Essstörung seit 12 Jahren - Jetzt clean werden

#1
Hallo an alle,

einige haben bestimmt verfolgen können das ich vor einigen Wochen hier im Forum gestartet habe und begann Fragen zu stellen wie man aus dem ganzen Schlamassel raus kommt...

Ich habe soweit alles in Angriff genommen. Fast 2 Monate brauchte ich um mich selber mit meiner Entscheidung abzufinden wenn man das so sagen kann ... Ich denke einige wissen was ich meine, sich mit der Angst zu beschäftigen, die Panik die aufkommt, das Gefühl man würde etwas verlieren, aber der andere Teil der in einem sagt du musst jetzt stoppen und einen selber unter Druck setzt :)
Am Anfang viele Tränen durch die Angst was auf einen zukommt (ich bin ehrlich.. wie viele Kilos auf einen zukommen)

Naja, Schritt für Schritt habe ich mich von Krankenkasse zu Ärzten etc langgehangelt und es am Ende auch geschafft meinem Ehemann meine "Sucht" zu gestehen, die ich sooo lange mit mir selber rumgetragen habe ohne das es jemand wusste.

Am Ende der Vorbereitungen bin ich leider noch nicht, somit gab es bisher auch noch keinen Start ins clean sein. Ich warte noch die Blutergebnisse ab um sie dann endlich mit der Verordnung für Ernährungstherapie an die Kasse zu senden.
Psychotherapeuten habe ich schon massen durchgeklingelt, jedoch ohne wirklichen Erfolg, ich habe in dieser Woche ein Erstgespräch, aber sie hörte sich so an, als sei sie nicht wirklich davon überzeigt ob sie mir helfen könne... Bei 10 Jahren würde man sich selber was vormachen sagte sie ?! ...
Und da kommt dieses Gefühl auf, das man den richtigen Start davon abhängig macht ob man einen Therapeuten hat statt einfach trotzdem zu sagen ab eute höre ich auf, aber nein, nur wenn ich meine Ernährungsberatung habe und nen Therapeuten im besten Falle...eigentlich ärgert mich das! Mich ärgert es das für mich erst alles in trockenen Tüchern sein muss, das ich nicht ohne professioneller Hilfe es wage aus Angst sonst am Ende Massen zuzunehme. Nur aus der Angst das man den Start auch falsch machen kann...

Mir ist bewusst das man alleine wegen Darminhalt etc an Gewicht zunimnmt.. das ist auch in Ordnung, ich weiß auch das der Köprer erst in Gange kommen muss...ich möchte nur nicht übermäßig zulegen, denn eigentlich bin ich nun schon wieder bei dem Gewicht bei dem ich damals mit dem Scheiss angefangen habe, das Gewicht, das ich mit normalem ausgewogenem Essen hatte.

Bisher war ich mir sowieso so sicher das es alles super klappt, ich höre auf und geh zur Ernährungsberutung, zum Psychologen, etwas Sport und alles wird Gut ... nach dem Motto. Langsam wird einem Bewusst das es nur Schönrederei war um den Anfang zu machen, sich selber zu überzeugen... aber man liest immer mehr und das viele nicht glücklich werden (Trotz Familie und Kindern) , das sie sich und ihr Leben nur hassen und das die B* anscheinend einfch ein Teil ihres Lebens wurde, ich glaube vor diesem Moment habe ich angst, das ich einer von den werde die scheitern und mir das auch bewusst werden könnte das ich nicht ohne kann.

