An alle mal eine Frage

#1
(wahrscheinlich gints so einen threat schon, sry)

Ich hätte da mal eine Frage:

Woher nehmt ihr euer Slebstbewustsein, um mit B aufzuhören, für das alltägliche Leben usw.???

Ich meine klar, aufhören wollen wir alle, aber das problem liegt ja nicht direkt im heißhunger oder das wir uns nicht zurückhalten
können, sondern in der Tatsache dass wir einfach nicht zunehmen wollen!!

Und wieso ist das so? Tja, so GENAU weiß ich das jetzt auch nicht wirklich, ist bestimmt bei jedem anders, ich wollte jedenfalls
immer von allen für meine "perfekte Figur" beneidet werden, das mich alle mit Models vergleichen und neidisch sind etc.

Ich versuche mir ja einzureden das mich das auch nicht zu einem besseren menschen macht, aber jedes mal wenn ich mir meinen
bauch im spiegel ankucke...

Jetzt hab ich mich vor kurzem in der schule dazu bereit erklärt ein refarat über magersucht zu halten (ja ich weiß, bescheuerte idee
aaber wenigstens mal etwas worüber ich mich auskenne, war zwar nie selbst gefährlich untergewichtig, hab mir trotzdem viele
dokus und so angesehen) und zu recherchezwecken bin ich auf ein paar seiten mit texten und bildern usw. gegangen, und als ich
die beschreibungen, geschichten und niedrigen gewichte las... dazu dann noch die bilder... da fühlte ich mich auf einmal fett wie nie
obwohl es egtl. total unlogisch ist...

also deshalb meine frage; Woher nehmt ihr die Kraft euren (für uns ja immer unperfekten) Körper zu aktzeptieren und
euch nicht so zu fühlen wie ich jetzt gerade???

würde mich über beiträge freuen
LG Peachtea

Re: An alle mal eine Frage

#3
Also bei mir war es damals so, dass ich mich scheußlich gefühlt hab. Ich war ganz und gar nicht selbstbewusst und bin es auch immer noch nicht. Die Phase nach dem FA alles drin zu behalten war besonders grausig, weil ich natürlich zugenommen hatte. Aber es hieß trotz allem Durchhalten. Ich wusste was ich wollte und nur das zählte. Im Übrigen ließen die FAs auf Dauer nach (natürlich mit Bearbeitung der aktuellen Probleme) und so wurde auch das Gewicht wieder weniger bis zum Set-Point. Hört sich so larifari an, wars aber absolut nicht. Und Selbstbewusstsein.... da bin ich froh, dass ich es schreiben kann, aber umsetzen kann ich das noch lange nicht. Es wird eher immer weniger. Wichtig ist eben sich Ausgleich zu suchen und das Leben so zu führen dass man sich nur das zumutet, was man auch verkraften kann.

Re: An alle mal eine Frage

#4
Entschuldigung ich glaube ich habe mich etwas falsch
ausgedrückt, was ich egtl. meinte war, also wenn ichr gerade
phasen habt wo ihrs drin lasst, was sagt ihr dann zu euch selbst,
weil wenn man sich nur wieder selbst nieder macht und an nichts
anderes mehr denkt, dann klappt es ja eh nicht, aber ich meine i-was
muss euch doch geholfen haben es sein zu lassen oder es zu reduzieren
oder was weiß ich
um das zu schaffen muss man sein selbstbewustsein doch wenigstens ein
bischen hochbringen, um sich nicht die ganze zeit zu hassen, denn gerade
in solchen situationen werde ich zur frustfresserin, und wo das endet muss ich
wohl nicht extra sagen

Re: An alle mal eine Frage

#5
Hallo Peachtea :)

Das, was du meinst, ist wahrscheinlich so ein bisschen das Gefühl „zu hässlich für die Welt“ zu sein, oder so ähnlich?
Ich glaub, ganz gut zu wissen, was du meinst. Als ich mit & nach der Bulimie zugenommen habe, hab ich mich zeitweise wirklich kaum mehr aus dem Haus getraut. Und ich hatte Angst, Jeans anzuziehen, weil mir meine Beine so überdemensional vorkamen und was nicht alles.
Dann hab ich mich mal einen Moment lang besonnen und gefragt – war das tatsächlich besser, als ich noch dünner war?
War ich da selbstbewusster und glücklicher mit mir selber? Ehrlich? Nein, ganz und gar nicht!

