Hallo!
Ich bin neu hier und muss mir jetzt einfach mal den Frust von der Seele schreiben. Ich leide seit mehr als 8 Jahren an Bulimie, bei mir hat es in der Pupertät angefangen. Zuerst wollte ich nur ein bisschen abnehmen, weil ich nicht so schlank wie die anderen Mädchen in der Klasse war, Ich wollte einfach nicht mehr das große Moppelchen sein- zu allem Überfluss habe ich alle meine Klassenkameraden zu dem Zeitpunkt nämlich noch um fast einen Kopf überragt- der pure Horror! Das hat sich glücklicherweise mit der Zeit wieder gegeben.
Das mit dem verzweifelten Wunsch abzunhemen allerdings nicht. Ich kriege diese Denkweise nicht mehr aus meinen Kopf und bin viel zu erbarmungslos mit meinem eigenen Körper. Das weiß ich auch. Ich habe eigentlich Idealgewicht, allerdings vergesse ich es gerne mal. Gerade wenn ich aus der Dusche komme oder nur Unterwäsche anhabe, starre ich besonders gerne meine Problemzonen an, die in meinen Augen so unglaublich übermäßig erscheinen. Nur manchmal- gaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaanz manchmal- schaffe ich es, wenn ich Klamotten anhabe, das Gesamtbild zu sehen. Das ist mir zwar immernoch zu dick, aber nicht ganz so schlimm wie die einzelnen Zonen.
Ich habe es immer wieder geschafft, das Erbrechen für eine Weile zu unterbinden und mich selbst so zu disziplinieren, es nicht mehr zu tun. Die Gedanken bleiben allerdings und esist wie ein Bummerang- es kommt immer wieder. Jedes Mal denke ich mir "nur noch dieses eine Mal" "nur wegen diesem Ausrutscher jetzt" oder- auch sehr beliebt bei mir- "jetzt hast du diesen ganzen Mist in dich reingestopft, trage auch die Konsequenzen!". Ich weiß nicht, wieso, aber es kommt einfach immer wieder. Als ich damit angefangen habe, wollte ich nur so lange erbrechen, bis ich abgenommen habe. Aber es ist egal wie viel ich abnehme, ich bin nie zufrieden mit mir.
Ich weiß, dass es ungesund ist und dass Niemand perfekt ist. Aber trotzdem gestatte ich meinem Körper keine Fehler, ich WILL einfach, dass er pefekt ist. Teiweise auch weil ich mich unter dem Druck gesetzt fühle, dass alle anderen das im Grunde auch von mir erwarten. Rein rational weiß ich, dass das absoluter Blödsinn ist. Aber ich kann es nicht ausschalten.
Ich habe bereits eine Therapie gemacht und war total enttäuscht. Ich hatte weder den großen Durchbruch noch hat sich irgendwas verbessert.
Meine Schwestern wissen von meiner Krankheit, aber auch nur, weil ich ihnen davon erzählt habe. Meine Eltern haben keine Ahnung und würden vermutlich aus allen Wolken fallen. Schließlich bin ich ziemlich geschickt was das ganze Thema angeht, nichtmal meine Mitbewohnerin weiß davon.
Und ich kann auch nicht leugnen, dass es mich irgendwie kickt. Das Geheimnis, dieses Glückgefühl, wenn man nach dem Erbrechen dieses leichte, nagende Hungergefühl spürt, obwohl man doch noch kurz davor dick wie eine Seekuh war. Ich liebe es. Und das ist wohl mein Problem. Ich diszipliniere mich meinen Schwestern zu Liebe- aber im Grunde will ich nicht gesund werden. Aber eigentlich will ich auch, dass ich gesund werden will.
Was stimmt nur nicht?
Ich will endlich aus diesem Teufelskreis ausbrechen, denn auch wenn mich die ganze Sache für einen Moment kickt- alles in allem bin ich durch sie so häufig einfach unendlich traurig und mir gegenüber so unbeschreiblich ungerecht. So ein Leben möchte ich im Grunde nicht führen, da ich zum Glück immer noch die guten Seiten im Leben kenne. Ich hätte aber auch so unglaublich gerne einfach mal wieder Spaß OHNE meine Figur dabei im Hinterkopf zu haben, eine ständige Erinnerung, an das, was mcih meiner Meinung nach so entsellt.
Aber ich will, dass es aufwärts geht! Ich möchte netter zu mir sein, das Leben wieder VOLL genießen können, ohne jede Hintergedanken. Ich bin doch eine junge Frau und möchte mein Leben so lieben, wie ich es sollte...
Wisst ihr, wo ich ansetzen kann? Ich will nicht noch eine Therapie machen, das ist erfahrungsgemäß Zeitverschwendung, außerdem bin ich die nächsten Monate außerhalb Europas, ist demnach also eh keine Option für mich in der nächsten Zeit
Vielen lieben Danke und ich würde mich freuen, etwas von euch zu hören
Liebste Grüße
Taschenuhr <3
Re: wieso schaffe ich es nicht?
#2Hallo,
ich werde versuchen, auf alles einzugehen; da ich dich für intelligent genug halte, wage ich einen etwas direkteren Ton, in der Hoffnung, dass du es richtig deuten wirst.
Ich dachte auch mal, ich wolle perfekt sein, oder müsse es. Bis ich erkannte, dass einen nichts "unperfekter" macht als die Krankheit. Man verliert die Kontrolle, erniedrigt sich, tut etwas, das gesellschaftlich stigmatisiert ist. Das als ekelhaft empfunden wird, für das einen viele verachten würden, wenn sie es wüssten. So viel kann jemand gar nicht wiegen, dass man ihn deshalb mehr verachten würde. So denke zumindest ich mittlerweile; denn irgendwann meinte ich zu erkennen, dass man es ja gerade macht, weil man eben NICHT perfekt sein will. Also das genaue Gegenteil von dem, was man als Ursache eigentlich annimmt.
[/quote]
Ich habe bereits eine Therapie gemacht und war total enttäuscht. Ich hatte weder den großen Durchbruch noch hat sich irgendwas verbessert.
Meine Schwestern wissen von meiner Krankheit, aber auch nur, weil ich ihnen davon erzählt habe. Meine Eltern haben keine Ahnung und würden vermutlich aus allen Wolken fallen. Schließlich bin ich ziemlich geschickt was das ganze Thema angeht, nichtmal meine Mitbewohnerin weiß davon.[/quote]
Die Umwelt kriegt es nicht deshalb nicht mit, weil man es gut versteckt. Letzten Endes gibt es immer verräterische Auffälligkeiten, die entsprechende Schlüsse zuließen. Die Umwelt sieht es nicht, weil sie es nicht sehen will. Das nennt man selektive Wahrnehmung; die kommt bei weitem nicht nur bei Essgestörten vor.
[/quote]
Und ich kann auch nicht leugnen, dass es mich irgendwie kickt. Das Geheimnis, dieses Glückgefühl, wenn man nach dem Erbrechen dieses leichte, nagende Hungergefühl spürt, obwohl man doch noch kurz davor dick wie eine Seekuh war. Ich liebe es. Und das ist wohl mein Problem. Ich diszipliniere mich meinen Schwestern zu Liebe- aber im Grunde will ich nicht gesund werden. Aber eigentlich will ich auch, dass ich gesund werden will.[/quote]
Es gibt den Spruch: Man kann etwas wollen, aber nicht wollen was man will. Du meinst, es wäre umgekehrt. Recht hat vermutlich keiner von beiden; vermutlich kann man beides nicht. Der Wille ist immer auch eine Forderung, eine Bürde, Last und Leid. Der einzig wirkliche Ausweg ist Loslassen, Annehmen, locker werden. Das heißt: Es ist der erste Schritt, um einen Ausgang überhaupt finden zu können (der sich für jeden anders gestalten mag).
[/quote]
Was stimmt nur nicht?
Ich will endlich aus diesem Teufelskreis ausbrechen, denn auch wenn mich die ganze Sache für einen Moment kickt- alles in allem bin ich durch sie so häufig einfach unendlich traurig und mir gegenüber so unbeschreiblich ungerecht. So ein Leben möchte ich im Grunde nicht führen, da ich zum Glück immer noch die guten Seiten im Leben kenne. Ich hätte aber auch so unglaublich gerne einfach mal wieder Spaß OHNE meine Figur dabei im Hinterkopf zu haben, eine ständige Erinnerung, an das, was mcih meiner Meinung nach so entsellt.[/quote]