Mit 15 wollte ich abnehmen und habe einfach gesünder gegessen, daraus wurde dann mit fast 16 eine Magersucht, dann mit fast 17 Bulimie... nun bin ich 27 Jahre alt und kann mich nicht mehr daran erinnern was normal essen eigentlich ist.. Was ist eine normale Portion, werde ich davon überhaupt satt, wird mich der Weg in die Normalität doch wieder in eine Magersucht bringen bei der man am Ende nur noch zwischen "Gute " und "Schlechten" Lebensmittel" unterscheidet weil man krampfhaft versucht nicht ins Übergewicht zu rutschen??

ich bin krank, und das wirklich... Gestern habe ich meine Rezeptesammlung durchsortiert (neue die ich immer mal kochen wollte) und einen Stapel für "kann weg", "schaff ich nicht mehr und nicht so wichtig" und einen anderen für "muss ich unbedingt vorher noch essen" gemacht?! Bescheuert oder...Da ist es schon, das Gefühl danach nicht mehr das essen zu können was einem schmeckt.. Oh man...


Die Sicherheit "das schaff ich mit links" verschwindet langsam und Unsicherheit kommt auf! Nicht falsch verstehen, ich will raus aus dem Ganzen, ich werde nicht kehrt machen!... nur die Angst, die verändert sich.
Und Wut das man überhaupt in sonen Kack reingerutscht ist und nun wohl sein Leben lang "gestört" bleibt.

Einige die hier schreiben und es geschafft haben oder nun selber versuchen clean zu werden stecken so 5 Jahre drinne... Zusammengerechnet bei mir sind es aber fast 12.

Gibt es noch welche die auch so lange Bulämiker waren und mir sagen könnem was mich nun so erwarten könnte? Der Körper wird bestimmt extremer reagieren als bei 5 Jahren oder?
Wie lange habt ihr gebraucht bei einer "normalen" Portion satt zu sein?
Was habt ihr im Nachhinein als guten Tipp und welche als nicht gut empfunden?

Ward ihr auch alle im Normalgewicht und seid nun sogar über dem Startgewicht gelandet?

habt Ihr euch weiterhin regelmäßig gewogen? Ich stelle es mir schwerer vor sich nicht zu wiegen als doch um etwas Übersicht zu haben.. Denn ich weiß das ich damals oft im Urlaub automatisch das Gefühl bekam ich hätte zugenommen und dadurch weniger ge´gessen habe was am Ende gar nicht stimmte...

Meine Frauenärztin wollte mir eigentlich den Antrag für die Krankenkasse fertigen aber durch die Praxisbesitzerin wurde es untersagt, weil sie nicht für Ernährungberatung sei sonder ausschließlich psychologische Hilfe Ihrer meinung nach wichtig wäre.. Nun bei meiner Hausärztin hatte ich das Gefühl sie wäre total überfordert und hat unter Diagnose nur Bulimie geschrieben .. kein Drumherum oder wie lange etc.. Habe jetzt etwas Angst das die Krankenkasse das nun ablehnt.
Bliuttest habe ich noch nicht... Normal ist bei mir immer Eisenmangel, Rest ist meist jedoch gut... ist das dann eher ein Punkt zur Anlehnung der Kosten?

Das soll hier kein gejammern werden, möchte nur wissen was auf mich zukommt, ist meist schöner für mich als das Ungewisse.. Bin also über Erfahrungsberichte sehr dankbar.
besonders natürlich wenn auch jemand schon so lange drinne gehangen hat... ich trau dem Körper zu das er noch mehr blockiert halt :)

Re: Essstörung seit 12 Jahren - Jetzt clean werden

#2
Hallo :)

leider kann ich dir nicht so ausführlich schreiben im Moment, habe grade relativ wenig Zeit ;)

