dran bleiben, aber wie?

#1
Ich bin jetzt seit fast einer Woche im Urlaub und es ist alles so toll hier. Mit meinem Freund läuft alles super, das Wetter ist gut und die Landschaft wunderschön. Ich hab seit langem endlich mal wieder das Gefühl, richtig gerne zu leben und nicht ständig die Zeit totschlagen zu müssen. Das hat allerdings seinen Preis: Mit der Bulimie konnt es nicht so weitergehen wie vorher (zur Information an alle die mich nicht kennen: Ich konnte GAR nichts mehr bei mir behalten und hatte täglich mindestens eine FA) Ich esse hier 3x täglich (worauf ich an sich stolz bin), allerdings kann ich zwischendurch einfach nicht aufhören, Kleinigkeiten (hauptsächlich Obst und Gemüse) zu essen. Durch die Bulimie hatte ich immer noch die Kontrolle über mein Essverhalten (wenn ich erbrochen habe, hab ichs geschafft sehr wenig oder gar nichts zu essen), aber seit ich regelmässig esse, hab ich das Gefühl, viel zu viel zu essen. Ich bin zwar noch im UG, aber wenn das so weiter geht, werd ich wahrscheinlich schnell zunehmen - was mir Angst macht.
Mein Körper verändert sich gerade total, mein Bauch ist total dick und aufgebläht und ich konnt seit ner Woche nicht mehr aufs Klo gehn. Habt ihr da irgendwelche Tipps oder könnt ihr mich irgendwie beruhigen?
Ich hab ausserdem total Angst, dass ich, sobald ich zuhause bin und wieder auf die Waage stehe, wieder in mein altes Muster zurückfalle und die zugenommenen Kilos wieder loswerden möchte.
Bitte ermuntert mich ein Bisschen, dran zu bleiben! :)
Zuletzt geändert von Lenchen+- am Di Aug 30, 2011 13:59, insgesamt 1-mal geändert.

Re: dran bleiben, aber wie?

#2
Hey!!

Erstmal: Genieß deinen Urlaub!!! Versuch, nicht übers Essen nachzudenken und erfreu dich einfach an den schönen Dingen des Lebens! ;-)

Und wegen dem Gefühl, zu viel zu essen: Ich hätte nicht mehr geglaubt, was für Berge ich essen kann, ohne dabei zuzunehmen! Und auch, wenn ich mich oft voll fühle... Ich ess jetzt seit 3 Monaten normal, sollte eigentlich auch eher zunehmen, weil ich leicht im UG bin, und ich hab trotzdem kein Gramm zugenommen! Mach aber trotzdem nicht den Fehler, dich auf die Waage zu stellen und dich damit evtl. zu demotivieren, das spielt sich schon alles ein!

Auch, dass du aufgebläht bist ist normal... Ich hab mich deshalb auch oft dick und fett gefühlt, dein Magen ist aber einfach nicht mehr "normales" Essen gewohnt! Geb ihm und dir Zeit, sich wieder dran zu gewöhnen, dann normalisiert sich auch das wieder! ;-)

Also keine Panik, sei lieber stolz auf dich, dass es so gut klappt und versuch dir das auch nach deinem Urlaub beizubehalten! Bis dahin: VIEL SPASS!! ;-)

Re: dran bleiben, aber wie?

#3
Hi
Danke für deine Antwort, hat mir zunächst auch ein Bisschen Mut gemacht... Allerdings hatte ich nicht das Glück, davon nicht zugenommen zu haben^^
Mein Urlaub war noch richtig, richtig schön :) 1x hab ich zwar erbrochen, aber im Gegensatz dazu, wies davor lief auf jeden Fall ein riesen Erfolg. Allerdings ist genau das passiert, was ich schon befürchtet hatte: Nach Hause gekommen, auf die Waage gestanden, Panik bekommen und FA gestartet... Und die Tage wars jetzt fast wieder so schlimm wie vor dem urlaub... =( Alleine bekomm ich das einfach nicht hin, ich hab das Gefühl, ständig jemanden (meinen Freund) um mich haben zu müssen um es einigermaßen hinzubekommen.. Es hilft schon, wenn ich mir jeden Tag einiges vornehme, allerdings fehlt mir da meistens die Motivation dazu =/ Aber kann das denn überhaupt die Lösung sein? Ständige Ablenkung? Oder braucht das jeder am Anfang?