Was sind denn diese guten Seiten? Tut mir leid, das so provkativ fragen zu müssen, aber: Sind das nicht wieder die, von denen du willst, dass du sie gutfinden kannst?
[/quote]
Aber ich will, dass es aufwärts geht! Ich möchte netter zu mir sein, das Leben wieder VOLL genießen können, ohne jede Hintergedanken. Ich bin doch eine junge Frau und möchte mein Leben so lieben, wie ich es sollte...[/quote]
Etwas lieben, weil man es soll, kann gar nicht klappen; und mögen tut man das schon gar nicht. Vielleicht ist das Problem ja auch, dass man im Laufe der Zeit vergisst, was man will und was man wollen will, weil man es wollen soll. Oder sich einbildet es wollen zu müssen. Das schafft Spiralen, Teufelskreise...wie man schon an den Wortketten allein hier sieht.
Was denn jetzt? Du scheinst beschlossen zu haben, zu verdrängen. Das mache ich auch, und gewissermaßen kann man so zum Teil überleben. Das kann man fast immer, trotzdem. Wie viel Zeit "verschwendet" man denn mit der Krankheit? Die verhindert ja auch dass das Leben so wirklich effizient wird, oder etwa nicht (wenn du ganz ehrlich bist)? Vermutlich braucht man auch irgendwas Ineffizientes für die Psyche, das sich denn normal geltenden Normen entzieht. Therapie ist Norm, anerkannte. Schade eigentlich.
Ansetzen ist übrigens vielleicht das falsche Wort. Ich würde eher Aussetzen sagen. Im Sinne von Ausklinken; und sei es mental. Sich selbst und den eigenen Forderungen weniger Aufmerksamkeit schenken. Eher in Relation sehen. Dann erst kann man sich verzeihen, egal was; und hat auch keine Angst mehr, ohne seinen "Halt" (Krankheit) "allein" zu sein.
Oder auch sich ohne Schmerz wieder spüren zu können; Kick ist im Grunde ein anderes Wort für "sich wieder spüren können", oder eine unerträgliche Leere zeitweise zu bedecken. Aber man füllt sie nicht, und der Kick-Effekt lässt nach, man braucht ihn immer und immer wieder; so als würde man Salzwasser gegen den Durst trinken, und sich freuen endlich was auf der trockenen Zunge zu haben; die dadurch aber immer noch trockener wird. Man stumpft eben irgendwann gewaltig ab; trotz, oder gerade wegen der "Kicks".
Denk bloß nicht, ich wäre in irgendeiner Weise ein "Engel" in der Hinsicht. Aber eben weil ich dieselben Fehler mache, fällt mir so vieles davon sehr deutlich auf. Exakt dieselben Zeilen hätten meiner Feder entspringen können, obwohl ich es besser weiß; wissen sollte, und wie du siehst ist sein, wollen und sollen ja bei weitem nicht dasselbe. Leider, oder glücklicherweise. Je nach Stimmung.
Das einzige, was mir zeitweise Erleichterung verschaffte, waren die Momente, in denen ich mich selbst tatsächlich weniger wichtig nehmen oder sogar fast vergessen konnte. Das als Dauerzustand haben zu können wäre, so beängstigend es in wachen Momenten ist, im Grunde ein Traum.
Wünsch dir alles Gute.
ich werde versuchen, auf alles einzugehen; da ich dich für intelligent genug halte, wage ich einen etwas direkteren Ton, in der Hoffnung, dass du es richtig deuten wirst.
Taschenuhr hat geschrieben:Hallo!
Ich weiß, dass es ungesund ist und dass Niemand perfekt ist. Aber trotzdem gestatte ich meinem Körper keine Fehler, ich WILL einfach, dass er pefekt ist. Teiweise auch weil ich mich unter dem Druck gesetzt fühle, dass alle anderen das im Grunde auch von mir erwarten. Rein rational weiß ich, dass das absoluter Blödsinn ist. Aber ich kann es nicht ausschalten.
Ich dachte auch mal, ich wolle perfekt sein, oder müsse es. Bis ich erkannte, dass einen nichts "unperfekter" macht als die Krankheit. Man verliert die Kontrolle, erniedrigt sich, tut etwas, das gesellschaftlich stigmatisiert ist. Das als ekelhaft empfunden wird, für das einen viele verachten würden, wenn sie es wüssten. So viel kann jemand gar nicht wiegen, dass man ihn deshalb mehr verachten würde. So denke zumindest ich mittlerweile; denn irgendwann meinte ich zu erkennen, dass man es ja gerade macht, weil man eben NICHT perfekt sein will. Also das genaue Gegenteil von dem, was man als Ursache eigentlich annimmt.
[/quote]
Ich habe bereits eine Therapie gemacht und war total enttäuscht. Ich hatte weder den großen Durchbruch noch hat sich irgendwas verbessert.
Meine Schwestern wissen von meiner Krankheit, aber auch nur, weil ich ihnen davon erzählt habe. Meine Eltern haben keine Ahnung und würden vermutlich aus allen Wolken fallen. Schließlich bin ich ziemlich geschickt was das ganze Thema angeht, nichtmal meine Mitbewohnerin weiß davon.[/quote]
Die Umwelt kriegt es nicht deshalb nicht mit, weil man es gut versteckt. Letzten Endes gibt es immer verräterische Auffälligkeiten, die entsprechende Schlüsse zuließen. Die Umwelt sieht es nicht, weil sie es nicht sehen will. Das nennt man selektive Wahrnehmung; die kommt bei weitem nicht nur bei Essgestörten vor.
[/quote]
Und ich kann auch nicht leugnen, dass es mich irgendwie kickt. Das Geheimnis, dieses Glückgefühl, wenn man nach dem Erbrechen dieses leichte, nagende Hungergefühl spürt, obwohl man doch noch kurz davor dick wie eine Seekuh war. Ich liebe es. Und das ist wohl mein Problem. Ich diszipliniere mich meinen Schwestern zu Liebe- aber im Grunde will ich nicht gesund werden. Aber eigentlich will ich auch, dass ich gesund werden will.[/quote]
Es gibt den Spruch: Man kann etwas wollen, aber nicht wollen was man will. Du meinst, es wäre umgekehrt. Recht hat vermutlich keiner von beiden; vermutlich kann man beides nicht. Der Wille ist immer auch eine Forderung, eine Bürde, Last und Leid. Der einzig wirkliche Ausweg ist Loslassen, Annehmen, locker werden. Das heißt: Es ist der erste Schritt, um einen Ausgang überhaupt finden zu können (der sich für jeden anders gestalten mag).
[/quote]
Was stimmt nur nicht?
Ich will endlich aus diesem Teufelskreis ausbrechen, denn auch wenn mich die ganze Sache für einen Moment kickt- alles in allem bin ich durch sie so häufig einfach unendlich traurig und mir gegenüber so unbeschreiblich ungerecht. So ein Leben möchte ich im Grunde nicht führen, da ich zum Glück immer noch die guten Seiten im Leben kenne. Ich hätte aber auch so unglaublich gerne einfach mal wieder Spaß OHNE meine Figur dabei im Hinterkopf zu haben, eine ständige Erinnerung, an das, was mcih meiner Meinung nach so entsellt.[/quote]
Was sind denn diese guten Seiten? Tut mir leid, das so provkativ fragen zu müssen, aber: Sind das nicht wieder die, von denen du willst, dass du sie gutfinden kannst?
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Aber ich will, dass es aufwärts geht! Ich möchte netter zu mir sein, das Leben wieder VOLL genießen können, ohne jede Hintergedanken. Ich bin doch eine junge Frau und möchte mein Leben so lieben, wie ich es sollte...[/quote]
Etwas lieben, weil man es soll, kann gar nicht klappen; und mögen tut man das schon gar nicht. Vielleicht ist das Problem ja auch, dass man im Laufe der Zeit vergisst, was man will und was man wollen will, weil man es wollen soll. Oder sich einbildet es wollen zu müssen. Das schafft Spiralen, Teufelskreise...wie man schon an den Wortketten allein hier sieht.
Wisst ihr, wo ich ansetzen kann? Ich will nicht noch eine Therapie machen, das ist erfahrungsgemäß Zeitverschwendung, außerdem bin ich die nächsten Monate außerhalb Europas, ist demnach also eh keine Option für mich in der nächsten Zeit.
