Hey Erdbeere,
ich möchte mich auch mal als stille Mitleserin in deinem Thread outen

Gerade weil ich das so sehr nachvollziehen kann, dass man da schreibt und schreibt und seine Gefühle preisgibt und auf Antwort hofft und meistens kommt doch nichts, weil alle nur lesen.
Dieses Dauerfressen, ich kenne es. Wenn man es nur ein zwei Tage macht, klar, dann nimmt man nicht zu. Nach ein paar Wochen vielleicht schon, und wenn man es monatelang macht, dann auf jeden Fall

Ich spreche aus eigener übler Erfahrung.
Und ich kann es voll und ganz nachempfinden, dass du nicht alles wieder loswirst, weil das Fressen selber schon so viel Kraft kostet und das Kotzen auch noch mal.
Ich war ja früher mal non-purging-Typ, und auch heute noch ist es eher so, eigentlich kotze ich nur mittelgroße FA, bei den ganz riesigen wird es mir viel zu viel.
Und du tust mir immer so leid, wenn ich lese, wie du in deinem Zimmer in Kübel spuckst, damit es keiner merkt.
Irgendwann ist doch dann in so einem Zimmer eine ganz schreckliche Atmosphäre.
Ich selber habe das noch nicht gemacht, aber wie eklig ich mich fühle, wenn ich in mein Zimmer komme und da steht verdrecktes Geschirr und haufenweise Essenspackungen, da ist ja der Kotzkübel noch eine zusätzliche Dimension.
Vielleicht hilft dir ja auch die schlichte Maßnahme ein bisschen, das Zimmer in Ordnung zu bringen, alles, was da nicht reingehört, rauszuschaffen, saubermachen, Bett frisch beziehen usw. Nach so einer Aktion fühle ich mich immer ganz anders, viel positiver, gesünder. Vorausgesetzt, ich bringe die Kraft auf, das zu machen

im Moment leider nicht so wirklich.
Dieses tagsüber funktionieren und eigentlich sogar glücklich zu sein und dann abends anfangen zu fressen kenne ich irgendwie auch.
Ich hocke dann abends da und habe das Gefühl, irgendetwas muss ich noch erledigen, bevor ich ins Bett gehe. Und ich habe dann echt den Zwang, meine Esserei durchzuziehen, und wenn ich nichts in meinem Zimmer habe, sogar noch warten, bis alle anderen im Bett sind, um noch mal in die Küche zu schleichen, und erst dann kann ich überhaupt schlafen gehen. Sonst sitze ich die ganze Zeit da und warte und schaffe es nicht, schlafen zu gehen.
Ich habe da noch eine Theorie dazu.
Vielleicht bist du ja nach diesem erfolgreich und wichtig sein auch irgendwie süchtig.
Und dann kommt der Abend, deine Droge verpufft, und du kriegst Entzugserscheinungen, und dagegen wendest du eben dein "Allzweckheilmittel" Bulimie an, genau wie gegen alle anderen Probleme auch.
Ich kenne das, irgendwann muss es für alles herhalten, egal ob es nun körperliche oder psychische Erscheinungen sind. Ich habe Kopfweh oder Bauchweh, ok, vielleicht hilft ja essen. Mich macht irgendeine Situation total fertig, hmm, vielleicht sollte ich erst mal was essen. Mir ist langweilig, du weißt schon...
Oje, das mit deinem WG-Kumpel, selbst der Verdacht ist ja schon irgendwie belastend, wenn man mit einem Menschen so eng zusammenhockt.
Wenn zwei Menschen mit einer Essstörung, von der beide offiziell nichts wissen, aber irgendwie ahnen, dann ist das irgendwie explosiv. Ich habe mehrere Freundinnen, die ich ein bisschen im Verdacht habe, aber alle so im Grenzbereich, dass es nicht unbedingt sein muss, und wenn ich mit ihnen zusammen bin, einmal war es ein gemeinsames Freundinnen-Wochenende, dann macht mich das immer ganz verrückt.
Oder auch mit meiner Mutter, vielleicht hast du ja schon in meinem Thread gelesen, was für Probleme ich mit ihr habe, weil sie ja auch ein bisschen Richtung Essstörung tendiert. Und dann machen wir uns auch immer gegenseitig wahnsinnig, wenn eine gerade in einer Weglass-Phase ist, und die andere gerade viel isst usw.
Eigentlich könnte ich ja das, was du Nightmare geschrieben hast, auch auf mich beziehen, aus der unguten Atmosphäre in meinem Elternhaus endlich ausziehen und mir was Eigenes suchen. Du hast so recht, und eigentlich war ich der Meinung auch schon, seit ich 15 oder 16 bin, und trotzdem mache ich es nicht.
Liebe Grüße und Gute Nacht