Dünnsein macht kein Selbstbewusstsein und Glücklichsein schon gar nicht. Wenn überhaupt, dann macht GESUND sein das – und damit meine ich auch das Gewicht in einem gesunden Bereich, mit jeder Menge Spielraum nach oben und unten.

Dieser eklige Irrglaube aus der Werbung, dass Dünnsein mit Schönheit gleichzusetzen ist, hält sich irgendwie hartnäckig. Man glaubt gerne daran, denn das Leben wäre doch so simpel gestrickt – *kg weniger machen auch *kg weniger Sorgen, schön wärs.
Es macht dich nicht selbstsicherer, es macht dich nicht anders oder besser, auch wenn man sich das so gerne einredet.
Deine Proportionen ändern sich ohnehin nicht, das Verhältnis deiner Schenkel zum Bauch, bleibt immer gleich, die „Figur“ bleibt quasi dieselbe. Du bist SO ...und SO bist du auch gut. Das ist DEIN Körper. Liebe ihn, deine Seele wohnt darin :)
Es stimmt nichtmal, dass man dünner „schöner“ wird, weil man dann in „schönere“ Klamotten reinpasst. Was Passendes und schmeichelhaftes zum Anziehen zu finden, ist eine Kunst, schei'ß egal, welche Figur man hat... das können wahrscheinlich annähernd 100% der Frauen bestätigen :lol: (Mit *kg weniger hatte ich jedenfalls noch einen genauso 'schlechten' Stil, wie jetzt^^)

Ja, der Mensch ist ein Augentier und ja, Schönheit ist etwas schönes. Aber jetzt definier mir mal Schönheit – das ist so subjektiv, wie das Leben selbst. Frag zehn Typen und sie werden dir zehn verschiedene Merkmale sagen, die ihnen an Frauen gefallen.
Man KANN es gar nicht ALLEN recht machen! – und das soll man auch gar nicht ;)
(das erinnert mich immer an meine Freundin und mich – wir stehen quasi auf den exakt gegenteiligen Typ Mann.. und wenn ich dann ankomm: „Boah, guck dir DEN an!“, schüttelt sie nur verständnislos den Kopf und umgekehrt – für jeden ist was anderes schön!)

...mal ganz davon abgesehen, dass die echte Schönheit ja nicht im Äußeren liegt, nicht wahr? :)
Und um damit auf deine Frage zurückzukommen – in solchen Momenten muss man sich klar machen, dass man nur einem absolut bescheuerten Stereotypen nachläuft, der einen im Endeffekt weder glücklicher noch selbstsicherer machen wird und der einem auch nicht dazu verhilft, dass man sich selber besser akzeptieren oder gar lieben lernt.
Tatsache ist einfach, dass es genau andersrum ist; mit der Selbstliebe kommt die Schönheit, die man ausstrahlt und somit "nach außen trägt".

Und einen „perfekten“ Körper gibt es schon gar nicht. Schönheit ist ECHTHEIT.
Aber die Originale werden in den OP-Säälen ja neuerdings zurechtgeschnibbelt, bis sie nicht nur alle aus Plastik sind, sondern vor allem gleich. Mit 90-60-90, Wespentaille und D-Körbchen.. bis man vielleicht irgendwann versteht, dass man trotzdem noch DERSELBE Mensch ist! Du BIST nicht dein Körper, du hast einen. Du bist das, was drinsteckt. Und dieses "drinsteckt" wird nicht anders, nicht glücklicher, nicht sicherer, wenn du "außen" rumbastelst.
Pflege ihn gut, behandle ihn umsichtig, halte ihn gesund und dein Körper ist schon automatisch schön! Weil er einzigartig und vor allem echt ist.

