Ein liebes Hallo!

#1
Hallo an alle,

ich habe mich gerade angemeldet, weil es mir derzeit nicht so gut geht!
Es ist so, dass ich schon mein Idealgewicht habe, aber in den letzten Jahren schon ein paar Kilos zugelegt habe. Wie sagt man so schön: im Alter fährt der Stoffwechsel runter!
Mich stört dabei mein Bauch! Alles setzt sich sofort da nieder.

1995 war ich in einer Fachklinik für Essstörungen. Nach dem 12-wöchigen Aufenthalt wegen Bulimie habe ich mein Leben sofort geändert (anderen Ort, andere Arbeit). Das war gut und heilsam.

Ich war jahrelang von der Bulimie befreit und konnte mit allem gut umgehen (Gewicht, Essen). In den letzten 3 Jahren tritt sie aber immer wieder auf. Mal kommt sie für ein paar Tage und dann bin ich wieder wochenlang ohne Anfälle, aber in den letzten 2 Wochen geht es mir zunehmend schlechter und ich kotze fast jeden Tag einmal.

Das Essen gibt mir eine gewisse Befriedigung, wo ich einfach mal loslassen kann! Einfach mal die Kontrolle abgeben!

Vor einigen Wochen war ich noch energiegeladen und fühlte mich wohl, aber in den letzten beiden Wochen fühle ich mich nicht gut, hässlich, unförmig und dumpf! Ich bin unzufrieden mit meiner Partnerschaft, schaffe es derzeit aber nicht, mich zu trennen! Mir fehlt in der Partnerschaft Nähe und Gemeinsamkeiten. Jeder geht seinen eigenen Weg. Eine Familie habe ich in diesem Sinne nicht. Es gibt keinen Kontakt mehr! Allerdings war ich auch kein Wunschkind und somit war mein Dasein von Anfang an nicht von den besten Sternen begleitet.

Derzeit weiß ich nicht, was ich machen soll. Schaffe ich es alleine, da wieder raus zu kommen oder brauche ich wieder therapeutische Hilfe. Eigentlich möchte ich keine Therapie mehr machen, aber so, wie es im Moment ist, möchte ich auch nicht leben. Ich bin ein ziemlich diziplinierter Mensch und habe schon viel geschafft und denke immer, dass ich die Bulimie doch auch in den Griff bekommen sollte. Aber mir ist auch ganz klar, dass man mit Verstand und Diziplin alleine die Bulimie nicht besiegen kann, da der Schmerz viel tiefer in der Seele sitzt.

Ich freue mich auf einen Austausch mit Euch!!!

Re: Ein liebes Hallo!

#2
Hallo Tati,
es tut mir leid, zu hören, dass du nach so langer Zeit wieder mit dieser Problematik konfrontiert wirst.

Aber ich finde, dein Text hat durchaus, so traurig es ist, dass du an diesem Punkt gelangt bist, einige Stellen, die zeigen, dass du es schaffen kannst.
Ich bin ein ziemlich diziplinierter Mensch und habe schon viel geschafft und denke immer, dass ich die Bulimie doch auch in den Griff bekommen sollte.
Dieser Gedanke ist wichtig, behalte ihn dir. Denn sobald du selbst dir nicht zutraust, die ES zu besiegen, wirst du es auch nicht mehr schaffen.
gleichzeitig kenne ich dieses Gefühl selbst, das macht die Krankheit aber auch so gefährlich. Am Anfang dachte ich immer "ich kann ja jederzeit wieder aufhören" und versank deshalb immer tiefer darin.
Deshalb freut es mich, dass du dich hier angemeldet hast- ich hoffen, wir können dir helfen und dich in deinem Vorsatz bestärken, denn viele hier können sich mit deinen Gedanken identifizieren.
Ich hoffe, dass du es wieder schaffst, dich zu fangen und in deinem Leben mehr Klarheit zu bekommen, denn wie du sagst: Der Schmerz sitzt tiefer und den gilt es, zu bearbeiten.

In diesem Sinne: Herzlich willkommen! :)
Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.
Bertolt Brecht

http://realismusundtraum.blogsport.de/

Re: Ein liebes Hallo!

#3
Von mir auch ein herzliches Willkommen.