Was denn jetzt? Du scheinst beschlossen zu haben, zu verdrängen. Das mache ich auch, und gewissermaßen kann man so zum Teil überleben. Das kann man fast immer, trotzdem. Wie viel Zeit "verschwendet" man denn mit der Krankheit? Die verhindert ja auch dass das Leben so wirklich effizient wird, oder etwa nicht (wenn du ganz ehrlich bist)? Vermutlich braucht man auch irgendwas Ineffizientes für die Psyche, das sich denn normal geltenden Normen entzieht. Therapie ist Norm, anerkannte. Schade eigentlich.
Ansetzen ist übrigens vielleicht das falsche Wort. Ich würde eher Aussetzen sagen. Im Sinne von Ausklinken; und sei es mental. Sich selbst und den eigenen Forderungen weniger Aufmerksamkeit schenken. Eher in Relation sehen. Dann erst kann man sich verzeihen, egal was; und hat auch keine Angst mehr, ohne seinen "Halt" (Krankheit) "allein" zu sein.
Oder auch sich ohne Schmerz wieder spüren zu können; Kick ist im Grunde ein anderes Wort für "sich wieder spüren können", oder eine unerträgliche Leere zeitweise zu bedecken. Aber man füllt sie nicht, und der Kick-Effekt lässt nach, man braucht ihn immer und immer wieder; so als würde man Salzwasser gegen den Durst trinken, und sich freuen endlich was auf der trockenen Zunge zu haben; die dadurch aber immer noch trockener wird. Man stumpft eben irgendwann gewaltig ab; trotz, oder gerade wegen der "Kicks".
Denk bloß nicht, ich wäre in irgendeiner Weise ein "Engel" in der Hinsicht. Aber eben weil ich dieselben Fehler mache, fällt mir so vieles davon sehr deutlich auf. Exakt dieselben Zeilen hätten meiner Feder entspringen können, obwohl ich es besser weiß; wissen sollte, und wie du siehst ist sein, wollen und sollen ja bei weitem nicht dasselbe. Leider, oder glücklicherweise. Je nach Stimmung.
Das einzige, was mir zeitweise Erleichterung verschaffte, waren die Momente, in denen ich mich selbst tatsächlich weniger wichtig nehmen oder sogar fast vergessen konnte. Das als Dauerzustand haben zu können wäre, so beängstigend es in wachen Momenten ist, im Grunde ein Traum.
Wünsch dir alles Gute.
Re: wieso schaffe ich es nicht?
#3Liebe Taschenuhr,
vieles von dem was Du schreibst kann ich gut nachvollziehen. Ich bin auch schon sehr, sehr lange bulimisch (mittlerweile 15 Jahre) und kenne die Verzweiflung es einfach nicht sein lassen zu können gut. Allerdings bin ich nun schon seit längerem auf einem guten Weg, die brechfreien Pahsen werden häufiger und länger, was mich sehr freut.
Ich möchte erst einmal was zum Thema Therapie sagen.
), habe aber nach einigen Jahren festgestellt das ich kleinere Essattacken bekam, die ich als emotionalen Ausgleich benutzt habe um negative Gefühle zu überdecken.
Ich hatte damals Idealgewicht, war aber trotzdem besorgt über mein Essverhalten. Als ich mit meiner Therapeutin darüber sprach meinte sie nur: "Tja, Frau xy, sie sind eben fresssüchtig, finden sie sich damit ab."
Ich war geschockt über diese Reaktion, bin aber trotzdem aus Hilflosigkeit bei ihr geblieben. Bis sie mich in eine geschlossene Klinik einweisen wollte, weil sie angeblich mit meiner Aggressivität nicht zurechtkam, was total lachhaft war. Da habe ich erkannt: Die Frau ist Gift für mich. Von Therapie wollte ich dann erst einmal nichts mehr wissen.
Im zweiten Anlauf (da war ich schon bulimisch) bin ich an einen Mann geraten der die Ansicht vertrat, ich bräuchte nur wieder einen Freund, dann würde das schon alles gut werden. Und das obwohl er wußte, dass mein Exfreund mich erst vor kurzem 3 Tage nach dem Tod meines Vaters verlassen hatte, weil er "mit der Situation nicht klarkam". Danke für die Hilfe!
Und weg...
Aber dann, beim 3. Versuch, bin ich an eine ganz wunderbare Therapeutin geraten. Sie hatte unkonventionellere Methoden, fast etwas esoterisch angehaucht, was anfangs für mich problematisch war, hat mir aber so unglaublich geholfen...Nach den 2 Jahren mit ihr war ich über 1 Jahr symptomfrei, ein echtes Geschenk.
Ein guter, Dir entsprechender Therapeut wird mit Dir gemeinsam an Deine "wunden Punkte" vorstoßen und Dir gleichzeitig einen geschützten Raum bieten, in dem Du diese genau betrachten und angehen kannst. Den großen Durchbruch gibt es dabei oft nicht, es ist ein langsamer Prozeß...Vielleicht war Dein Therapeut einfach nicht der richtige für Dich. Oder die Therapieform an sich entsprach Dir nicht; nicht alle ziehen Nutzen aus einer traditionellen Gesprächstherapie. Ich mache momentan eine eher körperorientierte Therapie und komme damit gut klar. Gesprächstherapie ist gut und schön, aber vom Intellekt her habe ich meine Problematik schon lange ganz gut durchschaut, ich komme emotional offenbar nicht hinterher, da können alternative Ansätze sehr hilfreich sein. Vielleicht gibst Du der Therapie irgendwann noch einmal eine Chance.
Zum Thema Konsequenzen tragen:
Die Fragen sind doch: welche Bedürfnisse stopfst Du mit Essen zu? Was ist dieses Loch das Du mit Nahrung füllen mußt? Wie kommt es, dass Du Deinen Selbstwert einzig und allein von Deinem Gewicht abhängig machst, wo Schönheit doch so viele andere innere und äußere Aspekte beinhaltet?
Manchmal denke ich, wenn man mit der Bulimie anfängt hört man auf sich innerlich emotional weiter zu entwickeln. Sie läßt uns auf einer Ebene nie erwachsen werden...
Du bist immer noch gefangen in der Zeit, als Du das dicke große Mädchen warst; die Bulimie hält Dich in diesem Status und erlaubt Dir nicht zu sehen, dass Du längst eine erwachsene, liebenswerte und offensichtlich schlanke junge Frau geworden bist. Sie lenkt Deinen Blick weg von der Realität und läßt Dich glauben, dass sich absolut nichts geändert hätte, dass Du immer noch ein (in Deinen Augen) häßliches Kind bist, nicht beliebt genug, nicht geliebt genug, nicht anerkannt.
Im Kindes- und Jugendalter ist es natürlich so, dass das Aussehen immens zur sozialen Akzeptanz beiträgt, aber je älter wir werden, desto wichtiger werden auch andere Dinge: Klugheit, Humor, Stil, Einfühlungsvermögen, etc. p.p..
Wir mögen andere ja nicht nur wegen ihrer Optik. Aber auf uns selbst können wir das irgendwie nicht anwenden; da zählt außer dem Gewicht auf einmal gar nichts mehr. Wie bescheuert!
Das ist auch der Punkt wo ich (für mich, wohlgemerkt) Mallory widersprechen muß:
Für mich war und ist es sehr wichtig, mich selbst und meine Bedürfnisse wahrzunehmen und zu akzeptieren. Habe ich wirklich Hunger, oder bin ich einsam, frustriert, unter Druck oder fühle mich ungeliebt? Wenn ich tatsächlich Hunger habe hilft Essen dagegen, wenn es die anderen Dinge sind wäre es besser einen Freund (oder in Deinem Fall vielleicht Deine Schwestern) anzurufen und mich anzuvertrauen. Es ist wichtig seine tatsächlichen Bedürfnisse, die durch den Fressdruck verdeckt werden, zu erkennen, sonst kann man sie ja niemals befriedigen und wird immer ein riesiges Loch in sich spüren...
Vielleicht hilft Dir das ja ein wenig weiter. Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und alles Gute!
Bela
vieles von dem was Du schreibst kann ich gut nachvollziehen. Ich bin auch schon sehr, sehr lange bulimisch (mittlerweile 15 Jahre) und kenne die Verzweiflung es einfach nicht sein lassen zu können gut. Allerdings bin ich nun schon seit längerem auf einem guten Weg, die brechfreien Pahsen werden häufiger und länger, was mich sehr freut.