Re: dran bleiben, aber wie?

#4
Hey du!

Ich würde dir echt empfehlen, die Waage erst mal zu verbannen! Du setzt dich nur unnötig unter Druck. In dem Moment, wo du auf die Waage steigst, kannst du doch sowieso nichts an deinem Gewicht ändern! Und durch einen FA 10 mal nicht! ;-) Versuch lieber, dich gesund und ausgewogen zu ernähren, dann wird sich auch dein Gewicht wieder in einem normalem Bereich einpendeln. Und dass es erst mal raufgeht ist völlig normal, war bei mir ja auch so, das ist aber auch wieder runter. ;-) Aber jeder Mensch ist eben verschieben (zum Glück!) und jeder Körper reagiert anders und so braucht es bei andren eben auch mehr Zeit.

Ablenkung ist auf jeden Fall immer gut, klar kennt auch jeder den inneren Schweinehund und man kann ich manchmal auch nur schwer aufraffen (ich hab grad z.B. auch keine Lust, jetzt Gassi zu gehen, weil ich grad ziemlich müde werd, wenn ich dann aber erst mal draußen bin find ichs doch wieder schön :-)), aber meistens lohnt es sich! Und abends kann man auf einen ausgefüllten Tag zurückblicken anstatt auf einen verschwendeten mit FA und allem drum und dran... Es ist doch wichtig, dass du lebst! Und nicht die ganze Zeit ans Essen, Gewicht usw. denkst. Du hast doch bestimmt auch Hobbys, denen du nachgehen kannst... Du sollst dich nicht dein ganzes Leben lang "ablenken", sondern "normal" leben! Und Spaß bei den Aktivitäten haben, die du dir aussuchst!

Re: dran bleiben, aber wie?

#5
Habe gerade ein bisschen gelesen und stehe irgendwie vor der gleichen Frage: wann wird es besser, wann fühle ich, wenn ich satt bin, wann muss ich mich nach dem Nachtisch nicht mehr ablenken, wann geht das ganz automatisch? Muss das Gehirn erst wieder umlernen, sich an den neuen Rhythmus gewöhnen, man selbst Sichérheit damit erlangen? Vor 20 Minuten hätte ich die ganze Dessertpackung aufessen können, jetzt habe ich mich mit Internet abgelenkt und merke erst, dass ich schon satt bin....Für Tipps bzw Eure Erfahrungen damit wäre ich sehr dankbar, schönen Abend!

Re: dran bleiben, aber wie?

#6
@Wasserfee:
Was mir hilft, ist mich auszupowern beim Sport, solange bis ich wirklich nicht mehr kann. Danach bin ich viel ruhiger und gelassener und kann Essen dann auch wirklich genießen!
Beim Sport kann ich immer gut abschalten und die Gedanken ordnen und Druck ablassen...
Klar, das hilft nicht immer, manchmal gerate ich in so einen Wahn, da würde ich zum Supermarkt hinkriechen, aber auf die Dauer macht das schon viel aus!
Liebe Grüße Sed :)
Kinder dürfen nur leise weinen, damit sie keiner hört. Damit niemand merkt, dass sie gerade sterben. Kinder sterben leise und allein.

Re: dran bleiben, aber wie?

#7
Hallo ihr,

also bei mir sind es nun fast 3 1/2 Monate, dass ich den letzten FA hatte. Es ist sicherlich ein langer Prozess, bis sich alles wieder normalisiert und oft hatte ich schon das Gefühl, gerade nach dem Mittagessen hört es nie auf, dass ich einfach gerne weiteressen würde... Auch wenn ich ein normales Hunger- und Sättigungsgefühl habe, satt ist eben nicht gleich satt. Ich hatte zum Glück nie den richtigen Drang nach einem FA, aber oft bin ich einfach gefrustet, dass das Mittagessen schon wieder vorbei ist und unmotiviert, was anderes zu tun. Aber diese Tage werden immer seltener! Ich hatte jetzt z.B. ein super Wochenende mit wunderschönen Ausritten und Spaziergängen mit meinen Hunden! Und dann weiß ich wieder, für was ich das alles mache!! :D Es ist nicht einfach, aber es lohnt sich! Und ich weiß, dass ich nur so frei sein kann, Tag für Tag entscheiden kann, was ich gerne machen würde und nicht meine Zeit, Energie und Geld für die blöde ES verschwende!

