Hallo Hanne,
hanne hat geschrieben: also erstmal: wir machen das alles fuer uns!
Ja, schon...aber kennst du das, wenn du von einer anderen Person gesagt bekommst, was du zu tun hast und es gerade deshalb aus Trotz nicht machst, auch wenn du es selber willst? Das ist bei meiner Mutter so, aber ich löse mich von mir! Ich habe das auch ganz stark bei allen Leuten, die aus der Therapie kommen: Sofort wird dieses Abgrenzen aktiviert: Ihr habt mir nichts zu sagen. Ich lass mich nicht kontrollieren.
Ich fühl mich dann sehr entmündigt und vor allem habe ich das Gefühl, man vertraut mir und meinen Fähigkeiten und meiner Stärke nicht. Ich habe das auch am Montag mit meinem Therapeuten besprochen. Er fand das sehr wichtig und war erstaunt, wie schnell das bei mir hervorgerufen wird. Denn ich habe dort von meinen Fortschritten erzählt. Er war erstaunt, überrascht und hat sich sehr gefreut, aber ich setze mich so unter Druck, weiter so 'gut' zu sein und habe dadurch schon gestern es nicht so gut gemacht. Er sagte auch, es wird auch wieder schlechter laufen, aber ich habe Angst, er glaubt dann nicht mehr an mich und sagt: Klinik ist angesagt. Ich habe ihm das auch so mitgeteilt und er meint, er verstehe mich, aber in eine Klinik könne er mich nicht schicken...Reicht mir aber schon, wenn er das denken würde. Bei meiner Mutter ist das dann so - ist ja in der Therapie oft so, dass man dort die Beziehung hat, die man auch zu seinen scvhwierigen Bezugspersonen hat (Muster , Übertragung etc.) - dass sie sagt, dass sie nicht weiß, wo das alles mit mir enden soll, wie ich das schaffen soll, dass sie sich nicht vorstellen kann, wie ich 40h die Woche arbeiten soll etc. DAs tut mir sehr weh. Zumal sie da auch immer wieder wechselt zu: Du bist ja so tll und du schaffst alles...
Hin und her und immer weiter...mich macht das wahnsinnig!!! Aber ich habe Sonntag auch tolle Begegnungen gehabt, die mir klar machten, dass das, was meine Mutter tut, nicht gut und auch nicht fair / korrekt ist. Tut mal gut.
hanne hat geschrieben:Ich mag auch lieber zu sagen "ich kaempfe" als "ich arbeite hart an mir". Kaempfen hat fast schon was heroisches, hart arbeiten klingt so nach Frust.
Ich mag das Wort 'kämpfen' überhaupt nicht

Sagt meine Mutter immer, ich müsste mehr kämpfen etc.
hanne hat geschrieben:Ich finde, den gewohnten zweiten FA abends nicht durchzuziehen ist ein grosser Erfolg. Vor allem, wenn Du schreibst, dass es seit acht Jahren immer so war. Ich hoffe, Du hast Dich selbst gelobt dafuer

Ja, hast schon Recht, vor allem das danach essen. Das ist der Wahnsinn! Hat auch mein Therapeut gesagt. So wie vieles in den letzten 2 Wochen und auch gestern und heute habe ich Fortschritte gemacht, auch wenn ich gestern wieder 2 FAs gehabt habe. Ich konnte es mir nicht erlauben zu essen, hatte - glaub ich - Hunger, aber war nach einer für mich guten Kalorienmenge noch nicht satt und da habe ich ANgst bekommen. Aber:
Ich habe mir danach etwas aufgeschrieben, was mir auch jetzt komischerweise schon etwas geholfen hat, denn schon wieder habe ich zu viel für meine 'Verhältnisse' gegessen und ein sehr schlechtes Gewissen, aber ich will mich auch herausfordern und weiß, dass ich nie und nimmer immer perfekt und kontrolliert und richtig (für mich: Kalorien, Zusammensetzung, Uhrzeit etc.) essen kann, dass es oftmals auch zu viel sein wird. Zumal ich manchmal auch glaube, ich habe aufgrund des Untergewichts so Hunger und mein Körper hat jetzt Blut geleckt, dass er regelmäßiger was bekommt. Seitdem habe ich mehr Hunger!
Was meinst du?
Das, was ich mir aufgeschrieben habe, schreibe ich gleich mal auf.
hanne hat geschrieben:Manchmal langt der pure Wille einfach nicht.
Das glaubt sie nicht und hat mir das auch 'eingeredet' - zumindest denk ich in schlechten Momenten immer noch: Ich muss nur wollen und alles ist gut. Kämpf mehr, tu mehr...halte mehr Angst aus...
Hey, genau das habe ich ja auch schon oben beschrieben....wie das jetzt auch ist, nachdem ich am Montag von den Fortschrittten erzählt habe und mich soooo unter Druck setze, nächstes Mal bitte noch bessere gemacht zu haben, zumindest gleichviele und gute und bloß nicht ins alte Muster rutschen...hilfe
hanne hat geschrieben:Du bist kein Kind mehr, sondern erwachsten.
Nein, so wirklich versteht sie das nicht, zwar vom Kopf und sagt ja auch oft, dass sie mir alles zutraut und ich erwachsne bin und losgelassen hat, aber innerlich macht sie sich Vorwürfe wegen der Krankheit, ist überfordert und sucht überall den Schuldigen etc. Und sie vergleicht sich immer mit mir.
hanne hat geschrieben:Ich bin die Juengste von drei Geschwistern und es hab bis letzte Weihnachten (und wirklich lange ist es ja nun nicht her) gedauert, dass ich klar machen konnte "Hey, ich bin zwar die Juengste, aber ich bin nicht mehr klein!" Als es dann mal wieder darum ging, wie es in Zukunft fuer mich beruflich weitergehen kann und jeder (wie immer

