Bulimie im Austauschjahr

#1
Hallo liebe Mitglieder des Forums,

Ich weiß leider gar nicht so recht wie ich anfangen soll und ob ich überhaupt richtig hier bin, aber im Moment bin ich echt verzweifelt und weiß nicht was ich noch tun soll.
Ich bin 17 jahre alt und seit August in diesem Jahr mache ich ein Auslandsjahr in Amerika, bin jetzt also 3 Monate hier. Mir gefällt es hier echt super gut, ich verstehe mich gut mit meinen Gasteltern und meiner Gastschwester, habe gute Noten und mache zu Hause auch jeden glücklich, dass ich diese 10 Monate hier wirklich durchziehe.

Allerdings glaube ich mit jedem Tag mehr, dass ich wirklich ein Problem mit dem Essen habe. Seit drei Jahren erbreche ich nun schon nach dem Essen, zwischendurch gibt es aber auch immer Mal wieder Phasen, wo ich gar nichts esse. Womit das ganze auch vor drei Jahren angefangen hat und wo durch ich auch wirklich viel abgenommen habe. Dann fing das irgendwann mit dem Übergeben an und seit dem komme ich nicht mehr davon los.

Als ich mich für das Auslandsjahr beworben habe, habe ich gedacht hier wird alles besser, dachte meine Gedanken und mein Verhalten würden sich verändern, aber das war alles mehr als naiv. Im Grunde wurde alles nur noch viel schlimmer. Mein Gewicht liegt im Normalbereich, deswegen glaube ich mir auch selbst gar nicht dass ich ein Problem habe, wer würde mir schon glauben? Aber meine andere Seite der Gedanken weiß, dass das nicht normal ist und so will ich auf keinen Fall mein Leben lang weiter leben.

Hier gibt es jetzt Phasen wo ich sehr wenig esse und meine Gastmutter hat mir schon angedroht meine Eltern zu informieren, wenn ich noch weiter abnehme und es gab schon viele Situationen hier wo ich am heulen war und sie mit den Nerven am Ende, weil ich zum Beispiel 20 Minuten für 'ne Banane am Frühstsückstisch brauche. Also wurde meine Area Rep. informiert und nun werde ich von beiden Seiten kontroliert was ich esse usw. Dadurch wurde das jetzt mit dem Erbrechen immer schlimmer, keiner weiß hier was davon... aber ich schäme mich so vor mir selbst und halte das nicht mehr lange aus. Das ist so anstrengend alles, und die ständige Gewichts Zu- und Abnahme macht mich fertig.

Ich weiß nicht was ich noch machen soll und hoffe einfach darauf, dass jemand von euch einen Ratschlag hat. Ich hab schon drüber nachgedacht nach Hause zu fliegen und meinen Eltern von all dem zu erzählen. Aber das ist alles so schrecklich peinlich, und wenn ich jetzt nach Hause fliege verpasse ich hier alles, was doch aber mein größter Traum war, den ich aber so hier auch nicht genießen kann. In Deeutschland wüsste ich auch gar nicht was ich machen soll, es ist mitten im Schuljahr, ich könnte ja jetzt nicht einfach in die 12. Klasse einsteigen.
Ich bin total verzweifelt und würde mich wirklich sehr über eine Antwort freuen.

Liebe Grüße
Der Kopf ist voll, doch das Herz ist so leer. Nichts ist wie es soll und keiner schaut her.

Re: Bulimie im Austauschjahr

#2
Hallo Mariechen,

zunächst mal herzlich willkommen im Forum. (Ich vertrete mal ungefragterweise die MODs und mache das Ganze mal in grün und so. :-X)) )

Ich finde es interessant, dass Du seit drei Jahren Probleme mit dem Essen hast im Sinne von Hungern, Fressen und Kotzen, Du aber anscheinend das bisher ganz gut "verdrängt" hast. Wie kommt es, dass Du jetzt auf einmal darunter leidest? Ich finde es gut, dass Du nicht mehr weg gucken willst, oder kannst. Allerdings würde ich sagen: Keine Panik. Wenn Du drei Jahre damit rummachst, musst Du nicht jetzt schnell nach Hause fliegen. Denn, wie Du selbst schon gesagt hast: Das Problem hast Du zu Hause auch schon gehabt. Und das Problem namens Essstörung wird halt tendentiell langsam immer schlimmer. Dass es jetzt also stärker geworden ist, hängt vielleicht mit der Umstellung Deines Umfeldes zusammen, hätte aber auch so kommen können.