Ich kann dir aber schon mal sagen, dass ich selber auch seit fast 12 Jahren an Bulimie leide bzw litt und seit März diesen Jahres nun quasi "clean" bin mit nur einem (ziemlich kleinen, im Vergleich zu früher) Rückfall. Ich hatte gerade am Anfang nach einem stressigen Arbeitstag EXTREM das Bedürfnis, mich jetzt einfach vollzufressen und so zu entspannen. Aber da mein Freund immer da war (bin zu ihm gezogen) hatte ich keine Gelegenheit, mich vollzufressen. Bis auf einmal, da habe ich es "geschafft". Mir hat sehr geholfen, dass er da war und ich mich auch an seinen Portionen orientieren konnte, was das Essen betrifft. Ich habe nämlich auch wie du immer noch keine Orientierung, was normale Portionsgrößen betrifft. Die Waage habe ich entsorgt, das macht mich nur selbst verrückt. Und nein, ich habe NICHT zugenommen. Ich esse auch täglich was süßes ;) Grundsätzlich denke ich, dass ich nicht unbedingt vorbildlich esse, aber wer tut das schon? Wenn mein Freund ausnahmsweise am Wochenende mal nicht da ist, fällt es mir immer noch schwer, regelmäßig zu essen. Oft muss ich mich auch bremsen, nach einer Mahlzeit nicht einfach weiter zu fressen. Es ist ein täglicher Kampf. Aber ich werde ihn gewinnen! ;)

Ich wünsche dir VIEL DURCHHALTEVERMÖGEN und ganz viel Kraft, es ist nicht einfach!

Re: Essstörung seit 12 Jahren - Jetzt clean werden

#3
Hey Chrissy, danke dir,
ich würde mich sehr freuen wenn du nochmals ausführlicher schreibst wenn du Zeit dazu findest ;) muss ja nicht gleich Morgen sein!

ich find das toll da du nun schon seit März clean bist.. Ich würde gerne mehr wissen wie die Etappen bei dir waren und alles möglcihe. Warst du auch bei einer Ernähurngsberaterin?
Hast du das stationär oder ambulant angepackt??

Ich merke selber das ich jemand bin der aus Langerweile ist aber auch aus Frust oder einfach weil es schön ist :) daher weiß ich das es echt hart wird.. mein Lieblingsmahlzeit ist selbsgemachte Pizza (Könnt ich jeden Tag essen, teilweise mach ich es auhc und später nochmal Nudeln... :( ). Im ganzen bin ich ein passionierter Koch.. :/ Das heißt ein Hobby fällt erstmal weg.. mein größtes!

Hab mich nun am Wochenende zu nem Pilzsammlerexkusion angemeldet von der VHS... Mal sehen ob das ein guter Zeitvertreib später wird... ich merke das wenn ich unterwegs bin auch gut ohne den Gedanken an Essen auskomme ^^

gruß

Re: Essstörung seit 12 Jahren - Jetzt clean werden

#4
Hallo Lotta,

ich hab seit ich 17 bin MS gehabt und ab dann 2 Jahre später Bulimie bis heute. Ich werde 26 dieses Jahr.
Mein Gewicht ist seither vom UG ins ÜG und jetzt wieder im oberen Normalgewicht. Eine Waage habe ich seit sehr langer Zeit schon nicht mehr. Die hat mich immer wieder in die Esstörung gedrückt und das ist wirklich sehr wenig hilfreich, wenn man gesund werden will. Denn gesund sein, bedeutet, dass es nicht mehr wichtig ist, dass man sein Essen kontrolliert. Ich vergesse machmal sogar was ich morgens gegessen habe, wenn ich mich Abends versuche dran zu erinnern. Ein undenkbarer Zustand als ich noch "mitten drin" war.
Ich habe mir aber, im Gegensatz zu dir, früh versucht professionelle Hilfe zu suchen, war mehrfach in stationärer Behandlung und auch ambulant. Wenn du bisher noch gar keine Therapie gemacht hast, so muss du das unbedingt beginnen. Ich kann mir, bei dem was du schilderst, auch nicht vorstellen, dass in deinem Fall eine Therapie nicht genehmigt werden sollte. Mein erster sationärer Aufenthalt war nach 2 Jahren MS ich war im oberen UG und körperlich fit wie ein Turnschuh, weil ich damals unmengen an Sport gemacht habe. Alle Werte waren top, nur mein Essverhalten hatte ich nicht mehr unter kontrolle, so dass es mein Leben bestimmt hat und mein Denken ausgefüllt hat.

