Re: Hört es nie auf?!

#16
Hey Christie,

dankeschön :-)

Gestern Abend war ich stark und hatte keinen FA. Da fühle ich mich dann am nächsten Tag schon ohne, dass sich sonst groß etwas bereits verändert hätte, bereits vieeeel besser.

LG
Laona

Re: Hört es nie auf?!

#17
... Manchmal denke ich, ich habe in der Familie halt einfach die Arschkarte gezogen. Und manchmal denke ich, dass es für emotionale Menschen nur wenig Raum und Platz gibt.

Mir geht alles ans Herz, alles bewegt mich und meine Seele ist eine Art offener öffentlicher Garten.

Und manchmal stelle ich mir vor, einfach in einer Sekunde alles, quasi mein bisheriges Leben zu vergessen, und bei null, also emotional und rationale usw. bei null anzufangen. Eine andere innere Haltung haben, alle diversen Ängste und Sorgen über Bord werfen und niemals wieder neue aufkommen lassen. - Vielleicht kann man das ja; ich werde es jedenfalls versuchen.

Beschließen: so, wie es ist, ist alles gut, und v.a. auch: so wie ich bin, ist alles gut. - Vielleicht klappt es.

Alles vergessen, einfach neu anfangen. Nicht mehr die sein, die man mal war, und sich von nichts und niemandem beirren lassen. Von nichts und nie wieder.

LG
Laona
Zuletzt geändert von Laona1 am So Dez 08, 2013 18:30, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Hört es nie auf?!

#19
Mit jedem weiteren 'starken Tag' lerne ich, was im Leben eigentlich wichtig ist. Denn: ohne meine FAs funktioniere ich nicht wie eine Maschine. Ohne die FAs schiebe ich Emotionen nicht weg, sondern lerne sie auszuhalten und besser mit ihnen umzugehen. Und v.a. lerne ich, dass ich das auch kann.

Ich habe immer gedacht, dass ich (leistungsmäßig) was erreichen muss. Dass ich nur gut bin, wenn ich was erreiche, und dass das für mich absolut wichtig ist. Aber so ist es nicht. Viel wichtiger ist es, mit seinem Emotionen auszukommen und diesen auch einen (großen) Raum zu geben.
Es ist wichtiger, Menschen/anderen zu sagen, was man wirklich fühlt. Es ist wichtiger, sich zu trauen offen zu sein ohne vorher zu wissen, wie andere auf einen reagieren. Es ist wichtiger, auch Schwächen zu haben und zulassen zu können. - Es ist wichtiger zu sein, was man ist, anstatt irgendwas erreichen zu wollen. Weil das Leben am Ende vielleicht nur ein Moment ist und sofort alles zerinnt, was 'Erfolg' ist. Aber was bleibt, das sind Freunde. Leute, die einem unabhängig von allen Leistungen kennen und mögen. Denen man nichts beweisen muss, für die man keine Meisterleistungen liefern muss.

Und was ich auch gerade lerne: dabei geht die Welt nicht unter. Ganz im Gegenteil: dabei kann man die Welt vielleicht wirklich erst erleben und begreifen und mit ihr umgehen.

Was nützt es, wenn einem ein Chef gut findet. Er wird mit einem nicht die glücklichsten und nicht die traurigsten Momente durchgehen. Und je mehr Leistung man bringt, je mehr wird er haben wollen. Aber ein 'Gesicht' hat man dann nicht.

"Wow", klingt wie im Kindergarten... Naja, aber ich kapiere das so wirklich trotzdem erst heute und erst allmählich.

Viele Grüße
Laona

Re: Hört es nie auf?!

#20
Es gibt Tage, an denen ich mich brutal 'schwach' fühle. Es ist einfach so ein riesiges Paket, das man zusätzlich zu allem anderen herumtragen muss, wenn man eine ES hat oder mal eine hatte.

Ich will immer möglichst Harmonie. Und oft unterdrücke ich mich selbst, um sie herzustellen. Wenn man das zu lange macht, weiß man bald nimmer, wer man ist, man hat tausend Fascetten (je nachdem, wie das Gegenüber so ist).

Egal. ...

Re: Hört es nie auf?!

#21
Oh Mann, zurück in meinem eigenen threat...

Ich weiß nicht, was ich anderen sagen soll, die irgendwie noch nicht zur Überwindung der Bulimie gekommen sind. Meine persönliche Haltung aus der Erfahrung ist: Keine Krankheit ist gerecht. Sie kommt einfach, und dann muss man kämpfen. Und wenn man es schafft (und bei Bulimie kann man es schaffen), dann gibt es zumindest Leute, die einem das anerkennen, die dann wissen, was für ein starker und tapferer Mensch man sein kann.
Selbstmitleid (das ich hier keinem unterstelle! ich selbst hatte es aber zuweilen) hilft einfach nicht. Als ich gegen die Bulimie kämpfte, dachte ich immer, dass es furchtbar ungerecht ist (dass ich überhaupt so kämpfen muss). Aber viele Menschen erleben solche Ungerechtigkeiten: wenn jemand einen Unfall hat, z.B., ohne eigenes Verschulden; wenn jemand eine andere Krankheit hat; wenn jemand von der Liebe seines Lebens verlassen wird; wenn jemandem ein geliebter Mensch verstirbt - sie alle müssen kämpfen.

