Hallo, ich lese hier im Forum schon lange ab und zu mit und habe nun beschlossen mich selbst anzumelden!

Ich bin eine 19jährige Studentin und habe seit mittlerweile 4 Jahren mit der Bulimie zu kämpfen. Als ich damit begonnen habe noch in Verbindung mit Hunger-Phasen, weil es damals noch den Zweck des Gewichtsverlustes hatte und ich natürlich dachte (bzw mir selbst eingeredet habe) ich könnte problemlos damit aufhören wenn ich bei meinem Wunschgewicht angelangt bin, aber wie die meisten hier wohl aus eigener Erfahrung wissen, ist man ohnehin nie mit sich selbst zufrieden.
Nachdem ich ziemlich viel Gewicht abgenommen hatte (war vorher im ÜG, dann im Bereich NG), hat sich das ganze mehr und mehr eingependelt, ich habe nicht weiter abgenommen, die Fressanfälle sind gekommen und das Erbrechen wurde zum Alltag. Die Bulimie hat bei mir besonders in der Matura-Zeit einiges kaputtgemacht, weil ich damals (Stand ca. 3 Jahre mit der ES) einfach mit nichts mehr klargekommen bin und auch leichte Depressionen mitspielten. Ich habe mich dann auch meinen engsten Freunden anvertraut, weil es ohnehin mehr als offensichtlich war, dass mit mir etwas ganz und garnicht in Ordnung ist und habe mich dann vor ca. 1 Jahr auch dazu überwunden mit meinem Hausarzt zu sprechen und 1x die Woche eine Psychologin aufzusuchen.
Die Therapie hat leider nicht das geringste gebracht, weil ich gar nicht wirklich aufhören wollte, weil ich Angst hatte dann wieder zuzunehmen (einige Kilos waren in der Zwischenzeit ohnehin wieder zurückgekommen). Ich habe auch leichte Anti-Depressiva bekommen, aber ich habe das Ganze hauptsächlich wegen meiner Freunde mitgemacht, daher auch ohne Erfolg und ich habe dann die Therapie auch letzten Sommer wieder abgebrochen.
Daraufhin wurden die FA's noch um einiges extremer, es wurde zum Alltag mehrere Male am Tag zu Erbrechen und ich habe abartig hohe Summen für Lebensmittel ausgegeben, von den körperlichen Belastungen mal ganz abgesehen.

Vor erst 3 Wochen konnte ich dann einfach nicht mehr, ich war am absoluten Tiefpunkt angelangt und habe beschlossen, wirklich zu versuchen es auch ohne FA's zu schaffen. Ich achte nun darauf wirklich gesund, regelmäßig und nicht zu viel zu essen. Der Sport den ich normalerweise regelmäßig mache muss zurzeit noch warten, da ich durch diese Umstellung zurzeit oft so schlapp bin, dass ich keine Energie habe mich auch noch sportlich zu betätigen. Wie zu erwarten war, habe ich allein in den letzten 3 Wochen ein paar Kilos zugenommen und es fällt mir schwer, weiter durchzuhalten. Bis auf 3 kleine Ruckfälle in den ersten 1,5 Wochen halte ich gerade sehr gut durch und ich bin erstaunt über mich selbst, weil ich bisher nie mehr als bestenfalls ein paar Tage geschafft habe und dann hat mich jedes Mal wieder der Blick auf die Waage zurückgeholt.
Ich versuche mir immer wieder selbst zu sagen, dass es das wert ist und dass sich mein Körper erst wieder daran gewöhnen muss, etwas bei sich zu behalten, aber ich habe Angst davor, nicht sehr viel länger durchzuhalten wenn ich noch weiter zunehme (bin mittlerweile leicht im ÜG).
Ich habe es so satt, dass die ES mein ganzes Leben kontrolliert und sich die Gedanken rund um die Uhr nur um 'Essen, oder nicht Essen' drehen und ich habe neben der Uni auch einfach keine Kraft mehr dafür!
Ich möchte nicht naiv klingen, ich habe natürlich selbst nur eher wenig Hoffnung das Ganze ohne Hilfe zu schaffen, aber ich möchte aufgrund privater Gründe nicht in professionelle Behandlung und so ist das momentan die einzige Möglichkeit die mir bleibt und ich habe zurzeit auch erstmals seit 4 Jahren wirklich den Willen etwas zu verändern.

Hat von euch jemand Erfahrung mit der Situation, nach der Umstellung zuzunehmen und hat Tipps, wie lange es dauert, oder ob sich der Stoffwechsel überhaupt wieder normalisiert? Oder Ratschläge, wie man trotz anfänglicher Gewichtszunahme durchhält?
Ich gehe extrem ungern zu Ärzten jeder Art und freue mich daher über jegliche Tipps und Anregungen von Betroffenen!

Danke im Voraus!

.

Liebe piercingaddict, "schön" dass du hier bist.