Ich kann dir sagen, dass die Bulimie einem sehr viel Kraft nimmt und dem Körper viel zugemutet wird. Es kann einige Zeit dauern, bis dein Körper wieder normal funktioniert. Viel länger als man zu Anfang denkt. Aber ich kann dir auch sagen, je mehr du dich von der Bulimie entfernst und je mehr Fortschritte du machst, desto weniger drehen sich die Gedanken um Gewicht und Zunehmen. Man wünscht sich viel mehr gesund zu sein. Ich für meinen Teil habe das so entschieden, dass es mir nicht wert ist, mein Leben und meine Gesundheit aufs Spiel zu setzen, nur um schlank zu sein. Und ausserdem, schlank für wen denn?
Ich würde zum Beispiel gerne das ein oder *kg verlieren wollen, kann es aber nicht, weil mein Körper einfach noch keine Reserven wieder hat, dass ich mehr Sport machen könnte. Bzw. ich könnte es wahrscheinlich schon auch, aber es würde mir nicht gut tun und deswegen lasse ich es. Ich akzeptiere mich und meinen Körper. Aber es war auch ein langer und anstrengender Weg bis dahin. Ich kann dir nur raten, mach weiter so, bleib dran, such dir hilfe und such dir auch "Verbündete" die dich im Kampf gegen die Krankheit stützen und auffangen können. Ich bin ein offener Mensch und ich erzeähle es immer direkt meinem Freund/Mutter/Freunden(nich allen)/Arzt.... und das kann einem auch schon viel helfen.

Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Kraft und viel Geduld.

Re: Essstörung seit 12 Jahren - Jetzt clean werden

#5
Danke dir!

Mein Mann weiß es und ab da muss ich gestehen möchte ich es im Moment auch keinem weiter erzählen, sogar nicht meinen Eltern.. Es ist denke ich der Scham, mir ist es einfach peinlich.. Jahre lang gefuttert wie nen Scheunendrescher alle haben sich gewundert wo es belibt und dann tatataaaa ich bin essgestört.. toll..

und das mit 27 Jahren ;( schon irgendwie panne, denn man weiß es ja eigentlich besser.

Re: Essstörung seit 12 Jahren - Jetzt clean werden

#7
Das ist ja das Kranke, es ist eigentlich für mich nie eine Last gewesen..
Ich habe mich nie vom sozialen Umfeld gelöst sondern viel unternommen mit Freunden, habe Musik gemacht, habe meine Arbeit etc.. Ich konnte immer mit und überall hin, ob sportliche Aktivitäten oder essen gehen.
Für mich war B* nie eine Last... ich konnte in der Stadt was essen ohne das es gleich wieder raus muss.. so war es nie.. irgendwann dann zu Hause nachdem ich mir nochwas reingeknallt habe.. Es war auch nie bei mir ein Zwang das es sofort raus muss sondern eher als praktisches Mittel alles essen zu können was man möchte ohne zuzunehmen.. das Zunehmen ist für mich immer das schlimmste gewesen vom Gedanken her! Es fiel ja auch nie jemanden auf in all den Jahren...
Mein Wille nun aufzuhören liegt daran mögliche Folgeschäden zu vermeiden (lach mein gestriger Bluttest war perfekt..) und auch das Geld zu sparen.. Und wenns nur 5 - 10 Euro am Tag sind und meine Motivation Mutter zu werden.. denn so kann man einem Kind ja kein Essverhalten vermitteln.