Deshalb – in den Momenten, in denen du am meisten meinst, deinen Körper verabscheuen zu müssen, behandle ihn am besten! Wie aus Trotz. Geh schön duschen, creme dich gut ein, geh dich ein wenig bewegen und spür, was dieses Wunderwerk Körper alles zu bewerkstelligen mag.

Und vergiss diesen Irrglauben, Selbstsicherheit hätte etwas mit deinem Gewicht zu tun. Das ist schlicht und ergreifend falsch :)

..ich selber mag mich ganz gut leiden mittlerweile :) Ohne Wiegen und Selbstverurteilung. Ich seh aus, wie ich ausseh und an ganz guten Tagen kann ich mich auch mal liebevoll mit meinem Schwabbel unterhalten :lol:
Ich bin sehr dankbar, was mein Körper alles mitmacht und welche Aufgaben wir zusammen bewältigen. Dass ich Radtouren machen kann und schwimmen gehen und tanzen, als gäbs kein Morgen. Den ganzen lieben langen Tag trägt er meine Seele spazieren und dafür hat er es auf jeden Fall verdient, super gut von mir behandelt zu werden.
Was mir noch hilft, ist ausgewogene Bewegung. Man bekommt ein ganz anderes Gespür für den Körper selbst, man bewegt sich anders, man fühlt sich anders.. mehr verbunden mit sich selbst.

Sei trotzig – liebe dich, auch wenn zehn Stimmen was anderes erzählen!
:D
Über dich selbst hinaus wächst du durch das, was im Innern passiert. Dort geschieht auch jegliche Entwicklung, jedes Wachstum, jede Veränderung ... das was du am Ende "nach aussen trägst" ist nur das Ergebnis.
Kurz - finde dich schön und du wirst auch schön "werden" (in Gänsefüßchen, weil du es in Wirklichkeit schon bist, es aber nur im Moment (noch) nicht sehen kannst :) ).

Ganz liebe Grüße,
Janina
Bis zum Hals - ein Roman über Bulimie

Wer kämpft, kann verlieren.
Wer nicht kämpft, hat schon verloren.

Re: An alle mal eine Frage

#6
Liebe Janina,

das was du da geschrieben hast, hab ich grad unheimlich toll gefunden! Das ist der Punkt an den ich und vermutlich wir alle kommen wollen und müssen um unsere Bulimie wirklich loszuwerden. - Und zwar nicht nur das Symptom sondern das was dahinter steckt...

Vielen Dank!

LG, flora

Re: An alle mal eine Frage

#7
Janina, wirklich toll gesagt alles. Das könnt ich mir glatt kopieren und an schlechten Tagen durchlesen.
Ich hab übrigens in der Übergangsphase mal Buch darüber geführt, was mein Körper und meine Seele am Tag so geleistet hat, um mich selbst und besonders meinen Körper besser wertschätzen zu lernen und da war ich erstaunt was der Körper alles so schafft am Tag. Allein Spaziergänge etc ohne Körper gar nicht möglich...

Re: An alle mal eine Frage

#8
Hey ihr beiden,

ja, mir hilfts auch immer selber, das nochmal alles aufzuschreiben und mich dran zu erinnern^^
Die Idee, mal ein Körper-Tagebuch zu führen, find ich super :)

Was mir noch bezüglich dem Konkurrenzdruck mit anderen Frauen einfällt... wie oft laufe ich durch die Gegend und denke: "Mensch, is die hübsch, die hat aber auch keine Probleme mit ihrer Figur.. und ich... seufz...." -- und ich wette fast, das Mädel, an dem man gerade vorbeigelaufen ist, denkt wahrscheinlich exakt dasselbe.
Und so laufen wir alle rum und denken, dass es den anderen da anders geht, als uns - Pustekuchen :lol:
Bis zum Hals - ein Roman über Bulimie

Wer kämpft, kann verlieren.
Wer nicht kämpft, hat schon verloren.

Re: An alle mal eine Frage

#10
Hi!

