Ich bin 34 Jahre alt, komme aus Deutschland und arbeite als Zahnarzthelferin.
Seit ich denken kann bin ich stark essgestört. Ich konnte noch nicht richtig laufen, da gierte ich schon nach allem Essbaren und meine Eltern erzählen ab und zu davon, wie sie mich als Kleinkind dabei erwischten, wie ich Mehltüten o. ä. aufriss, bloß um mir etwas in den Mund stecken zu können. Ich wuchs behütet auf, war jedoch mit achzehn auf meinem Höchstgewicht und stark adipös. Begann dann abzunehmen, erst sehr vernünftig mit FDH, konnte jedoch ab einem gewissen Gewicht nicht mehr aufhören und war mit Anfang 20 anorektisch. Ich begann eine Therapie, nahm zu, wurde stark bulimisch...und bin es heute noch! Zudem habe ich Laxantien und Diurektika m*ssb**ch* und somit meine Finanzen in den Ruin getrieben. Habe heute noch Schulden deshalb, zahle schon lange daran ab. Den Medikamentenmißbrauch konnte ich dank der Therapien in den Griff bekommen und sehe mich, was das angeht, nicht mehr gefährdet. Wenn nicht die Fressanfälle wären...
Mein Zustand hat sich zwar insofern verbessert, das ich ein normales und unauffälliges Gewicht habe und nicht mehr jeden Tag erbreche, aber drei Mal pro Woche kommt es vor und an den anderen Tagen versuche ich es mit letzter Kraft zu unterdrücken. Mein Gedanke kreist Stunde um Stunde ausschließlich ums Essen und um mich zu beherrschen, stopfe ich tonnenweise Salat in mich hinein, um fressen zu können, ohne zuzunehmen. Oftmals habe ich "normales" Essen versucht, in meinen Alltag einzubauen, um meinen SToffechsel wieder auf Vordermann zu bringen, wurde aber gleich mit dratischer Gewichtszunahme bestraft.
Verzweifelt bin ich gerade, weil ich in den letzten Wochen sehr zugenommen habe aufgrund meines "normaleren" Essens. Meine Hosen passen nicht mehr, obwohl ich täglich unter Zwang Sport treibe. Dies mache ich um Kalorien zu verbrennen, aber mein Stoffwechsel ist so hinüber, das wirklich alles gleich ansetzt, woran ich selber Schuld bin.
Ich bin jedoch nun im oberen Bereich des Normalgewichts und kann das Spannen der Hosen nicht mehr aushalten. Viele um mich herum sind wesentlich schlanker und essen normal, naschen und erlauben sich alles.
Diese ständige Folter im Kopf macht mich verrückt. Fressanfälle sind die absoluten Highlights und die Sucht danach übermächtig. Oft schon bin ich des nachts aufgestanden weil die Sucht so stark ist.
Vor einiger Zeit habe ich meine bisher vierte Therapie beendet und im Vergleich zu damals geht es mir wesentlich besser, kann viele Tips umsetzen im Alltag, aber oftmals ist der Drang zu fressen stärker als alles andere...und wenn es bloß Salat und Rohkost ist.
Bis vor einigen Jahren konnte ich innerhalb weniger Minuten alles gut wieder erbrechen, nun brauche ich aber meist mind. 30 bis 45 Minuten, habe bis zum nächsten Tag starke Kopfschmerzen und einen ganz fiesen Geschmack im Mund, den ich ducrh nichts wegbekomme.
Oft ist die Bulimie im ersten Moment eine wahnsinnige Bereicherung, stopfen, stopfen, stopfen und dies mit den herrlichsten Dingen.
Privat bin ich viel unterwegs und habe schöne Hobbies. Menschen, die ich kennenlerne, würden mir nie etwas anmerken. Aber dieses Doppelleben zu führen ist so anstrengend...
Ich habe in diesem Forum schon viele Antworten auf meine Fragen bekommen, einfach nur indem ich mitgelesen habe. Es ist eine echte Bereicherung und ich freue mich so das ich auf Euch gestoßen bin