Aber wie gesagt mein Mann weiß es und somit gibt es kein Zurück, denn ich muss zugeben das als ich gestern gesehen habe das meine Werte super sind (bis auf einen niedrigen Eisenwert) und ich auch endlich meine Regel bekommen habe, ich kurz mich im Auto geärgert habe das ich es meinem Mann gesagt habe aus Angst... Da war wieder dieses Männchen im Kopf was sagte du bist so dämlich, läuft doch und musst auf nichts verzichten und nun hast du wieder voreilig gehandelt statt zu warten..
Dann ärger ich mich wieder über mich selber, und alles nur aus einer kack Angst vor der Figur.. was ist bloß los mit einem?!?
Naja, heute ist Probegespräch mit einer Psychotherapeutin, vielleicht kann die mir das sagen :)

Re: Essstörung seit 12 Jahren - Jetzt clean werden

#8
Liebe Lotta,

ich habe seit 15 Jahren Bulimie und was den Umgang mit der Krankheit angeht, scheinen wir uns in einigen Punkten recht ähnlich zu sein. Ich habe auch selten mein soziales Umfeld vernachlässigt, habe Musik gemacht, bin viel ausgegangen, hab den Job gut hinbekommen...mein komplettes Leben hat die B* also nicht zerstört. Langfristige körperliche Schäden habe ich bisher auch nicht, whrscheinlich weil Ausmaß und Frequenz der Fress-/Brechattacken meist "moderat" sind.
Aber ich habe sie trotzdem immer als Belastung empfunden. Grillfeste, Buffetveranstaltungen, Restaurantbesuche - alles ein Spießrutenlaufen. Darf ich essen, will ich essen, wenn ja wieviel, werde ich zunehmen davon, kann ich es in mir behalten, merkt es jemand wenn ich brechen gehen, etc. p.p.. Ganz davon abgesehen, dass ich in schwer bulimischen Phasen immer mächtig an Gewicht zugelegt habe, was ja vielen so geht.
Ich finde es gut, dass Du Deinem Mann von der Krankheit erzählt hast und jetzt versuchen willst, Dich davon frei zu machen. Es ist (für die meisten) ein langer und harter Weg, oft mit vielen Rückfällen. Ich selbst würde mich noch nicht als ehemalig bezeichnen, aber im letzten halben Jahr werden die "cleanen" Phasen immer länger und Rückfälle immer kürzer. Ich glaube also, ich bin auf einem guten Weg. Allerdings habe ich auch viele Jahre Therapie hinter mir (und bin noch dabei) und nehme ADs, was mich stabilisiert was die Depressionen angeht, die ich seit fast 20 Jahren mit mir rumschleppe.
Ich finde es sehr merkwürdig, dass die Therapeutin Dir am Telefon gesagt hat "nach 10 Jahren mache man sich selber etwas vor". Was soll das denn bitte? Oh, sie haben ein Langzeit-Problem, sowas klönnen wir aber nicht behandeln...oder wie? Lass Dir da bloß nichts einreden. Du hast jetzt die Krankheitseinsicht und den Willen. Vorher hätte Dir sowieso niemand helfen können, also ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt eine Therapie zu beginnen - weil Du es willst.
Es ist schwer den richtigen Therapeuten zu finden, manche passen einfach nicht und es ist wichtig, dass zu erkennen und dann auch guten Gewissens weiter zu suchen. Hauptsache, Du beziehst es nicht auf Dich, wenn die Therapie schlecht anläuft; ich habe damit bei meiner ersten Therapie ein Jahr verplempert, bevor ich erkannt habe, dass die Therapeutin und ich einfach inkompatibel waren.
Was das Essen angeht: Wie gesagt: ich nehme in "Kotzphasen" eher zu, umgekehrt also in "normalen" Phasen (mit ausgewogenem, gesundem Essen) eher ab. Ich war nie im UG und auch nicht extrem im ÜG. Satt-werden lernen hat gar nicht soooo lang gedauert. Da helfen -zumindest bei mir - oft schon die üblichen Tricks, vor allem: langsam essen. Öfter kauen als man es gewohnt ist (der gemeine Bulimiker ist ja eher ein Schlinger :wink: ). Ich esse auch oft zum Frühstück oder Mittagessen zusätzlich 2,3 große Möhren; da muss man so lange drauf rummümmeln, dass das Essen automatisch länger dauert. Wenn ich das absolute Bedüfnis nach viel Essen habe mache ich mir eine riesen Gemüsepfanne, davon kann ich essen soviel ich will.
Ach ja, zum Thema kochen: warum solltest Du das Hobby aufgeben müssen? Wenn Du Dich kalorienbewußter ernähren möchtest in Deiner anfänglichen kotzfreien Zeit (wegen Deiner Figur-Ängste), mußt Du einfach nur etwas anders kochen, das ist alles.
Mir macht es inzwischen sogar Spaß, Dinge die ich gerne esse "umzumodeln", so dass sie gesünder oder kalorienärmer sind.
Geht auch hervorragend mit Pizza und Pasta. :)
Du wirst auf nichts verzichten müssen, und ,wenn Du Dich normal ernährst, ganz bestimmt nicht total aus der Form gehen. Vielleicht kommen erst einmal ein *kg dazu, aber wenn der Körper sich daran gewöhnt hat, dass Du ihn seine Nahrung behalten läßt, pendelt sich das wieder ein.

