Meine Eltern hassen mich

#1
Hallo liebes Forum :)

Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Ich bin so verzweifelt und muss mir das einfach mal von der Seele schreiben:

Ich bin bulimisch seit ich 12 bin und habe auch seither gemerkt wie unerwüscht ich bei meinen Eltern bin. Ich habe auch sofort eine Thera gemacht, aber das Leben zuhause war die Hölle. Mein Vater ist Alkoholiker und meine Mutter verteidigt ihn wo sie kann. Es war immer so dass sie sich gegen mich verbündet hatten und beide gegen mich kämpften. Den Grund verstehe ich bis heute nicht, auch Gespräche in der Thera brachten mich da nicht weiter. Mir wurde nur geraten nicht mehr zu versuchen meine Eltern zu ändern. Und das habe ich versucht immer und immer wieder. Habe versucht sie zu verstehen und mit ihnen zu kommunizieren, aber das ist schlichtweg unmöglich. Zur Thera sind sie beide nie gekommen und haben sich auch nicht dafür interessiert was ich in dieser Zeit durchmachen musste. Dazu kam, dass meine Eltern ein Sommerhaus haben und ich deswegen immer ein dreivierteljahr allein zuhause war. Ab und zu hat meine Oma mich in der Zeit aufgenommen und mich unterstützt, sie ist auch deshalb wie eine Mutter für mich und nimmt sich auch heute noch all meinen Problemen mit meinen Eltern an. Hilfe hat das aber auch nicht gebracht. Und wenn sie dann mal da waren konnte ich mir immer nur Vorwürfe anhören wie dumm ich sei (ich war lange Zeit Klassenbeste und hatte immer super Noten) bzw. hat mein Vater auch schon Dinge gesagt wie "Du zerstörst den Familienfrieden" oder dass er nur wegen mir Alkoholiker ist. Ich bin dementsprechen mit 17 über das Jugendamt ausgezogen, weil die Situation nicht zum aushalten war. Es war wirklich die Hölle.

Ich habe dann mein Abitur abgebrochen weil es nicht mehr finanziell möglich war mich über Wasser zu halten (musste ja schon in meiner eigenen Wohnung wohnen). Dies zog wieder derbe Vorwürfe gegen mich, dass ich ein Versager sei und dass ich nie etwas schaffen werde. Gleichzeitig wurde mir von meinen Eltern wortwörtlich gewünscht, dass ich es genauso schlecht haben sollte wie sie. Meine Eltern waren paradoxerweise sowieso immer dagegen dass ich mein Abitur mache, da sie berfürchteten dann für ein Studium zahlen zu müssen. Ich machte dann eine Lehre und in dieser Zeit wars auch recht ruhig geworden. Das Verhältnis war zwar immernoch mies, aber wir konnten wenigstens einigermaßen ruhig miteinander umgehen.

Jetzt ist es so, dass ich nach meiner Lehre mich nochmal dazu entschlossen habe mein Abitur zu machen und besuche jetzt die Fachoberschule für 1 Jahr. Und seither ist alles wieder beim Alten und sogar noch fieser und noch schlechter als es je war. Meine Eltern machen mir permanent Vorwürfe wegen Geld, obwohl ich noch nie Schulden hatte und auch keins von ihnen bekomme. Es ist total verrückt. Ich werde kein bisschen unterstützt, aber gleichzeit wird verlangt dass wenn ich keine guten Noten schreibe sie das beim Bafög Amt melden, damit ich rausfliege. Ich hab das Gefühl dass sie mir nur das schlechteste und schlimmste wünschen. Auch wenn ich zu Besuch bin fühle ich mich wie ein ungebetener Gast, es gibt nichts herzliches und nichts warmes. Es kommt immer wieder zum Streit wegen verrückten unsinnigen Dingen. Ich versuche mich immer ruhig und offen zu verhalten, habe aber keine Chance. Und obwohl ich teilweise gebeten wurde mal wieder zum Essen zu kommen wird mir im Nachhinein vorgeworfen dass bei Ihnen zu Essen dasselbe wäre als würde ich nach Geld fragen. Dabei fühle ich mich so mies und minderwertig, als wäre ich der schlimmste Mensch der ihnen je begegnet wäre. Dafür tue ich überhaupt nichts und bemühe mich wo ich kann und verlange überhaupt keine elterlichen Pflichten. Letztens beim Essen sagte mein vater zu mir, dass er es bereut die Erfahrung mit einem Kind gemacht zu haben und ich doch besser keine Kinder kriegen soll. Bei solchen Sätzen könnte ich in Tränen ausbrechen, weil ich es einfach nicht verstehe. Ich fühle mich gedemütigt und schäme mich und enttäuscht. Auch meine Mutter ist keine Hilfe, eher im Gegenteil. Bei solchen Sätzen sagt sie gar nichts. Und wenn ich versuche mit ihr über irgendetwas zu sprechen, dann wittert sie in jedem Satz eine Kritik gegen sich und rastet total aus. Sogar wenn es nett gemeint war. Sie führt sich teilweise auf als wäre sie selbst noch ein Teenager, benimmt sich oft kindisch und unreif. Interpretiert in alles etwas negatives rein und erzählt meinem Vater dann Dinge über mich die überhaupt nicht stimmen und die ich so nie gesagt habe. Wodurch das Verhältnis zu meinem Vater natürlich noch mieser wird. Manchmal hgab ich das Gefühl, dass sie ihn richtig gegen mich hetzen will, weil sie weiß dass ich Angst vor ihm hab. Im Endeffekt werde ich dann wieder für Dinge niedergemacht die ich nie getan habe und die sie nichts angehen (wie z.B. die Trennung von meinem Freund oder meine eigenen Finanzen). Es ist auch egal was ich sage, ich kriege nur Vorwürfe und es ist immer falsch. Egal wie man es dreht und wendet.

