Einsamkeit nicht mehr spüren!

#1
Hi ihr Lieben!

Ich weiß, dass ist ein sensibles Thema, aber vielleicht geht es ja einer von euch auch so wie mir.

Mir sagen die Leute immer, wie einsam ich doch sein müsste und wie ich das denn aushalten könnte den ganzen Tag. Aber ich spüre die Einsamkeit irgendwie gar nicht!

Ist das jetzt ein Schutzmechanismus angesichts der Tatsache, dass ich eigentlich total vereinsamt bin? Kann meine Psyche den überwältigenden Schmerz, der dahinter steckt einfach nicht zulassen und blockt ihn ab.

Ich besuche bald eine Tagesklinik und da komme ich ja auch wieder mit Menschen in Kontakt (EIN GLÜCK)!

Manchmal glaube ich, meine Seele lässt den Schmerz erst zu, wenn ich wieder Menschen um mich habe und dann zusammenbrechen kann.

Nähe war für mich meistens eine sehr enttäuschende Angelegenheit und so habe ich mich in die Einsamkeit gerettet, so als letzter Anker.

Aber ich war schon so oft einsam und alleine in meinem Leben, dass ich langsam glaube, für mich fühlt sich eher Nähe merkwürdig an als Einsamkeit.

Manchmal glaube ich, ich bin gar nicht mehr lebensfähig. Ich setze viel Hoffnung in die Traumaklinik, aber andererseits habe ich, glaube ich, auch eine scheiß Angst vor den ganzen Menschen da.

Ich bin es von meiner Familie her gewöhnt nur dann wahr genommen zu werden, wenn ich krank bin, ansonsten existiere ich irgendwie gar nicht. Das hat mir ein Verhaltensmuster eingebracht, was total deproduktiv ist, denn ich habe, so fürchte ich, mittlerweile den festen Glauben, dass ich nur existieren darf, wenn ich leide.

DAS IST SCHEIßE!

Ich kann's mir nicht gut gehen lassen und wenn mal was Gutes passiert, kriege ich sofort Angst, dass etwas total schlimmes passieren könnte.

Ich werde jeden Tag mit den Auslösern dieses Verhaltens konfrontiert (Die einzigen Menschen, die ich tagtäglich sehe sind meine Eltern und die haben das verursacht).

Ich hänge hier also in meiner Grundabhängigkeit rum, ärgere mich jeden Tag über ihr Verhalten aber krieg' sonst überhaupt nix geregelt. Ich hab' schon Angst, dass ich nicht mal die Tagesklinik schaffe.

Ich möchte einfach nur mal von jemandem geknuddelt werden, der mich so liebt, wie ich bin und mir nichts schlechtes will! Aber kann ich das überhaupt zulassen???

Gruss
Kitty
"Es ist nie vorbei, es geht nie zu Ende, es hört niemals auf, jede gute Tat, jede Heuchelei, es nie vorbei, es geht immer weiter, also gib nie auf [...]!"

Re: Einsamkeit nicht mehr spüren!

#2
Ich möchte einfach nur mal von jemandem geknuddelt werden, der mich so liebt, wie ich bin und mir nichts schlechtes will! Aber kann ich das überhaupt zulassen???
Gruss
Kitty[/quote]

Hallo Kitty,
hier kommt ein Kuddler von mir. Ich habe lange Arme, einen weichen Körper mit gemäßigten Rundungen. Komm her und schmeiss Dich ran. :) - in der Fantasie.
Ich hab' lange üben müssen, um die liebevollen Geesten der anderen Menschen zuzulassen. Dauernd hab' ich gedacht, dass die alle nur so tun, es nicht wirklich ehrlich meinen. Das waren aber meine Gedanken und Gefühle, nicht die der anderen. Du wirst geliebt...

Liebe Grüße sendet
Meta
Zuletzt geändert von Meta am Mo Apr 11, 2011 13:54, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Einsamkeit nicht mehr spüren!

#3
Hallo Kitty,
hier kommt noch ein Nachsatz:
Bei Wut und Groll haben keine anderen Gefühle platz. Deshalb sind Wut und Groll für mich gefährlich und lösen meist den nächsten Rückfall aus. Denn wenn ich mich nicht mehr fühle, dann brauche ich den Rückfallschmerz, damit ich nicht ganz in der Gefühllosigkeit verschwinde. Deshalb arbeite ich täglich daran, meine Gedanken in eine andere Richtung zu bringen.
Ich nehme z.B. telefonischen Kontakt zu anderen OA-Freunden auf und teile meine Einsamkeitsgefühle und meine Traurigkeit mit. Das Zuhören des Gesprächspartners ist wie eine liebevolle Umarmung.

Liebe Grüße von
Meta

Re: Einsamkeit nicht mehr spüren!

#4
Kittycat82 hat geschrieben: Mir sagen die Leute immer, wie einsam ich doch sein müsste und wie ich das denn aushalten könnte den ganzen Tag. Aber ich spüre die Einsamkeit irgendwie gar nicht!
Naja also bei mir ist die ES unter anderem dann stärker, wenn ich im Begriff bin mich Einsam zu fühlen... Also sozusagen als Verdrängungesmechanismus.
Ich fühle mich jetzt (mit ES) auch nicht einsam. Ich hunger oder kotze mir das ja weg... Ich fühle irgendwie sowieso nur sehr wenig, aber Einsamkeit gar nicht... Ich bin ja nicht einsam, ich hab eh die ES... weißt du was ich meine?
Ich könnte meine Einsamkeit gar nicht spüren, weil ich sie durch die ES an den hintersten Rand meines BEwusstseins dränge...
Es ist nicht genug zu wissen - man muss auch anwenden.
Es ist nicht genug zu wollen - man muss auch tun.