Das Gehirn wird sich noch lange "erinnern", in welchen Situationen man früher einen FA gehabt hätte. Aber diese Erinnerung wird irgendwann schwächer und das Gehirn lernt wieder, dass es nach dem Essen mit anderen Dingen weitergeht! Und ich freue mich über jeden Tag, an dem es klappt, wie jetzt am Wochenende! :D

Sport ist in gesundem Maß natürlich auch super! Druck baut sich ab und man bekommt ein gutes Körpergefühl. Ich kann dabei auch immer gut den Kopf frei bekommen! Das gleiche gilt für rausgehen an die frische Luft, da fühlt man sich auch gleich besser, als wenn man den ganzen Tag in seinem Kämmerlein sitzt!

Im Endeffekt muss jeder selber rausfinden, was einem gut tut und was hilft. Ohne Ablenkung ist es am Anfang sicher schwierig, deshalb find ich es immer gut, wenn man nach dem Essen irgendwas macht, um wieder umzuschalten. Und wenn es nur Zähne putzen + Spülmaschine einräumen ist, das kann schon reichen, um wieder auf andre Gedanken zu kommen. Oder einfach bisschen Musik aufdrehen. Und früher oder später geht es auch wieder ohne das Alles! ;-)

Re: dran bleiben, aber wie?

#9
Liebe Mädels, ich bewundere Euch!!! jetzt hatte ich 5 Tage ohne FA, mühsam, aber doch sehr schön was den Rest des Lebens betrifft (Freund etc) und heute muss ich einfach wieder fresse, es zieht mich derart hin, furchtbar. Wie haltet Ihr diesem Druck stand? Bei mir kommt auch noch dazu, dass ich sonst was das Essen betrifft extrem unsicher bin und mir dieses ewige Gedankenspiel "ist das erlaubt oder nicht" schon sehr auf die Nerven geht. Liebe Grüße

Re: dran bleiben, aber wie?

#10
@ Wasserfee: Ich verstehs auch nicht, im Urlaub ging es mir so gut, ich hab mein Leben so genossen. (Fast) ohne erbrechen. Und sobald ich wieder zuhause angekomen bin, gings grad weiter. Normalerweise müsste uns diese positive Erfahrung doch motivieren, dran zu bleiben; endlich wieder normal zu leben. Aber stattdessen ist es mir momentan wichtiger, mein Gewicht "wieder in Ordnung zu bringen". Ich fühl mich mittlerweile selbst schon so oberflächlich :(
Hilft es dir denn auch, wenn andere bei dir sind? Oder wie hast die 5 Tage überstanden? Geh die Tage doch nochmal durch und schau, ob du festmachen kannst, an was es lag. Ich denk, jeder hat seine eigene Technik, mit dem Druck zu erbrechen klar zu kommen...
Aber bleib dran, ja? :)

Re: dran bleiben, aber wie?

#11
Hallo ihr,

ich glaube, der Knackpunkt ist, so einen richtigen Druck gar nicht erst aufkommen zu lassen! Das ist natürlich leicht gesagt, aber schwierig, daran aktiv zu arbeiten, weil er "einfach da" sein zu scheint. Wenn ich diesen richtigen Druck verspürt habe, konnte ich auch so gut wie nie standhaft bleiben! Es musste einfach sein... Aber seit Juni hat sich dieser wirklich kein einziges mal mehr aufgebaut! Ich hatte zwar oft Gedanken an einen FA, aber die sind kontrollierbar! Die simple Erinnerung daran, dass man früher in den Situationen ein FA gehabt hätte... Den Druck bau ich draußen und im Fitnessstudio ab und schaffe es immer mehr, ausgeglichener zu werden. Ich bin zwar oft auch noch etwas launisch, aber das ist dann eben so! Oft geht es einem dann auch besser, wenn man einfach irgendwas durch die Gegend schmeißt und schreit! Probierts mal aus, kann sehr befreiend sein! ;-)