Die ganze Sache macht mich so wahnsinnig, da ich sowas auch immer stark an mich ranlasse. Ich weiß einfach nicht emhr wie ich mich verhalten soll, da ich schon alles versucht habe. Ich halte sie aus all meinen Angelegenheiten raus, habe versucht zu reden und mich wie die perfekte Tochter zu verhalten ohne was dafür zu kriegen bzw sogar dafür noch Vorwürfe zu kriegen. Seit Monaten denke ich schon an einen kompletten Kontaktabbruch, ertrage es aber auch nicht dass sie das wieder als "teuflische Absicht" wahrnehemn. Aber ich weiß einfach nicht mehr wie ich das aushalten soll.

Danke fürs Lesen und vlt. habt ihr ein paar Ratschläge :wink:

P-F
Es gibt keinen Applaus für die Vergangenheit.

Re: Meine Eltern hassen mich

#2
hi pretty-face,

wenn ich darf drücke ich dich erst mal. Du bist eine superstarke Persönlichkeit das du dein Leben so in die Hand genommen hast und jetzt dich auch noch entschieden hast dein Abi zu machen. Und das ganze ohne die Unterstützung deiner Eltern. Ich verstehe das du dich komisch und verletzt fühlst wenn deine Eltern dich so zurückstoßen. Ich würde dir vorschlagen mal eine Liste mit Pro und Contra des Kontakts mit deinen Eltern zu machen und mal anhand dessen zu überlegen wieso es dir so geht.
Ich wünsche dir das das ganze sich zu deinem guten wendet. Du schaffst das,

Fireball
Die Antwort weiß die Wissenschaft
denn das ist eine Wissenschaft,
die vielfältiges Wissen schafft,
durch das man schweres Wissen rafft,
womit man den Beweis, dass man was weiß,
mit weißer Weste und mit ruhigem Gewissen schafft.


Wise Guys

Re: Meine Eltern hassen mich

#3
Hallo Pretty-face...

ich ziehe meinen Hut vor deiner bisherigen Leistung.. unter diesen Umständen eine Ausbildung abzuschließen und sich jetzt auch noch dazu entschließen das Abitur nachzumachen, finde ich ganz ganz stark!!!!

So wie ich es richtig verstanden habe, bekommst du gerade Unterstützung vom Bafög-Amt oder?
Was wollen da deine Eltern anzeigen, wenn du gute Noten schreibst? du beziehst das Geld doch legal.

Ich weiß, dass es ein starker Schritt ist, aber: wäre es in deinem Fall nicht besser, den Kontakt zu den Eltern vollkommen abzubrechen? Sie ziehen dich und dein Leben runter. Eltern sollten unterstützen und nicht runterziehen..
Manche Hähne denken, dass wegen ihnen die Sonne aufgeht

Re: Meine Eltern hassen mich

#4
Hallo Pretty - Face,

ertsmal muss ich sagen, dass ich dich für deine Willensstärke sehr bewundere. Obwohl es mit deinen Eltern ja wirklich nicht so gut läuft, bleibst du dran. Du versuchst alles in deiner Macht stehende ihnen eine gute Tochter zu sein.
Wie schon erwähnt wurde, finde ich es auch echt klasse, dass du deine Abi nachholst obwohl du es nicht leicht hattest.

Ich bin in der Hinsicht , denke ich, sehr viel anders als die meisten anderen. Wenn ich das immer und immer wieder so erleben würde, dann würde ich auch mit meinen Eltern brechen. Dir geht es einfach schlecht und das wirkt sich doch sicher auch ncht gerade positiv auf die B. aus , oder ? Ich meine es hängt ja auch davon ab , wie man an seinen Eltern hängt aber irgendwann muss man gucken was einen wichtiger ist, die eigene Psyche / Wohlbefinden und Leben oder das Wohlergehen der anderen.

Ich weiß, ich konnte dir keinen wirklich konstruktiven Rat geben aber denke an dich! Hör in dich hinein und guck ob du vllt auch ohne deine Eltern kannst. Jedenfalls erstmal auf längerer Sicht. Du hast bisher soviel allein geschafft. Du schaffst das auch weiterhin. Du kannst wirklich stolz auf dich sein :).

