neu und endlich den Mut darüber zu reden/schreiben

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Hallo!

ich bin 28 Jahre alt und das Thema Bulimie beschäftigt mich nun schon eine ganze Weile... Angefangen hat es vor ca. 4.5 jahren mit einer Art "Magersucht"... Ich schreibe dies extra in Klammern, da es bei mei nicht typisch lief. Ich hatte auf einmal nur das Problem nicht mehr richtig bzw. fast garnicht essen zu können und hab in kürzerster Zeit zu viel abgenommen. Ich habe aber sofort versucht mir Hilfe zu holen, weil ich gemerkt habe, dass etwas mit mir ganz und garnicht mehr stimmt. Leider habe ich diese Hilfe erst ca. 6 Monate später bekommen, weil kein einziger Therapeut, bei dem ich mich vorgestellt habe, bereit war mich aufzunehmen und zu therapieren. Alle sagten, ich solle mich einweisen lassen oder zu meiner alten Therapeutin gehen, bei der ich wegen Depressionen in Behandlung war. Dass ich dahin aber nicht zurück gehen wollte, weil wir nicht ganz auf einer Wellenlenge waren, spielte dabei keine Rolle. Ich war wirklich am Ende und war dann echt fast kurz davor in eine Klinik zu gehen, einfach um mich selbst zu schützen. Dass mich kein Therapeut oder Person ernst genommen hat, tat mir sehr weh. Ich wusste ja, dass ich nicht mehr essen kann und bin deswegen gleich zu Anfang auf die Suche gegangen. Wenn man dann den Spruch hört "oh das sieht man Ihnen aber garnicht an" (weil ich am Anfang ja auch erst wenig abgenommen hatte nach 2 Wochen und damit noch Normalgewicht hatte), ist man echt entsetzt.
Naja jedenfalls habe ich dann aber durch Glück eine sehr gute Therapeutin gefunden, die mich sofort aufgenommen hat und sogar für mich Überstunden gemacht hat. Sie hat gemerkt, dass es wirklich dringend ist und ich verzweifelt bin. mittlerweile hatte ich auch insgesamt sehr viel abgenommen.. Meine Therapeutin hatte mir außerdem erzählt, warum ich von so vielen anderen Therapeuten abgewiesen wurde: Da es meine zweite Therapie war und noch keine 2 Jahre her war, muss bei einer neuen Therapie ein sehr aufwendiges Gutachten vom neuen Therapeut geschrieben werden, um vor der Krankenkasse zu "rechtfertigen", warum erneut eine Therapie notwendig ist. Die meisten haben keine Lust so etwas zu verfassen, aber meine Therapeutin hat dieses dann an einem Wochenende geschrieben und danach ging es los..
die Therapie hat total geholfen und die Frau war einfach nur super! Sie hat mein eigentliches Problem ziemlich schnell erkannt und das war eher Probleme mit Kontrollverlust etc. Um die "Magersucht" an sich ging es eigentlich so gut wie nie, da sie nur ein Symptom war. Es hat insgesamt ziemlich lang gedauert, bis sich diese Sucht -wenig zu essen, ständig abnehmen zu wollen und unzufrieden mit sich selbst zu sein- einigermaßen normalisiert hat. Bis heute ist es immer noch nicht normal und ich bin viel zu kritisch mit mir selbst und meinem Körper. Was aber eigentlich am Schlimmsten war, ist die Tatsache, dass ich ziemlich schnell nach Beginn dieser Essstörung, und noch stärker mit der Therapie, eine Bulimie entwickelt habe. Am Anfang fing es eher selten mit Heißhungerattacken an..
Und dann habe ich natürlich erbrochen, da ich ja eigentlich nichts essen konnte/wollte. irgendwann wurde das mit dem Essen etwas besser, nicht mehr ganz so unter Zwang kontrolliert und damit auch das Erbrechen häufiger. Immer häufiger Heißhunger und Fressattacken und dann Erbrechen. Ich habe es während meiner ganzen Therapie verschwiegen, weil dieses Problem dann neu dazu kam. Ich habe mich auch tierisch dafür geschämt und wollte mich garnicht damit beschäftigen. Anfangs war es für mich ok, bis es irgendwann zur richtigen Last wurde.
Zur richtigen Last wurde es erst richtig vor einem Jahr. Ich glaube, weil es seitdem häufiger vorkam, weil ich wieder zugenommen hatte und total unzufrieden mit mir war. Jedenfalls war es in manchen Zeiten mehrere Mal die Woche und sehr belastend. Auch für meinen Körper, und für meine Laune sowieso. ich wollte das nicht, ich wollte wirklich damit aufhören, weil ich es schrecklich fand. Aber ich konnte nicht... Es ging die ganze Zeit so weiter.. bis vor Kurzem. Das letzte Mal hatte ich nun eine Fressattacke vor über einem Monat, vielleicht 6 Wochen. Und mir geht es so viel besser!! ich habe nur noch selten schlechte Laune und fühle mich viel fitter und selbstbewusster. Ich denke, es hängt viel mit dem Alkohol zusammen, da ich genau seit dieser Zeit diesen eingeschränkt habe und fast garnicht mehr konsumiere. Mir ist schon lange aufgefallen, dass es mir am nächsten Tag nach Alkoholkonsum schlecht geht und die Heißhungerattacken enorm sind. Ich konnte aber nicht davon loslassen und garnicht mehr trinken, auch wenn es "nur" ein bis zweimal die Woche mit Freunden zusammen war...
ich möchte so sehr, dass das alles so bleibt wie es jetzt ist! Deswegen schreibe ich nun auch hier um mich endlich anderen Leuten mitzuteilen und mich noch mehr damit auseinander zu setzen (habe den Anfang über ein Selbsthilfe-Buch gemacht, aber es weiß niemand Bescheid!). Ich möchte dem einfach entgegenwirken und vorbeugen, dass ich nicht mehr in mein altes Muster verfalle. Ich habe zum ersten Mal seit Langem das Gefühl mir selbst etwas näher zu sein und dadurch viel mehr "Kontrolle" über mein Leben zu haben. Ich wünsche mir so sehr, dass es so bleibt, deswegen bin ich nun hier....
Zuletzt geändert von akoasma am Sa Jul 27, 2013 17:16, insgesamt 2-mal geändert.
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