Das mit dem Gewicht pendelt sich ein. Der Körper rafft jetzt einfach mal alle Nährstoffe an sich. WEnn alle Depots wieder gefüllt sind wird auch die Zunahme ein Ende finden. Ich leide seit knapp 3 Jahren an Bulimie. Hatte auch längere cleane Phasen dazwischen. Die lezten 1,5 Jahre war es so dass ich vielleicht einmal (bei meinen Eltern auch mal 3 Tage hintereinander) alle 2,3 Wochen gekotzt habe. In der Weihnachtszeit hatte ich wieder eine heftigere Phase mit richtigen Fas und zusätzlich viel Alkohol.

Seitdem erbreche ich mich auch wieder vermehrt, bis zu an vier Tagen die Woche, dazwichen auch mal wieder 2 wochen keine Fas...
Auf was ich hinaus will; ich nehme in solchen bulimischen Phase immer zu! JEder FA bringt mir "*kg" mehr oder so ungefähr. Einfach weil ich den Körper so aus dem Gleichgewicht bringe...

Durchhalten lohnt sich, es pendelt sich ein, versprochen! Weitere positive NW auf die Figur und Auftreten sind bei mir, dass ich aufrechter gehe, der Blähbauch geht weg, Wassereinlagerungen verschwinden, Körper sieht wieder straffer und muskulöser aus.

Den Tipp mit der Waage kann ich nur unterschreiben! Weg mit dem Ding. Ansonsten bequeme Kleidung tragen, zB Leggins mit langem Shirt oder Röcke. Sich mehr auf Gesicht und Haare konzentrieren, sozusagen selber von Figursorgen ablenken. (Sport oder) Spaziergänge an der frischen Luft mit netten Leuten. Ganz viel trinken (Habe ne ganze Teesammlung). Sich auch mal einen Kuchen oder Schokolade gönnen, unbedingt. Hatte so Essensrituale immer gern: nach der Arbeit einen Kaffee und Stück Kuchen. Wenn man weiß, dass bestimmte Leute/Situationen/Lektüre... triggernd auf einen wirken, diese meiden. Am besten finde ich mit anderen LEuten (kochen und) essen.

Also gib nicht auf! Ich verspreche dir es lohnt sich.

ICh kann deine Gedanken sehr gut nachvollziehen, es ist einfach frustrierend, aber Kotzen bringts auch nicht und das ist eben die Rechnung, die man präsentiert kriegt... Aber besser opferst du jetzt eine kleine PEriode mit etwas mehr Gewicht, als dass du noch Jahre in dieser scheißkrankheit drinnen hängst, davon wirst auch nicht schöner...

Ich hoff ich kann auch bald wieder meine eigenen Tipps umsetzen, bei mir beruhen die FAs aber weniger darauf, dass ich abnehmen will, sondern ich benutze sie um emotionalen Stress abzubauen Gelingt natürlich auch nicht

Alles Liebe und Gute

.

WOW, faramir, das ist ein sehr schöner Tipp!

.

@faramir: Das mit der Waage wäre eine gute Idee, ich versuche ja selber sie zu meiden, aber meistens halte ich es dann doch nicht aus, wenn ich nicht weiß wie viel ich wiege, weil ich so Angst habe die Kontrolle zu verlieren.

Das mit der Box ist eine wirklich nette Idee, ich mache es zurzeit immer so, dass ich in meinem Kalender die Tage die ich ganz durchhalte dick anstreiche, so hab ich auch immer die kleinen Erfolge vor der Nase und habe einen Ansporn wenn ich zB sehe, dass mir nur noch 1 Tag für die erste komplette Woche fehlt


@marleneken: Aufmunternd zu hören, dass sich das einpendelt! Bisher habe ich nach einigen wenigen Tagen immer Panik bekommen wenn ich zugenommen habe und dann ziemlich schnell wieder aufgegeben, aber grade bin ich auf gutem Wege, das in Kauf zu nehmen! Du hast ja vollkommen Recht, immer noch besser als ein Leben lang mit der ES kämpfen, besonders weil es mich in letzter Zeit schon vollkommen eingenommen hat.

Es ist natürlich schade zu lesen, dass sich deine FAs in letzter Zeit wieder häufen, aber deinen Aspekt mit dem Stressabbau kenne ich auch sehr gut! Bei mir hängt zwar mehr vom Gewicht ab, aber ich merke es schon auch, dass in stressigen Zeiten öfter FAs vorkommen. Ich hoffe natürlich du schaffst es auch wieder, die FAs in den Griff zu bekommen. Ich hatte in letzter Zeit 3-4 täglich und auch so viel Geld deshalb ausgegeben, dass ich einfach einen Schlussstrich ziehen musste.