Ich weiß einfach nicht, was ich anderen sagen soll, außer: Glaub an Dich und kämpfe für dich, du kannst das.

Re: Hört es nie auf?!

#22
Und: ich habe angefangen an einen Gott zu glauben. Weil der, wie es heißt, alles kann. Der ist immer da, hört immer zu, versteht alles, tröstet usw. Außerdem bekommt man dadurch das Gefühl, dass das, was man ist, richtig ist, egal, wie man ist. Und man bekommt Hoffnung, dass man es schafft, weil einer - wie eine Art Coach - immer da ist.
Anstatt nur an sich selbst zu denken (wenn man z.B. kurz vor einem FA steht), vielleicht kann man es schaffen, in dem Moment an andere zu denken, und daran, dass sie nicht wollen, dass du leidest, dass sie helfen uns ablenken können.

Re: Hört es nie auf?!

#24
In den letzten Jahren habe ich mich sehr zurückgezogen und quasi 'eingeschlossen'. Das will ich nun wieder ändern.

Der Grund für den 'Rückzug' war, dass mich einfach alles so sehr anstrengte. Es strengte mich an, mich mit meinen Emotionen und der Bulimie auseinanderzusetzen und daneben meine Leistungen zu erbringen, um ein Studium zu schaffen und meine ersten Schritte im Berufsleben zu machen.

Ich war nie entspannt, weil ich immer Angst hatte, zu scheitern bzw. Dinge nicht zu schaffen. Ich musste mich sehr konzentrieren und zusammenreißen, um nicht durch die Bulimie jegliches Lebensglück zu verlieren.

Immer wenn ich solche Einsichten habe, merke ich a) dass ich ein ganzes Stück weitergekommen bin, aber auch b) wie lange das gedauert hat. Denn meine Bulimie (die ich seit einiger Zeit nicht mehr habe, als nicht das Ko... und nur noch sehr seltene FAs) begann vor 17 Jahren. Und noch immer, nach 17 Jahren, habe ich Prozesse in mir, die erst zur Normalität führen. 17 Jahre. D.h. 17 Jahre lang, war die Welt nicht in Ordung.

LG
Laona

Re: Hört es nie auf?!

#25
Gestern hatte ich einen FA. Grund: ich hatte Süßkram im Haus. Ein Geschenk, ich hatte 'das Zeug' nicht selbst gekauft. - In Zukunft verschenke ich sowas gleich weiter. ...

Die Welt geht davon nicht unter, aber ich merke mal wieder, wie müde und fertig einem soetwas insbesondere am 'Morgen danach' macht. Rein körperlich; nachdem ich in den letzten fünf Tagen zuvor keinen FA hatte.

Mir hilfts, wenn ich hier davon schreibe. Nun geht es wieder ohne FAs weiter.

LG
Laona

Re: Hört es nie auf?!

#26
Oftmals kommt es mir vor, als ob manche aufgrund ihrer Bulimie überhaupt keine anderen Probleme als das Ko... hätten. Meint: Meine Bulimie hat mich von Freundschaften, Beziehungen, Selbstbewusstsein und noch vielem mehr abgehalten. Das waren für mich die eigentlichen und schlimmen Konsequenzen.

Mein Selbstvertrauen und -bewusstsein war auf +/- Null gefallen, und noch heute, lange nachdem ich nicht mehr bulimisch bin, arbeite ich daran, es wieder aufzubauen. Dinge wie: Wie begegne ich Leuten? Wie sage ich, was ich (wirklich) denke und fühle? Was mache ich, wenn ich evtl. verliebt bin? U.v.w.

Außerdem hat mich die Bulimie partiell schüchtern gemacht. Nicht jedem und immer kann man sagen, dass man mal eine Bulimie hatte. Es ist, als hätte man eine Art 'Geheimnis', das man niemandem stecken kann bzw. nur sehr wenigen und immer mit dem Risiko auf komplettes Unverständnis oder Ablehnung usw. zu stoßen.

Aber vielleicht sind all das auch einfach Dinge, die man erst begreift, wenn man so ganz und wirklich draußen ist, die Bulimie nicht mehr hat, nicht mehr ko... usw. Für meine Entwicklung jedenfalls war die B. scheiße.

LG
Laona
P.S.: Ich bin happy, dass ich diesen Mist und solche Gedanken hier quasi aus mir herausschreiben kann. Ich glaube das hilft beim vollständigen Überwinden.

Re: Hört es nie auf?!

#29
Ich kriege es mit den Jungs, der Männerwelt einfach nicht auf die Reihe.
Aber vielleicht soll es dann auch einfach nicht sein, wenn es mal wieder so ist. Eines Tages wird der richtige kommen.

Gute Nacht an alle...
Laona

Re: Hört es nie auf?!

#30
Guten Morgen.

Ich habe beschlossen, über solche Dinge (Männer und Co.) nicht mehr nachzudenken bzw. mir eben keinen Kopf mehr zu machen. Dafür ist das Leben zu kurz und viel zu schade. - Da fokusiere ich mich lieber wieder auf die Dinge, die ich selbst "kontrollieren" oder im Griff haben kann.

Ich will wieder mehr 'vergessen', meinen Kopf ausschalten und über nichts nachdenken. - Aber ich bin ein Weltmeister darin, anderen zu helfen. Das kann ich supergut! ...

LG
Laona