Re: Was habt Ihr Euch für Schäden durch die ES zugefügt?

#21
klar hat die ES auch mich als person verändert. aber, das muß ich mal sagen, ich finde nicht immer zum schlechten. damit meine ich nicht all die situationen, in denen man aggressiver reagiert als "normale" oder in denen man lügen muss, um nicht entdeckt zu werden oder in denen man vorm spiegel steht und ein falsches bild von sich hat oder in denen man vor lauter hysterie den boden unter den füßen nicht mehr spürt oder in denen man menschen verletzt, die es nicht verdient haben oder oder oder...sondern:
es hat mich offen gemacht für das leid anderer. ich versuche menschen zu verstehen. ich schaue hinter fassaden. ich versuche den mensch zu erkennen und nicht das, was andere (oder er selbst) aus ihm machen wollen. mir hat es klar gemacht, daß es nicht nur schwarz-weiß gibt und daß menschen nicht von natur aus schlecht sind. ich grenze außenseiter nicht mit aus und ich gehe auf "unnormale" menschen gerne einen schritt zu. ich kümmere mich nicht um mode-, musik- oder sonstwas trends, ich scheiße auf die "uniformen" der unkonventionellen. für mich zählt der mensch. ich will die ES nicht loben, aber ich weiß nicht, ob ich ohne diesen leidensweg ähnlich drauf wäre.

Re: Was habt Ihr Euch für Schäden durch die ES zugefügt?

#23
dem schließe ich mich auch an ich habe auch erst bemerkt wie kreativ ich bin als ich die es bekam ..malen,basteln,Bücher schreiben,Dinge in der Natur sehen wo ich sonst dran vorbeigelatscht bin,anderen besser zuhören usw...das hat sich auch alles ddurch die es entwickelt..aber ganz ehrlich lieber hätte ich weniger von diesen Dingen als die ES bekommen da bin ich ganz ehrlich..

Re: Was habt Ihr Euch für Schäden durch die ES zugefügt?

#25
ich auch ;) aber da es nun mal passiert ist, müssen wir eben so schauen, was "gutes" bei rumgekommen ist. ich will nicht die letzten 15 jahre meines lebens als vollkommen sinnlos ansehen müssen. versteht ihr, wie ich das meine? wenn ich KÖNNTE, würde ich sofort die zeit zurück drehen...aber ich kann's nicht...

zum thema fällt mir noch was ein: da ich mit 13 mit dem hungern angefangen und das jahrelang konsequent durchgezogen habe, habe ich so gut wie keine oberweite. meine schwester und ich sind uns sehr ähnlich (äußerlich). sie hat also die figur, die ich hätte, wenn ich mit beginn der pubertät nicht in eine ES gerutscht wäre...da bin ich schon manchmal ein wenig neidisch...man kann zwar zunehmen, aber nicht da..

Re: Was habt Ihr Euch für Schäden durch die ES zugefügt?

#26
ich nicht :( weil die Depri dadurch verstärkt wurden, meine Sichtweise eingeschränkt, Tunnelblick und ich mich viel weniger konzentrieren kann..die ES bringt mir nur Scherereien und hat vieles in meiner family kaputt gemacht was nicht mehr reversibel ist.
Ich kann euch sehr gut verstehen, wenn ihr die Vorteile nennt, aber ich kann sagen, dass wenn man zb mehr als 20 Jahre schon so krank ist, die Vorteile mit der Zeit schwinden, weil die in Wirklichkeit wie Fata Morganas sind. Sorry, aber mich macht sie nur kaputt -.-
Zuletzt geändert von light-up am Fr Feb 18, 2011 9:33, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Was habt Ihr Euch für Schäden durch die ES zugefügt?

#27
ach liebe light up, da werde ich ja ganz traurig, wenn ich das lese.

es vorteile zu nennen, wäre zu viel gesagt. wir haben ja alle auch geschrieben, daß wir gerne auf das ein oder andere hätten verzichten können. je länger ich in der ES drinsteckte, desto größer wurden auch bei mir die depressionen. an manchen tagen war es so schlimm, daß ich nicht mehr aufstehen konnte, weil die last der ganzen welt mich niedergrdrückt und mir die luft zum atmen genommen hat. ich habe ein ganzes semster deswegen in den sand gesetzt, weil ich einfach nicht mehr konnte. irgendwann kam ich an den punkt, an dem ich begriffen hatte, daß nur ich was ändern kann. und wenn ich nichts ändere, wird alles immer und immer schlimmer, bis ich mich ganz auflöse. das wollte ich nicht! ich wollte leben! ich habe mir dann endlich, nach 14 jahren leiden eine thera gesucht und mich mit ihr zusammen durch das ganze knäuel gekämpft, bis ich alle fäden entwirrt hatte. ich kann z.b. sagen, daß es meiner familie gut getan hat. ich war sonst immer nur die kranke, die einfach nicht normal isst und damit die familie zerstört. ich habe mich daraus befreit und gezeigt, daß nicht nur ich krank, sondern daß die strukturen bei uns in der familie krankmachend waren! wir haben mittlerweile alle ein ziemlich herzliches verhältniss. wenn man aus dem, ich nenn es mal, gröbsten raus ist, dann schaut man zurück und denkt sich "naja, dieses leiden war immerhin nicht ganz sinnlos". mir hilft der gedanke. inwiefern sind die "schäden" bei deiner familiy denn irreversibel?

du kommst auch sicher irgendwann an den punkt, an dem du innehalten kannst und dir sagen kannst "puh". natürlich macht einen die ES kaputt, aber es besteht auch die möglichkeit, daß man sie hinter sich lassen kann!! man muss es leider nicht nur wollen, sondern auch ekelhaft zäh um jedes quentchen besserung ringen. das haben andere auch schon geschafft. warum also auch nicht wir?!

alles wird gut!

Re: Was habt Ihr Euch für Schäden durch die ES zugefügt?

#30
@hanne

du, aber ich glaube, ich kann mich mit ruhigem Gewissen aufgeben. Ich kann damit leben, wirklich! Weil dagegen ankämpfen raubt mir mehr Kraft und ich gestehe auch, dass es für mich keine Hoffnung gibt. Ich sehe das nicht melancholisch, ich bin froh, dass ich realistisch bin und mir die ES eingestehe. Mir kommt sie wie ein Virus vor, den man nicht mehr loswird, der sich dann ausbreitet und dann mein Immunsystem lahmlegt oder so ähnlich. Mir gehts gut :) Ich sehe meine Fehler, ich habe ES, das wird auch so bleiben. Weisst, ich wurde adoptiert mit 3 Jahren, ich wurde geschlagen viele Jahre, ich habe vieles geschafft, ich habe PTBS und schwere Depression reaktiv. Ich gestehe alles, ich sehe die ES als meine Schuld, ich wollte früher magersüchtig werden und das mit vollem Bewusstsein und Verstand.

Ich bin hier im Forum und ich muss mir widersprechen: ich will dagegen ankämpfen weil ich glaube, dass vlt. doch ein bisschen Hoffnung besteht, da rauszukommen.

Man fragt mich halt im falschen Moment, denn jetzt sehe ich keinen Ausweg.
Später sollte man mich wieder fragen.

So, genug mit Melancholie ;)