Von einem Hoch ins nächste Tief

#1
hallo
ich bin momentan in einer ganz komischen situation. seitdem ich vor einem halben jahr bei meinen eltern ausgezogen und in eine eigene wohnung gezogen bin läuft eigentlich alles immer besser,zumindest im gegensatz zu vorher. seit ein paar monaten ist es mit meiner bulimie immer besser geworden, doch es sind immer hoch- und tiefphasen.
ich habe mich die letzen wochen sehr mit training und ernährung auseinander gesetzt, letztendlich habe ich kaum etwas neues erfahren, aber ich habe mich einfach trotzdem sehr viel damit beschäftigt.
ich war mindestens 4 mal die woche im studio und habe mich sogar einigermaßen annähernd gut ernährt, immer noch zu wenig gegessen,aber ausreichend.
nun ja. jetzt läuft wieder alles bergab. ich will gar nicht k**** und tue es dennoch. gesund essen macht mich fitter und tut mir gut, aber stattdessen fresse ich momentan nur noch. das schlimme ist ich könnte mir für das geld so viele schöne sachen kaufen, aber nein, ich spüle es das klo runter. zudem kommt, dass mir immer mehr bewusst wird was mir fehlt. ich war früher,also als kind bis zum anfang der pupertät, immer sehr interessiert an vielen sachen. ich bin als kind durchs museum gelaufen und habe das wissen aufgesaugt, viel gelesen, ich war aus überzeugung vergetarierin/veganerin und habe mich wirklich für etwas begeistern können. seit jahren ist das gegen null gegangen. mir ist alles egal, mir ist es egal was in der welt passiert, ich sehe oft nur das negative. ich kann mich für nichts mehr begeistern, weder für das malen und zeichnen,was ich eigentlich gerne mache, noch für themen, die ich eigentlich sehr interessant bin. ich mache das was ich mache nur aus zwang. ich treibe sport, damit ich nicht k**** oder um abzunehmen, dabei bin ich schon an der grenze zum UG und viele sagen mir mit n *kg mehr hätte ich mehr kurven. ich setze mich so viel mit ernährung auseinander,dass ich alles andere abschalte, auch in der schule. ich tanze nicht aus spaß ect.
auch kann ich kaum noch gefühle wahrnehmen. ich bin nie wirklich wütend, hasse niemanden, liebe aber auch nicht. ich kann wut nur bei meiner mutter zeigen,zu der ich eh ein komisches verhältnis habe. eine art hassliebe.
ich sehne mich nach einer beziehung und tue alles um genau das zu vermeiden. ich will mich so gerne wieder für etwas begeistern können.ich glaube, dass die bulimie nicht mein wirkliches problem ist, also nicht das essen, sondern dass ich das als vorwand nutze um meine anderen probleme zu verdrängen. ich finde das gefresse so abartig und tue es trotzdem, gerade wenn ich gefühle nicht fühlen will. ich bin mir nicht mal sicher, ob ich nicht vielleicht doch verliebt bin und es nur nicht zu lasse.
ich mag einen freund von mir wirklich sehr gerne, aber fühle das gefühl von verliebtheit nicht und trotzdem ist er der, der mich immer zum lachen bringt und an den ich denke,wenn ich mich alleine fühle. zudem stört es mich in gewisser weise wenn er andere mädchen hat und ich glaube wenn er sich verlieben würde, wäre es für mich nciht schön,aber ich würde es unterdrücken und abhaken. auch habe ich öfter das bedürfnis mit ihm zu schlafen, so komisch sich das anhört. :shock:
ich bin gerade einfach sehr verwirrt, weil alles soweit gut läuft, ich geh in die schule, habe einen nebenjob gefunden, kriege das alleine wohnen auf die reihe,mit meiner familie gehts ganz gut und ich habe tolle freunde und doch fühle ich mcih gerade wie ein häufchen elend. :cry:

wenn ihr bis hierher gekommen seid, vielen dank fürs lesen.vielleicht kennt ja jemand diese situation
Der kleine Gott der Welt bleibt stets von gleichem Schlag
Und ist so wunderlich als wie am ersten Tag.[..]
Er nennt's Vernunft und braucht's allein,
Nur tierischer als jedes Tier zu sein.

Re: Von einem Hoch ins nächste Tief

#2
Hi!