Ich möchte erst einmal was zum Thema Therapie sagen.
Das ist natürlich schade. Aber die Therapie ist immer nur so gut wie die "Chemie" zwischen Arzt und Patient. Meine erste Therapeutin war z.B. eine für mich eher schädliche Person. Damals hatte ich noch keine Bulimie, ich habe eher sehr restriktiv gegessen (gleiche Geschichte wie bei Dir, dicker als alle in meiner Klasse, erste Diät und von da an DauerdiätIch habe bereits eine Therapie gemacht und war total enttäuscht. Ich hatte weder den großen Durchbruch noch hat sich irgendwas verbessert.

Ich hatte damals Idealgewicht, war aber trotzdem besorgt über mein Essverhalten. Als ich mit meiner Therapeutin darüber sprach meinte sie nur: "Tja, Frau xy, sie sind eben fresssüchtig, finden sie sich damit ab."

Im zweiten Anlauf (da war ich schon bulimisch) bin ich an einen Mann geraten der die Ansicht vertrat, ich bräuchte nur wieder einen Freund, dann würde das schon alles gut werden. Und das obwohl er wußte, dass mein Exfreund mich erst vor kurzem 3 Tage nach dem Tod meines Vaters verlassen hatte, weil er "mit der Situation nicht klarkam". Danke für die Hilfe!

Aber dann, beim 3. Versuch, bin ich an eine ganz wunderbare Therapeutin geraten. Sie hatte unkonventionellere Methoden, fast etwas esoterisch angehaucht, was anfangs für mich problematisch war, hat mir aber so unglaublich geholfen...Nach den 2 Jahren mit ihr war ich über 1 Jahr symptomfrei, ein echtes Geschenk.
Ein guter, Dir entsprechender Therapeut wird mit Dir gemeinsam an Deine "wunden Punkte" vorstoßen und Dir gleichzeitig einen geschützten Raum bieten, in dem Du diese genau betrachten und angehen kannst. Den großen Durchbruch gibt es dabei oft nicht, es ist ein langsamer Prozeß...Vielleicht war Dein Therapeut einfach nicht der richtige für Dich. Oder die Therapieform an sich entsprach Dir nicht; nicht alle ziehen Nutzen aus einer traditionellen Gesprächstherapie. Ich mache momentan eine eher körperorientierte Therapie und komme damit gut klar. Gesprächstherapie ist gut und schön, aber vom Intellekt her habe ich meine Problematik schon lange ganz gut durchschaut, ich komme emotional offenbar nicht hinterher, da können alternative Ansätze sehr hilfreich sein. Vielleicht gibst Du der Therapie irgendwann noch einmal eine Chance.

Zum Thema Konsequenzen tragen:
Für mich ist es eher das Gegenteil: die Konsequenz für meine Essattcken zu tragen würde bedeuten, es in mir zu behalten. Bulimie ist doch eigentlich das Weglaufen vor der Konsequenz (sprich: Gewichtszunahme), oder? Man möchte keine Verantwortung für sein Verhalten übernehmen. Man kann es sich nicht gönnen, seine Bedürfnisse (in diesem Fall nach Nahrung) zu befriedigen und bestraft sich dafür. Du trägst nicht die Konsequenz; Du bestrafst Dich dafür, in Deinen Augen schwach gewesen zu sein."jetzt hast du diesen ganzen Mist in dich reingestopft, trage auch die Konsequenzen!"
Die Fragen sind doch: welche Bedürfnisse stopfst Du mit Essen zu? Was ist dieses Loch das Du mit Nahrung füllen mußt? Wie kommt es, dass Du Deinen Selbstwert einzig und allein von Deinem Gewicht abhängig machst, wo Schönheit doch so viele andere innere und äußere Aspekte beinhaltet?
Manchmal denke ich, wenn man mit der Bulimie anfängt hört man auf sich innerlich emotional weiter zu entwickeln. Sie läßt uns auf einer Ebene nie erwachsen werden...
Du bist immer noch gefangen in der Zeit, als Du das dicke große Mädchen warst; die Bulimie hält Dich in diesem Status und erlaubt Dir nicht zu sehen, dass Du längst eine erwachsene, liebenswerte und offensichtlich schlanke junge Frau geworden bist. Sie lenkt Deinen Blick weg von der Realität und läßt Dich glauben, dass sich absolut nichts geändert hätte, dass Du immer noch ein (in Deinen Augen) häßliches Kind bist, nicht beliebt genug, nicht geliebt genug, nicht anerkannt.
Im Kindes- und Jugendalter ist es natürlich so, dass das Aussehen immens zur sozialen Akzeptanz beiträgt, aber je älter wir werden, desto wichtiger werden auch andere Dinge: Klugheit, Humor, Stil, Einfühlungsvermögen, etc. p.p..
Wir mögen andere ja nicht nur wegen ihrer Optik. Aber auf uns selbst können wir das irgendwie nicht anwenden; da zählt außer dem Gewicht auf einmal gar nichts mehr. Wie bescheuert!

