Ich verliere die Kontrolle und somit mein Gefühl :(

#1
Ich komme momentan nicht mehr weiter und aus diesem Grund versuche ich hier, meine Gedanken und Gefühle in Worte zu fassen.. Bitte entschuldigt den langen Text!!
Ich habe mich über längere Zeit ein ganzes Stück runtergehungert und fühlte mich damit auch wohl-war aber nie im UG.. Jetzt ist es seit mehreren Wochen so, dass mein Körper sich holt was er will und ich es einfach nicht mehr kontrollieren kann.. Selbst durch K**** nicht :-/ Psychisch komme ich da aber überhaupt nmicht mit :( ich kann mich so nicht akzeptieren..
heute stelle ich wieder fest: ich fühle mich nur gut, wenn ich "schlank" und "leer" bin. wenn ich kontrolle habe - generell und besonders über das, was ich esse. in den letzten wochenwar es das reinste chaos. das bedürfnis nach bestimmten leckeren speisen vermischte sich mit dem suchtartigen druck des achtlosen sich vollstopfen wollens. am ende steht bei mir panik. panische angst, dick zu sein, was in meiner innenwelt immer ein synonym ist für unzulänglichkeit und versagen und in der praxis dazu führt, dass ich nicht gesehen und nicht berührt werden mag. von anderen nicht und nicht von mir selbst. mein körper ekelt mich. und ich hege panische angst vor dem dauerhaften verlust der kontrolle. ich bemühe mich um wiedergutmachung, indem ich meine nahrung erbreche. das funktioniert natürlich nicht.
nach einem tag wie heute beherrscht mich das gefühl, keinen schritt weiter gekommen zu sein. nicht weil ich chaotische esstage habe, sondern weil die lösung, die ich brauche, noch immer die altbewährte ist: zurück auf diät und zurück in eine art überaktivität, in einen komplett durchstrukturierten tagesablauf, der mir sicherheit vermittelt, weil ich alles unter kontrolle habe.

Nur dieses System kriege ich momentan kaum umgesetzt, bzw. kann ich mich in mir nicht "wohlfühlen"!
Dies gelingt mir nur auf der basis irgendwelcher maßnahmen (im abspecken, im "leer" sein, in der aktivität, in der totalen kontrolle). und nicht da, wo ich gerade bin. im hier und jetzt. das problem an meinem jetzigen system ist, dass es von der voraussetzung der unzulänglichkeit ausgeht, die mir innezuwohnen scheint. also bin ich ständig damit beschäftigt, dieser angenommenen unzulänglichkeit entgegenzuarbeiten.
mein instabiles gewicht ist wie ein symbol für mein instabiles empfinden. ich kan nicht darauf vertrauen, dass mein gewicht stabil bleibt. und ich kann nicht darauf vertrauen, dass mein lebensgefühl stabil bleibt. ich fühle mich einer achterbahnfahrt zwischen manie (im "dünn sein") und depression (im "dick sein") ausgesetzt.

wie viel schöner wäre es zu vertrauen, dass ich perfekt bin - ohne maßnahmen, ohne anstrengung, ohne hab-acht-stellung. dass ich mir also wohlbefinden nicht erarbeiten muß, sondern es einfach so verdient habe.
Ich mag so einfach nicht mehr weiter :(
Anlauf nehmen beginnt mit einem Schritt zurück...

Re: Ich verliere die Kontrolle und somit mein Gefühl :(

#2
"das bedürfnis nach bestimmten leckeren speisen vermischte sich mit dem suchtartigen druck des achtlosen sich vollstopfen wollens."

dieser drang verschwindet meiner erfahrung nach, sobald man es einige tage lang geschafft hat, bewusst und gesund zu essen. jede(r) bulimiekranke schämt sich vmtl. für diese "gier", dabei ist es zu einem nicht unbeträchtlichen teil schlicht der körper, der sein (über)lebensrecht einfordert. der ist nämlich genauso ausgehungert wie die psyche, bloß sind seine signale konkreter. ich schätze, darin liegt der impuls und die fehlschaltung im geist der bulimie, nämlich die annahme, sämtliches als unangenehm empfundenen wegstopfen zu können.