) alles besser wusste, bin ich laut geworden. "Wenn ich sage, ich will das nicht, dann will ich das nicht!". Da hat mein Bruder nur ganz betreten geschaut und gemeint "Da hast Du eigentlich recht". Halleluja. Das man da nicht frueher und von alleine drauf kommen kann.
Seeeeeeeeeeeeeeeeeeeeehr gut! Wirklich! Kann es mir bildlich vorstellen!!!!
hanne hat geschrieben:Weiss jetzt nicht, ob es das so trifft, was Du meinst. Viel mir nur dazu ein

Wohnst Du denn noch zuhause? Was arbeitest Du denn?
Ich wohne nicht mehr zu Hause, seit 8 Jahren nicht mehr. Leider finanzieren mich meine Eltern voll. Ich studiere noch und das dauert auch noch was, aber auch da macht sie oft mal Druck. Wie lange dauert das noch? Du musst dich auf dein Studium konzentrieren, wenn ich mal mit meinem Freund Stress habe und bei ihr weine. Dass sie mich nicht ewig finanzieren könnten und alles...DAs ist ihre eine Seite. Die andere, wenn sie sich wieder beruhigt hat: Wir haben genug Geld, das für dein Studium ist sicher etc. pp., aber auch hier macht mich dieses Hin und Her wahnsinnig und ich fühle mich denen total verpflichtet und auch sehr unter Druck gesetzt. Ich kenne genug Eltern, die ihre Kinder finanzieren, aber das nicht immer so lauthals verkünden. Da wird danke gesagt und gut ist. Ich mache alles, was ich kann, für meine Eltern, aber immer wieder verunsichert sie mich so. Das war auch an dem Sonntag Thema und ich habe gut Rückendeckung von den anderen erwachsenen Frauen (die meisten Mütter) bekommen, dass man so etwas nicht sagen sollte und dass sie sich nur zu gut vorstellen können, oder eben auch gar nicht,wie stark ich unter Druck stehe...puh
hanne hat geschrieben:Ich vertraue ihm total und ich bewundere ihn als Menschen, guetig, grossherzig, gelassen und er teilt meine Sichtweise auf Menschen, Beziehungen, das Leben und den ganzen Rest. Trotzdem weiss er nichts von meiner ES.
Ich finde das vollkommen ok, denn es ist nicht so sehr präsent in deinem Leben, dass du ihm davon erzählen müsstest. Allerdings hierbei:
hanne hat geschrieben: Meine berufliche Situation is momentan sehr verfahren und meine Gereiztheit und Niedergeschlagenheit kommt zu min. 90% daher. Manchmal wuenschte ich, er wuerde es wissen, um noch mal mehr verstehen zu koennen, wie wirkklich schlimm meine momentane Situation fuer mich ist. Dass das als I-Tuepfelchen quasi obendrauf kommt. Zur Zeit habe ich naemlich den Eindruck, dass er ziemlich unterschaetzt, wie schlecht es mir hier in England geht und das macht mich wuetend. Da schraenke ich die Kommunikation von mir aus lieber ein, leider aber gleichzeitig drunter. Bescheuert, oder?!
kriege ich Bedenken, denn ich kenne es nur zu gut, wie es ist, wenn man nicht verstanden wird bzw. der andere nicht nachvollziehen kann, in welch einer Not man steckt. Ich habe mich meinem Freund sogar erklärt, aber er hat mich wie ein kleines Baby alleine im Kalten liegen gelassen. Ich finde, du solltest ihm zumindest nochmal deutlich machen, wie schlecht es dir geht und da kannst du auch Rücksicht und Unterstützung durch Worte, Gesten etc. erwarten.
Magst du was deutlicher werden, was da beruflich los ist?
hanne hat geschrieben:Heute war ein guter Tag. Ich habe kein einziges Mal den grossen Arbeitsrechner angemacht, mir keine Gedanken ueber das Projekt gemacht, an dem ich gerade arbeite und war heute Nachmittag mal in der Stadt shoppen. Hab nix gefunden, aber es hat mich trotzdem ein wenig geerdet. Achja: und Essen?! Null Problemo
Sehr gut - tut deinem Körper und vor allem deiner Seele gut! Freu mich für dich!
LG Schlafquala
Verstehen kann man das Leben rückwärts, leben muß man es aber vorwärts.