Wenn ich dich so lese, könnte es glatt von mir sein.
Als ich von daheim ausgezogen bin, erging es mir ähnlich. Ich hatte meinen eigenen Haushalt, damit mehr Verantwortung, war beflügelt von dem Gedanken jetzt unabhänig(er) zu sein. Die ganze Situation schien perfekt. Mit der Zeit prallen aber so viele Dinge auf einen ein, da will man sich nur noch irgendwo hin flüchten.
Die Bulimie war/ist mein Auffangbecken dafür.
zudem kommt, dass mir immer mehr bewusst wird was mir fehlt. ich war früher,also als kind bis zum anfang der pupertät, immer sehr interessiert an vielen sachen. ich bin als kind durchs museum gelaufen und habe das wissen aufgesaugt, viel gelesen, ich war aus überzeugung vergetarierin/veganerin und habe mich wirklich für etwas begeistern können. seit jahren ist das gegen null gegangen. mir ist alles egal, mir ist es egal was in der welt passiert, ich sehe oft nur das negative. ich kann mich für nichts mehr begeistern, weder für das malen und zeichnen,was ich eigentlich gerne mache, noch für themen, die ich eigentlich sehr interessant bin. ich mache das was ich mache nur aus zwang.
Das ist ähnlich wie bei mir...
War ein sehr fröhliches Kind und hab alles an Wissenswertem wie ein Schwamm in mich aufgesaugt. Konnte mich spontan für neue Dinge begeistern und war sehr gesellig. Hobbies wie zeichnen/malen hab ich auch vernachlässigt, obschon ich durch die Krankheit wieder gelernt hab mich künstlerisch auszudrücken bzw Emotionen zu verarbeiten.
Diese "emotionale Leere" ist mit abstand eine der schlimmsten Facetten meiner ES. Dieses Abflachen der Gefühle , gepaart mit Selbsthass, als löse ich mich auf wie Zucker.
Habe aber (mit therapeutischer Hilfe) begriffen, dass es Resultat von Unterdrückung + Verdrängung von Wünschen ist, weshalb ich heute versuche öfters meine Einstellung zu Dingen zu ändern. Muss zusätzlich mit Stimmungsschwankungen kämpfen. Um diesen Gedankenketten zu entkommen, hab ich mir da ein paar Übungen angeeignet wie man sich kontrollieren kann. Ich weiß es sind nur Worte.. aber mit etwas Geduld und positivem Zuspruch wird es in babysteps besser.

Re: Von einem Hoch ins nächste Tief

#3
Habe aber (mit therapeutischer Hilfe) begriffen, dass es Resultat von Unterdrückung + Verdrängung von Wünschen ist, weshalb ich heute versuche öfters meine Einstellung zu Dingen zu ändern. Muss zusätzlich mit Stimmungsschwankungen kämpfen.
das schlimme ist, ich weiß genau was ich tue.ich weiß ich unterdrücke gefühle, ich reagiere auf bestimmte sachen so oder so. ich habe oft versucht da rauszukommen,aber ich kriege es nicht hin meine einstellung zu ändern, zumindest schaffe ich es meistens nur ein paar wochen und dann fall ich in mein altes muster zurück. mein kopf weiß alles,weiß warum ich das tue und mache es trotzdem.und das ist nicht nur auf mich bezogen, sondern auch auf mein verhalten anderen gegenüber. ich weiß wie ich mich zu verhalten habe, um das zu kriegen was ich will. also ich suche nicht meinen vorteil oder so,aber ich weiß was für eine wirkung ich habe.
stimmungsschwankungen habe ich auch sehr stark, meistens bin ich gut gelaunt und abends kommt diese leere wieder, es ist nichtmal wirkliche traurigkeit, es ist einfach ein riesen nichts.
Welche Übungen sind es denn zum Beispiel? Solche Übungen mach ich nie, weil ich die die mir gezeigt wurden immer albern fand und sie mir nichts genützt haben
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Re: Von einem Hoch ins nächste Tief

#4
Dieser Bewusstseinszustand führt bei mir meistens auch dazu, dass ich im nachhinein immer diese Reue empfinde und traurig bin.
Ich meine... jedes Mal, wenn ich der ES unterliege ist es ja nicht so, dass ich mich über die Schädlichkeit nicht im Klaren wäre. Eine nimmer aufhörende kausalkette.

Jedefalls weiß ich, dass ich "opfer" dieses veränderungsprozesses geworden bin und meine launen nicht mehr an anderen auslassen möchte. Z.B. immer wenn ich mit meiner Mama rede, tendiere ich oft dazu...sie anzumeckern, weil sie manchmal so provozierend ist. Dabei meint sie es eigentlich nur gut und es ist nur meine gestörte Wahrnehmung. Und irgendwo will ich nicht mehr alles so auf mich projizieren, das ist egoistisch, sondern versuche sie zu verstehen, indem ich ruhe bewahre.

War vor einigen Jahren in New York und bin dort ganz jungfräulich, aus interesse in einen kurs voll hippies und shaolin mönchen geganen. die haben mir dann einige kniffe für mentalen stressabbau gezeigt.
Das klingt jetzt lächerlich, aber du kannst dich mit kleinen fingerentspannungsübungen wieder runter bringen, indem du sie bewegst. Gibt abertausende fingerströme und reflexzonen, man muss sich da mal probieren. Was gut geht ist "der Ring", dazu drückt man die Spitze des Daumens mit leichtem Druck auf die spitze des zeigefingers
Am besten hilft mir leichtes klopfen auf den Brustkorb. Immer wenn ich weiß, ich explodiere gleich, nehm ich zeige- und mittelfinger und klopf gleichmäßig. Hat mir auch immer bei referaten geholfen, auch wenn meine kommilitonen bestimmt dachten, die hat ne vollmeise hahaha

Vor allem hat mir der kognitive part geholfen. So achte ich nun mehr auf meine Gedanken, was ich sage. Klar klingt das wieder nach Kontrolle, aber dadurch bin ich aufmerksamer.

Re: Von einem Hoch ins nächste Tief

#5
Also ich finde, das klingt absolut nicht ungewöhnlich. Eigentlich wie du 0815 Bulimikerwelt: Man weiß im Großen und Ganzen, was man tut, kann aber nicht anders.
Unterdrückte Gefühle, gedämpftes Interesse, Stimmungsschwankungen und die große innere Leere.

Hast du therapeutische Hilfe?