dieses schwanken zwischen den extremen kenne ich ... habe auch lange gebraucht, um es ansatzweise zu schaffen, auch im "gesunden maß" glück und erfüllung zu finden (nicht ganzheitlich - aber das leben muss ja nicht "perfekt sein". und wir menschen auch nicht) bzw. nicht die geringsten misserfolge/(essens)planänderungen/stressmomente zum anlass zu nehmen, die bulimie wieder als fluchtweg zu wählen. denn man hat wirklich eine wahl. hab das auch lange überhaupt nicht so empfunden - ich war völlig ausgeliefert. heute hat sich das zumindest stark reduziert, und dabei bin ich gerade mal seit 2 monaten "rückfallfrei".

ich glaube, nur durch willensstärke/vermeidung/analyse lässt sich der bulimie ebenso wenig begegnen wie durch reines auffüllen der körperlichen speicher. es ist okay, sich noch kontrollmuster aufrecht zu erhalten (finde ich zumindest); immerhin ist das ja erheblich besser, als der bulimische akt an sich. aber dahinter sollte immer der wunsch stehen, ganz von zwängen, die man sich selbst auferlegt und auferlegen lässt (oft geschieht das durch die umwelt ja ganz unbeabsichtigt, und meist sogar durch leute, die uns sehr lieb sind) zu befreien ... irgendwie muss man sich geistig und emotional zu dem schalter im eigenen kopf durchfriemeln, der in bestimmten situationen einrastet(e) und einen zum bulimischen zombie macht(e). wieso ist er da? wie wird es mir gehen, wenn ich ihn umgelegt (mich vollgestopft, erbrochen, viel zeit und kraft verschwendet habe)? was könnte ich stattdessen tun, um mich abzureagieren?
Zuletzt geändert von aisle am Fr Aug 03, 2012 21:09, insgesamt 1-mal geändert.
"Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte. Achte auf deine Worte, denn sie werden Taten. Achte auf deine Taten, denn sie werden Gewohnheiten. Deine Gewohnheiten werden dein Charakter, dein Charakter wird dein Schicksal."

Re: Ich verliere die Kontrolle und somit mein Gefühl :(

#3
... ich komme einfach nicht weiter :(
bin momentan an einem punkt, wo ich merke, dass ich alles über die es zu regulieren versuche...
bzw. kann ich gar nichts dagegen tun, öfter realisiere ich ( sehr oft beim einkaufen), dass ich wie ferngesteuert bin :shock:
irgendwie fehlt etwas, langeweile oder ein paar freie minuten lassen immer direkt alles ausbrechen :-(
Anlauf nehmen beginnt mit einem Schritt zurück...

Re: Ich verliere die Kontrolle und somit mein Gefühl :(

#4
So geht es mir auch..
in der " dünnen" Phase bin ich ( irrtümlich) die , die ich gerne sein will, die ich gerne wäre,
ich bin spontan, ich schminke mich garnicht oder wenig, weil ich ich mich attraktiv und frisch fühle,
ich mache viele lustige Pläne , bin offen und zugänglich für menschen und fühle mich gut..

aber verliere ich die Kontrolle. erbreche..und nehme zu, dann falle ich in ein unglaublich tiefes Loch.
Ich versperre mich dann zu Hause, fühle meine Kontakte nur noch über das Netz, Facebook, sage allen an, verströste Menschen immer wieder ,auf einen anderen zeitraum, mit dem Plan bis dahin wieder so viel und soviel zu wiegen.
Ich gehe dann nicht mehr an die tür, esse , esse esse und erbreche mehrmals,
finde mich schrecklich hässlich und ekelhaft und hasse meinen Körper.

Und es ist wirklich die Hölle.
Ich kann mit niemandem drüber reden, ich bin einsam und vergraule Menschen auch mit diesem Verhalten weil sie ja nicht wissen was los ist.

aber selbst in der dünnen phase, kommt spätestens abends der punkt, da kommt diese leere wieder..
und das heisst eigenlich auch nur, in der dünnen phase ist nicht alles supi..aber für mich erträglicher.

Re: Ich verliere die Kontrolle und somit mein Gefühl :(

#5
Hallo Leute!!!