Wenn ihr es wirklich wollt und bereit dazu seid, dann schafft ihr es auch, den Druck anderweitig abzubauen und ihn nicht mehr so groß werden zu lassen! Mit den Gedanken werdet ihr trotzdem zu kämpfen haben, aber die sind um einiges leichter unter Kontrolle zu bringen, als dieser Druck. ;-) Manchmal ist man aber vielleicht einfach noch nicht bereit dafür, es baut sich immer mehr Druck auf und man kann ihn einfach nicht anders loswerden als mit der ES... Die Erfahrung musste ich auch machen. Aber ihr dürft nicht aufgeben, es immer wieder zu probieren und irgendwann werdet ihr auch ganz sicher den richtigen Zeitpunkt und die richtige Einstellung finden! ;-)

Re: dran bleiben, aber wie?

#12
*seufz*...aber was ist, wenn man auf der Arbeit so einen Druck für einen FA bekommt?
Rausgehen kann ich nicht wirklich, Türen schmeissen, oder was zerschmeissen geht nicht (auch wenn der FA Druck genau dann kommt, wenn ich so richtig sauer und wütend und überhaupt bin....) da sind ja auch noch Patienten usw....
Klar bin ich in einer solchen Situation (letzte Woche) kurz raus in die Garderobe, bin da einige Male auf- und abgesprungen (die anderen müssen denken ich hab sie net alle - wobei das wäre mir noch wurscht) und dann SOS Notfalltropfen in 10facher Dosierung in den Mund gesprüht.
Das Ganze kann net zu lang dauern, ich muss ja wieder zum Patienten.
Und die innerlichen Agressionen, der Stress....all das hält sich dennoch sooo lang, bis sich dann doch die Gelegenheit bietet alles Essbare in mich reinzustopfen.

Ok, diesmal bin ich standhaft geblieben....immer noch unendlich sauer und wütend und hab mir einfach eingeredet, dass ich jetzt erst Recht nix essbares verdient hätte....eigentlich wäre ich aber am liebsten davon gerannt, wirklich joggen, nen Sack boxen und ja, am liebsten hätte ich alles was net niet und Nagelfest ist zu Boden geschmissen.

Ratet mir jetzt bitte keine Antiagressionstherapie...ich werd ja net ernshaft gewaltätig. Aber ich bin eben mega schnell auf Hundert und könnte mich ewig drüber aufregen. Meist wenn Dinge nicht so perfekt laufen, wie ichs gern hätte.


(und ich bin abartig perfektionistisch und finde es eigentlich schlimm, diese Macke auch anderen noch aufzwängen zu wollen.... :oops: :oops: :oops: )


Habt Ihr Ratschläge?

Re: dran bleiben, aber wie?

#13
Hallo,kenne auch diese Probleme, die im Job auftreten können. Bei uns ist zur Zeit so viel zu tun, dass ich gar nicht zum Nachdenken komme, wie eine Art Roboter agiere und alles nur rasch erledige, auch damit ich gar nicht erst zum Nachdenken komme, wie sehr mich diese Arbeit schon anödet und wie sehr ich mir etwas anderes wünsche. Gleichzeitig verstehe ich nicht, warum ich mir dann nichts anderes suche....Bei mir ist es meist so, dass ich 5 Tage ohne FA gut durchhalte, aber dadurch dass ich mir bzgl de rMengen dermaßen unsicher bin und wahrscheinlich viel zu wenig esse, ist es am 6. Tag mit der Kontrolle vorbei und ich kann die Nervosität und Anspannung nur durch einen FA abbauen; die Wahrscheinlichkeit am nächsten TAg dann wieder einen Fa zu haben ist leider sehr groß. Dann denke ich mir oft, es gibt im Leben nichts um das es sich zu kämpfen lohnt bzw dass mein Leben ohne die FA´s öde und leer wäre...