Danke jedenfalls euch beiden für die lieben Tipps, es ist immer aufmunternd wenn man hört wie andere Betroffene damit umgehen

hallo !
als ehemalige betroffene, kann ich dir mitteilen, wie das bei mir früher war
erstmal würd ich die waage auf den müll werfen, da es, wenn du die B. besiegen willst, kontraproduktiv ist, wenn du ständig dein gewicht kontrollierst!
es ist nun in erster linie wichtig gesund zu werden!!! wenn du das wirklich willst, und das ist grundvoraussetzung, um es zu schaffen aufzuhören, dann ist es dir egal, am anfang das eine oder *kg zuzunehmen.
halt dir vor augen was diese krankheit mit deinem körper machen wird! (herzprobleme, kaputte speiseröhre, ausfallende zähne,....) klingt drastisch, ist aber die wahrheit.
stell dir selbst die frage, was du willst. dünn sein und mit 30 zugrunde gehen oder mit normalgewicht ein langes glückliches leben führen ?! man muss anfangen ehrlich zu sich selbst zu sein.
man ist nicht opfer sondern täter.
was mir viel geholfen hat, war, dass ich, wenn ich merkte, ich krieg einen FA, vorher nachgedacht habe: was bringt mir das jetzt? wenn man nur kurz drüber nachdenkt, stellt man auch fest, dass es das ganze nicht wert ist! das viele geld, das man im wahrsten sinne des wortes zum klo runter spült, das widerliche k*****, das gefühl danach, die schlappheit, das aufgequollene gesicht,..... halte dir das alles vor augen bevor du den kühlschrank plünderst.
und ein ganz wesentlicher prozess der stattfinden muss ist, dass man endlich realisiert, dass essen nichts schlechtes ist!! man darf nicht nur essen, man MUSS. der körper braucht nahrung um zu funktionieren. ich hab lange gebraucht, dass endlich dieses schlechte gewissen nach den mahlzeiten weg war.
lange rede, kurzer sinn wenn man es wirklich will, kann man es schaffen. (auch ohne klinik oder therapie)
vergiss die paar lächerlichen kilos, die du vielleicht am anfang zunehmen könntest! das pendelt sich innerhalb weniger wochen ein, glaub mir.
schon nach ca. 10 tagen, fühlte ich mich wie neu geboren. man ist fit, unternehmungslustig, voller tatendrang, die haut wird schöner,.... alles wird besser!
wünsch dir alles, alles Gute!!

@kamikätchen
Da kann ich dir nur Recht geben! Ich fühle mich zwar kurz nach dem Essen zwar oft noch Elend (körperlich; mir wird dann schnell schlecht), aber so im Großen und ganzen merke ich nun nach 3 Wochen schon, dass ich einfach mehr Energie hab

Und das mit dem Gewichtszunahme in Kauf nehmen ist schon klar, damit finde ich mich zurzeit auch schon ab (bzw muss ich schon, hab schon *kg mehr), aber ich hab halt Angst, dass das so weitergeht und ich war vor der Bulimie übergewichtig und genau darum hat das alles begonnen, deshalb will ich nicht danach womöglich wieder am Anfang stehn und im schlimmsten Fall dann wieder damit anfangen. Aber wenn jeder sagt, dass sich das mit der Zeit einpendelt, kann ich ja beruhigt sein, vielleicht kann ich mich dann auch leichter von der Waage lösen!

Danke!

erstmals gratuliere, dass du es schon 3 wochen geschafft hast!!! das is echt super!
der erste schritt is also gemacht.
danach ist es vernünftig, gut verteilte mahlzeiten zu essen. also nie solang hungern, dass man heißhunger bekommt. dies gilt es zu vermeiden.
und wenn dann doch mal das verlangen nach süßem kommt, dann ess ich müsliriegel und einen kaffee dazu das wirkt bei mir wunder. und macht auch kein schlechtes gewissen. oder malne schüssel erdbeeren mit joghurt.... solche sachen eben.
so ein ungezwungenes veralten zum essen wie "gesunde", werden wir alle wohl nie haben.
aber mit etwas disziplin und vernunft ist das zu schaffen.
ich finds auch wichtig, nur satt in den supermarkt zu gehen, da kauft man viel vernüntiger ein

viel erfolg & mach weiter so!!

Ja ich habs jetzt auch aufgegeben den Heißhunger zu unterdrücken. Gestern hatte ich Lust auf McDonalds und hab mir dann einfach Pommes und ein Eis geholt und ich hatte nichtmal ernsthaft daran gedacht es wieder 'rückgängig' zu machen, da war ich selber ein bisschen erstaunt, aber mehr als froh
Ich ess auch total viel Obst oder wenn ich Lust auf was Salziges hab mal ne Gurke oder Karotte als Snack, hungern hätte bei mir eh keinen Sinn, da kenn ich mich selber, irgendwann gehts nach hinten los und es endet in einem FA.
Aber zurzeit klappt es zum Glück sehr gut mit den gesunden Alternativen