Liebe Sunshine, stelle eben fest, dass wir gar nicht so weit entfernt wohnen...
der Stressfreiheit
... sind viele ES-freie Phasen zu verdanken, das stimmt, da hast du recht. Ich habe mich "früher mal" immer wieder selbst der Illusion hingegeben, ha, wenn es in einem Urlaub, selbst nur an einem verlängerten Wochenende klappt, bin ich quasi raus, dann hab ich das viel gerühmte "Packende" erwischt und lass es nicht mehr los. Pustekuchen, Alltagleben und der ganz normale Arbeitswahnsinn sind halt ne völlig andere Schiene. (Genau deshalb schrecke ich auch nachhaltig davor zurück, mir Ehemaligenbeispiele hier im Forum zum Beispiel zu nehmen, die den Sprung aus der ES durch einen Komplettbruch mit der "Leistungsgesellschaft" "geschafft" haben - - auszusteigen und vom Geld anderer zu leben, und sei es von dem des Männes, ist für mich erneut eine Flucht, und zwar eine totale - nicht nur ein stundenweises Ausklinken an den Fresstöpfen. Meine Meinung, streng subjektiv, musste ich nur mal kurz hier los werden.)
- Ich glaube inzwischen, das Gehirn wird nach einer bestimmten Zeit konditioniert auf bestimmte Koppelungen - bei mir koppelt es z.B. den Gedanken "Freitagmittag, Wochenende!!" automatisch mit "fein, heute abend FA!" Pawlowscher Reflex. Entsprechend auch umzupolen, WENN FRAU DENN MAL DIE KONSEQUENZ AUFBRÄCHTE....
Deine REISE - Hey Miss Sunshine, das sollte !!! nicht !! grätzig rüberkommen, ich bewundere dich TOTAL für deinen Mut und gestehe, dass ich offen neidisch bin!! Das klingt SO SPANNEND!!, und danach ist alles OFFEN!! Ich selbst war zu solchen radikalen Brüchen bisher nie fähig, habe aber ehrlich gesagt auch nie das Bedürfnis danach verspürt. Mir reichten gewisse Studienortswechsel und letztens ein kompleter Berufsneustart (war ich ehrlich aber auch ganz stolz drauf!

) - startete meine persönlichen Veränderungen lieber im vertrauten Umfeld, bei allzu viel Neuem fühle ich mich entwurzelt. Sehe aber halt so viele "normale" Leute um mich rum, die in gleichfalls fragwürdigen, nicht glücklich machenden Situationen verharren, ohne sie überhaupt mal zu hinterfragen. Immerhin, da sind wir doch einen Schritt weiter

?!
Deine Idee, in eine WG zu ziehen, finde ich gut, sunshine. Bist du jemand, dem Kontrolle gut tut? Bei mir ging das leider damals in Studizeiten voll nach hinten los, hab auch in WGs nach kurzer Zeit zu fressen angefangen und irgendwann eingesehen, dass ich besser allein leb, das Gefühl der Beobachtung erzeugte bei mir nur neuerlichen Druck. Da ist aber jede anders gestrickt, zusammenwohnen ist insgesamt (wenn´s mit den richtigen Leuten ist) ja schon ne schöne Sache, die Gesellschaft vereinzelt schon genug.
Was dein Therapeut sagt - mit dem "normal" - hui, DAS KENNE ich!, liebe Düsseldorferin: Mein letzter Thera bemerkte ungefähr das Gleiche, als ich in einem akutem Schub von anorektischer B. (so gut wie GAR nichts mehr im Balg behalten - Psychostress und Komplettüberlastung im letzten Job!) vor ihm saß und er mir nach einem kurzen Vorgespräch schon auf den Kopf zusagte: "Verzweifelt wirken Sie nicht auf mich." Ich antwortete ganz ehrlich und ohne nachzudenken: "Nein - ich fühle mich auch nicht verzweifelt. Eher - ratlos." Auf dieses ratlos kam ich spontan, es war und ist auch keine Lüge. Ratlos darüber, dass sich das Leben allgemein so funktionierend und (was mich angeht) befriedigend in allen Bereichen einrichten lässt und der ES doch weiterhin ein Plätzchen darin eingeräumt bleibt.
Und noch ratloser macht mich immer wieder, dass auch dieser letzte Rest zwischenzeitlich über Jahre verschwunden war. Es war - irgendwie - lange Zeit kein Thema mehr.
Ja - Ratlosigkeit.
Ratlos in Westfalen.