Viel Erfolg wünsche ich Dir!
Bela
Aufstehen - Staub abklopfen - weitermachen.

Re: Essstörung seit 12 Jahren - Jetzt clean werden

#9
Liebe Lotta,

vorab: Ich bin (noch) nicht clean, habe mich aber zum erstem Mal seit langem, dazu entscheiden, endlich aktiv etwas für mich und meine Gesundheit zu tun. Ich leide nun seit 9 Jahren an Bulimie. Ich hatte, gerade in den letzten 2-3 Jahren auch nicht das Gefühl, als würde die Bulimie mein ganzes Leben vereinnahmen. Trotzdem weiß ich, dass mein Sozialleben eingeschränkter ist, als es ohne die Essstörung wäre. Gerade weil mich manche Situationen überforderten, sodass ich beschloss sie ganz zu meiden. Im Gegenzug engagierte ich mich beruflich, ehrenamtlich, laß viel und schmiss den Haushalt.

Ich weiß, es gibt nach 12 Jahren genauso eine Chance gesund zu werden. Es ist ein hartes Stück Arbeit, aber es geht. Das du dir dabei therapeutische Hilfe holst ist sicher ein extrem wichtiger Eckpfeiler. Auch dein Mann kann dir eine Stütze sein. Ich glaube daran, dass du gesund wirst, weil du nun den Willen dazu hast. Jetzt muss sich nur mehr der Weg finden und das schaffst du!

Zu den Blutwerten: Bulimiker schaffen es (warum auch immer) oft bemerkenswert lange mit traumhaften Werten durchs Leben zu gehen. Bei mir war es ähnlich. Erst als ich monatelang exzessives Bulimieverhalten betrieb und dazu Diuretika und Laxantien m*ssb**ch*, entgleisten meine Elektrolyte. Da hatte ich dann mehrere gesundheitliche Probleme.
Als ich nicht mehr so häufig erbrach (trotzdem noch täglich) und die Medis absetzte, stabilisierte sich das ganze. Mittlerweile habe ich auch ganz normale Werte. ABER: eins möchte ich dir noch erzählen. Der KinderwunscG war auch für mich ein Grund mit der Bulimie aufzuhören. Es passt für mich nicht. Ich fände es schrecklich, wenn mein Kind eine kranke Mutter hätte. Deshalb setzte ich die Pille ab. Bis jetzt lässt es meine hormonelle Situation nicht zu, schwanger zu werden. (ist ca. 3/4 Jahr bis Jahr her) Meine Frauenärztin vermutet, dass die jahrelange Bulimie ein Grund dafür sein könnte. Es können also auch Folgeschäden entstehen, die man nicht sofort denkt.
Hoffentlich ist es bei dir anders. Ich wünsche dir, dass du dich aufs gesund werden einlassen kannst. Wünsche dir viel Kraft, viel Mut und viel Durchhaltevermögen.