Ich finde es toll dass du jahrelang geschafft hast die B in den Griff zu bekommen. Du scheinst ein sehr Bodenständiger Mensch zu sein, das ist etwas gutes ! Man darf sich auch einmal helfen lassen und wenn du dir nicht sicher bist ob dus möchtest, versuch es einfach.

Ich hoffe du findest hier ein paar Anregungen und ganz viel Kraft, die wir alle zum leben brauchen :)

Lg. korniweckerl
I wait for you.
Damn.
Like a dog.

Re: Ein liebes Hallo!

#4
Ich danke Euch beiden für die lieben Worte!

Mit dem Helfen lassen hatte ich immer Probleme. Sehe mich eher als Einzelkämpfer an. Vielleicht klappt es deswegen nie so richtig mit den Beziehungen, denn ich frage mich auch, warum ich nie den Mann gefunden habe, der mir einen gewissen Schutz gibt und auch eine Familie mit mir haben möchte......

Ich würde mich, angesichts dessen dass ich einige Wochen ambulant in der Fachklinik verbracht habe, als eher leichten Fall bezeichnen. Trotzdem ist die B. natürlich vorhanden. Und sicherlich kommt sie immer dann zum Vorschein, wenn im Leben was nicht in Ordnung ist.

Sicherlich muss ich noch lernen, mehr loszulassen. Das ist ein Punkt, an dem ich arbeite. Und zum Loslassen kommt auch das Zulassen...... auch die Traurigkeit und die Wut zulassen und diese nicht unterdrücken.

Auch wenn es doof klingt, aber ich mache seit heute einige Tage fasten in einer Gruppe mit. Ich wollte das schon immer machen und gucken, was passiert mit mir. Die Gruppe stärkt mich sicherlich dabei, alleine würde ich das nicht wagen!
Soll jetzt aber nicht heißen, dass ich in die Tendenz zur Magersucht gehe.... Dafür esse ich viel zu gerne!

Re: Ein liebes Hallo!

#5
Hallo Tati!

Habe gerade deinen Eintrag gelesen! Du hast ja viel mitgemacht!!

Den Satz eigendlich bin ich ja Disziplinirt und kann jeder Zeit aufhören kenne ich zu gut. Ich kann nur von mir sprechen. Was meine Disziplin im Leben (Job, Sauberkeit, usw.) Bin ich 1000% da! Wen es aber darum geht aus seinem Körper und mich zu schauen und zu akzeptiren naja!!! Manchmal hasse ich meinen Perfektionismus. Aber gleichzeitig Liebe ich Ihn.

Wünsche dir ganz ganz viel Kraft!

L.G.
-Engel-

Re: Ein liebes Hallo!

#6
Hallo Engel,

danke Dir für Deine Antwort!

Allerdings habe ich nicht geschrieben, dass ich durch meine Diziplin sofort damit aufhören kann! Ich hoffe es einfach!
Wie Du ja auch schreibst: man ist perfekt im täglichen Leben, kann viel bewältigen, steht seine Frau und hat schon einiges erreicht. Nur beim Essen hört das dann auf!
Vielleicht ist die Bulimie auch ein Ventil für dieses diziplinierte Leben, denn da kann man in einem Essanfall loslassen. So geht es mir auf jeden Fall. Den ganzen Tag habe ich funktioniert und am Abend kommt es dann zeitweise zum Essanfall. Da brauche ich dann nicht zu gucken, was ich esse..... zähle keine Kalorien, sondern esse einfach und lasse in diesem Moment los. Und in diesem Moment tut das Loslassen sehr gut! Und da es meistens noch Süßes ist, gibt dieses vielleicht auch eine gewisse Geborgenheit!

Wie ich schon erwähnt habe, faste ich im Moment in einer Gruppe und das tut mir sehr gut und komischerweise habe ich auch keine Verlangen was zu essen. Aber ich freue mich nach dem Fasten auch auf eine leckere Vollkornschnitte mit Käse, Gurke und Tomate :-). Jetzt merke ich erstmal, wieviel man sich am Tag auch so nebenher in den Mund steckt. Und derzeit denke ich: es kann doch nicht so schwer sein, ganz normal und gesund zu essen, auf meinen Körper zu hören! Ich hoffe, dass ich es schaffe und hoffe es auch für alle anderen, denen es auch so geht.

Ganz liebe Grüße
Tati
cron