Das ist auch der Punkt wo ich (für mich, wohlgemerkt) Mallory widersprechen muß:
Natürlich mag das "sich-selbst-vergessen" für eine Weile erleichternd sein - es löst aber in keinster Weise das Problem.Das einzige, was mir zeitweise Erleichterung verschaffte, waren die Momente, in denen ich mich selbst tatsächlich weniger wichtig nehmen oder sogar fast vergessen konnte. Das als Dauerzustand haben zu können wäre, so beängstigend es in wachen Momenten ist, im Grunde ein Traum.
Für mich war und ist es sehr wichtig, mich selbst und meine Bedürfnisse wahrzunehmen und zu akzeptieren. Habe ich wirklich Hunger, oder bin ich einsam, frustriert, unter Druck oder fühle mich ungeliebt? Wenn ich tatsächlich Hunger habe hilft Essen dagegen, wenn es die anderen Dinge sind wäre es besser einen Freund (oder in Deinem Fall vielleicht Deine Schwestern) anzurufen und mich anzuvertrauen. Es ist wichtig seine tatsächlichen Bedürfnisse, die durch den Fressdruck verdeckt werden, zu erkennen, sonst kann man sie ja niemals befriedigen und wird immer ein riesiges Loch in sich spüren...
Vielleicht hilft Dir das ja ein wenig weiter. Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und alles Gute!
Bela
Aufstehen - Staub abklopfen - weitermachen.
Re: wieso schaffe ich es nicht?
#4Hallo!
Vielen lieben Dank erstmal für die ausführliche Antwort
ich habe soweit nichts in den falschen Hals bekommen (denke ich mal) und es hilft ungemein darüber zu schreiben! Bezüglich der eigenltichen Sympthomatik zwar auch nicht, aber sich einfach mal darüber auszutauschen.
Allgemein ist mir der Hang zum nicht perfekt sein auch bereits aufgefallen, ich war mir nur nicht sicher, ob es wirklich Sinn macht. Gerade weil ich, wenn ich tatsächlich wieder abgenommen habe, praktisch genau das Gegenteil von dem tue, was ich sollte. Jedoch kann man dies leider auf fast alle Bereicher meinerseits beziehen. Aus irgendeinem Grund, mache ich immer alles kaputt. Und wenn ich wieder etwas ruiniert habe, bestrafe ich mich dann mit Fasten, das halte ich eine Weile aus und schon folgen die nächsten Fressattaken....
Gerade im Moment läuft es auch ehrlich gesagt wieder sehr schlecht und ich merke selbst, dass ich immer wieder Gedanken wie "lieber krank und schlank, als gesund und dick" habe, mich unbeschreiblich aufgequollen fühle (obwohl das nur mit der bevorstehenden periode zusammenhängt... bete ich...) und ich auch allgemein eher den Drang habe, mich dafür bestrafen zu müssen, dass ich optisch vermeidlich nicht perfekt bin. Das locker werden fällt da ehrlich gesagt ziemlich schwer
!! Ich realisiere mehr und mehr, dass es, würde es um "meinen Willen" gehen, es sich viel zu viel um Selbstbestrafung und den perfekten Körper drehen würde. Das kann ich aber meinen Schwestern und meinen Freunden nicht antun. Das macht die offizielle Version "meines Willens" zu einem: ich will gesund werden.
Ich würde gerne den perfekten Körper haben und dabei gesund sein, aber irgendwas sagt mir, dass dieser Wunsch etwas zu otopisch ist
Da ich für mich die Sache mit dem Aussetzten den selben Stellenwert wie verdrängen hat (oder zumindestens tue ich auf die selbe Weise) und ich damit nicht sehr weit komme, bin ich auch diesem Forum beigetreten. Mit meinen Lieben kann ich so nicht schreiben, da sie sich sorgen. Besonders weil ich gerade so weit weg ist. Und weil sie es nicht verstehen.
Ich dachte auch einfach, dass es mir helfen könnte, mit Leuten darüber zu reden, die einem mehr sagen können als "das ist die falsche Denkweise" Ja, ach ne o.O Sagt bloß -.- Aber gerade, dass ihr mich verstehen könnt, hilft mir.
Ich wünsche dir auch alles Gute und noch einmal vielen lieben Dank für deine Antwort
Es hilft- ungemein!
Liebste Grüße
Taschenuhr
Vielen lieben Dank erstmal für die ausführliche Antwort

Naja, diesbezüglich weiß ich ja, dass man mir nicht auf den ersten Blick ansieht, dass ich bulemisch bin- dass ich nicht den perfekten Körper habe allerdings schon.Ich dachte auch mal, ich wolle perfekt sein, oder müsse es. Bis ich erkannte, dass einen nichts "unperfekter" macht als die Krankheit. Man verliert die Kontrolle, erniedrigt sich, tut etwas, das gesellschaftlich stigmatisiert ist. Das als ekelhaft empfunden wird, für das einen viele verachten würden, wenn sie es wüssten. So viel kann jemand gar nicht wiegen, dass man ihn deshalb mehr verachten würde. So denke zumindest ich mittlerweile; denn irgendwann meinte ich zu erkennen, dass man es ja gerade macht, weil man eben NICHT perfekt sein will. Also das genaue Gegenteil von dem, was man als Ursache eigentlich annimmt.
Allgemein ist mir der Hang zum nicht perfekt sein auch bereits aufgefallen, ich war mir nur nicht sicher, ob es wirklich Sinn macht. Gerade weil ich, wenn ich tatsächlich wieder abgenommen habe, praktisch genau das Gegenteil von dem tue, was ich sollte. Jedoch kann man dies leider auf fast alle Bereicher meinerseits beziehen. Aus irgendeinem Grund, mache ich immer alles kaputt. Und wenn ich wieder etwas ruiniert habe, bestrafe ich mich dann mit Fasten, das halte ich eine Weile aus und schon folgen die nächsten Fressattaken....
Ja, vermutlich stimmt das auch zum Teil. Ich denke, dass beides mit eine Rolle spielt und auch, dass es ja soweit niemand erwartet. Außerdem denke ich, dass es viel schwieriger ist, die kleinen Anzeichen als nicht-Essgestörter zu erkennen. Als ich nach langer Zeit eine Freundin wiedergetroffen habe, sie selbst schwer magersüchtig war, das gröbste überwunden hat, aber noch immer zu kämpfen hat, hat sie sofort gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Auch wenn sie es für die Kinderschuhe einer Magersucht gehalten hat. Dabei waren wir nur im Kino...Die Umwelt kriegt es nicht deshalb nicht mit, weil man es gut versteckt. Letzten Endes gibt es immer verräterische Auffälligkeiten, die entsprechende Schlüsse zuließen. Die Umwelt sieht es nicht, weil sie es nicht sehen will. Das nennt man selektive Wahrnehmung; die kommt bei weitem nicht nur bei Essgestörten vor.
Ich muss ehrlich sagen, dass der "Wille" tatsächlich sowohl Bürde, Last und Leid ist. Aber es ist nicht mein Wille. Ich habe Angst, dass es niemals mein Wille sein wird. Obwohl ich weiß, dass es das sein sollte.Es gibt den Spruch: Man kann etwas wollen, aber nicht wollen was man will. Du meinst, es wäre umgekehrt. Recht hat vermutlich keiner von beiden; vermutlich kann man beides nicht. Der Wille ist immer auch eine Forderung, eine Bürde, Last und Leid. Der einzig wirkliche Ausweg ist Loslassen, Annehmen, locker werden. Das heißt: Es ist der erste Schritt, um einen Ausgang überhaupt finden zu können (der sich für jeden anders gestalten mag).
Gerade im Moment läuft es auch ehrlich gesagt wieder sehr schlecht und ich merke selbst, dass ich immer wieder Gedanken wie "lieber krank und schlank, als gesund und dick" habe, mich unbeschreiblich aufgequollen fühle (obwohl das nur mit der bevorstehenden periode zusammenhängt... bete ich...) und ich auch allgemein eher den Drang habe, mich dafür bestrafen zu müssen, dass ich optisch vermeidlich nicht perfekt bin. Das locker werden fällt da ehrlich gesagt ziemlich schwer

