noch eine Neue....

#1
Hallo zusammen

Ich hab hier bisschen rumgestöbert und mich dann überwunden mich anzumelden. Ich habe seit mehreren Jahren B, mal schlimmer mal weniger. Im Moment ist es grad wieder schlimmer geworden und ich versuche wirklich damit aufzuhören. Aber dann kommen immer wieder diese "Ist mir scheissegal"-Momente... im letzten Jahr habe ich auch noch *kg zugenommen, was den Teufelskreis verschlimmert, ich möchte ja eigentlich lieber etwas abnehmen, also nicht so viel essen, schlechtes gewissen, klo....

Ich hab seit Jahren mit niemandem darüber geredet, es fühlt sich auch gerade komisch an darüber zu schreiben, aber ich dachte, vielleicht tut das ja mal gut, vielleicht bringt ja der Austausch was oder es hat jemand eine Anregung für mich.

Ich habe auch schon gehört, das Antidepressiva helfen sollen, oder Therapie, aber ich getrau mich ja nicht mal, es meinen Hausarzt zu erzählen.

Das grösste Problem ist glaube ich, dass ich mein Selbstvertrauen vom Gewicht abhängig mache. Ich denke immer so, mit ein *kg weniger, wäre ich viel selbstbewusster und hätte alles im Griff. Ich weiss sogar, dass das Blödsinn ist, aber ich krieg das einfach nicht aus meinem Unterbewusstsein.

Ausserdem möchte ich ein Kind, aber das klappt auch nicht und das macht mich zusätzlich unglücklich.

Naja, vielleicht hat ja jemand ähnliche Erfahrungen und es geschafft, das eigene Gewicht nicht mehr so ernst zu nehmen, auch wenn man nicht den "Idealen" entspricht?

Liebe Grüsse, ilis

Re: noch eine Neue....

#2
Liebe Ilis.

Herzlich Willkommen hier im Forum :)
Schön, dass du den Mut hast, dich wenigstens hier uns anzuvertrauen.

Ich kann sehr gut nachvollziehen wie du dich fühlst. Ich habe B zwar "erst" seit 2 Jahren. Dennoch geht es mir genau gleich wie du. Ich habe einige Kilos zugenommen. Fühle mich davon auch sehr unter Druck gesetzt. Denn auch ich möchte eher abnehmen als zu nehmen. Ich werde mich jetzt aber mal eine Weile so ernähren, dass ich kein schlechtes Gewissen haben muss. Ich schreib auch alles auf. Mir hilft das für den Anfang.

Hast du denn früher mit jemandem über deine Bulimie gesprochen? Warum hast du seit mehreren Jahren mit niemandem mehr darüber gesprochen?
Ich finde es toll, dass du hier mal reinschreibst & so deine Gedanken & Gefühlen freien Lauf lassen kannst.

Das mit den Antidepressiva kann ich nicht bestätigen, aber einen Therapeuten würde bestimmt helfen. Um in Therapie zu gehen, müsstest du dich erst beim Hausarzt melden?
Oder suche doch mal nach einer Therapiesitzung. Da kannst du vielleicht auch hingehen ohne Überweisung vom Arzt. (bin mir jetzt nicht sicher wie das in Deutschland ist)
Dennoch wäre es bestimmt auch ein wichtiger Schritt den Hausarzt einzuweihen. Ich weiss ich geb da immer viele gute Ratschläge. Aber ich weiss selbst wie hart solche Entscheidungen sind. Denn ich gehe zu einem Therapeuten & sie weiss nichts von meiner Bulimie. Auch mein Hausarzt weiss nix. Es braucht immer sehr viel Überwindung. Dennoch kann diese Entscheidung nie falsch sein.

Mit dem Selbstvertrauen ist das immer so eine Sache. Auch ich kenne das. Ich mach mich selbst schlecht mit *kg das ichmehr auf die Waage bringe. Dennoch versuche ich mir immer zu sagen, dass ich nur meinem Freund gefallen muss. & er liebt mich wie ich bin .Er hat mir sogar mal gesagt, er würde mich noch lieben wenn ich *kg mehr wiegen würde. :)
Mir hilft das eigentlich immer. Dann schaue ich mir oft Menschen an, die etwas mehr auf den Hüften haben. Die haben so eine tolle Ausstrahlung. Die fühlen sich wohl. Die laufen absolut nicht unsicher durch die Gegend. Versuch auch am Morgen, dich im Spiegel anzulächeln & sag dir die Sachen die dir gefallen. Ich hab das eine Weile durchgezogen & das hat mir so gut getan :)
Ein Versuch ist es Wert.