Ich finde mich hier immer und immer wieder....ja und wisst ihr was...ich frage mich immer wieder wie man das durchbrechen kann....wenn ich mich dick fühle sperre ich mich genauso zuhause ein...wenn ich dünn genug bin gehe ich öfters raus mache etwas...aber genau dann kommt auch diese leere wieder auch wenn ich sozusagen das gewicht ok ist.....es passt nie irgend etwas....und warum???

Ich weiss es nicht.,.....warum ist es denn so?
warum gibt es Tage an denen es super ist wo ich nichts versemmle und an Tagen alles so scheisse ist das mich alles nur noch ank.....

ich frage mich immer wieder und wieder warum und finde aber nie Antwort...ich weiss nicht was ich will....ich versemmle Beziehungen beende immer alles wieder wenn es mir zu eng wird oder ich verletzt werde thja...... :roll:

man kann wirklich nur manchmal staunen und nur fragezeichen setzen......
ich würde einfach gerne normal leben wirklich normal leben zu können so meine ich es....aber es funktioniert nicht leider...


lg eure tam 8)

Re: Ich verliere die Kontrolle und somit mein Gefühl :(

#9
Guten Morgen!!!

Ja wie du so beschreibst genau so is es ohne vertrauen.....wir haben in niemanden vertrauen oda??? ist das diese Krankheit? oda wurden wir ständig verletzt und darum diese Einstellung??

Ich kann dir auch keine Antworten dafür geben weil ich es nicht weiss.....ich vertraue keinem auf dieser Welt ......es wäre schön mal einen Menschen zu finden wo man dieses wohl gefühl fühlen und kennenlernen darf...und das vertrauen...

lg

Re: Ich verliere die Kontrolle und somit mein Gefühl :(

#10
hast du denn jemanden mit dem du redest?
ich nicht, ich hatte meinen ex, wir waren 4 jahre zuammen und er wusste alles, und wir lebten auch zusammen.
seit er weg ist ist auch mein Halt weg ich bin zwar krank seit ich ca 13 oder 14 bin aber so dermaßen ins straucheln wie seit der trennung war ich noch nie gekommen.

ein riesenhaufen überwindung,
und wirklich niemand weiss es.
meine familie weiss es aber ich sage denen das alles gut ist und sowas damit sie sich keine sorgen machen aber keiner meiner freunde weiss es.

dunkle geheimnisse.

Re: Ich verliere die Kontrolle und somit mein Gefühl :(

#11
Hallo ihr Lieben,

es ist schön,mit diesen wirren Gefühlen nicht allein dazustehen, GERADE WENN man im normalen Alltag keine Möglichkeit hat, mit jemandem zu reden :roll:
Auch wenn meine Schwester damals auch eine Essstörung hatte, würde es auf keinerlei Verständnis stoßen, weil meine Mutter einfach so ein Mensch der Extreme ist, wo das irgendwie keinen Raum hat.. Ganz schwer zu erklären :evil:

Nach vielen Wochen mit diesem Scheißgefühl geht es bei mir gerade endlich wieder etwas bergauf, auch wenn dies nicht heißt, dass es mit dem Essen besser klappt, denn für mich ist es psychisch angenehmer, wenig zu essen als ständig diese widerlichen Anfälle zu haben und immer hastig und in den Gedanken beim Klo zu sein :oops:
Ganz ehrlich liegt dies aber wohl auch mit an der Tatsache, dass ich endlich mal jemand kennengelernt habe, wo ich denke dass ich ihn an mich ranlassen kann und eben nicht nur auf das Äußere reduziert werde.. Meine bisherigen Freunde waren immer geübt im Mehr-Frauen-Haben...
Jetzt gerade genieße ich das Kennenlernen und vor Schmetterlingen ist in meinem Bauch eh kein Platz :mrgreen:
Selbst meine Mutter, welche mich psychisch sehr belastet, kann mir gerade nichts anhaben dass mich in Anfälle treiben könnte...
Klar ist das nicht die Lösung, aber irgendwie schon schön :D
Endlich mal nicht absagen, wenn man was schönes geplant hat spontan sein.. Da ess ich lieber weniger, denn so habe ich seit ner Woche keinen Anfalll mehr gehabt :roll:
Anlauf nehmen beginnt mit einem Schritt zurück...
cron