehr aufwühlend, brauche meine Ruhe. Melde mich die Tage. Schlaf gut. Küsschen.“
Irgend so was in der Art??? Dann lass ich sie auch in Ruhe, bin auch nicht mehr so besorgt und kann meinen Tätigkeiten und meinem Leben nachgehen. Wieso diese Lügen, jetzt wo ich doch eh alles weiß und nicht davon gelaufen bin und sie weiß, dass ich nicht davon laufen werde und sie auch nicht verurteile? Wieso dieser Rückzug ohne Ansage? Was bringt das? Und wie kann ich damit umgehen?
Ich will sie nicht bedrängen, nur ihr zur Seite stehen. Ich fühle wenn es ihr schlecht geht – auch über diese Distanz – und ich kann es aushalten, ein kurzes Lebenszeichen und eine „Statusmeldung“ reicht doch aus. Ich mache doch so was auch, wenn bei mir was los ist, ich verhindert bin, keine Zeit, keine Lust habe oder was auch immer. In einer Beziehung spricht man doch über solch wesentliche Dinge miteinander, lässt den anderen – und sei es auch noch so kurz und knapp – daran teilhaben wie es einem geht. In einer Liebesbeziehung sind doch beide miteinander verbunden. Was den einen betrifft, lässt den anderen doch nicht kalt...
Vielleicht könnt ihr mir ja weiter helfen, mir aus eurer Sicht schildern, was da in einem so los ist, welcher Film da gerade abläuft, damit ich eine Chance habe, damit auch umgehen zu können, damit ich einen Weg finde, ihr ambivalentes Verhalten nicht so sehr an mich heran zu lassen, ohne jedoch kalt und abweisend zu werden.
Ich danke euch bereits im Voraus für eure Unterstützung!