Lass dich nicht zu sehr stressen mit dem Kind kriegen. Je mehr du dich unter Druck setzt, desto weniger ist es möglich Kinder zu bekommen.
Ich habe erst gerade gelesen, dass die Bulimie übrigens auch dabei mithilft, dass du nicht schwanger werden kannst. Wenn du also gesunde Kinder haben möchtest (wovon ich mal ausgehe :) ) wäre es zwingend erfolderlich, dass du m it deinem Arzt über deine Bulimie sprichst. der kann dir dann helfen.

Ich möchte dir nicht Angst machen, oder dich weiterhin unglücklich machen. Ich würde dich gerne ein bisschen aufheitern.
Aber ich denke, gerade weil du gerne ein Kind möchtest, wäre es gut, wen du mit deinem Arzt sprichst.

Liebe Grüsse Dreamy
| l i v e | l a u g h | l o v e |

Re: noch eine Neue....

#3
Liebe ilis,

erstmal willkommen im Forum!

Sich dazu zu überwinden sich jemandem anzuvertrauen ist ein großer und wichtiger Schritt und es ist wunderbar, dass du diesen Schritt jetzt erstmal hier ins Forum gesetzt hast.
Das grösste Problem ist glaube ich, dass ich mein Selbstvertrauen vom Gewicht abhängig mache. Ich denke immer so, mit ein paar **kg weniger, wäre ich viel selbstbewusster und hätte alles im Griff. Ich weiss sogar, dass das Blödsinn ist, aber ich krieg das einfach nicht aus meinem Unterbewusstsein.
Zu erkennen, dass dieser Gedanke Mist ist, ist doch schon mal ziemlich gut. :wink:
Leider ist er auch mir nur allzu gut bekannt und ich kann leider noch nicht behaupten, dass ich ihn bereits ganz aus meinem Kopf verbannt habe, aber es gelingt mir langsam aber sicher immer besser mich über andere Dinge zu definieren.

Wir sind nicht (nur) unser Körper (beziehungsweise Gewicht) sondern viel, viel mehr, nämlich eine Person mit Stärken und Schwächen, und auch letzteres ist gut so!

Für mich schien mein Leben über einen gewissen Zeitraum nur mehr aus der Essstörung zu bestehen und erst durch die Therapie und viel Arbeit an mir selbst hab ich den Weg zurück in die Welt gefunden.

Du hast geschrieben du könntest dich momentan nicht mal deinem Hausarzt anvertrauen, was genau hält dich denn davon ab?

Ich kann dir aus meiner Erfahrung absolut dazu raten dir Hilfe zu suchen, einerseits professionelle Unterstützung, aber auch Unterstützung aus dem privaten Umfeld können einem unheimlich viel Kraft geben.

Jedenfalls bin ich mir sicher, dass du hier viel Gelegenheit zum Austausch finden wirst und wünsche dir alles Gute!

LG, flora

Re: noch eine Neue....

#4
Hallo zusammen

Vielen Dank für eure Antworten! Schön verstanden zu werden :D

Naja, angefangen hat das ganze schon als ich etwa 18 war. Damals hab ich so auch ziemlich viel abgenommen. Wie ich das damals gemacht habe, weiss ich nicht mehr, aber dadurch hatte es sich wohl als "gute" Sache eingeprägt. Mit so 20 hatte eine damals noch Bekannte im Freundeskreis dasselbe Problem und hat es in ihr Tagebuch geschrieben, das dann wiederum ihre Mitbewohnerin gefunden und gelesen hatte und es in der Qlique rumerzählt hat. Aber mehr so in der Art: "Oh mein Gott, wie krank ist die denn?" Ich stand dann so da und meinte, dass wir ihr doch helfen müssen und das ja nicht so schlimm sei, aber gedacht hab ich so, öh, ich mach ja dasselbe über das ihr hier lästert. Vielleicht kommt es daher, die Angst es jemandem zu sagen, die könnten ja denken "Wie kann man nur".

Auf jeden Fall hab ich es dann irgendwann geschafft, mit besagter Bekannter darüber zu reden, aus ihr wurde dann auch eine sehr gute Freundin, und ihr anzuvertrauen, dass ich das auch mache. Wir haben uns dann irgendwie gegenseitig therapiert und sind auch einige Zeit "clean" geblieben. Sie ist es wohl heute noch, zumindest wirkt sie sehr zufrieden mit sich und ihrem Körper und wenn wir über Gewicht etc. reden, klingt es so, als habe sie da alles im Griff, sie hat jetzt auch Kind und Haus und so... Wirken tue ich wohl gegen aussen auch so und ich hab es darum auch nicht übers Herz gebracht, ihr zu beichten, dass ich rückfällig wurde. Auch meinem Freund, heute Mann, habe ich es damals gesagt, aber er glaubt immer noch, das sei vorbei, das ist ja auch schon Jahre her.