Liebe Grüße

Die Woelfin
Der Mensch hat dreierlei Wege klug zu handeln: Erstens durch Nachdenken, das ist der edelste. Zweitens durch Nachahmung, das ist der leichteste. Drittens durch Erfahrung, das ist der bitterste.

Schweigen ist ein Argument, das kaum zu widerlegen ist.

Re: Essstörung seit 12 Jahren - Jetzt clean werden

#10
Danke für euren Zuspruch!

Also kleine Zwischennachricht was mein Erstgespräch betraf...
Es war ein Eeinfall... Erst dachte ich läuft ja gut, hab alles erzählt, beantwortet etc, aber sie ist nicht von ihrer Grundmeinung ab (was sie telefonisch schon deutete). ich fass es nicht, da sitzt jemand der sagt ich hab den Willen, ich hab die kraft ich will aus eigenen Gründen ambulant und sie sagt sie schlägt bei 10 Jahren stationär vor. Ich sag ihr, ich kann das verstehen bei doch der Langjährigkeit, habe für mich aber ambulant entschieden, ich lehne stationär ja nicht ganz und gar ab, jedoch ist das für mich nur eine Option wenn ich merke das ich ambulant scheitere... Da sagt sie es wäre ihre Bedingung für ein 2 Gespräch (sei keine Zusage mich zu behandeln, das behält sie sich noch offen ob sie sich das zutraut) ist das ich ein Vorstellungsgespräch in einer Klinik machen soll, danach kann ich mich bei ihr melden... ich fass es nicht.
Ich muss geguckt haben wie Eichhörnchen, ich war fassungslos... Da fragt sie ob ich etwa schon ein Problem hätte nur ein Erstgespräch zu führen??!@@ Hallo, ich bin alleine zu meinen Ärzten um mich zu outen und zu meinem Mann, warum sollte ich ein Problem damit haben, mein Problem ist das ich dort erst ein Erstgespräch führen möchte wenn ich keinen anderen Weg als stationär sehe...
Manno :(

Re: Essstörung seit 12 Jahren - Jetzt clean werden

#11
Hallo Lotta
Bei aller Liebe, sag dieser Tante ab. Such dir eine andere Therapeutin.
Es soll doch ein Vertrauensverhältnis sein zwischen euch beiden, wo du alles erzählen kannst, was dich bedrückt, wo sie dir auf Grund dessen Ratschläge erteilt, wie du vorgehen kannst und sollst - aber immer in Absprache mit dir! - und ihr fällt nichts anderes ein, als "Ich weiss nicht, ob ich mir das zutraue". Sie stellt Bedingungen vor ein Zweitgespräch.
Entschuldigung, für mich hört sich das so an, als ob sie dich nicht will, aber nicht den Mut hat es so auszusprechen. Also tu ihr doch den "Gefallen" und brich die Übung ab.

Alles Gute
Peter
Auch mit in den Weg gelegten Steinen kann man ein gutes Bauwerk errichten

Re: Essstörung seit 12 Jahren - Jetzt clean werden

#12
Hi Peter,

ich war gestern nach dem Gespräch wirklich down! Hatte nichtmal Appettit :)

Also ich muss gestehen ich steig da auch nicht durch... Da waren noch echt andere Dinge die sie schmetterte, die ich gestern Abend erst verarbeiten musste. Ich weiss nicht ob Sie einen Bulämiker einfach in einer schublade hat und alle sind so und keiner hat eigenen Antrieb oder wie du sagtest Sie nicht wirklich möchte... Aber ich seh den Sinn nicht was ihr das brächte...
Auch die Logik auf eine 3 wöchige Kurztherapie so zu drängen und dafür doch eigentlich die ambulante Variante so zu verzögern..
Mir bleibt nun nurnoch die ZIP :( hätte lieber einen niedergelassenen Therapeuten gehabt. Mal sehn ob das klappt, die sollen auch ambulant anbieten...
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