LG Lieni

Re: Meine Eltern hassen mich

#5
Liebe Pretty Face,

was Deine Eltern tun ist wirklich unfassbar mies. Sie rauben Dir den letzten Rest Selbstbewußtsein und finden offenbar auch noch, dass das völlig normal und gerechtfertigt ist. Ich kann so etwas nicht begreifen... :(
Was ich jetzt schreibe ist vielleicht radikal und nicht jeder wird es gut heißen, aber mein Rat ist: Trenne Dich von Deinen Eltern.
Niemand muß sich so etwas gefallen lassen, egal ob blutsverwandt oder nicht. Natürlich wird bei Dir Sehnsucht nach Akzeptanz und Liebe da sein, aber nachdem was Du beschreibst wage ich zu bezweifeln, dass Du das von Deinen Eltern jemals bekommen wirst, so schlimm das auch ist. Du bist finanziell bereits von ihnen unabhängig und gehst Deinen Weg - also entziehe Dich dieser andauernden Zurückweisung und Demütigung.
Mein bester Freund hat sich vor mehreren Jahren auch von seinen Eltern "verabschiedet". Es war anfangs hart, aber seitdem geht es ihm kontinuierlich besser. Er hat sich niemals von ihnen gesehen, akzeptiert oder liebevoll angenommen gefühlt und daraus seine Konsequenz gezogen. Er lebt jetzt sein Leben, bekommt Liebe von seinen Freunden, seinem Partner uns dessen Familie und seitdem sein Ego nicht mehr andauernd von seinen Eltern torpediert wird kann er das auch viel besser annehmen. Begleitend hat er Therapie gemacht und die ganze Geschichte nun auch gut verarbeitet.
Trau Dich und lebe Dein Leben, mit Menschen die Dir gut tun.
Nicht mit Eltern die Dir alle Kraft rauben mit ihrem lieblosen und egoistischen Verhalten.

Alles Gute und viel Kraft wünsche ich Dir!

Alles Liebe.
Bela
Aufstehen - Staub abklopfen - weitermachen.

Re: Meine Eltern hassen mich

#6
Hallo ihr Lieben,

erst mal vielen Dank für eure lieben Worte :D Das hat mich schonmal sehr aufgebaut.

Ja ich bin unabhängig von Ihnen. Das war mir das größte Ziel, da ich immer dachte dass ich meine Eltern finanziell belaste sei ein Grund für das schlechte Verhältnis. Das war es aber nicht. Eine eigene Theorie von mir ist dass meine Mutter schon mit 20 mit mir schwanger war und erst 3 Monate mit meinem Vater zusammen. Das haben die beiden nicht richtig durchdacht und im Endeffekt muss ich ausbaden was die zwei falsch gemacht haben. Aber whatever. Ändern kann ich das nicht.

Ich weiß dass ein Bruch das Beste für mich wäre, habe aber auch Angst davor, dass sie es nicht verstehen und nie verstehen werden. Besonders Furcht habe ich, weil meine Oma mich im Prinzip aufgezogen und seelisch unterstützt hat und sie das vielleicht nicht versteht und ich sie damit verliere. Das wäre das Schlimmste überhaupt. Es ist paradox, aber ich bin ein sehr friedlebender Mensch und kann es oft nicht ertragen wenn es so viel Wut und 'Hass gibt, da bin ich sensibel gebaut. Ich weiß dass ich meine Eltern nicht ändern kann, aber ich wünschte sie würden wenigstens verstehen wer ich wirklich bin, dass ich ein "guter Mensch" bin auf den sie stolz sein können. Der Gedanke nicht mehr darum zu kämpfen macht mir Angst. Genauso aber auch der Gedanke dass diese Mühe meine Eltern zur Akzeptanz zu bringen umsonst sein wird. Ich weiß einfach nicht wie ich damit umgehen soll, also mit dieser Furcht und diesen Gefühlen. Es wird wohl noch eine Weile dauern bis ich wieder einen festen Therapeuten habe (momentan ist da wenig Zeit und zudem ganz schöne Flaute in meiner Stadt). Als einzige Flucht bleibt für mich nur noch der Gedanke nächstes Jahr zum Studium in eine andere Stadt zu ziehen sodass der Kontakt langsam abebbt. Ich weiß dass das feige ist, aber ich weiß nicht wie ich es sonst regeln soll.

@lientje: auf meine Bulimie hat es Gott sei Dank nicht mehr so große Auswirkungen. Früher als ich noch zuhause wohnte war es wahnsinnig extrem. Mittlerweile komme ich damit sehr gut zurecht und ich habe ab und an im Jahr eine bulimische Phase ausgelöst durch Stress etc. Ich bin froh dass ich das in diesem extremen Ausmaß hiter mir hab :wink:

Liebe Grüße!
P-F
Es gibt keinen Applaus für die Vergangenheit.