Ich würde gerne den perfekten Körper haben und dabei gesund sein, aber irgendwas sagt mir, dass dieser Wunsch etwas zu otopisch ist
Nein, nicht ganz. Für mich sind die guten Seiten im Prinzip alles, was mich kickt. das kann ein etwas zu hoher Alkoholpegel sein, aber auch ein Adrenalinrausch sein. Bitte nicht falsch verstehen- ich habe KEIN Alkoholproblem. Ich trinke sehr selten, einfach wegen der Kalorien und meiner Fettverbrennung, aber wenn ich mal mit Freunden ausgehe, sind wir schon alle gut dabei. Bezüglich des Adrenalinrausches war das auch reine Tatkik wieder gesund zu werden, ohne tatsächlich was zu ändern. Schwachsinn natürlich, aber nun gut. Ich muss auch ehrlich sagen, wenn ich zB bungee springen gehe, kann ich in den zwei Minuten (5 Sekungen spirngen und der Rest halt dieses rumgehüpfe) tatsächlich den Kopf frei kriegen.Was sind denn diese guten Seiten? Tut mir leid, das so provkativ fragen zu müssen, aber: Sind das nicht wieder die, von denen du willst, dass du sie gutfinden kannst?
Ich meinte im Grunde auch nur, dass ich wieder etwas mehr Spaß haben möchte. Es ist für mich nicht einmal wirklich vorstellbar, dass sich andere Menschen NICHT den ganzen Tag um ihre Figur Gedanken machen und es ihnen egal sein soll, wie sie gerade aussehen. Ich möchte nicht einfältig klingen, aber ich kann es mir tatsächlich NICHT vorstellen. Ich würde gerne etwas mehr so sein.Etwas lieben, weil man es soll, kann gar nicht klappen; und mögen tut man das schon gar nicht. Vielleicht ist das Problem ja auch, dass man im Laufe der Zeit vergisst, was man will und was man wollen will, weil man es wollen soll. Oder sich einbildet es wollen zu müssen. Das schafft Spiralen, Teufelskreise...wie man schon an den Wortketten allein hier sieht.
Jopp, verdrängen ist genau das richtige Wort. Ich hatte irgendwie gehofft, dass ich durch den Auslandsaufenthalt von ganz von alleine löst und ich mich im Grunde nicht mehr damit auseinander setzten muss. Das funktioniert leider nicht so. Vielleicht hatte ich auch nicht an die Therapie geglaubt, weil ich im Grunde der Meinung war, einfach aus meiner Heimatstadt mal rauskommen zu müssen. Ebenso Pustekuchen. Ich wollte das alles halt irgendwie alleine regeln, da ich diese Krankheit ehrlich gesagt als mein eigenes Versagen empfinde. Nach dem Motto "andere Menschen haben die perfekten Körper UND die perfekte Psyche. Super!" (dass es die perfekte Psyche nicht gibt, weiß ich auch (; )Was denn jetzt? Du scheinst beschlossen zu haben, zu verdrängen. Das mache ich auch, und gewissermaßen kann man so zum Teil überleben. Das kann man fast immer, trotzdem. Wie viel Zeit "verschwendet" man denn mit der Krankheit? Die verhindert ja auch dass das Leben so wirklich effizient wird, oder etwa nicht (wenn du ganz ehrlich bist)? Vermutlich braucht man auch irgendwas Ineffizientes für die Psyche, das sich denn normal geltenden Normen entzieht. Therapie ist Norm, anerkannte. Schade eigentlich.
Hmm, ich habe sehr lange versucht, mich aus der ganzen Geschichte einfach auszuklingen und es ist dramatisch schlimmer gewordenAnsetzen ist übrigens vielleicht das falsche Wort. Ich würde eher Aussetzen sagen. Im Sinne von Ausklinken; und sei es mental. Sich selbst und den eigenen Forderungen weniger Aufmerksamkeit schenken. Eher in Relation sehen. Dann erst kann man sich verzeihen, egal was; und hat auch keine Angst mehr, ohne seinen "Halt" (Krankheit) "allein" zu sein.

Aber wie kann ich finden, was diese Leere füllt? Ich habe das Gefühl, dass egal wo ich ansetze, es ist nicht das, was ich dachte zu brauchen. Ich denke immer wieder es zu wissen und immer und immer wieder setze ich neu an (wie zB dachte ich, dass mich dieser Auslandsaufenthalt "heilen" würde- mein aktueller Strohhalm ist das Studium, "wenn ich einmal etwas richtiges mache, gesellsellschaftlich gut angesehen, DANN geht es mir besser" und und und). Und bis ich diese Leere nicht endlich gefüllt habe, brauche ich diese Kicks, ja, es stimmt, UM mich lebendig zu fühlen. Ich kann das Gefühl emotional völlig platt oder todunglücklich zu sein einfach nicht mehr ertragen.Oder auch sich ohne Schmerz wieder spüren zu können; Kick ist im Grunde ein anderes Wort für "sich wieder spüren können", oder eine unerträgliche Leere zeitweise zu bedecken. Aber man füllt sie nicht, und der Kick-Effekt lässt nach, man braucht ihn immer und immer wieder; so als würde man Salzwasser gegen den Durst trinken, und sich freuen endlich was auf der trockenen Zunge zu haben; die dadurch aber immer noch trockener wird. Man stumpft eben irgendwann gewaltig ab; trotz, oder gerade wegen der "Kicks".
Nun ja, deswegen sind wir ja alle hierDenk bloß nicht, ich wäre in irgendeiner Weise ein "Engel" in der Hinsicht. Aber eben weil ich dieselben Fehler mache, fällt mir so vieles davon sehr deutlich auf. Exakt dieselben Zeilen hätten meiner Feder entspringen können, obwohl ich es besser weiß; wissen sollte, und wie du siehst ist sein, wollen und sollen ja bei weitem nicht dasselbe. Leider, oder glücklicherweise. Je nach Stimmung.

Ich denke, dass es mehr sein kann, als nur ein Traum. Andere Menschen schaffen es auch. Klar standen sie nie an dem Punkt wie wir, aber das zeigt doch, dass es theoretisch möglich ist, an DEREN Punkt zu stehen. Oder?Das einzige, was mir zeitweise Erleichterung verschaffte, waren die Momente, in denen ich mich selbst tatsächlich weniger wichtig nehmen oder sogar fast vergessen konnte. Das als Dauerzustand haben zu können wäre, so beängstigend es in wachen Momenten ist, im Grunde ein Traum.
Ich wünsche dir auch alles Gute und noch einmal vielen lieben Dank für deine Antwort

Liebste Grüße
Taschenuhr
Zuletzt geändert von Taschenuhr am Di Aug 14, 2012 6:34, insgesamt 1-mal geändert.
Re: wieso schaffe ich es nicht?
#5Liebe Bela,
vielen lieben Dank für deine Antwort. Ich möchte, dass du weißt, dass ich wirklich zu schätzen weiß, dass ihr euch die Zeit nehmt. Zwar nehmen sich meine Lieben auch gerne die Zeit für mich, aber da sie selbst nicht betroffen sind, können sie mir wirklich absolut nicht helfen, teilweise machen sie es sogar ungewollt schlimmer. Meine beste Freundin sagt häufig "sowas solltest du gar nicht erst denken/ das ist der völlig falsche Gedankengang" Gut. Das hilft mir eher wenig, ganz im Gegenteil, auch wenn ich weiß, dass sie das Thema nicht so schnell wie möglich abhaken will, es kommt so rüber. Und meine Schwestern sind einfach nur unglaublich besorgt. Das tut mir Leid und schuuuups- schon wieder fühle ich mich nur noch schlechter.
Also im Grunde sollen sie ganzen Zeilen hierüber nur ein wirklich ernst gemeintest Danke sein (:
An dieser Stelle muss ich dich aber auch gleich mal ganz indiskret ein bisschen was fragen und ich hoffe wirklich, dass du mir deswegen nicht böse bist und die Fragen nicht in den falschen Hals gekommst.
Wie ist das?
Also ich meine, bist du glücklich in deinen brechfreien Phasen? Kannst du dich wirklich ablenken? Bei mir drehen sich die Gedanken meinen ganzen Tages nur um mein Gewicht- kannst du das abstellen? Bsw kannst du eine ganz andere Form der Gedankengänge haben? Bist du glücklich in der Zeit? Also- WIRKLICH glücklich?
Meine brechfreien Phasen haben immer sehr viel mit schlechtem Gewissen meinen Lieben gegenüber, Essens- und Brechprotokollen und Disziplin zu tun. Aber Glück? Nicht wirklich. Leider.
Ich würde im Prinzip der Therapie gerne wieder eine Chance geben. Allerdings habe ich Angst, dass es wieder nichts bringt. Ich glaube, dass ich allgemein Ansgt davor habe, dass es für mich keine Möglichkeit der Besserung gibt, ich sozusagen "hoffnungslos" bin.
Obwohl ich mich berichtigen muss, ich war mit 15 einmal bei einer einzelnen Stunde einer Therapeutin, der ich allerdings nichts von dem Brechen erzählt habe. Ich habe versucht, ihr so schnell wie möglich (ich hatte ja nur eine Probestunde), alles was mich beschäftigt und bewegt zu erzählen. Ihr Schlusskommentar war nur "also ich glaube nicht, dass eine Therapie bei Ihnen sinnvoll wäre. Also da ist schon etwas, aber ich wüsste nicht, wo ich da ansetzten soll. Sie reden im Übrigen auch sehr schnell, bloß keine Emotionen zulassen." BAM. Daraufhin wollte ich erstmal ganz patu nicht zur Therapie. Absolut nicht. Eine gute Freundin von mir leidet sehr stark an Magersucht, hat es momentan allerdings "im Griff". Sie weiß von meiner Krankheit, da sie es nach nur einem Kinobesuch bemerkt hat, dass mit mir etwas nicht stimmt. Wir hatten uns davor lange Zeit nicht gesehen und genau in dieser Zeit ging es steil berg ab. Nun ja, letztlich hat sie mich von der Therapie überzeugt und ich war beinahe schon erleichtert zu hören, dass ich zur Therapie soll, da ich nicht beweisen musste, dass ich krank genug dafür war. Ich hatte einfach Angst, wieder weggeschickt zu werden.
Obwohl für mich Konsequenzen tragen und Strafe irgendwie auf das selbe hinausläuft. Ich meine, bei positiven Dingen spricht man ja in der Regel nicht von Konsequenzen und die Konsequenzen tragen heißt ja im Grunde Schuld an etwas haben, Reue, Strafe.
Das schlimme ist, dass ich teilweise sogar schon die Antworten auf diese Fragen zu wissen glaube- aber jedes,mal wenn ich ein "Bedürfnis" erfülle, merke ich, dass es nur noch schlimmer wird und es dementsprechend etwas anderes war. Und bei einigen Dingen traue ich mich auch einfach nicht, ich will niemanden auf die Füße treten und niemanden traurig machen.

