Bin ich wirklich Essgestört??

#1
Hallo ihr Lieben,

weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Vor ca. 2 Jahren hatte ich eine schwierigere Phase in meinem Leben inkl. Depressionen usw. In dieser Zeit hatte ich mehrmals am Tag unmengen an Essen verschlungen, ob ich Hunger hatte oder nicht. Das hat mich einfach extrem beruhigt. Natürlich habe ich daraufhin etliche Kilos zugenommen.
War eigentlich schon immer ein zierliches Mädel und habe mit "normalen" Mittel auch immer auf meine Figur geachtet, hatte auch immer gut geklappt, außer in dieser Fresszeit war mir alles egal.

Naja, jedenfalls vor ca. 1 Jahr habe ich nach so einem Fressanfall eines Abends einfach eine Tüte genommen und bin mit meinem Auto in ein Feld gefahren um dort einfach alles wieder zu erbrechen. Das war anfangs noch schwieriger, hatte immer einen wunden Hals und starke Spuren an meiner Hand. Es ist so, dass ich mit meinem Partner zusammenlebe, dieser darf nichts davon mitbekommen. Er schlief an dem Abend und damit er mich nicht im Bad hört bin ich eben weggefahren.

Mit sehr strengem Kalorienzählen und Erbrechen habe ich die ganzen Kilos wieder abgenommen. Etwas mehr als ich zugenommen hatte. Da mein Freund 3 Schichten arbeitet plane ich immer meine Fressanfälle und das Erbrechen. Mein Leben richtet sich nur noch nach diesen Plänen, denn eigentlich will ich auch was anderes unternehmen in der Zeit mit meinen Leuten habe dann aber nicht mehr so die Zeit dafür. Das stresst mich extrem, das Fressen, das Erbrechen danach, dieser Zeitdruck dabei, das säubern der Toilette danach und die Begleiterscheinungen danach. So ca. *Mal die Woche passiert das. Sehr unregelmäßig also. Bei diesen FA's stopfe ich meistens Süßkram in mich hinein, habe gelesen dass das oft so ist. Nur in unserm Amerikaurlaub vor 3 Monaten habe ich auch nach dem "normalen" Essen erbrochen. In den Toiletten der Fressbuden oder dann Zuhause, das waren einfach zu viele Kalorien. Auch das immer so dass es mein Freund es nicht merkt....erfolgreich...

Die Ex-Freundin meines Partners leidet an Bulimie hab ich gehört. Er redet darüber ziemlich abfällig und als mal die Rede von ihr war, bezeichnet er sie als "Psycho". Sie soll generell böse zu ihm gewesen sein...kein Plan...
Jedenfalls darf er deswegen nichts davon erfahren. Er hat aber schon paar mal Bemerkungen gemacht, dass ihm das nicht gefalle mit dem ganzen Kalorienzählen usw...dass es vllt in die falsche Richtung gehe...wenn der wüsste... :?
Er isst halt normal, also auch mal Deftiges und ich muss dann halt mitessen. Also esse ich halt den restlichen Tag wenig bis gar nichts mehr und schimpfe mit mir, dass das doch wieder so viel war usw. Darauf reagiert er auch ziemlich gestresst. Ansonsten verstehen wir uns und es läuft aber das Thema Essen ist so ne Sache bei uns...

Vor ca. 5 Wochen habe ich mich meiner Hausärztin anvertraut. Diese hat mir einen Kalender mitgegeben in dem ich markieren soll wann ich erbreche. Sie hat mir auch paar komische Fragen gestellt und mir gesagt, dass es ja eine Phase wäre durch die schon viele junge Frauen gegangen sind und es bald aufhört...seitdem habe ich mich nicht mehr gemeldet bei ihr und auch nichts mehr gehört...den Kalender fülle ich trotzdem weiter fleißig aus, keine Ahnung warum genau...

Jetzt weiß ich nicht, bin ich echt Essgestört? Ist das wirklich Bulimie? Oder echt nur eine Phase?
Schäme mich irgendwie, vllt spiele ich das alles zu sehr auf und die wirklich Betroffenen schütteln nur den Kopf...

Würde mich aber über Antworten von euch echt freuen...

Liebe Grüße
zero
Zuletzt geändert von Jersey am Sa Nov 05, 2011 18:55, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Bin ich wirklich Essgestört??