Re: Einsamkeit nicht mehr spüren!

#5
kleinerStern hat geschrieben: Ich fühle mich jetzt (mit ES) auch nicht einsam. Ich hunger oder kotze mir das ja weg... Ich fühle irgendwie sowieso nur sehr wenig, aber Einsamkeit gar nicht... Ich bin ja nicht einsam, ich hab eh die ES... weißt du was ich meine?
klar so geht es mir auch. aber merkt man nicht trotzdem in bestimmten momenten, dass man einsam ist? nur eben so durch watte, man fuehlt es vielleicht nicht direkt oder nur ganz schwach, aber es ist doch da und man weiss, dass es schlecht ist...?! und dass man es gern anders haette...
Enemies
They stick to my head
They run with my feet
I'm doomed to be bad

Re: Einsamkeit nicht mehr spüren!

#6
Ja ich weiß es ja eh... aber es stört mich eben auch nicht, weil ich es sowieso nicht fühle....

Und klar, ich denke, gerade wenn ich einsam bin greife ich noch "lieber" auf die ES zurück, weil ich mir dann 1. selbst leid tun kann (also jetzt eher unterbewusst als wirklich diesen Gedanken zu haben), 2. beschäftigt bin und 3. die ES mir irgendwie alle Kontakte "ersetzt"

Oh Gott ist das traurig :shock: :?
Es ist nicht genug zu wissen - man muss auch anwenden.
Es ist nicht genug zu wollen - man muss auch tun.

Re: Einsamkeit nicht mehr spüren!

#7
Kittycat82 hat geschrieben:Mir sagen die Leute immer, wie einsam ich doch sein müsste und wie ich das denn aushalten könnte den ganzen Tag. Aber ich spüre die Einsamkeit irgendwie gar nicht!
Hallo Kitty,

ich glaube, Du übersiehst etwas. Es gibt einen Unterschied zwischen "Einsamkeit" und "alleine sein". Nicht jeder, der viel alleine ist, fühlt sich auch einsam. Das ist individuell verschieden, wie viel Nähe jemand braucht. Wenn es Dir nichts ausmacht, alleine zu sein, ist das nicht gelich ein dramatischer Schutzmechanismus, sondern vermutlich einfach normal.

Anders herum gibt es schließlich auch Leute, die viel mit anderen zusammen sind un d sich einsam fühlen. Du siehst also, zwischen "alleine sein" und "Einsamkeit" besteht wenig Zusammenhang. ;)

lg

aire
Zuletzt geändert von aire am Di Apr 12, 2011 11:00, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Einsamkeit nicht mehr spüren!

#8
Hi!

Erstmal danke Meta für die liebe Umarmung, das hatte ich nötig.

Andererseits bin ich viel ins Grübeln gekommen. Ich bin tatsächlich schon seit dem Kindergarten ein Mensch der die Einsamkeit sucht. Ich glaube ich bin halt nicht so das Gruppentier. Trotzdem wünsche ich mir einen Menschen, mit dem ich alles teilen kann, aber das geht bestimmt allen so, oder???

Dieses in "Watte gepackt" nur Gefühle wahr nehmen kenne ich nur aus meinen akuten Magersuchtsphasen. Da war der Hunger und das daraus resultierende Gefühl so stark, dass ich alles andere um mich rum nur wie "im Nebel" wahrgenommen habe. War beinahe ein "tranceähnlicher" Zustand, würde ich fast sagen.

Irgendwie tauchen bei mir Einsamkeitsgefühle nur dann auf, wenn mich jemand direkt darauf anspricht. Als das Thema mal vor zwei Jahren meine Gruppentherapeutin ansprach, war ich erstmal total perplex und dachte "Welche Einsamkeit".

Naja, ich bin und bleibe wohl annormal!
"Es ist nie vorbei, es geht nie zu Ende, es hört niemals auf, jede gute Tat, jede Heuchelei, es nie vorbei, es geht immer weiter, also gib nie auf [...]!"

Re: Einsamkeit nicht mehr spüren!

#9
Kittycat82 hat geschrieben:Hi!
Naja, ich bin und bleibe wohl annormal!
Da ist dann wohl die Frage, "was ist normal"? Wenn ich so bin, wie die anderen wollen, dass ich sein soll?
Ich bin wie ich bin. Wenn ich nicht weiß, wie ich bin - und bei dieser Frage hab' ich an meinem tiefsten Punkt gestanden -, dann gibt es eine wunderbare Aufgabe: Mich zu suchen und zu entdecken, immer nur für Heute. Menschen, Blicke, Worte, die mir begegnen...zeigen mir den Spiegel vor. Nicht den Spiegel, in dem ich mich mit den Augen sowieso sehe, sondern den Spiegel meines Schattens, den ich nicht sehe. Und oft eben nicht sehen will. Wenn ich mich über das Verhalten oder die Worte anderer Menschen besonders aufrege und ärgere, dann habe ich den "Spiegel vorgehalten bekommen": Eine Eigenschaft, die ich auch habe, aber bei mir nicht sehen will - denn ich bin ja die G U T E!
Ich sollte mich mit diesen Eigenschaften liebevoll annehmen. - Üben, üben, üben - auch wenns weh tut.

Liebe Grüße sendt
Meta