Das ist auch der Punkt wo ich (für mich, wohlgemerkt) Mallory widersprechen muß:
Ich bin wirklich froh, dass ich mich hier angemeldet habe, es tut wirklich gut, sich auszutauschen!
Ich wünsche dir auch alles alles Gute und hoffe, dass deine Phasen noch weiterhin immer länger und besser werden! Du wirkst wirklich sehr stark auf mich
Liebe Grüße
Taschenuhr
vielen lieben Dank für deine Antwort. Ich möchte, dass du weißt, dass ich wirklich zu schätzen weiß, dass ihr euch die Zeit nehmt. Zwar nehmen sich meine Lieben auch gerne die Zeit für mich, aber da sie selbst nicht betroffen sind, können sie mir wirklich absolut nicht helfen, teilweise machen sie es sogar ungewollt schlimmer. Meine beste Freundin sagt häufig "sowas solltest du gar nicht erst denken/ das ist der völlig falsche Gedankengang" Gut. Das hilft mir eher wenig, ganz im Gegenteil, auch wenn ich weiß, dass sie das Thema nicht so schnell wie möglich abhaken will, es kommt so rüber. Und meine Schwestern sind einfach nur unglaublich besorgt. Das tut mir Leid und schuuuups- schon wieder fühle ich mich nur noch schlechter.
Also im Grunde sollen sie ganzen Zeilen hierüber nur ein wirklich ernst gemeintest Danke sein (:
Ich freue mich sehr für dich, dass es besser für dich wirdvieles von dem was Du schreibst kann ich gut nachvollziehen. Ich bin auch schon sehr, sehr lange bulimisch (mittlerweile 15 Jahre) und kenne die Verzweiflung es einfach nicht sein lassen zu können gut. Allerdings bin ich nun schon seit längerem auf einem guten Weg, die brechfreien Pahsen werden häufiger und länger, was mich sehr freut.![]()