Ich denke mal jeder nimmt seine Kraft woanders her, weil's für jeden unterschiedliche Gründe gibt, zu kämpfen.
Bei mir ist es so, gerade heute passt es perfekt, hatte nämlich eben einen Fressanfall, habe ich einfach keine Lust. Es ist einfach eklig, ich will nicht wieder mit Magenschmerzen im Bett liegen, mit ekligem Geschmack im Mund. Ich will nicht meine Mutter belüge, dass habe ich schon oft genug getan. Ich will mich selbst nicht belügen und vor allem will ich nicht sterben. Genau das wird nämlich passieren, wenn's so weitergeht. Mit 16 Jahren hab' ich noch mein ganzes Leben vor mir und so eine ('tschuldigung) beschissene Krankheit ist's einfach nicht wert!
Ich fühl' mich jedesmal so erbärmlich wenn ich wirklich kranke Menschen, vor allem Kinder sehe, mit z.B. Krebs oder anderen schlimmen Krankheiten. Die wollen leben, können es vielleicht nicht und was tue ich? Ja... ich sage über Selbstmörder immer, sie seien feige. Aber eigentlich mache ich nichts anderes, wenn ich nichts ändere.

Das ist meine Motivation, die zwar nicht immer da ist, mir aber manchmal oft hilft.
perfectly unperfect.

Re: An alle mal eine Frage

#11
Hey Bellablah :)

Bei den „Gründen zu kämpfen“, denke ich, dass man da nochmal in zweierlei kategorisieren muss – denn das, was du an Motivation nennst, mag dich zwar vom Tod abhalten, aber es zieht dich nicht zum Leben hin. Für mich besteht da nochmal ein großer Unterschied.
Das klingt erstmal komisch, aber verstehst du, was ich mein? Es ist deine Vernunft und deine Moral, die sagen, dass du ein schlechter Mensch bist, wenn du süchtig bist, ein feiger Selbstmörder und so soll man nicht sein.
Mit der Betonung auf dem Nicht. Denn das sind Gründe, die dich manchmal davon abhalten, weil sie dir quasi mit der „Strafe“ drohen, damit, dass du dann kein „guter“ Mensch bist.
Die Tatsache, dass du vielleicht nochmal einen Sonnenaufgang erleben willst, wäre stattdessen eine Motivation, die dich zum Leben hinzieht. Denn du willst leben (also gesund sein), WEIL

Für mich ist diese zweite Art an Grund viel stärker und wichtiger, als die erste. Wenn du dir bewusst darüber wirst, weswegen es sich für dich lohnt und wichtig ist, gesund zu werden, ist man am Leben schon zehn Schritte näher dran, als wenn man nur aus Angst und Scham vor der moralischen Sünde handelt.

Was vermisst du in deinem Leben? Und was möchtest du noch(mal) gerne erleben? Für was lohnt es sich, morgens aufzustehen?

Das sind die Fragen, die dich zum Leben HINziehen und weg von der Krankheit. Und nicht dich nur kurzfristig davon abhalten, weil dein anerzogenes Schuldbewusstsein dir droht und dich schlechtredet.
Die positive Kraft ist immer stärker, als die negative :)

Liebe Grüße,
Janina
Zuletzt geändert von Janina Michl am Sa Jun 23, 2012 11:19, insgesamt 2-mal geändert.
Bis zum Hals - ein Roman über Bulimie

Wer kämpft, kann verlieren.
Wer nicht kämpft, hat schon verloren.

Re: An alle mal eine Frage

#12
@Janina Michl:

Mh, das hört sich ziemlich plausibel an :-) Du hast recht, dass die Art wie ich denke, immer nur kurz anhält, vielleicht ein, oder zwei Tage, aber nicht länger. Ich stimme dir vollkommen zu, selbst wäre ich wahrscheinlich nicht drauf gekommen.

Es gibt so viele Dinge, die einem am Leben halten. Allein Kleinigkeiten, wie du schon sagtest, der Sonnenschein sollte es sein. Mein Hund zum Beispiel, solche Gründe und noch viel mehr. Vielleicht nehme ich mir mal Zeit und schreibe eine Liste, wofür es sich in meinem Fall lohnt zu leben. Immer, wenn dann die "kranken" Gedanken kommen, werde ich sie mir ansehen.

Ich danke dir wirklich sehr!
perfectly unperfect.
cron