Bei mir ist auch Therapie Gesprächsthema NR. 1
Durch die drastische AD-Erhöhung habe ich jetzt gut zugelegt, ich bin in einem soliden Zustand, aber für Mama kann das nicht schnell genug sein. Ich weiß, dass Mama mich liebt, dass sie es gut mit mir meint, aber es gibt Aussagen, die zeigen mir, dass sie rein gar nix verstanden hat.
In einer unschuldigen Autofahrt,
Mama: " Du, sag mal lightup, was redet ihr eigentlich in der Therapie?"
ich wusste nicht recht, was ich sagen sollte; sollte ich ihr nun alle Themen ausbreiten..?
Ich: " Ja, wir reden über belastende Dinge, Dinge, die mich belasten, um besser klarzukommen."
Mama: " Schau, du gehst in die Therapie und es schaut noch immer nichts dabei heraus!"
Später wurde dieses Gespräch einfach so mir nix dir nix weitergeführt
Mama: " Du gehst jetzt so oft zur Therapie, ist es da Programm noch weiter abzunehmen?"
Mama: " Also du bezahlst dir deine Therapie selber und hast immer noch Probleme mit dem Essen, da muss doch was verkehrt laufen?"
Ihre Aussagen klingen vorwurfsvoll, dumm, naiv und immer so komisch fragend.
Ihre Aussagen basieren darauf, dass sie ne ordentliche Gewichtszunahme sehen will, weil alles andere zählt nicht, damit kann sie nix anfangen.
Ich liebe meine Mutter wirklich, ich habe ihr in den letzten Autofahrten ganz viel anvertraut, wie die Sache mit der ES abläuft, warum ich so bin und was die ES mit mir macht usw. Ja, da ist sie voll lieb, auch süß, aber wenn dann paar Tage später so eine Aussage kommt: " Du gehst Therapie, immer noch?!" "Eigentlich müsstest du jetzt ein komplett anderer Mensch sein!"
best question ever
"Du gehst also noch zur Therapie, also du hast jetzt keine ES mehr?!"
Ich weiß, ihre Aussagen klingen oft widersprüchlich bzw. paradox zueinander, aber das ist wirklich so, einmal kapiert sie plötzlich alles und dann wieder nichts.
Und gestern, als ich ihr am Handy gesagt habe, wie schwer das mit der Zeit wird, hat sie das alles bagatellisiert bzw. ihr angebliches Verständnis zu dem abgeschwächt.
Mama: " Ich weiß, wie es dir geht! In deinem Alter hatte ich das auch alles! Mann, was habe ich alles nur gemacht, um dünn zu sein, ts, ts, ts, ich kann dir da Sachen erzählen! Das ist absolut normal, was du machst!"
Und sie nimmt das Wort "vernünftig" im Zusammenhang meiner Süchte:
"Ich mache mir keine Sorgen um dich, denn du bist ein vernünftiger und ernsthafter Mensch!"
Vernünftig? Ich hatte ihr anvertraut, was ich alles fürn shit nehme, welch shit ich veranstalte und sie nennt mich vernünftig? Ein Süchtiger, der rational handelt, geht das?
Das musste mal raus, ich muss ehrlich sein, dass die Therapie und meine Arbeit mir zurzeit Halt geben, der Verlauf der Thera ist mir wichtig, Mama unterstützt mich seelisch auch so liebevoll und aufmerksam; aber oft ertappt sie sich selbst, dass sie alles wissen will, was ich in der Thera bespreche.
Ich verstehe sie, man ist immer die Tochter einer Mutter, sie ist ein Mensch mit Gefühlen, sie meint es nur gut, ja, es kommen schon mal blöde Aussagen, die meint sie nicht so, ist halt flappsig rübergekommen und wie würde ich denn als Mutter einer essgestörten Tochter reagieren? Wohl auch nicht anders..ich kanns verstehen, nur dass ich Thera mache bedingt doch nicht, der Mama alles haargenau zu erklären, Rechtfertigungen abzulegen und auch noch von ihr bewertet zu werden (zurzeit macht sie das gerne)
Langer Beitrag, es tut mir Leid, vielleicht gibt es User, die das mal lesen und die Mehrdeutigkeit und die mehreren Intentionen und gewisse Paradoxien herauslesen.
Ich liebe meine Mutter, sie ist die Beste, nur wenn es um das Thema Essen geht, prallen dicke Welten aufeinander. Sie hatte ES damals, aber sie ist nicht meine biologische Mutter, da kann sie doch nicht meinen, dass ich bin wie sie früher. Und MS, Bulimie hatte sie nicht, und Gegenmaßnahmen solcher Art die ich bestrebe, hatte sie auch nie veranstaltet.
Es ist verwirrend, "Ich bin geheilt von der ES!", möcht ich jetzt schreiben; aber nein, es sind weitere Jahre gekommen, immer noch Kämpfen, wieder mal zuversichtlich sein, ist ein Ende überhaupt absehbar? Ich habe Angst, dass ich mit 40 immer noch hier sitze und schreibe, dass ich immer noch kämpfe oder so in der Art. Oder vielmehr, dass plötzlich was ganz Krasses passiert und "irreversibel", "irreparabel" ist.
Sorry, viel zu lang, aber das musste jetzt mal raus und ich bin schon still
danke, fürs Zuhören!