Ich würde Dir raten, mit Deiner Familie zu reden. Ich kann gut verstehen, dass Du ihnen nicht direkt die Essstörung namentlich erzählen willst. Ist evt. auch nicht ratsam. Du weißt ja gar nicht, wie sie das auffassen werden, was sie so für ein Verständnis für psychische Krankheiten haben. Das weiß man ja oft nicht mal von seinen leiblichen Eltern. Die können ganz anders reagieren als man denkt. Allerdings solltest Du ihnen sagen, dass Du Dich unter Druck gesetzt fühlst, wenn sie Dich zum Essen zwingen unter Androhung von Eltern-benachrichtigen. Sage ihnen, Du weißt es zu schätzen, dass sie sich um Dich kümmern. Und dass Du aber eine andere Form der Hilfe brauchst. An dieser Stelle wäre es natürlich hilfreich, Du wüsstest, wie sie Dir helfen können und in welche Bahnen Du ihre Fürsorglichkeit leiten könntest.

Ansonsten würde ich mich mal an Deiner Schule umsehen: Gibt es da so was wie eine Beratung für Krisensituationen? Oder gibt es außerschulische kostenlose Beratung? Vielleicht auch über den Träger, über den Du das Austauschjahr machst? eigentlich gibt es da immer irgendeine Art von Unterstützung. Das liegt daran, dass es viele Leute gibt, denen es geht wie Dir. Es gibt auch gerade in den USA viele Menschen mit Essstörungen. Du brauchst Dich also nicht zu schämen und denken, Du wärst die Einzige, der sowas passiert. Du bist nicht alleine. Und wenn Du Dir Hilfe suchst und wirklich etwas verändern willst an Deinem (Ess)verhalten, dann kannst Du auch etwas erreichen. Schritt für Schritt.

Nur Mut, Mariechen!!

LG über den großen Teich ;)

Sophie
Zuletzt geändert von Sophie11 am So Nov 03, 2013 11:44, insgesamt 1-mal geändert.
So spricht der Herr: "[...] Nein, wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, daß er klug sei und mich erkenne, daß nämlich ich, der Herr, es bin, der auf Erden Gnade, Recht und Gerechtigkeit schafft!" (Jeremias 9,22-23)

Re: Bulimie im Austauschjahr

#3
hallo und willkommen hier!
nach Hause zu fliegen und meinen Eltern von all dem zu erzählen. Aber das ist alles so schrecklich peinlich, und wenn ich jetzt nach Hause fliege verpasse ich hier alles, was doch aber mein größter Traum war, den ich aber so hier auch nicht genießen kann. In Deeutschland wüsste ich auch gar nicht was ich machen soll, es ist mitten im Schuljahr, ich könnte ja jetzt nicht einfach in die 12. Klasse einsteigen.


vielleicht ja nicht nach hause fliegen-aber es gibt ja auch noch nadere möglichkeiten
mit deinen eltern in kontakt zu treten.
du könntest ja auch vor ort versuchen deine probleme anzusprechen-vielleicht könnte dir dort auch jemand weiterhelfen?
in deutschland könntest du zb. die zeit nutzen um eine therapie zu beginnen-oder einen klinikaufenthalt?

ich denke du solltest einfach reden.denn diese heimlichkeiten und das stille leiden helfen dir nicht.
du musst darüber reden-mit leuten denen du vertraust
sonst entwickelt sich das ganze mehr und mehr zu einem selbstläufer-du versinkst in deine eigene welt und irgendwann ist es ganz ganz schwierig,wenn nicht fast unmöglich, dich da rauszuholen.
ich wünsch dir viel kraft
s.
"Sie hatte kein eigenes Leben. Sie existierte bloß. Sie hatte keine Hoffnung, keinen "Antrieb", keine Bedeutung für sich selbst. Sie fühlte, wie sie sagte, daß "sie" unlängst "geradewegs untergegangen" war...

Re: Bulimie im Austauschjahr

#4
also als ich in kanad an einer high school war, gab es dort in der schule eine ärztlichen dienst, mit krankenschwestern und auch einen vertrauenslehrer. wenn du dich nicht gleich deinen gasteltern oder deiner familie offenbaren willst, dann geh doch dort mal hin.

fest steht das du dir hilfe suchen musst. und ich finde es auch tol, dass du es als problem erkannt hast. das ist der erste ganz wichtige schritt.

ich für mich habe festgestellt, dass ein offener umgang hilft. du machst ja nichts schlimmes und willst ja keinen belasten oder schaden, aber du leidest und brauchst hilfe, da du es nicht alleine schaffen kannst. ich empfand es als erleichterung, offen damit umzugehen, weil ich ja sehr darunter gelitten habe, und ich denke du tust das auch, damit man gemeinsam dagegen angehen kann.

viel kraft und hab vertrauen!
sie scheinen sich ja um dich zu sorgen, und wollen dir helfen!