Wie ist das?
Also ich meine, bist du glücklich in deinen brechfreien Phasen? Kannst du dich wirklich ablenken? Bei mir drehen sich die Gedanken meinen ganzen Tages nur um mein Gewicht- kannst du das abstellen? Bsw kannst du eine ganz andere Form der Gedankengänge haben? Bist du glücklich in der Zeit? Also- WIRKLICH glücklich?
Meine brechfreien Phasen haben immer sehr viel mit schlechtem Gewissen meinen Lieben gegenüber, Essens- und Brechprotokollen und Disziplin zu tun. Aber Glück? Nicht wirklich. Leider.
Ich bin jetzt bei einer sehr lieben Frau gewesen und wusste zu dem Beginn der Therapie ja auch, dass ich bald ins Ausland gehen würde. ich habe meine Therapeutin zwar beinahe in den Wahnsinn getrieben, weil ich sehr schnell rede und auch teilweise recht undeutlich, aber ich wusste, wenn ich sie jetzt ablehne, würde ich vor dem Auslandsjahr (das jetzt vermutlich nur ein Auslandshalbsjahr wird" keine andere Therapeutin mehr bekommen. Zumal meine Eltern ja auch nichts von dem Thema wissen und ich so viel wie möglich so unauffällig wie möglich mitnehmen würde. Ich hatte sogar mal eine Doppelstunde zusammen mit meiner Schwester. Ich bin sehr froh, dass getan zu haben, da es meiner Schwester etwas gebracht hat- mir nur leider icht so viel. Für mich war es allgemein... Zeitverschwendung?Das ist natürlich schade. Aber die Therapie ist immer nur so gut wie die "Chemie" zwischen Arzt und Patient. Meine erste Therapeutin war z.B. eine für mich eher schädliche Person. Damals hatte ich noch keine Bulimie, ich habe eher sehr restriktiv gegessen (gleiche Geschichte wie bei Dir, dicker als alle in meiner Klasse, erste Diät und von da an Dauerdiät), habe aber nach einigen Jahren festgestellt das ich kleinere Essattacken bekam, die ich als emotionalen Ausgleich benutzt habe um negative Gefühle zu überdecken.
Ich hatte damals Idealgewicht, war aber trotzdem besorgt über mein Essverhalten. Als ich mit meiner Therapeutin darüber sprach meinte sie nur: "Tja, Frau xy, sie sind eben fresssüchtig, finden sie sich damit ab."Ich war geschockt über diese Reaktion, bin aber trotzdem aus Hilflosigkeit bei ihr geblieben. Bis sie mich in eine geschlossene Klinik einweisen wollte, weil sie angeblich mit meiner Aggressivität nicht zurechtkam, was total lachhaft war. Da habe ich erkannt: Die Frau ist Gift für mich. Von Therapie wollte ich dann erst einmal nichts mehr wissen.
Im zweiten Anlauf (da war ich schon bulimisch) bin ich an einen Mann geraten der die Ansicht vertrat, ich bräuchte nur wieder einen Freund, dann würde das schon alles gut werden. Und das obwohl er wußte, dass mein Exfreund mich erst vor kurzem 3 Tage nach dem Tod meines Vaters verlassen hatte, weil er "mit der Situation nicht klarkam". Danke für die Hilfe!Und weg...
Aber dann, beim 3. Versuch, bin ich an eine ganz wunderbare Therapeutin geraten. Sie hatte unkonventionellere Methoden, fast etwas esoterisch angehaucht, was anfangs für mich problematisch war, hat mir aber so unglaublich geholfen...Nach den 2 Jahren mit ihr war ich über 1 Jahr symptomfrei, ein echtes Geschenk.
Ein guter, Dir entsprechender Therapeut wird mit Dir gemeinsam an Deine "wunden Punkte" vorstoßen und Dir gleichzeitig einen geschützten Raum bieten, in dem Du diese genau betrachten und angehen kannst. Den großen Durchbruch gibt es dabei oft nicht, es ist ein langsamer Prozeß...Vielleicht war Dein Therapeut einfach nicht der richtige für Dich. Oder die Therapieform an sich entsprach Dir nicht; nicht alle ziehen Nutzen aus einer traditionellen Gesprächstherapie. Ich mache momentan eine eher körperorientierte Therapie und komme damit gut klar. Gesprächstherapie ist gut und schön, aber vom Intellekt her habe ich meine Problematik schon lange ganz gut durchschaut, ich komme emotional offenbar nicht hinterher, da können alternative Ansätze sehr hilfreich sein. Vielleicht gibst Du der Therapie irgendwann noch einmal eine Chance.![]()
Ich würde im Prinzip der Therapie gerne wieder eine Chance geben. Allerdings habe ich Angst, dass es wieder nichts bringt. Ich glaube, dass ich allgemein Ansgt davor habe, dass es für mich keine Möglichkeit der Besserung gibt, ich sozusagen "hoffnungslos" bin.
Obwohl ich mich berichtigen muss, ich war mit 15 einmal bei einer einzelnen Stunde einer Therapeutin, der ich allerdings nichts von dem Brechen erzählt habe. Ich habe versucht, ihr so schnell wie möglich (ich hatte ja nur eine Probestunde), alles was mich beschäftigt und bewegt zu erzählen. Ihr Schlusskommentar war nur "also ich glaube nicht, dass eine Therapie bei Ihnen sinnvoll wäre. Also da ist schon etwas, aber ich wüsste nicht, wo ich da ansetzten soll. Sie reden im Übrigen auch sehr schnell, bloß keine Emotionen zulassen." BAM. Daraufhin wollte ich erstmal ganz patu nicht zur Therapie. Absolut nicht. Eine gute Freundin von mir leidet sehr stark an Magersucht, hat es momentan allerdings "im Griff". Sie weiß von meiner Krankheit, da sie es nach nur einem Kinobesuch bemerkt hat, dass mit mir etwas nicht stimmt. Wir hatten uns davor lange Zeit nicht gesehen und genau in dieser Zeit ging es steil berg ab. Nun ja, letztlich hat sie mich von der Therapie überzeugt und ich war beinahe schon erleichtert zu hören, dass ich zur Therapie soll, da ich nicht beweisen musste, dass ich krank genug dafür war. Ich hatte einfach Angst, wieder weggeschickt zu werden.
Das stimmt schon. Sagen wir lieber, die Konsequenzen, die ich tragen MÖCHTE.Für mich ist es eher das Gegenteil: die Konsequenz für meine Essattcken zu tragen würde bedeuten, es in mir zu behalten. Bulimie ist doch eigentlich das Weglaufen vor der Konsequenz (sprich: Gewichtszunahme), oder? Man möchte keine Verantwortung für sein Verhalten übernehmen. Man kann es sich nicht gönnen, seine Bedürfnisse (in diesem Fall nach Nahrung) zu befriedigen und bestraft sich dafür. Du trägst nicht die Konsequenz; Du bestrafst Dich dafür, in Deinen Augen schwach gewesen zu sein.
Die Fragen sind doch: welche Bedürfnisse stopfst Du mit Essen zu? Was ist dieses Loch das Du mit Nahrung füllen mußt? Wie kommt es, dass Du Deinen Selbstwert einzig und allein von Deinem Gewicht abhängig machst, wo Schönheit doch so viele andere innere und äußere Aspekte beinhaltet?
Obwohl für mich Konsequenzen tragen und Strafe irgendwie auf das selbe hinausläuft. Ich meine, bei positiven Dingen spricht man ja in der Regel nicht von Konsequenzen und die Konsequenzen tragen heißt ja im Grunde Schuld an etwas haben, Reue, Strafe.
Das schlimme ist, dass ich teilweise sogar schon die Antworten auf diese Fragen zu wissen glaube- aber jedes,mal wenn ich ein "Bedürfnis" erfülle, merke ich, dass es nur noch schlimmer wird und es dementsprechend etwas anderes war. Und bei einigen Dingen traue ich mich auch einfach nicht, ich will niemanden auf die Füße treten und niemanden traurig machen.
aber wie kann ich es ändern? Im Grunde weiß ich ja, dass noch andere Werte zählen, dass mich meine Freunde auch so mögen, dass mich ein Junge auch aus anderen Gründen lieben sollte, dass mich meine Familie auch so liebt. Wissen tue ich es- ich realisiere es nur nichtManchmal denke ich, wenn man mit der Bulimie anfängt hört man auf sich innerlich emotional weiter zu entwickeln. Sie läßt uns auf einer Ebene nie erwachsen werden...
Du bist immer noch gefangen in der Zeit, als Du das dicke große Mädchen warst; die Bulimie hält Dich in diesem Status und erlaubt Dir nicht zu sehen, dass Du längst eine erwachsene, liebenswerte und offensichtlich schlanke junge Frau geworden bist. Sie lenkt Deinen Blick weg von der Realität und läßt Dich glauben, dass sich absolut nichts geändert hätte, dass Du immer noch ein (in Deinen Augen) häßliches Kind bist, nicht beliebt genug, nicht geliebt genug, nicht anerkannt.
Im Kindes- und Jugendalter ist es natürlich so, dass das Aussehen immens zur sozialen Akzeptanz beiträgt, aber je älter wir werden, desto wichtiger werden auch andere Dinge: Klugheit, Humor, Stil, Einfühlungsvermögen, etc. p.p..
Wir mögen andere ja nicht nur wegen ihrer Optik. Aber auf uns selbst können wir das irgendwie nicht anwenden; da zählt außer dem Gewicht auf einmal gar nichts mehr. Wie bescheuert!![]()

Das ist auch der Punkt wo ich (für mich, wohlgemerkt) Mallory widersprechen muß:
Noch ein Paar Punkte, vor dem ich Angst habe: zum einen, etwas aufzureißen, was meine Psyche vor langer Zeit aus sicherlich guten Gründen verschlossen und versiegelt hat und zum zweiten jemanden zur Last zu fallen. Meine Schwestern sind mir unglaublich wichtig und im Grunde bräuchte ich sie viel mehr um mich, als ich ihnen sagen kann. Sie haben nunmal nicht unendlich Zeit, ich will sie nicht die ganze Zeit mit SMS, Nachrichten und Anrufen terrorisieren. Wenn ich ihnen allerdings sage, wie unglaublich schlecht es mir ohne ihnen geht, bringe ich sie ja auch in eine sehr schwierige Situation. Es ist eine Art von Druck, fast schon Erpressung. Ich habe das noch nie zu ihnen gesagt, werde es aber auch nicht tun können, wohl bemerkt sind wir alle im selben Haus aufgewachsen und haben alle unser Päckchen zu tragen. Ich habe Angst, es ihnen schwerer zu machen und irgendwas loszutreten, was nicht mehr rückgänig zu machen ist. Ich kann nicht meine ganze Last auf sie abladen. Ich habe wirklich auch einfach Angst, sie zu nerven.Natürlich mag das "sich-selbst-vergessen" für eine Weile erleichternd sein - es löst aber in keinster Weise das Problem.Das einzige, was mir zeitweise Erleichterung verschaffte, waren die Momente, in denen ich mich selbst tatsächlich weniger wichtig nehmen oder sogar fast vergessen konnte. Das als Dauerzustand haben zu können wäre, so beängstigend es in wachen Momenten ist, im Grunde ein Traum.
Für mich war und ist es sehr wichtig, mich selbst und meine Bedürfnisse wahrzunehmen und zu akzeptieren. Habe ich wirklich Hunger, oder bin ich einsam, frustriert, unter Druck oder fühle mich ungeliebt? Wenn ich tatsächlich Hunger habe hilft Essen dagegen, wenn es die anderen Dinge sind wäre es besser einen Freund (oder in Deinem Fall vielleicht Deine Schwestern) anzurufen und mich anzuvertrauen. Es ist wichtig seine tatsächlichen Bedürfnisse, die durch den Fressdruck verdeckt werden, zu erkennen, sonst kann man sie ja niemals befriedigen und wird immer ein riesiges Loch in sich spüren...
Es hat mir sehr weiter geholfenVielleicht hilft Dir das ja ein wenig weiter. Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und alles Gute!

Ich wünsche dir auch alles alles Gute und hoffe, dass deine Phasen noch weiterhin immer länger und besser werden! Du wirkst wirklich sehr stark auf mich
Liebe Grüße
Taschenuhr
Zuletzt geändert von Taschenuhr am Di Aug 14, 2012 6:36, insgesamt 1-mal geändert.