Hallo zusammen,
gerne möchte ich euch berichten, wir es mir geht. Vielleicht kennen mich manche, hab vor einiger Zeit mal etwas mehr hier geschrieben. Ich war ja immer ziemlich verzweifelt, weil bei mir einfach gar nichts geklappt hat. Hab so gut wie jeden Tag erbrochen und immer sehr chaotisch gegessen, vor allem viel Süßes.
Ich war vor etwa 2 1/2 Wochen so verweifelt, weil ich wusste, dass ich aus bestimmten gründen keine Therapie machen kann (möchte ich jetzt hier nicht weiter erklären), hab aber schon mehrere hinter mir. Wieder und wieder versuchte ich es alleine zu schaffen, mit Unterstützung von Freunden und Partner klappte es immer nur wenige Tage oder gar nicht. Letztendlich wusste ich, dass es an mir liegt, ich musste es einfach schaffen. Aber als ich es wieder und wieder versuchte, war ich an einem Punkt, wo ich dachte: "Es hat keinen Sinn, ich höre jetzt auf zu denken, dass die Sucht morgen weg ist. Es klappt einfach nicht, ich muss wohl damit leben. Ich will nicht mehr kämpfen, dann ist es eben so." Ich weinte, weil ich es einfach als Tatsache ansah, begründet mit der jahrelangen Erfahrung.
Prompt an diesem Tag sah ich übers Fernsehen einen "Koch", der mich total beeindruckte. Er hat eine Liebe zum Essen und zum Kochen und er ernährt sich rein pflanzlich, aber total lecker. Ich war so begeistert, dass ich mir vornahm, mir sein Kochbuch zu kaufen. Zeitgleich führte meine momentan beste Freundin am nächsten Tag ein eindringliches Gespräch mit mir, in dem sie auch meinte, dass ich einfach keine Wahl habe, als es selbst zu schaffen. Ich meinte noch zu ihr: "Das werde ich aber nicht, weil die Sucht einfach so stark ist, dass ich nicht dagegen ankomme." Am Abend erzählte ich meinem Freund von diesem Koch (Attila Hildmann), dass ich das so toll finde und dass ich auch gerne mal mich so ernähren möchte, also vegan. Er war so positiv darauf zu sprechen, er fand das eine tolle Idee. Denn es liegt ihm viel daran, dass ich mich gesund ernähre, denn er weiß, wieviel "Scheißdreck" ich sonst immer aß. Das hat mir natürlich noch einmal viel Energie und freude gegeben, das durchzuziehen.
Am nächsten Tag aß ich ganz normal, erstmal vegetarisch. Ich kaufte mir am Nachmittag das Kochbuch und beschäftigte mich ganz viel damit, auch übers Internet. Am nächsten Tag probierte ich gleich das erste Gericht aus und es hat soooooooo lecker geschmeckt. Ich aß perket gesund an dem Tag. Und am nächsten war ich wieder alleine (Wochenendbeziehung). Ich kaufte ein und kochte mir selbst was, sonst machte ich das nicht. Ich hatte immer nur ganz wenig zu essen daheim und kaufte mir fast jeden Tag neu ein. Auf einmal klappte es. Ich kochte mir jeden Tag und aß regelmäßig. Vor allem hatte ich auch ein Sättigungsgefühl. Und ich konnte mit reinem Gewissen essen, denn was ich aß, war gesund und total lecker und ich wusste, dass mein Körper jetzt alles bekommt, was ihm gut tut. Ist nicht so, dass ich jetzt nur Obst und Gemüse esse, nein, nein. Es ist wirklich deftig. Und ich bin wirklich glücklich darüber. Erkenne mich selbst kaum wieder. Ich esse nur dunkle Schokolade, immer nur wenig und die genieße ich auch. Konnte ich vorher nicht.
Alles andere an Schokolade lass ich stehen.
Ich weiß nicht, ob ich jetzt immer vegan esse. Aber im Moment tut es mir total gut, weil es mir Halt gibt, ich hab eine Orientierung. Ich muss meine Mahlzeiten planen. Heute ist schon der 15. Tag, an dem ich nicht erbreche. Das gab es zuletzt vor mehreren Jahren. Und ich merke, dass ich es nicht für meinen Freund mache oder für meine Freundin, sondern für meinen Körper. Das ist zum ersten Mal so. Ich bin selbst überzeugt davon, dass es was Gutes ist und ich mache es ohne Druck und ohne Vorsatz.
Seit gestern merke ich, dass so langsam die Lust wieder kommen will, heute auch schon. Aber ich halte mich einfach daran fest, dass es eben die gesunden Sachen gibt und dass es mir an nichts fehlt. Es geht. Ich will das weiter durchziehen. Denn so geht es meinem Körper gut und ich nehme auch nicht zu. Vor allem macht es mir Spaß, immer wieder neue Gerichte zu kochen.
Ich hätte nicht gedacht, dass es mal so kommte. Ich war zwar mal Vegetrarierin vor einigen Jahren, hab aber noch nie mit dem Gedanken gespielt, vegan zu leben. Das kam wirklich durch diesen Koch. Er hat mir so viel Freude am Essen vermittelt und er erzählt immer so freudig, wie viele Vitamine und Zeugs in dem ist und in dem ist und dass das dem Körper gut tut. Diese Freude ist auf mich übergesprungen. Und momentan hab ich ein sehr sehr gutes Verhältnis zum Essen. Ich kann alles so sehr genießen.
Ich spür halt momentan, dass irgendwie der Heißhunger sich wieder einschleichen will. Aber nachdem ich jetzt zwei Wochen so gut gegessen habe, hoffe ich, dass ich auch in schweren Zeiten daran festhalten kann. Denn ich habe das Gefühl, dass ist jetzt meine Chance, um endlich nach 12 Jahren aus der Bulimie auszusteigen.
Liebste Grüße
Senai
Auf einmal klappt es!
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Zuletzt geändert von Senai am Sa Jun 30, 2012 12:19, insgesamt 1-mal geändert.