Lange Zeit war es auch nicht so schlimm, nur mal nach einem Weihnachtsessen oder so, sagen wir alle zwei Monate, das war für mich akzeptabel. Dann wurde es wieder mehr, aber ich hab es lange gar nicht als Problem gesehen. Bewusst wurde mir das erst, als ich mich gefragt habe, wieso ich immer mehr zunehme und mir bewusst wurde, dass wohl trotzdem noch einige Kalorien "drin" bleiben. Dann dachte ich, gut, hörst du halt auf damit. Erst dann habe ich realisiert, dass das gar nicht so einfach ist und ich immer wieder den Versuchungen im Supermarkt mit Halbpreis-Aktionen erlegen bin.

Ich möchte einfach nicht, dass das jemand weiss, der mich kennt. Ich lösche auch alle Browserverläufe, etc. Das hier ist das erste Mal, dass ich überhaupt darüber rede/schreibe, ausser im Selbstdialog ;) Aber das hier ist anonym, ihr kennt mich nicht, und selbst sollten wir uns treffen, wüsstet ihr nicht, dass ich das bin und umgekehrt. Aber ich muss sagen, es tut echt gut, sich das mal von der Seele zu schreiben.

Ich hoffe immer noch, dass ich das alleine schaffe, und vielleicht hilft das hier ja. Auch zu sehen, viele davon eigentlich betroffen sind, hatte bisher immer das Gefühl, ich sei da alleine...

Wie ist das bei euch? Habt ihr keine Rückfälle mehr? Was war es denn, was denn Ausschlag gegeben hat?

Auf jeden Fall vielen Dank für die aufmunternden Worte, ich hoffe damit komme ich mal die ersten Tage "clean" über die Runden und muss hier nicht berichten, dass ich es wieder gemacht habe ;)

Ganz liebe Grüsse

Re: noch eine Neue....

#5
Wie ist das bei euch? Habt ihr keine Rückfälle mehr? Was war es denn, was denn Ausschlag gegeben hat?
Ich habe immer noch ab und zu Rückfälle, allerdings bestimmt die Bulimie heute nicht mehr mein Leben. Ich versuche im besten Fall schon dann wenn sich ein Rückfall anbahnt, aber spätestens danach auch jeweils rauszufinden was denn eigentlich der Grund dafür ist oder war.
Manchmal ist es Einsamkeit und eine innere Leere, die ich mit Essen zu füllen versuche.
Manchmal sind es Ängste und ein innerer Druck, den ich durch das K*** loswerden will.

Durch die Therapie hab ich gelernt meist andere Lösungsstrategien zu finden. Mit jemandem zu Reden kann zum Beispiel sehr hilfreich sein.

Weißt du was bei dir hinter der ES steht?

Natürlich kannst und musst du viel selbst an dir arbeiten und auch das Forum kann helfen zu reflektieren (Und manchmal tut es auch gut, einfach nur anonym irgendwo seinen Seelenmüll loszuwerden. :wink: ), aber Unterstützung von außen hilft wirklich!

Ich kenne auch das Problem mit dieser Fixierung auf Körper und Gewicht aus eigener Erfahrung leider nur zu gut, obwohl ich vom Kopf her weiß, dass es letztlich keinen Unterschied macht...

Natürlich gibt es auch die reine Essensebene. Um keine FAs zu provozieren muss man ausreichend essen! Ich les hier immer wieder solche Sätze wie "Unter Tags hab ich mich so toll unter Kontrolle und ess nur ganz wenig und sehr gesund, aber am Abend geht dann plötzlich gar nix mehr. " - ähm, ja, dabei handelt es sich schlicht und ergreifend um körperlichen Hunger!

Ich gebe zu, dass das Gewicht auch bei mir immer noch eine Rolle spielt, aber ich bin mittlerweile soweit, dass ich mich bewusst dafür entscheide zu essen und auch zu genießen.
Außerdem hast du ja schon selbst festgestellt, dass man durch die Bulimie oft sogar zunimmt.

Jedenfalls wünsch ich dir, dass du wie erhofft deine ersten cleanen Tage gut überstehst!

LG