Ich bin so gerührt von euren Beiträgen. Da muss ich gleich drauf antworten : )
Aber vorweg erstmal: Ich habe durchgezogen, was ich mir heute vorgenommen habe und hier gepostet habe und auch wenn es „erst“ der Vormittag war, an dem ich aber bereits ein essay geschrieben habe, eine Vorlesung besucht habe und beim Neurologen war *stolz* - so ist DAS der Anfang!!! Ich bin wieder im Club „Kotzen ist keine Option!“ und die Idee mit dem T-Shirt finde ich übrigens richtig super

Nun zu euren wunderbar aufbauenden Beiträgen:
Du bist rückfällig geworden. NA UND!!???? Es gab Gründe dafür! Ich bin mir sicher!
Ja, das stimmt. Es gab sogar einen Haufen Gründe. Einerseits kann ich es mir dadurch verzeihen, andererseits macht es mich unglaublich traurig und enttäuscht mich. Meine Devise lautet schließlich: Es gibt keinen Grund zu kotzen, da die Bulimie es nur schlimmer macht. Deshalb hast du auch so Recht mit „WEIL DU KOTZEN NICHT ALS ANTWORT AUF DEINE GEFÜHLE BRAUCHST!!!“
Außerdem waren die Gefühle nach den Zwischenfällen noch schlimmer als die negativen Gefühle davor. Denn sie haben sie um ein Vielfaches verstärkt und
durchs Kotzen habe ich mich erst recht minderwertig und schuldig gefühlt, ich hatte richtige Suizidgedanken.
Aber ich muss meine Devise „ Es gibt keinen Grund zu kotzen“ revidieren, denn wenn ich mich entscheiden muss zwischen Sterben und Kotzen, so gibt es doch einen Grund, da ich so selbstmordgefährdet zum Glück doch nicht bin als dass ich sterben vorziehen würde. Mit diesem Schluss habe ich mich die letzten Male selber ausgetrickst und würde mit dieser Denkweise immer wieder rückfällig werden. Später mehr zur Änderung meiner Devise

Ich war heute morgen wie gesagt bei der Neurologin und das sehr kurze Gespräch hat mir so weitergeholfen. Ich habe ihr von den Zwischenfällen und meinen Gefühlen erzählt. Mein Problem ist ja momentan Gefühle auszuhalten, denn wie Pizza schon schreibt
du hast die ganze Zeit versucht durch das Kotzen und Fressen deine Gefühle zu unterdrücken, damit sie dir nicht wehtun können!
bedrohen mich all die Gefühle!
Die Neurologin sagte, dass diese negativen Gefühle und die Angst zu meiner „komplexen Störung“ (Borderlinetendezen, Angststörung, Dissoziation und posttrauamtische Belastungssymptome) gehören, die teilweise genetisch, teilweise durch Erlebnisse der Vergangenheit und auch durch den Umgang in der Realität bedingt ist. Das haben auch die Therapeuten in der Klinik festgestellt. An der Genetik kann ich nicht viel ändern und ich bekomme ja nun auch ein hilfreiches angstdämpfendes Antidepressiva. An den Erlebnissen der Vergangenheit und dem Umgang mit dieser „Störung“ muss ich therapeutisch arbeiten. Ich muss mir dringend einen Psychotherapeuten suchen, bei dem ich mich wohlfühle und endlich mit meinen Gefühlen arbeiten kann! Aber ich denke, dass ich auch schon eine Menge selbst ändern kann – unabhängig von Vergangenheit, Genetik und Therapeuten.kotzen war suzusagen der Lösungsversuch für meine komplexe Störung, so wie Pízza es mit dem Baumstamm beschrieben hat. Und das Kotzen hat prima auf diese komplexe Störung draufgepasst, denn jahrelang konnte ich weiterhin zur Schule gehen, funktionieren, Freunde haben. Die Neurologin sprach von dem Symptom Bulimie, dem tiefliegende Ursachen und Konflikte zugrunde liegen. Wenn ich nun das Symptom aufgebe und gleichzeitig aber nicht den Ur-Konflikt löse, verschiebt sich das Symptom. In meinem Fall war es eine depressive Phase, weil ich nicht wusste wie ich mit dem Urkonflikt und meinen Gefühlen die damit verbunden sind umgehen soll. Ich stellte aber fest, dass mir das Symptom Bulimie besser gefällt als das Symptom Depression und wurde rückfällig.
Und jetzt stürzen alle diese Gedanken, Erinnerungen Gefühle auf dich ein, mit voller Wucht.
Ganz genau!
Die Neurologin meinte dazu, dass diese „Störung“ mich vermutlich ein Leben lang begleiten wird und die Gefühle und Konflikte, die dieser Störung zugrunde liegen, nicht von heute auf morgen gelöst werden können. Das macht mich natürlich traurig und ich gebe zu, dass ich mir erhofft habe, wenn ich bloß nicht mehr erbreche so löst sich auch die restliche seelische Qual in Luft auf. Dem war nicht so. Ich muss mich der Tatsache stellen, dass es dauern wird bis ich meine seelische Gesundheit wiedererlangt habe und trotzdem ist dies kein Grund zu kotzen!!!
Es ist sogar ganz besonders kein Grund, da ich sie dadurch verhindern würde!
Denn ich kann lernen mit der komplexen Störung umzugehen und sie behandeln! Es wird dauern und wo ich gerade diese Zeilen schreibe, schnürt sich etwas in meiner Kehle zusammen, da der Wunsch so groß ist einfach unbeschwert zu leben, aber nun komme ich genau an den Punkt wo ich aber SELBSTWIRKSAM handeln kann: Ich kann
andere Kompensationsmechanismen entwickeln!
Kotzen ist keine Option! Ich will meine „komplexe Störung“ nicht noch verschlimmern! Und wenn mein neues Symptom schreiben, malen, singen, tanzen, feiern und kuscheln ist – wenn es mir gut tut und meiner Seele und meinem Körper nicht schadet, dann ist das OKAY. Dann sind in dem Moment diese Symptome mein Leben, aber dann sind es schöne Symptome! Ich brauche LIEBE, GEBORGENHEIT, FREUNDE, LACHEN UND LEIDENSCHAFT!
Es wird schwierig sein die passenden Kompensationsmechanismen zu finden, aber ich gebe meinen Bedürfnissen nun einen viel höheren Stellenwert.
Ich werde die Bulimie aufgeben: Und ich werde mir Zeit lassen die komplexe Störung zu behandeln. Ich glaube an mich.
Meine Devise lautet nicht mehr "Für kotzen gibt es keinen Grund, aber da ich eh nie glücklich werde, will ich sterben und deshalb gibt es jetzt doch einen Grund" sondern: Ich kann TROTZ KOMPLEXER STÖRUNG GLÜCKLICH SEIN!
Und ich habe trotz komplexer Störung und schlimmer Gefühle ein Recht darauf Glücklich zu sein und zu LEBEN.
Kotzen ist das Gegenteil von Leben und deshalb ist es auch keine Option mehr.
Ich muss die Angst überwinden! Und wenn ich dafür Ablenkung und Symptomverschiebung (in eine gesunde Richtung) brauche!
So, ich hole mir mal was leckeres zu Essen und dann gehts in die Vorlesung : )