#2
Hi zero! Willkommen hier im Forum :D

Wenn man merkt dass mit einem etwas nicht stimmt sollte man immer versuchen herauszufinden was einem fehlt, um was es sich handelt usw. also keine angst immer raus mit den fragen =)

Also wovon du da erzählst klingt schon extrem nach Bulimie. Und bis zu * mal die Woche ist wirklich nicht zu unterschätzen, aber selbst mit * mal die Woche schädigst du deinen Körper schon sehr! Bei mir selbst war es früher auch so geplant: ganz viel essen, und dann erbrechen wenn keiner da ist. Dadurch, dass man die Zeiten, wann man es tut kontrollieren kann hat man das Gefühl auch die Krankheit kontrollieren zu können, doch das ist ganz und gar nicht so. Man braucht das erbrechen.
Dazu noch immer die Gedanken an das Gewicht, die Figur, das ständige wiegen, der Blick in den Spiegel.
Das was mich auch immer sehr genervt hat war der Stress schnell zu (fr)essen, zu erbrechen und danach die Spuren zu beseitigen. Außerdem war ich danach immer sehr Ausgelaugt. Insgesamt hat das meinen Körper wahrscheinlich mehr angestrengt als 1Stunde Laufen gehn. Im nachhinein wird mir immer mehr bewusst was mir die Krankheit alles genommen hatte: das unbeschwerte Leben, die Zeit mich mit Freunden zu treffen, raus zu gehn und die Energie für Sport und Freizeit.

Deine Ärztin hat anscheinend keine Erfahrung, oder Wissen über die Krankheit Bulimie, denn in den wenigsten Fällen handelt es sich dabei um eine Phase. Viele schleppen das Jahre oder Jahrzehnte lang mit, mal stärker ausgeprägt und mal schwächer. Ohne wirklich den Willen und eventuell auch Unterstützung beim Aufhören kann die B wirklich fatale Auswirkungen haben. Nicht nur seelisch, oder das man sich mehr zurückzieht, sondern auch körperlich.

Also du bist hier vollkommen richtig und solltest die B auch nicht herunterspielen, brauchst aber keine Panik man kann es schon raus schaffen!!
Trotzdem versuch es mal bei einem anderen Arzt. Das ist nämlich nicht wirklich die einfachste Krankheit zu behandeln, weil sie meist nicht so akkut auf den Arzt wirkt, da man ja noch alles machen kann, und weil sie nicht mit ein bisschen im Bett liegen und Pulver nehmen geheilt wird.

ganz liebe grüße von mir, und falls ich dir noch irgendwie weiterhelfen, oder irgendwelche fragen beantworten kann, einfach sagen.
Zuletzt geändert von Jersey am Sa Nov 05, 2011 18:55, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Bin ich wirklich Essgestört??

#3
Vielen vielen Dank für Deine Antwort....oh man, ich finde es echt erstaunlich wie gleich bei manchen diese Krankheit abläuft...z.B. dieses planen...ich mein man guckt es sich ja nicht ab, ich habe damit nie was damit am Hut gehabt...es kam einfach so...

Es gibt bei mir auch wirklich niemanden der es weiß....mein Bruder hatte es mal vermutet. Er wohnt bei unserem Papa, auf deren Katzen ich mal fast 1 Monat aufgepasst habe weil er verreist war. Also morgens und abends füttern, Katzenklo etc. Da habe ich jeden Morgen als auch mein Bruder auf Arbeit war übertrieben gefrühstückt um danach wieder alles auf dem Gästeklo zu erbrechen. Da ich auch auf die Arbeit musste hatte ich nicht soviel Zeit um es komplett spurenlos zu hinterlassen. Aber durch meine Ausreden usw. hab ichs wieder aus seinem Kopf kriegen können.

Auf meine Ärztin bin ich jetzt irgendwie total sauer...weiß auch nicht vllt ist es ihr einfach egal. Wüsste jetzt auch nicht wo ich hingehen soll. Sie kenne ich halt seit vielen Jahren....und einfach zu nem Psychodoc gehen....hmm...
Weiß nicht wieso aber hab das Gefühl da wäre ich fehl am Platz, gibt ja Menschen die echt größere Probleme haben.
Aber einfach damit aufhören geht irgendwie nicht, ich kann mich einfach nicht beherrschen und die Angst zuzunehmen ist unbeschreiblich groß.

Es fühlt sich echt komisch an - irgendwie total gut - hier zu lesen dass ich Fragen stellen kann, ich hier genau richtig wäre usw...denn eigentlich schäm ich mich ja dafür und verstecke es. Aber offen darüber zu schreiben ist echt ein mega Schritt irgendwie. Fühlt sich zumindest so an...

Danke